Pen & Paper - Spielsysteme > Savage Worlds Archiv

Re: Savage Worlds - Small Talk

<< < (25/91) > >>

Zornhau:

--- Zitat von: Hamf aus der Dose am 26.11.2008 | 18:21 ---Einfach mal beim nächsten Spieltermin die Runde 30 Minuten basteln lassen?
--- Ende Zitat ---
Das Problem, was ich damit habe: Meine Spieler basteln nicht so sorgfältig und routiniert wie ich inzwischen. Somit lasse ich sie nur dann basteln, wenn es sich wirklich um "Massenfertigung" handelt, wo es auf akkurate Einzelmodelle, die meinen selbstgestellten Papiermodellierungsqualitätsansprüchen genügen müssen, nicht so ankommt, wie viel mehr auf die schiere Anzahl.

Wenn man 500+ Orks auf seine Papierszenerie loslassen möchte, dann darf man schon ein paar Abstriche in der Sauberkeit der Modelliermesserführung oder beim Kleben machen. Bei weit weniger zahlreich eingesetzten Modellen gebe ich aber schon mehr Achtsamkeit auf die Modellierungsqualität.

Noch kritischer: 3D-Papierszenerien. Da gibt es auch Unterschiede. So verwende ich für Necropolis gerne nur in schwarz-weiß ausgedruckte Szenerien, weil das einen deprimierenderen, kälteren Kontrast zu den farbigen Ordenskriegern, Panzern usw. setzt.  -  Im Fantasy-Umfeld oder bei Deadlands nehme ich gerne farbige, lebendige Szenerie. Ausnahme: Evernight - dort, wo alles WIRKLICH dunkel ist, da passen die z.T. kräftigen Farben der meisten 3D-Szenerie-Bausätze nicht in meine Vorstellung der Optik. Daher habe ich für Evernight auch das meiste in Schwarz-Weiß ausgedruckt.

Ich lasse die meisten 3D-Papierszenerien nicht von meinen Spielern schneiden, und schon garnicht zusammensetzen. Das ist einfach eine Erfahrungssache, ob man mit dem Modelliermesser so fit ist, daß man freihändig und SCHNELL die kompliziertesten Formen ausschneiden kann, ob man das Verhalten der unterschiedlichen Klebemittel so einschätzen kann, daß man den Zusammenbau korrekt vom Timing hinbekommt.

Ich hatte auch schon zu Deadlands-Zeiten die Cardstock-Cowboys verwendet, dann recht bald die Whitewash-City-Western-Gebäude. Doch so richtig in die Papierszenerie eingestiegen bin ich erst mit Savage Worlds, mit solchen Settings wie Evernight oder 50 Fathoms. Die besonderen Kreaturen dieser Settings gibt es eh kaum als Miniaturen zu kaufen, und sie wären mir bei den groß angelegten Kampfszenen, die ich gerne nach dem normalen SW-Kampfsystem spiele (d.h. ohne dafür das Massenkampfsystem zu bemühen - das spare ich mir für RICHTIG große Armeen auf), auch zu teuer gekommen.

Papierminiaturen haben einen großen Nachteil: wenn man draußen spielt (auch bei ZeltCons geht bisweilen ein reges Lüftchen durchs Zelt), dann fliegen die Teile weg, wenn man sie nicht mit Büroklammern unten beschwert hat. - Ansonsten sind die Papierminiaturen auch bei leichter Papierqualität ausgesprochen robust. Verknitterte kann man schnell wieder zurechtpressen, man kann sie gut in selbstgefalteten Papierboxen stapeln (ich habe gerade für Necropolis immer "sortenreine" Boxen mit je 200 Zombies oder 200 Skeletten usw. um schnell mal eine ansehnliche Menge Gegner auf die Battlemap schütten zu können - das ist AUCH "Horror" für die Spieler, nicht für den Spieleiter, denn SW erlaubt ja das anstrengungslose Führen solcher Mengen an NSCs ohne auch nur einen Stift in die Hand zu nehmen oder großartig Werte nachschlagen zu müssen).

Papierminiaturen sind auch praktisch, wenn man "Flieger" in der Gruppe hat. Man kann sie nämlich mit einer Büroklammer an einen Ständer oder ähnliches klemmen um die aktuelle Flughöhe festzuhalten und einfach mit dem Maßband die Reichweiten bestimmen zu können. (Alternative: Pokerchips für die Höhe drunterstellen, weiß als 1", rot als 10" und blau als 100" hat bislang für jeden Raumkampf oder jeden Luftkampf von Engeln und Insektoid-Dämonen gereicht.)

Ich mache mir für unterschiedliche Zustände aus Papier einfache, aufsteckbare Marker. Für Shaken verwende ich, wenn ich die Figuren nicht einfach hinlege oder - besserer Tip bei Trifolds - einfach auf den Kopf stelle (dann nehmen sie noch genauso viel Platz weg, sind aber ganz klar als Shaken zu erkennen), einen aufsteckbaren Smilin' Jack Marker. Für Charaktere unter der Erde mittels Burrow-Power oder mit entsprechender Rasseneigenschaft einen Marker mit einer Schaufel darauf. Für Wallwalker einen mit Spinne. Usw. - Die steckt man einfach auf die Trifold-Figur auf und die halten aufgrund der zwei Einschnitte, so daß sie auf zwei Seiten des Trifolds aufsitzen, auch sehr gut beim Bewegen.

Papierminiaturen kann ich auch schnell mit Namen von Charakteren oder mit Nummern, Spielwerten, Einheiten-Abzeichen usw. beschriften. Selbstgemachte leicht VOR dem Ausdrucken, andere mit feinem Bleistift auch nach dem Ausdruck.

Ich MAG Papierminiaturen und Papierszenerien im Rollenspiel (wo es paßt, also bei DL oder SW, aber nicht bei Engel oder HeroQuest).

Falcon:
geht es denn wirklich ums Mitbasteln (das ist vielleicht nicht das große Problem, wenn man die Spieler am Wickel hat wie Hamf es vorschlägt, obwohl das auch blöd ist, wenn sie vielleicht gar nicht möchten) oder nicht ums selber Basteln? Dabei sind die Figuren sogar wohl nur eine Metapher dafür, wieviel Aufwand man sich für eine Runde macht oder überhaupt machen muss.
Ich meine, Zornhau, bist du dafür verantwortlich, daß bei euch FigureFlats auf den Tisch kommen und das, im übertragenen Sinne, die Runde läuft und alle anderen lehnen sich zurück?
Ich möchte für sowas nicht verantwortlich sein, schliesslich spielt man ja zusammen.   

Wir hatten zum Teil nervigen Ärger mit Würfeln oder falschen Figuren wenn man mal mehr als 3 unterschiedliche Gegnertypen gebraucht hat.
Zum Teil sind die Abenteuer bei uns von den SLs schon verdammt gut vorbereitet (Dungeon Maps, Handouts), das kann ich nur loben, aber manche Dinge betreffen doch irgendwie alle. Und manchmal fühlt man sich dann wie ein Vertreter und nicht wie ein Mitspieler.

Zornhau:

--- Zitat von: Falcon am 26.11.2008 | 19:51 ---Ich meine, Zornhau, bist du dafür verantwortlich, daß bei euch FigureFlats auf den Tisch kommen und das, im übertragenen Sinne, die Runde läuft und alle anderen lehnen sich zurück?
--- Ende Zitat ---
Ja.

Ich empfinde das meist nicht als "Arbeit" oder gar als "Mühe" (bei den meterweisen Stadtmauer aus immer denselben Bauteile, da war das schon stumpfsinnige Arbeit - und nicht mal einfach zu bauen!), sondern da mir Savage Worlds die Vorbereitung von NSCs und damit von Szenarien so dermaßen leicht macht (10 Minuten für 8 Stunden Spielsitzung reichen meist aus - wenn ich es sehr sorgfältig machen will, nehme ich mir eine halbe Stunde), kann ich auch mal was Basteln.

Die Szenerie wird von meinen Spielern geschätzt - was mir gefällt. Und ICH SELBST bin halt auch schon durchaus Stolz, wenn ich ein an Apocalypse Now! angelehntes Necropolis-Szenario mit Kirchen-Hovercraft-Modellen ausstatten kann, die jedes 5-6 Stunden Bauzeit gedauert haben. Das sieht einfach cooler aus und fördert ungemein die "Immersion" in das Geschehen.

Gute Szenerie ist der Kristallisationskeim für lebhafteste Vorstellungsdetails. Man sieht viel mehr als das, was man auf der Battlemap sieht. Aber wenn die Battlemap überhaupt nichts bietet, an dem sich die eigene Vorstellungskraft entlang austoben kann, dann ist die "Eintauchtiefe" eher mäßig. - Show, don't tell! - Das gilt auch gerade für spannende Kampfszenen.

Wozu beschreiben, daß um die SCs herum Hunderte Verbündete gerade niedergemäht werden, wenn man es ZEIGEN, wenn man es AUSSPIELEN kann und das auch noch spannend wird, weil durch das Spielen der Verbündeten durch die Spieler deren Geschick auch noch in ihren eigenen Händen liegt - die Spieler entscheiden, ob eine Truppe zur Rückendeckung verheizt wird - eine Truppe, bei der sie mindestens die Kommandeure persönlich kennen, z.T. mit diesen schon REALE Jahre im Spiel erlebt haben, und die nun aufgrund der sinnvollsten taktischen Entscheidung den "Airbag" gegen den Anprall der Gegner spielen müßten. Wenn nicht den Spielern schnell etwas BESSERES einfällt, was die guten Kampfgefährten noch retten könnte UND die Gegnerhorden aufhalten könnte. Und hier kommen ROLLENSPIELERISCHE, CHARAKTERSPIELERISCH motivierte Entscheidungen in Kampfszenen mit Hunderten Beteiligten, die mich einfach nur begeistern. - Das ist der große Unterschied zwischen kalter Tabletop-Taktik und dem Mitfiebern, der emotionalen Beteiligung der Spieler bei solchen z.T. recht aufwendigen Kampfszenen.

Und da ich solche Szenen gerne mehr sehen möchte, bastele ich auch gerne mehr Figuren und mehr Szenerie, wenn ich dafür die Bartträger bei "300" als Schlappschwänze und Weicheier im Vergleich mit meiner Spieler Charakteren erleben kann.

Meine Spieler müssen nicht basteln, solange sie von den gebastelten Szenerien und Figuren weiterhin den begeisternden Gebrauch machen, der mich die Aufwände, die ich da reingesteckt habe, vergessen läßt.

Falcon:
ich teile deine Ansicht auf Immersion völlig aber hälst du das für universell oder ist das nur ein Spielgeschmack? Könnte eine richtig gute Szenerie also auch stören?

Was das selber basteln, machen und tun betrifft: Nur stolz auf mich zu sein, daß ich  mit dem Aufwand zufrieden bin finde ich im Endeffekt dennoch unbefriedigend. Da teile ich deine Ansicht also gar nicht. Du hast Recht, man muss seinen Mitspielern schon mal sagen, wenn die anderen etwas gut gemacht (oder nur gemacht) haben. Daran muss ich mich auch öfter erinnern. Man muss den Spielern auch Intime vermitteln wie toll ihre SCs sind, zu viele SLs nutzen zu viele Mary Sues.
Ich möchte schon, daß jeder etwas zum Gelingen einer Runde beiträgt. Das kann man auch nur durch einfache Begeisterung erreichen mit denen man andere anstecken will, wie du auch sagst. Das ist für mich auch "Aufwand in eine Runde stecken".
Was ich gar nicht mögen würde wären passive Spieler oder das Gefühl zu haben der Rest erwartet jetzt irgendwie bespasst zu werden und man selbst bekommt nichts zurück, ausser das Recht sich ebenfalls bespassen zu lassen.



--- Zitat ---Und da ich solche Szenen gerne mehr sehen möchte
--- Ende Zitat ---
Na, ich hoffe deine Spieler wollen sowas auch sehen. Denn darauf kommts ja an. Alle müssen auf derselben Welle schwimmen. Ich fände solche Szenen auch geil aber von (manchen) anderen Mitspielern würde ich nur schief angeguckt.
Emotionale Beteiligung könnte ich durch Taktik bei uns z.b. nie erreichen. Zumindest vermittelt man mir den Eindruck (bzw. sagt das auch). Ich versuche allerdings weiterhin das Gegenteil zu zeigen. Dazu brauchen wir aber auch erstmal mehr langjährige NSCs.

Zornhau:

--- Zitat von: Falcon am 26.11.2008 | 21:24 ---ich teile deine Ansicht auf Immersion völlig aber hälst du das für universell oder ist das nur ein Spielgeschmack?
--- Ende Zitat ---
Das ist natürlich eine Geschmacksfrage. - Man kann auch ohne jegliche Szenerie intensives Eintauchen hinbekommen - aber das erfordert dann viel mehr filigranes Spinnen eines konsistenten Weltengewebes. Bei Engel helfen die vielen Bilder in den Büchern und auf den Arkana-Karten für ein leichteres Visualisieren und somit auch ein Eintauchen.


--- Zitat von: Falcon am 26.11.2008 | 21:24 --- Könnte eine richtig gute Szenerie also auch stören?
--- Ende Zitat ---
Nein. Auf keinen Fall. - "Richtig gut" KANN NICHT stören. - Eine unpassende Szenerie, eine dahingeschluderte - die schon eher.


--- Zitat von: Falcon am 26.11.2008 | 21:24 ---Was das selber basteln, machen und tun betrifft: Nur stolz auf mich zu sein, daß ich  mit dem Aufwand zufrieden bin finde ich im Endeffekt dennoch unbefriedigend. Da teile ich deine Ansicht also gar nicht.
--- Ende Zitat ---
Für mich sind die mit den Jahren immer komplexeren Fahrzeuge und Gebäude für meine Szenerien auch schon Herausforderungen für sich genommen. Diese bewältigt zu haben, macht für sich schon enorm viel Spaß. - Und dann kann man sie ja auch noch im Spiel verwenden. Also DOPPELTER Spaß.


--- Zitat von: Falcon am 26.11.2008 | 21:24 ---Na, ich hoffe deine Spieler wollen sowas auch sehen. Denn darauf kommts ja an.
--- Ende Zitat ---
Nein. - Wenn ICH leite, dann will ICH Spaß haben. Zu allererst. Vor allen anderen Gründen mache ich das, weil es MIR Spaß bringt. - Und daher kann und werde ich meine Vorlieben eben mittels positiven Feedbacks in den von mir geleiteten Runden fördern und alles, wovon ich lieber nichts an meinem Spieltisch sehen möchte, entsprechend mit negativem Feedback reduzieren.

Ich biete den Spielern eine Plattform sich als HELDEN zu erweisen. Das geschieht aber in MEINER Welt und somit werde ich auch meine eigenen Vorlieben hier zum Tragen bringen. - Ich bin KEIN willenloser Spielerbespaßer, der den "empowerten" Spielern devot ihre Wünsche erfüllt. Ich bin auch KEIN Despot und "Eisenbahner", der die Spieler in "seine tolle Geschichte" zwängt. Ich habe aber auch MEINE SPASSFAKTOREN, die im GEMEINSAMEN Spiel bedient werden müssen, damit ich nachher mit der Runde zufrieden bin.

Für mich soll Spielleiten Freude machen und nicht "Arbeit" und schon garnicht zu "SpielLEIDEN" verkommen.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln