Autor Thema: Das Bildnis des Dorian Gray (2009)  (Gelesen 570 mal)

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Offline Lyonesse

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Das Bildnis des Dorian Gray (2009)
« am: 4.09.2010 | 16:19 »
Habe mir gestern die Neuverfilmung dieses englischen Klassikers von Oscar Wilde auf dvd angesehen und blieb am Ende des Films mit gemischten Gefühlen zurück.
Kurz zum hinlänglich bekannten Inhalt: Der junge unschuldige Dorian Gray macht eine reiche Erbschaft und wird in die Londoner Gesellschaft eingeführt. Als der Maler Basil Hallward ein Portrait von ihm anfertigt, das, im Gegensatz zu Dorian, ja nie altern wird, schwört der Jüngling sein Seelenheil hinzugeben, wenn er immer jugendlich schön bleiben könnte, und das hat ungeahnte Folgen ...
Der Cast - alles ausgesuchte britische Schauspieler - ließ wenig zu wünschen übrig, außer vielleicht die etwas unglückliche Besetzung von Colin Firth als Lord Wotton (der Dorian spürbar beeindruckt/beeinflußt), aber darüber könnte man auch streiten, ob nun ein Schauspieler mit diabolischerer Präsenz (wie etwa Ralph Fiennes) hier mehr gerissen hätte. Ben Barnes als Dorian Gray macht seine Sache weitgehend gut, wenn auch etwas künstlich, aber ihm gelingt es einigermaßen sich vom naiven Jüngling in einen verkommenen Saloonlöwen zu transformieren. Insgesamt war mir aber der Aspekt der seelischen Grausamkeit von Dorian Gray zu wenig herausgearbeitet. Sicher, er gibt sich jedem erdenklichen Laster und Genuß hin (natürlich im edlen Ambiente), aber das ist eigentlich nicht der springende Punkt der Geschichte. Für meinen Geschmack hätte man seine zunehmende Verkommenheit, und seine Freude daran, ruhig noch mehr in den Mittelpunkt rücken können.
Abgesehen von den tolerierbaren Freiheiten des Drehbuchs und einigen Logikfehlern, kommt der Dorian Gray von 2009 natürlich nicht ohne Effekte aus. Obwohl sie recht gut gemacht sind, kann man über ihre Notwendigkeit sicher streiten, denn Dorian Gray gerät so in die Ecke des trivialen B-Movie Horrors.
Unterm Strich, und trotz verschlepptem Tempo, weiß Dorian Gray schon zu gefallen, aber von Regiesseur Oliver Parker hatte ich wahrscheinlich einfach mehr erwartet. Trotz der vorhandenen Schwächen, die sicher auch einer Massentauglichkeit geschuldet sind, ist Dorian Gray für Fans der viktorianischen Epoche einen Blick wert, zumal der Film in punkto Ausstattung, Bauten und Kostümen nicht gerade kleckert und blendend aussieht.

Hier geht es zur eher ungnädigen Spiegel-Kritik: http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,689020,00.html
« Letzte Änderung: 4.09.2010 | 21:10 von Lyonesse »
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Offline Arbo

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Re: Das Bildnis des Dorian Gray (2009)
« Antwort #1 am: 4.09.2010 | 21:51 »
Ich fand den "Dorian" leider auch etwas zu "harmlos". Im Grunde hätte ich mir gewünscht, dass es an einigen Stellen einfach noch "dreckiger" zu geht. Insgesamt zwar recht gut. Aber irgendwas hatte mir gefehlt.

Arbo (der das hier wohl zum Anlass nehmen sollte, das Oscar-Wilde-House zu besuchen).
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Re: Das Bildnis des Dorian Gray (2009)
« Antwort #2 am: 4.09.2010 | 21:58 »
Ah, das ist auch keine Story, die sich gut zum Verfilmen eignet, find ich.
Sie haben es wohl nochmal gebracht, weil eine neue Generation herangewachsen war, die das Buch kennt aber nicht diese lahme Verfilmung aus den 70ern.

Oh Dear  :o
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Bildnis_des_Dorian_Gray#Verfilmungen


Hmm... ja!
In schwarz-weiss ohne Ton und mit live Klavierbegleitung kann ich ihn mir doch wieder vorstellen  :D
« Letzte Änderung: 4.09.2010 | 22:03 von Alice »

Offline Lyonesse

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Re: Das Bildnis des Dorian Gray (2009)
« Antwort #3 am: 4.09.2010 | 22:26 »
Dorian Gray ist eben ein Schurke, der im Film auch noch symphatisch oder wenigstens tragisch rüberkommen soll und daran verhebt man sich meistens, denn Dorian Gray ist nicht Jack Sparrow. In dieser Verfilmung wurde auch zu sehr auf Aussehen und Styling gesetzt und zu wenig auf Inhalt, und das Abdriften auf die Gothic-Horror-Schiene war auch nicht gerade glücklich. Ich hätte mir auch noch mehr von den Dialogen aus dem Buch, das ja eigentlich recht dünn ist, gewünscht.
« Letzte Änderung: 4.09.2010 | 22:34 von Lyonesse »
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