Kurzrezi:
Knochenblumen welken nicht von Eleanor Bardilac (Pseudonym)
(als Hörbuch konsumiert)
Angelockt wurde ich vom Titel, weil er originell und schwarzhumorig klingt. Nun, das vorweg: humorig ist das Buch eigentlich gar nicht, weder schwarz noch otherwise.
Kleines Geningel vorweg: laut Klappentext soll die Stadt, in der der Roman spielt, an das Wien um 1900 erinnern; das muss man aber echt dazuschreiben. Ich habe den Klappentext erst später gelesen und hatte mir die Stadt eher als mediterrane Hafenstadt vorgestellt. Diese Referenz fand also wohl ausschließlich im Kopf der Autorin statt und blieb auch dort.
Ist aber völlig wurscht.
Es geht um eine Welt, in der Magie und technologische Entwicklung auf Gaslicht-Niveau aufeinanderprallen. Es werden zwei Länder erwähnt; eines ist eine Hochburg der Magie, das andere steht der Magie skeptisch gegenüber und konzentriert sich auf Technologie. In letztem spielt die Handlung, aber es gibt auch hier noch einige Magier, die relativ ungestört (abgesehen von ein paar behördlichen Schikanen) ihrer Arbeit nachgehen können. Eine junge, aber komplett unerfahrende Magiebegabte wird in die Obhut eines sehr alten (500 Jahre), mächtigen Magiers gegeben.
Das Buch verwendet nun unglaublich viel Platz auf die Erklärung des Settings, der Magieregeln etc, naturgemäß dergestalt dass diverse erfahrene Magier unserer jungen Heldin erklären, wie die Magie so tickt. Das ist teilweise ein bisschen langatmig. Etwa so, als ob in einem SF-Roman erstmal hunderte Seiten lang erklärt wird, wie so ein Raumschifftriebwerk funktioniert.
Die eigentliche Handlung - es geht angeblich um eine mysteriöse Mordserie - findet in den ersten ca 80% des Buchs nur in sehr sparsam eingestreuten Sprenkeln statt; erst im letzten Abschnitt nimmt dies Fahrt auf und entwickelt sich zu einem durchaus knackigen Finale.
Dabei aber schön: das Werk steht für sich selbst; es hat einen (vorläufigen) Schluss, und dient nicht nur als überlange Exposition zur tausendsten Endlos-Serie. Die Weichen für eine Fortsetzung sind zwar gestellt, und ich möchte durchaus gerne wissen wie es weitergeht, aber einstweilen ist es auch so als Einzelroman hinreichend abgeschlossen.
Insgesamt war es also auch eher dieses Finale, diese letzten 20%, die mich zu einem insgesamt positiven Urteil kommen lassen, sodass ich das Werk insgesamt weiterempfehlen kann.
Dazu noch zu beachten: der ganze Roman ist von vorn bis hinten gender-mainstreamed. Wie ihr das findet, muss jeder selber entscheiden; manche rufen vielleicht hurra, ich persönlich finde es teilweise etwas übers Ziel hinausgeschossen und stellenweise sehr geschraubt, oder aber zu holprig umgesetzt. Dass zB "Gardisten" als Begriff vermieden wird, na wenns sein muss, aber warum kann man dann nicht einfach "Stadtwachen" sagen -- stattdessen ist irgendwie von [und ich hab das jetzt nicht neu rausgesucht, weil das in einem Hörbuch sehr zeitraubend ist] "den die Stadt Bewachenden" oder so in der Art die Rede. Oder an anderer Stelle, wo die Protagonistin einen sehr eindringlichen Appell an ihren Meister hält, und dabei kommen dann so Sätze raus wie "Ist es nicht das, was heldenhafte Personen auszeichnet?" -- HIMMEL MÄDEL SAG HALT EINFACH HELDEN! *platz*
Aber wie gesagt, davon abgesehen ein recht originelles, frisches Garn, dem ich unterm Strich durchaus einen Daumen Hoch gebe. ^^