Die Grundkonzepte von Cosmic Horror sind ja auch sehr spannend. Haben wir in "Freude, schöner Götterfunken…" und "Im Schatten der Zweiten Sonne" ja auch genutzt. Aber das lovecraft'sche "Da ist ein Typ der ist auch irgendwie ein Fisch" und "Stell dir vor Gott wäre nicht real!!!! -> Irrsinn?!" fanden wir nie besonders überzeugend. Ein weiterer Scheideweg ist die Frage, ob man an die fragile Psyche glaubt, oder an die Resilienz des Menschen. So kommt am Ende dann eben etwas ähnliches und dennoch ganz anderes heraus. Etwas Altes und Neues in einem.
Ja, da gibt es echt eine große Bandbreite, und es wird ja auch eine ganze Menge unterschiedliches Zeug als Cosmic Horror bezeichnet. Ich persönlich finde jetzt die Lovecraft-Idee "es gibt keinen Gott" natürlich auch nicht an sich erschütternd (damit bin ich aufgewachsen ...), aber trotzdem ist es für mich eine Voraussetzung für kosmischen Horror, dass seine Mythologie nicht "religiös" ist. Wenn ein Kruzifix was bringt, dann maximal als Placebo! (oder weil Vampire epileptische Anfälle kriegen, wenn sie rechte Winkel sehen.) Deshalb passt Vampire mit der ganzen Kainsgeschichte schon mal nicht so richtig ...
Letztendlich ist es aber auch ein "I know it when I see it"-Ding. Wenn es Werwölfe und/oder Vampire hat, ist es tendenziell kein kosmischer Horror; aber wenn Werwölfe oder Vampire ganz anders als erwartet interpretiert werden, dann vielleicht doch. Wenn es mit eigenartigen Geschöpfen aufwartet, die nicht aus Sagen und Mythen stammen, dann spricht das für kosmischen Schrecken, muss aber auch nix heißen. Geister und Gespenster können auch im Cosmic Horror funktionieren, aber tendenziell ist der Begriff der Seele und des Lebens nach dem Tod im kosmischen Horror ein bisschen problematisch und kann nicht einfach so als gegeben vorausgesetzt werden - das muss konzeptionell dann auch gut verankert sein.