Pen & Paper - Spielsysteme > Weitere Pen & Paper Systeme

Französische Rollenspielproduktion

<< < (5/107) > >>

Dirk Remmecke:

--- Zitat von: TAFKAKB am  8.07.2010 | 18:55 ---Vor allem wollen sie Profit. Und das könnte in der Tat schwierig werden. Dieser durchgehend farbige Graphikoverkill der französischen Spiele bedingt enorme Druckkosten. Das lohnt sich nur bei Stückzahlen einer deutschen Ausgabe, die mutmaßlich keines der fraglichen Rollenspiele absetzen würde.

--- Ende Zitat ---

Ein weiteres Argument ist, dass die französischen Spiele, bei aller grafischen Brillanz, auf der Regelseite so ihre Tücken haben. Ich habe oft auch von Franzosen gehört, dass sie in Sachen Regeldesign Defizite aufweisen. Es hat wohl seinen Grund, warum die englischen Versionen von In Nomine Satanis und Bloodlust (dt. Hyperborea bei Truant) mit neuen Regeln versehen wurden (oder werden sollten).
Mario Truant war durchaus mal interessiert an dem "wir-spielen-Drachen-und-Fabelwesen-in-der-heutigen-Welt"-Rollenspiel Scales, von dem INS/MV-Erfinder Croc . "Aber nicht mit dem Regelsystem!", sagte er mir mal auf einer Messe.

Die Stärke der Franzosen ist eindeutig das Settingdesign, und da sind sie uns inhaltlich oft näher als die amerikanischen Spiele, weil sie eben europäische Sehgewohnheiten bedienen. Oder, wenn sie sich mal an Hollywood orientieren, sie dies mit europäischem Augenzwinkern tun (Hellywood).

Dirk Remmecke:

--- Zitat von: carthinius am  8.07.2010 | 20:07 ---Prinzipiell ist das Problem wohl das, was schon Dirk angesprochen hat (ich hab's mal fett markiert):Letzteres wäre tatsächlich eine interessante Erklärung für zumindest den amerikanischen Markt - aber ist der gesamte englischsprachige Markt davon auch betroffen? Ist da nicht vielleicht auch die Produktpolitik das Problem, dass oft die fremdsprachigen Verlage selbst die englische Variante machen wollen (und damit auf die Nase fallen, wie z.B. Rackham) oder dem Lizenznehmer nicht erlaubt wird, das Produkt für den jeweiligen Markt anzupassen?
--- Ende Zitat ---

Das habe ich mit TSRs sich-selbst-im-Weg-stehen gemeint. AD&D fing erst an in Deutschland zu laufen - richtig zu laufen! - als Amigo die Gestaltung der Second Edition an den Standard anpasste, den DSA in Deutschland etabliert hatte: Einzelne Hefte in Boxen, geeignet für den Vertrieb in Spielwarenhandlungen und Kaufhäusern. (Und eine schicke steinerne Rahmenoptik, die sowohl DSA als auch Midgard hatten...)
Das ist nun das Gegenteil von opulenter Hardcover-Optik, aber es hat geklappt.

TSR hätte das nie erlaubt, da musste erst WotC kommen, die dank Magic in viel kürzerer Zeit eine viel größere Erfahrung mit ausländischen Märkten gesammelt hatten. Ryan Dancey war erschüttert gewesen, als er nach der Übernahme gesehen hat, wie groß der Auslandsanteil an TSRs Geschäften war - das hatten sie von MTG ganz anders erwartet.
Und Amigos Third Edition - jetzt schon als Hardcover - wurde trotzdem weiter in einer Box verkauft. Erst als Amigo D&D weiterreichte an Feder & Schwert, die keinen Zugang zum Massenmarkt hatten, kehrte das deutsche D&D zu der amerikanischen Darreichungsform zurück. Und profitierte von dem Markt, den Amigo bis dahin aufgebaut hatte.


--- Zitat ---Das ist mir in der Tat auch schon aufgefallen. Woran liegt das?! Wie bekommen die das hin?
--- Ende Zitat ---

Die Sprache.

Manchmal scheinen Klischees zu stimmen, und Franzosen scheinen weniger gerne auf amerikanische Produkte zurückzugreifen als wir. Die Sachen müssen übersetzt werden, und das ist für Verlage eine völlig andere Planungsgrundlage. Da nörgelt niemand (oder längst nicht so viele und so laut), wenn ein französisches Buch eineinhalbmal so teuer ist wie das Original. Da ist man froh, wenn es kommt.

Wir haben eine snobistische Haltung zu englischsprachigen Unterhaltungsmedien. Natürlich kann man sich Buffy, Firefly und Battlestar Galactica nur im amerikanischen Original angucken, Synchro geht ja gar nicht. Und die Übersetzung von Earthdawn - pfui! "Märkteburg" statt "Bartertown" - ist das euer Ernst?
(Könnte es sein, dass "Bartertown" für angloamerikanische Ohren genauso banal und uncool klingt wie "Märkteburg" für unsere? Neein...)

Da die Franzosen keinen Minderwertigkeitskomplex gegenüber ihrer eigenen Sprache pflegen, funktionieren Übersetzungen besser. Und wenn sie besser laufen, kommt schnell das investierte Geld zurück, das nächste Supplement kann schneller übersetzt werden und so flutscht es insgesamt.
Da legen Verlage auch gerne was für eine grafische Anpassung drauf: Die Hero Wars-Ausgabe von Multisim (die es ja auch auf Deutsch gab) war der Hammer - zum ersten Mal waren Gloranthas Ducks ein respekteinflößendes Volk, da war nichts mehr von Disney-Parodie drin. Over the Edge hatte ein neues Cover von dem (deutschstämmigen!) Mystery-Comic-Zeichner Andreas (Rork, Capricorn) - das passte wie die Faust aufs Auge, das wäre so, als ob Dave McKean Unknown Armies gestaltet hätte, oder als wenn unser erstes DSA von Hans-Rudi Wäscher illustriert worden wäre...
(Das einzige Spiel, bei dem das auch bei uns klappt, ist Cthulhu, sowohl damals in der alten Laurin-Version als auch heute bei Pegasus.)

Und so kriegt jeder den Markt, den er verdient...

killerklown:

--- Zitat von: Dirk Remmecke am  8.07.2010 | 20:19 ---Ein weiteres Argument ist, dass die französischen Spiele, bei aller grafischen Brillanz, auf der Regelseite so ihre Tücken haben. Ich habe oft auch von Franzosen gehört, dass sie in Sachen Regeldesign Defizite aufweisen.

--- Ende Zitat ---

Da muss ich total zustimmen. Aber das passt eher auf Croc [den du auch erwähnst] als auf die neuere JohnDoe/12Singes Garde. In den 80er bis hin zur Mitte der 90er war Croc der Papst der französischen Rollenspielszene [ja etwa unser Gary Gygax]. Er konnte extrem gute settings mit geilen Hu8mor entwickeln, aber seine Regeln, mann oh mann, waren die schlecht ... Zumindest meiner Meinung nach. In Nomine Satanis / Magna Veritas ist ein genialer Setting, aber ich kann mich nicht an diesen Tabellensystem anpassen. Geht bei mir als Leiter nicht. Als Spieler ging es etwa, Hilfe vom Meister war da, aber als Leiter : "NO WAY"

Heutzutage ist die Tendenz anders : Jeder Setting muss ein ausgefallenes System haben, in dem die Spielmechanik sich bei den Regeln spürbar macht [Z.B. die Krâsse-Würfel bei Lanfeust, oder die Chips von Deadlands (nicht  frz, ich weiss), oder die Rhine-tests bei Conspiracy-x (idem) ].
Machmal werden dann schöne systeme einfach überkompliziert aus diesem Grund, aber es wird tatsächlich mehr Wert auf dem System gelegt als früher {siehe Dk und UnDéSix}

Bin übrigens noch nicht fertig mit den Vorstellungen, ich werde Rückwärts in der Zeit gehen bis zum Tod Multisims gehen [ohne pingelig mit der Chronologie vorzugehen]

Dirk Remmecke:

--- Zitat von: killerklown am  8.07.2010 | 23:13 ---aber ich kann mich nicht an diesen Tabellensystem anpassen.
--- Ende Zitat ---

Das ist übrigens ein echt französisches Phänomen: diese ständige Neuinterpretation und Abwandlung von Chaosiums BRP-Universaltabelle.

Es sind nicht immer zwei gleichwertige Attribute, die verglichen werden; in manchen Spielen sind es Attribut bzw. Skill gegen einen Schwierigkeitsgrad. Auf der Tabelle liest man dann ab, was man zu unterwürfeln hat, je nach System mal mit Prozentwürfeln, 2w6, w66, w20 oder wasauchimmer.
Bei manchen Spielen ist es üblich, dass ein Situationsmodifikator nicht auf den Wurf angewandt wird, sondern einen "Shift" innerhalb der Tabelle bedeutet ("2 Spalten nach links"), was bei INS/MV z.B. Tabellenspalten zugänglich macht, die über unmodifizierte Werte gar nicht zu erreichen sind, weil sie zwischen zwei Fertigkeitswerten liegen.
Bei Rêve de Dragon enthält jede Tabellenzelle gleich drei Zahlen: den normalen Erfolgswert (%-Wurf), den Patzer- und den Krit-Wert.

Das Meisterstück dieser Tabellen dürfte aber das EW-System sein, ein 2005 erschienenes, kompaktes, modulares Universalsystem, bei dem die Tabelle alles mit allem vergleichen lässt:

[EDIT:]
Hier gibt es das EW-System als Download: http://teampingouin.net/18.html

[gelöscht durch Administrator]

killerklown:
Ich muss eine französische Ausnahme sein [aber das wusste ich schon, ich kann deutsch :)] -> ich hasse Tabellen-systeme ... Für mich muss alles per Kopf gerechnet werden können, sonst finde ich es nicht intuitiv und reaktiv genug ...

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln