Autor Thema: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP  (Gelesen 8468 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Joerg.D

  • Foren-Gatling a.D.
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 20.998
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Juhanito
    • Richtig Spielleiten
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #50 am: 2.02.2011 | 10:47 »
@Naldantis

Was du beschreibst fällt für mich nicht unter Drama, da Drama bei mir immer im Dialog SC und SC oder NSC stattfindet.

Deine Beispiele sind für mich Spannung.

Mal ein Beipspiel für eine der dramatischsten Szenen die ich je geleitet habe: Pellus von Warwark hat Ischtan, seinen Mann fürs Grobe angewiesen die gegnerischen Offiziere nachts im Schlaf verbrennen zu lassen, weil ihr Anführer eine Stadt voller Zivilisten in Brand setzen lassen hat um die  Truppen von Pellus zu verbrennen.

Nun wird Pellus kurz nach dem Befehl von einem gegnerischen Offizier gefangen genommen und dieser macht ihm Vorwürfe wie unmenschlich er denn sein, dass er gegen die guten Sitten verstößt. Das Drama entsteht unter anderem da durch, dass Pellus selber mal so idealistisch war wie der junge Offizier und sich selber mit der Entscheidung quält, die in einem Wutanfall gefällt wurde.

Die Diskussion ist wahres Drama.

Pellus soll zum Tode verurteilt werden und seine Frau ist hochschwanger, sie bettelt ihn an, das Opfer anzunehmen, das Ischtan anbietet. Er bekennt sich an der Stelle von Pellus schuldig und wird hingerichtet.Pellus gibt schließlich nach.

Auch wahres Drama.

Dann kommt die Hinrichtung, Ischtan sagt noch ein paar bewegende Worte und wird hingerichtet. Pellus sieht in die Otherworld und sieht, wie zwei tote Kameraden Ischtan als Engel abholen, worauf ihm die Tränen ins Gesicht schießen.

Komischerweise auch ohne Dialog irgendwie Drama, oder?

Die Unterhaltung der Gruppe, als sie beschließt in die Unterwelt zu gehen um Ischtan zu befreien, wie es ihr Islik mit seinem besten Freund Agal gemacht hat.

Zwischen den Szenen gab es immer erbitterte Kämpfe und Intrigen die sich um die Problem gedreht haben.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline scrandy

  • im falschen Körper
  • Famous Hero
  • ******
  • Ex Urban-Brawl Profi
  • Beiträge: 2.582
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: scrandy
    • Mystix-RPG
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #51 am: 2.02.2011 | 13:53 »
Also ich kann mich Megans Ergänzungen zu meinem Post nur anschließen.


Persönlich spiele ich allerdings gerne auch Drama in Kombination mit klassischen Abenteuerelementen in längeren Kampagnen und habe es da auch nicht wie eine Soap empfunden. Das leigt aber wahrscheinlich auch daran, dass das Leiden in geringen Dosen erfolgt und man immer einen etwas anderen Fokus wählt.

In meinem letzten Mystix Abenteuer habe ich zum Beispiel einen deutlich älteren, sehr vernünftigen, aber auch leicht aroganten Techniker gespielt, der meinte immer auf die "Kinder", also die anderen deutlich jüngeren Charaktere, aufpassen zu müssen. Das war kein wirklich komplexes gerüst und bestand nur aus ein paar Worten auf dem Charakterbogen. Die Charakterbeziehung zu den zwei anderen Charakteren war allerdings extrem gut und die "Erzieherfunktion" wurde immer weiter ausgebaut, bis schließlich mein Charakter selbst mit einer Entscheidung konfronitert war, die er eigentlich nur falsch machen konnte.

Auf dem Spiel standen zwei Personen, die schon gefährlich lange im Koma lagen und nach der meinung meines Charakters unbehandelt bald sterben müssten. Da mein Charakter aber keine ahnung von Medizin hatte, machte seine gutgemeinte aber tölpelhafte behandlung alles nur noch schlimmer bis einer der beiden Patienten schließlich einen grausamen Tod starb und von meinem Charakter erlöst wurde.

Da mein Charakter anschließend in eine psychose viel, weil er seine Entscheidungen und dessen Folgen nicht verkraftet hatte, demontierte er das Schiff, weil er davon ausging es sei kaputt und musste von seinen "kindern" letztendlich gewaltsam gestoppt werden. Diesen hat er natürlich den Tod des Patienten und die ganze Problematik nicht erzählt.

Das heißt es wird noch spannend, was denn passieren wird wenn sie es erfahren und ob sie meinen Charakter noch rechtzeitig wieder stabilisiert kriegen um das Schiff wieder zusammen zu bauen. Denn so wie es aussieht ist es das einzige Schiff und weitere gefahren nähern sich dem Landeplatz.

Zwischen all diesem Situationsdrama und Charakterspiel hat sich auch noch ne Menge Abenteuerlösen und Exploration ergeben und ich könnte mir vorstellen, wenn die Konsequenz "Wahnsinn" mal geheilt wurde, dass es eine langfristige psychiche Narbe hinterlässt, die den Charakter interessanter macht aber nicht unspielbar werden läßt. Klar hat sich dadurch die selbstsichere Vaterfigur in einen wimmernden Wurm verwandelt, aber das heißt nicht, dass ich diese Schwäche mit diesem Charakter ständig bespielen muss. Es heißt nicht einmal, dass mein Charakter in nächster Zeit unbedingt weiteres Charakterdrama erleben wird.

Drama kann hier viele Fassetten haben und abwechselnd verschiedenen Charakteren Spotlight geben. Außerdem gibt es auch das Abenteuer motivierte Drama, dass einfach durch einen Zentralen Konflikt entsteht.

Zusammengefasst denke ich jedenfalls, dass man auch mit dramatischen Charakteren über längere Zeit kampagnenorientiert spielen kann.
« Letzte Änderung: 2.02.2011 | 13:57 von scrandy »
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

Mystix: Ranken, Glyphen, Kreiselschiffe - Story-orientiertes Steamfantasy-Rollenspiel. (Homepage / Diskussion)

Mystix - Das große Erwachen: Always Hope - Never Fall!

Offline Foul Ole Ron

  • Famous Hero
  • ******
  • "Bugrit! Millennium hand and shrimp!"
  • Beiträge: 3.003
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Praesi
    • Freizeitheld.de
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #52 am: 2.02.2011 | 21:52 »
Ich finde Scrandys Zusammenfassung eigentlich sehr gelungen. Was den Charakterbau angeht sehe ich folgendes:

- Man kann durchaus mit einem Charakter Drama erleben, der nicht speziell dafür gebaut wurde, in den wenig Zeit investiert wurde usw.. Wichtig ist, dass sich spätestens im Spiel ein Angriffspunkt findet, durch den man den Charakter in eine dramatische Situation manvrieren kann. Dabei kann der SL eine gute Idee haben, oder der Spieler selbst oder ein Mitspieler. Das ist eignetlich egal, solange der Spieler des Charakters bereit ist, sich darauf einzulassen und Lust auf Drama hat.

- Ein auf Drama ausgelegter Charakter, der schon mit Konfliktpotential ausgestattet ist (sei es durch eine klare Ausrichtung der Persönlichkeit, durch seine Beziehungen zu den anderen Charakteren oder durch seinen Stand innerhalb der Spielwelt), wird in der Regel leichter in ein dramatisches Spiel einzubinden sein, als einer, der dies nicht ist, denn für letzteren muss ja erst ein Angriffspunkt gefunden werden.
Das ist ein zweischneidiges Schwert, und ohne jetzt irgendwelche Definitionen über den Haufen werfen zu wollen, lebt Drama für mich (zumindest das im Rollenspiel) zu einem gehörigen Anteil auch von Überraschung und Unvorhersehbarkeit. Ein zu speziell zugeschnittener Drama-Charakter läuft schnell Gefahr, beim Bauen zuviel von der Story vorweg zu nehmen - oder auf irgendetwas dramatisches ""hingebaut" zu werden, was nachher im Spiel nicht erfüllt wird.

- Ein Charakter, der über längere Zeit (Kampagne) aufgebaut wird bietet den Vorteil, dass man sich schon besser in ihn hineingefühlt hat und mit ihm schon so manches durchlebt hat, wodurch natürlich die Bindung des Spieler zum Charakter stärker wird, was wiederum das emotionale Einfühlen erleichtert/erleichtern kann. Die Frage, die ich mir stelle ist: Betreibt man dann in der Zeit, wo der Charakter quasi noch keinen Hintergrund hat reines Abenteuerspiel? Was, wenn man von Anfang an Drama haben will?
Das Eine schließt das Andere ja nicht aus: dramatische Szenen eigenn sich ja auch hervorragend, um einen neu erstellten Charakter "auszuloten" und kennenzulernen. Mir fällt das dann oft leichter, mich kopfüber irgendwo 'reinzustürzen wenn ich den Charakter eben noch nicht soooo genau kenne - und mich deshalb auch an relativ wenig gebunden fühle.

Zuletzt noch was zum dramatischen Spielen allgemein: Ich persönlich mag es nicht besonders, Drama allzulange mit demselben Charakter zu spielen. Das fühlt sich dann nämlich tatsächlich sehr soapig an: "Und dann trifft ihn erneut ein Schicksalsschlag und die unglückliche Liebe wird fortgesetzt und wieder stirbt ein Familienmitglied und er muss eine schwere Entscheidung treffen, die wiederum üble Konsequnzen nach sich zieht und dann trifft ihn erneut ein Schicksalsschlag usw." Das lutscht sich aus, finde ich. Ich persönlich mag es, wenn eine Geschichte gezielt auf einen zentralen Konflikt zusteuert, der alle Charaktere im Endeffekt irgendwie persönlich trifft und sie zwingt, schwere Entscheidungen zu treffen und sich ggf. weiterzuentwickeln. Dabei kann das ganze in ihnen angelegte Drama gerne "aufgebraucht" und die Charaktere "verbrannt" werden. Danach kommt eine neue Geschichte mit neuen Charakteren und neuem Potential - das Leben ist kurz und es gibt soooo viele Geschichten zu erzählen. :)

Geschmackssache! Hat durchaus etwas, das gesamte Drama so richtig "abzufackeln". Aber noch vorher: Drama ist nicht gleich Tragik! Üble Konsequenzen, Schicksalsschläge und Todesfälle können dramatisch daher kommen, aber man kann auch dramatische Siege einfahren, dramatische Liebesgeschichten können sich zum Guten wenden, usw. .


Achja und ich bin auch nicht der Meinung, dass man zwangsläufig emotional involviert sein muss, wenn man Drama spielt. Manche wickeln sowas sehr gerne eher auf der Metaebene ab und sind sich des Dramas bewusst und schüren es, das sich da in den Geschichten abspielt, würden aber niemals auch nur annähernd das fühlen (und auch nicht wollen), was ihr Charakter grade fühlt, also z.B. weinen, weil sie so ergriffen sind. Da sehe ich wieder die Parallele zum Theater: Wer würde bei Iphigenie auf Tauris schon wirklich emotional mitfiebern? Hier nähert man sich dem Drama auch eher künstlerisch. Ich denke, so kann man auch rollenspielerisch Drama betreiben - mir persönlich macht das aber nicht halbsoviel Spaß, wie wenn ich gefühlsmäßig drinhänge. ;)
Jepp, wie früher in der Schule. Da konnte die Lektüre noch so klassisch und handwerklich toll sein - wenn's mich nicht gepackt hat dann hab ichs nicht gelesen...  ;)
"... Was das für diesen Thread bedeutet? Eigentlich nix. Warum ich trotzdem antworte? Weil ich nicht will, dass jemand denkt, Eulenspiegel hätte Recht.  Grin ..." [Dolge]

"...die Basher bashen, die Fanboys verteidigen, die Tafkabs regen sich auf, die Glinnefizzens machen sich lustig..." [Boba]

Offline Naldantis

  • Hero
  • *****
  • ...hat schonmal eine Taschenlampe fallenglassen...
  • Beiträge: 1.623
  • Username: Naldantis
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #53 am: 2.02.2011 | 22:30 »
- Man kann durchaus mit einem Charakter Drama erleben, der nicht speziell dafür gebaut wurde, in den wenig Zeit investiert wurde usw.. Wichtig ist, dass sich spätestens im Spiel ein Angriffspunkt findet, durch den man den Charakter in eine dramatische Situation manvrieren kann. Dabei kann der SL eine gute Idee haben, oder der Spieler selbst oder ein Mitspieler. Das ist eignetlich egal, solange der Spieler des Charakters bereit ist, sich darauf einzulassen und Lust auf Drama hat.

Interessant find ich hier die Formulierung ANGRIFFspunkt.
Wenn es in der Gruppe so betrachtete wird, scheinen sich die Spieler mit glatten Charaktere (ohne Hooks im Hintergrund) ja eher dem Drama entziehen zu wollen.

Zitat
- Ein Charakter, der über längere Zeit (Kampagne) aufgebaut wird bietet den Vorteil, dass man sich schon besser in ihn hineingefühlt hat und mit ihm schon so manches durchlebt hat, wodurch natürlich die Bindung des Spieler zum Charakter stärker wird, was wiederum das emotionale Einfühlen erleichtert/erleichtern kann. Die Frage, die ich mir stelle ist: Betreibt man dann in der Zeit, wo der Charakter quasi noch keinen Hintergrund hat reines Abenteuerspiel? Was, wenn man von Anfang an Drama haben will?

Oder eine Gegenfrage: was ist, wenn der Spieler gar kein Drama möchte und das Interesse an seinem Charakter verliert, wenn diesem durch ein erzwungenes Drama ein Wechsel der Persönlichkeit oder ein Trauma aufgezwungen wird?
Gibt es es tatsächlich reine Drama-Gruppen?
Oder sind es in den meisten Gruppen immer dieselben Spieler, die Drama ausspielen und die anderen, die dabei Zaungäste darstellen bzw. für sich dem aktiv entgegensteuern?
Wie sehen da die praktischen Erfahrungen aus?
 

Offline scrandy

  • im falschen Körper
  • Famous Hero
  • ******
  • Ex Urban-Brawl Profi
  • Beiträge: 2.582
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: scrandy
    • Mystix-RPG
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #54 am: 2.02.2011 | 23:00 »
Das ist ein zweischneidiges Schwert, und ohne jetzt irgendwelche Definitionen über den Haufen werfen zu wollen, lebt Drama für mich (zumindest das im Rollenspiel) zu einem gehörigen Anteil auch von Überraschung und Unvorhersehbarkeit. Ein zu speziell zugeschnittener Drama-Charakter läuft schnell Gefahr, beim Bauen zuviel von der Story vorweg zu nehmen
Das kann auftreten, muss aber nicht. Klar kann man einen Charakter auf einen zentralen Konflikt zuschneiden. Das heißt aber nicht, dass dieser dann genau so ablaufen wird, wie man das vorher dachte. Denn generiert wird ja nur ein Konfliktpotential. Welche Konflikte genau auftreten, dass entscheidet ja neben dem Konflkitpotential auch Spieler, SL, die Würfel und eben auch das Szenario/der Plot. Und da können ganz unerwartete Konflikte entstehen.

Wenn du zum Beispiel mal meinen letzten Post betrachtest. Ich hätte da auch nicht gedacht, dass der SL meinen Charakter mit einer Fehlentscheidung/Dilemmansituation konfrontiert. Der Charakter war eigentlich nur als Vaterfigur ausgelegt um mit den Designierten Quertreibern in der Gruppe Charakterspiel betreiben zu können. Dass die angebliche Erfahrung, Arroganz und Selbstüberschätzung des Charakters dann zum Konflikt gebracht wird und diesen dann traumatisiert, hätte ich beim Generieren niemals gedacht.

Genausogut hätte einer der anderen Charaktere sich gegen meinen auflehnen können, dass Szenario hätte die Vaterrolle intensivieren können und vieles mehr. Wer weiß, vielleicht wäre der Anteil der Charakterpersönlichkeit im Abenteuer überhaupt nicht thematisiert worden, weil die anderen Charaktere mit ihren Ideen viel mehr Spaß machen. Wer weiß?

Jedenfalls bedeutet Planung von Konfliktpotential eben nicht vorwegnahme der Story.


Interessant find ich hier die Formulierung ANGRIFFspunkt.
Wenn es in der Gruppe so betrachtete wird, scheinen sich die Spieler mit glatten Charaktere (ohne Hooks im Hintergrund) ja eher dem Drama entziehen zu wollen.

Oder eine Gegenfrage: was ist, wenn der Spieler gar kein Drama möchte und das Interesse an seinem Charakter verliert, wenn diesem durch ein erzwungenes Drama ein Wechsel der Persönlichkeit oder ein Trauma aufgezwungen wird?
Ich finde das ist ein wichtiger Einwand.

Ich persönlich habe das damit gelöst, dass Spieler ihre Tags sperren können. Das heißt, dass diese Teile des Charakters vom SL und von den anderen nicht explizit herausgeforert oder angespielt werden dürfen. Das gilt insbesondere, wenn der SL dafür in den Charakter oder auch dessen Umfeld eingreifen müsste.

Ein Beispiel:

Wenn ich will, dass mein Charakter eine Schwester Sibille hat und diese nicht Plotziel oder Teil einer dramatischen Story sein soll, dann markiere ich den Tag "Sibille" in meiner Kontakteliste mit einem Ausrufezeichen. Wenn mein Charakter unheimlich schön und eitel sein soll und ich nicht will, dass diese Charaktereigenschaft herausgefordert wird indem eine seltene Krankheit das Gesicht entstellt oder jemand in einem Duell den Charakter mit einer Narbe zeichnet, dann markiere ich diesen Tag ebenfalls mit einem Ausrufezeichen.

Dadurch verhindere ich dass, der eitle Schönling, den ich ja nunmal spielen wollte, auf einmal jemand anderer wird und ich die Lust an dem Charakter verliere.

Spieler die Lust auf ein intensives Konfliktpotential haben, können gewisse Tags aber genauso mit einem Plus markieren, wenn sie wollen, dass dieser Tag in einer der folgenden Runden herausgefordert werden soll.

Habe ich also die Nase voll von meinem Schnösel, dann markiere ich "schön und eitel" mit einem '+' und der SL oder auch die anderen Spieler, werden den Tag in Zukunft anspielen. Einer der SCs fängt vielleicht jedes mal an zu lästern, wenn der Schönling seinen Spiegel rausholt. Möglicherweise hat er aber auch einfach einen Stalker, wird gezwungen einen Monat lang durch den Sumpf zu waten (ohne Bad in sicht) oder er bekommt eben wirklich jene Krankheit und muss sich unter die Aussätzigen mischen bis am ende des Abenteuers das heilmittel gefunden wurde.

So kann man jedenfalls den Konfliktwillen sehr einfach kommunizieren. Außerdem helfen Tags auch, wenn man vor jeder Spielrude eine kurze Vorstellungsrunde macht, die gemeinsamen Vorstellungen zu synchronisieren und das Charakterspiel zu verbessern.
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

Mystix: Ranken, Glyphen, Kreiselschiffe - Story-orientiertes Steamfantasy-Rollenspiel. (Homepage / Diskussion)

Mystix - Das große Erwachen: Always Hope - Never Fall!

Offline WeeMad

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 251
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fredolars
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #55 am: 3.02.2011 | 09:32 »
Oder sind es in den meisten Gruppen immer dieselben Spieler, die Drama ausspielen und die anderen, die dabei Zaungäste darstellen bzw. für sich dem aktiv entgegensteuern?
Wie sehen da die praktischen Erfahrungen aus?

In unserer (SW) Solomon Kane Runde sieht es so aus: Ein Spieler entzieht sich dem Drama, weil er sowas nicht mag und nicht spielen will. Hier würde keine Methode und keine Regel helfen. Zwei Spieler würden sowas glaube ich tendenziell schon machen, aber sie machen es nicht - vielleicht weil sie sich scheuen ihren Charakteren auch mal andere Gefühle anzudichten, weil sie bisher nicht soviel Gedanken in ihre Charaktere gesteckt haben oder weil es bisher einfach nicht die passenden Situationen gab - keine Ahnung. Und zwei Spieler versuchen Drama heraus zu kitzeln - z.B. durch von den Spielern bewusst eingegangene Missverständnisse und den Aufbau von emotionalen Beziehungen zu anderen Charakteren. Die beiden Spieler sind aber auch grundsätzlich eher Dramaspieler.

Wenn man jetzt Methoden sucht, wie man Dramaspiel fördert, dann kann das nur die mittlere Gruppe der "Unentschlossenen" treffen, klar. Aber so ist das nunmal, zwingen kann einen keiner.

Offline AceOfDice

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 245
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Quioloy
    • aceofdice.com
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #56 am: 3.02.2011 | 09:36 »
Da sich dies nicht wirklich mit meinen Erfahrungen deckt würde ich gerne den Gedankengang hinter dieser Aussage sehen. So kann ich das nicht ganz nachvollziehen.

Ist nur meine Erfahrung, aus der ich schöpfe: In meinen Runden sind die Spieler - obgleich wirklich engagiert und rollenspielerisch erfahren - jedenfalls noch nie mit Tränen in den Augen dagesessen, wenn ein liebgewonnener NSC das Zeitliche gesegnet hat. Sie bekommen auch nicht feuchte Hände, wenn es einmal eng um ihre SCs wird. Usw.

Die These, die ich damit aufstellen wollte, ist, dass "Drama" im eigentlichen Sinn eine viel stärkere Bindung zu den Charakteren und zum Plot braucht. Das geht im Buch gut, weil man dort die Gefühlswelt aller Charaktere sehr intensiv nachverfolgen kann, während im Rollenspiel innere Vorgänge nicht (so stark) zu Tage treten. Im Film hast du Filmmusik und Schauspiel und eine Reihe von Kamera- und Lichttechniken, die das unterstützen, aber auch das gibt es im Rollenspiel nicht. deshalb meinte ich, dass das Konzept Rollenspiel nur schwer mit dem Konzept Drama unter einen Nenner zu bringen ist.

Wenn das in deinen Runden, lachender Mann, sehr wohl funktioniert, dann darfst du dich sehr glücklich schätzen, aber ich wage mal die Behauptung, dass du dann keine "durchschnittliche" Rollenspiel-Runde hast.
www.aceofdice.com - mehr Abenteuer, weniger Vorbereitung | Destiny Dungeon | Destiny Beginner | Flucht von Valmorca | Portal | Araclia | Destiny Space

ErikErikson

  • Gast
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #57 am: 3.02.2011 | 09:41 »
Mich würde das auch mal interessieren, wie man das mit dieser emotionalen Bindung im RPG hinbekommt. ich sag offen, ich heul bei jeder Schnulze im Fernsehen. Also an mir liegts nicht. Aber beim Rollenspiel entlockt es mir nur ein müdes Gähnen, wenn der SC oder NSC nach tragischem Abschied von seiner Geliebten verstirbt. Deshalb hatte ich ehrlich gesagt bisher die Leute, die von sowas erzählen, immer als Angeber im verdacht. Aber es erzählen so viele glaubwürdige Leut von sowas, da muss man doch mal fragen:

Wie macht ihr das???

Offline Vash the stampede

  • KEN-SL
  • Titan
  • *********
  • Love & Peace! König der Kackn00bier!
  • Beiträge: 13.759
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Vash the stampede
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #58 am: 3.02.2011 | 09:44 »
@EE: Am Ende liegt es daran, dass du dem Schauspieler die Rolle abnimmst, aber nicht deinen Mitspielern. Oder: Während du dich beim Film in die Figuren hinein versetzen kannst, schaffst du es beim RSP nicht. Da könnten die Gründe auch darin liegen, dass du dich auf zu viele andere Dinge (eigenen Charakter, Regeln, Setting) konzentrierst.
Machen
-> Projekte: PDQ# - FreeFate - PtA Zapped - Fiasko - FateCore - Durance - SRAP (mit Diary) - Mothership 0e (dt) - Romanze der  Gefährlichen Lande
-> Diaries 212 (nWoD) - Cypher Suns (Fadings Suns/Cypher) - Anderland (Liminal) - Feierabendhonks (DnD 5e) - DSA mit Shadowdark

Ich sitze im Bus der Behinderten und Begabten und ich sitze gern darin.

Offline Terrorbeagle

  • Hero
  • *****
  • cry havoc and let slip the underdogs of war
  • Beiträge: 1.142
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: The Man Who Laughs
    • Serpents and Sewers Wiki
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #59 am: 3.02.2011 | 09:54 »
Das mit den Tränen in den Augen ist auch etwas nervig. Passiert wohl mal (tote SCs, das Gefühl der Ende einer Ära, so was eben), finde ich aber von den jeweiligen Spielern immer etwas harsch. Ich fühle mich dann als Spielleiter immer emotional etwas erpresst, wenn sich irgendwo die Schleusen öffnen, bzw. finde es auch als Spieler relativ unangenehm, weil ich nie einschätzen kann, wie gut oder schlecht es den Leuten in dem Moment geht.

Beim Rollenspiel kann ich genauso Musik einsetzen um Szenen zu akzentuieren, nur muß man beim Rollenspiel halt weg von der Idee des Films (einem visuellen Medium, dass wesentlich durch die Bildsprache geprägt wird) und sich vollends darauf einstellen, dass Rollenspiel ein fast ausschliesslich verbales Medium ist, bei dem der Schwerpunkt weitgehend auf der Verwendung sprachlicher Mittel beruht. Mal abgesehen dass die Ereignisse des Plots auch unabhängig von der Erzählform bereits in sich hoch (melo-)dramatisch sein können. Nimm dir mal das Beispiel von Joerg zur Hand, und überleg dir, wie das in verschiedenen Literaturformen (als Drama à la Shakespear oder à la Brecht, als Comic im Will Eisner Stil oder eher franko-belgisch, als Ballade, als Johnny Cash Country Song, als Film nach Mel Gibson oder Mel Brooks (um mal zwei Extreme aufzuzeigen), als Roman, als Rollenspiel...) geschildert werden könnte. Wenn es die Szene an sich hergibt, und man die Stilmittel des Mediums und die allgemeinen Richtlinien des Geschichtenerzählens halbwegs im Griff hat, muss man sich nicht übermäßig anstrengen um da das Gefühl von Tragweite zu erzeugen.

Gut, es erfordert natürlich noch Spielr die sich darauf einlasen und daran Spaß haben, dass will ich gar nicht bestreiten. Ich würde auch nicht mit der Glücksbärchi-Fraktion der Spielerschaft unbedingt Horror-Szenarien vorsetzen.
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Megan

  • Fhernhache der Spielleiter
  • Legend
  • *******
  • Warum lügen!
  • Beiträge: 4.402
  • Geschlecht: Weiblich
  • Username: Megan
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #60 am: 3.02.2011 | 10:07 »
Interessant find ich hier die Formulierung ANGRIFFspunkt.
*hehe* Ich hatte schon damit gerechnet, dass dieses Wort problematisch ist. Sagen wir einfach mal so, wenn ein Charakter glatt gebaut ist, dann ist es halt einfach schwieriger, für diesen dramatische Szenen zu schaffen. *Warum* der Charakter glatt ist (z.B. weil der Spieler kein Dramaspiel mag, oder vielleicht auch, weil ihm nix eingefallen ist), steht ja wieder auf einen anderen Blatt und ist erstmal zweitrangig, wenn es um die Frage geht, wie man Drama erschafft, oder was Drama überhaupt ist.

was ist, wenn der Spieler gar kein Drama möchte und das Interesse an seinem Charakter verliert, wenn diesem durch ein erzwungenes Drama ein Wechsel der Persönlichkeit oder ein Trauma aufgezwungen wird?
Naja, wer kein Drama will, sollte natürlich auch  nicht dazu gezwungen werden. Ich finde es allerdings immer schön, wenn man es zumindest mal ausprobiert, aber das ist jetzt wieder Geschmackssache.

Gibt es es tatsächlich reine Drama-Gruppen?
Meinst du damit Gruppen, die nur Drama spielen, also nicht Drama kombiniert mit Abenteuer, so wie Scrandy es beschreibt? Oder meinst du Gruppen, die nur aus Leuten besteht, die auch Drama mögen?
Zu letzterem kann ich sagen, ja, wenn auch leider immer nur temporär auf dem Grossen oder bei kleinen privaten Treffen, wo ich mich gezielt mit einigen Leuten treffen, die genauso gerne dramatisch spielen, wie ich.

Oder sind es in den meisten Gruppen immer dieselben Spieler, die Drama ausspielen und die anderen, die dabei Zaungäste darstellen bzw. für sich dem aktiv entgegensteuern?
Wie sehen da die praktischen Erfahrungen aus?
Ja, meine reguläre Gruppe ist ähnlich aufgebaut, wie die von WeeMad. Wir haben mindestens zwei Spieler, die nicht viel Spaß an Dramaspiel haben, dementsprechend auch ihre Charaktere basteln und dem auch aktiv entgegensteuern. Was soll ich sagen, man "wurschtelt sich halt so durch". Drama kommt in unserer Runde weniger vor, als ich es mir wünschen würde, weil es auch nicht soviel Spaß macht, wenn immer die gleichen beiden Personen zwischen ihren Charakteren für dramatische Momente sorgen und der Rest davon genervt ist. Man kann niemanden zum Dramaspiel zwingen, der keinen Bock darauf hat.

El God

  • Gast
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #61 am: 3.02.2011 | 10:55 »
Das Problem mit dem "Erzwingen" von Dramaspiel kann man doch ganz elegant umgehen, indem man sich vorher klarmacht, was die Gruppe möchte. Für Leute, die tief in der Szene verwurzelt sind, dürfte es kein Problem sein, reine Dramagruppen zusammenzustellen, während Leute, die v.a. mit Kumpels spielen sich dessen bewusst sein müssen, warum sie mit ihnen zusammenspielen und sich dann imho schlicht darauf einstellen sollten, Leute, die kein Drama wollen, damit auch nicht zu behelligen. Ein paar klärende Worte vor dem Start einer Kampagne sollten da viel Aufschluss bringen.

Anonsten finde ich das Wort "Angriffspunkt" prima. Wirklich und ehrlich. Jeder ist irgendwo angreifbar (auch hier die doppelte Wortbedeutung beachten ;-) ) und wird ohne Angriffspunkte zum Tefloncharakter, der nicht mehr Tiefe aufweist als das typische teflonhaftige Bratgerät. Ich persönlich *will* tiefe Charaktere und liebe es, wenn man die Angriffspunkte meiner SCs anspielt, weil ich dann meine Arbeit, den Charakter entsprechend zu gestalten, auch gewürdigt sehe.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #62 am: 3.02.2011 | 12:19 »
@scrandy: Die Idee mit den Tags finde ich großartig!  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline scrandy

  • im falschen Körper
  • Famous Hero
  • ******
  • Ex Urban-Brawl Profi
  • Beiträge: 2.582
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: scrandy
    • Mystix-RPG
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #63 am: 3.02.2011 | 16:17 »
@scrandy: Die Idee mit den Tags finde ich großartig!  :)
Danke! Die Tags sind zwar prinzipiell regeltechnisch in Mystix eingebunden. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass man sie als Drama-Hilfe auch auf jedes andere System draufsetzen könnte - Insbesondere dann wenn man schon Aspekte gewohnt ist.

Ich hoffe das ich die passenden Regelkapitel in den Semesterferien mal fertig bekomme und werde sie dann auch Systemunabhängig im Weltenbaubereich mal vorstellen.

Vielleicht hat ja jemand Lust das für sein Lieblingssystem zu adaptieren.
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

Mystix: Ranken, Glyphen, Kreiselschiffe - Story-orientiertes Steamfantasy-Rollenspiel. (Homepage / Diskussion)

Mystix - Das große Erwachen: Always Hope - Never Fall!

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #64 am: 3.02.2011 | 20:09 »
Ich werde das mal meiner Fate-Runde vorschlagen - bei den Aspekten bietet sich das ja durchaus an.  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Joerg.D

  • Foren-Gatling a.D.
  • Titan
  • *********
  • Beiträge: 20.998
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Juhanito
    • Richtig Spielleiten
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #65 am: 3.02.2011 | 22:11 »
Bei dem einen sind es Tags, bei dem Anderen Safewords.

Wichtig bei Spielen die an emotionale Grenzen gehen ist es, etwas zu haben mit dem Stop gesagt werden kann, ohne auf die Meta-Ebene zu wechseln.

Mit dem Zerstören von Schönheit oder anderen Vorteilen zum Eskalieren von Szenen habe ich allerdings  keine Probleme. Wichtig ist nur, das der Spieler seine in den Punkt investierten Punkte wieder bekommen kann oder man einen Plotpunkt daran kettet, der für folgende Abenteuer eine Wiederherstellung oder Kompensation ermöglicht.

Die Sache darf nicht im Luftleeren Raum passieren, es muss einen guten und dramatischen Grund für diese Art der Eskalation geben.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

El God

  • Gast
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #66 am: 3.02.2011 | 22:16 »
Ich denke, bei Scrandy sollen die Tags eher den Charakter spielenswert halten als den Spieler vor emotionalen Fallstricken zu bewahren... das hat eine ähnliche Funktion wie die Frage "Warum macht es Spaß, diesen Charakter zu spielen?" bei den üblichen Flags. An den dort genannten Sachen sollte man sich als SL auch eher nicht vergehen.

Offline scrandy

  • im falschen Körper
  • Famous Hero
  • ******
  • Ex Urban-Brawl Profi
  • Beiträge: 2.582
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: scrandy
    • Mystix-RPG
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #67 am: 3.02.2011 | 22:57 »
Ich denke, bei Scrandy sollen die Tags eher den Charakter spielenswert halten als den Spieler vor emotionalen Fallstricken zu bewahren...
Also damit keine Missverständnisse aufkommen:
Mystix-Tags sind etwas ähnliches wie Fate-Aspekte nur ein wenig anders. Das heißt, sie leisten im Regelwerk eine menge verschiedener Dinge. Die Sache mit den Ausrufezeichen und Plus-Zeichen ist nur ein Teil davon.


Details zu Tags (für die, die es interessiert):
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Zitat
das hat eine ähnliche Funktion wie die Frage "Warum macht es Spaß, diesen Charakter zu spielen?" bei den üblichen Flags.
Ja exakt. Aber es geht auch um die Frage wie verwalte ich die Persönlichkeit meines Charakter und halte ihn unter Umständen über Monate fest. Und natürlich um die Frage, wie Verwalte ich Konflikte und Charakterveränderungen.

Zitat
An den dort genannten Sachen sollte man sich als SL auch eher nicht vergehen.
Ich vermute mal du meinst sowas wie die Schwester des Charakters oder dessen Aussehen usw.

Da gebe ich dir im Allgemeinen vollkommen recht. Da ich persönlich aber zum Beispiel genau diese Art von Herausforderung als Spieler wünsche (solange ich eine Chance habe sie zu meistern), habe ich die ! und + eingeführt. Mit meinem jetzigen SL geht das zwar auch ohne, weil wir uns seit der Schule kennen, aber für halb fremde Runden ist das hilfreich.
Der Waldfürst gibt, der Waldfürst nimmt.

Mystix: Ranken, Glyphen, Kreiselschiffe - Story-orientiertes Steamfantasy-Rollenspiel. (Homepage / Diskussion)

Mystix - Das große Erwachen: Always Hope - Never Fall!

Offline Naldantis

  • Hero
  • *****
  • ...hat schonmal eine Taschenlampe fallenglassen...
  • Beiträge: 1.623
  • Username: Naldantis
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #68 am: 4.02.2011 | 00:42 »
Das Problem mit dem "Erzwingen" von Dramaspiel kann man doch ganz elegant umgehen, indem man sich vorher klarmacht, was die Gruppe möchte.

Nur welche 'Gruppe'?
Das sind doch in der regel disjunkte Eigenvostellungen, kein großer , gemeinsamer Kanon.
Und wozu auch?
Im unterschied zum hintergrund, den Naturgesetzen und der Geschichter des Settings muß man sich hier nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen sondern kann einer mit viel und der andere Charakter ganz ohne persönliches Drama leben.

Zitat
Für Leute, die tief in der Szene verwurzelt sind, dürfte es kein Problem sein, reine Dramagruppen zusammenzustellen

...was meinst Du mit "tief in der Szene stecken"?
Welche Szene überhaupt?

Offline WeeMad

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 251
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Fredolars
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #69 am: 4.02.2011 | 02:35 »
Ich hab gerade meine erste Runde My Life with Master gespielt - leider mussten wir aus Zeitgründen abbrechen, aber es gab einige sehr dramatische Szenen (ein cooles Spiel!). Im Vorfeld hab ich gezielt drei Mitspieler/innen angeschrieben und sowohl in der Mail, als auch dann bei der Vorbereitung klar gemacht, um was es in dem Spiel geht. Das Setting bzw. die Vorgaben aus dem Regelwerk und die Regeln haben dann ihr übriges getan.

Zur Grundsatzdiskussion ein paar Schnellschüsse:
Drama entsteht aus Spannungsverhältnissen
Zum Beispiel Spannungen zwischen
- unterschiedlichen inneren Werte, Überzeugungen des Charakters
- zwei Personen
- einer Person und einer Gruppe
- einer Person und der Gesellschaft bzw. gesellschaftlichen Normen
- einer Person und der Natur
- zwei Gruppen

Es gibt einige dramatische Grundsetups (Poltis 36 dramatische Szenen)

Die Handlung steuert dann auf dramatische Höhepunkte zu, in denen sich das Spannungsverhältnis entlädt.

In My Life with Master ist natürlich das Grundspannungsverhältnis zwischen Meister und Schergen, Schergen und Verbindungen aus dem Dorf und früher oder später auch zwischen den Schergen eingebaut. Es gibt oder es kommt zu Spannungen und dadurch zu Konflikten.

Wie erreiche ich also Drama im RSP: Durch ein Setting, eine CoreStory oder Gruppenkonzept mit viel Spannungsverhältnissen, die auf eine Entladung hinsteuern.

Dazu noch wenige Regeln bzw. wenige Points of Contact, damit das Drama nicht vom Klappern der Würfel unterbrochen wird.

Die Regeln, die da sind animieren dazu die Spannungsverhältnisse zu eskalieren und immer schlimmere Dinge zu tun, bis es sich auflöst zum Happy End oder zum tragischen Ende.

Vielleicht erhellend ist die Regel, dass wenn man dem Befehl des Meisters nicht widersteht (zu Anfang kann man kaum widerstehen) zumindest einen Versuch unternimmt die schlimmen Befehle des Meisters umzusetzen - man wird gezwungen etwas Übles zu tun.

Das Üble könnte man evtl. auch durch was Falsches tun ersetzen. Das sind dann in Filmen die Momente, wo man sich denkt "Wieso macht der das?" oder "Wenn die einfach nur miteinander offen reden würden" usw. - Aber solche Momente erzeugen eben auch Drama und wenn sie aus der Sicht des Charakters logisch erscheinen, ist das auch nicht mit Taschenlampenfallenlassen oder Ähnlichem zu vergleichen.

Offline Bad Horse

  • Erste Elfe
  • Titan
  • *********
  • Zimt macht die Gedanken weich!
  • Beiträge: 32.544
  • Username: Leonie
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #70 am: 4.02.2011 | 19:00 »
Nur welche 'Gruppe'?
Das sind doch in der regel disjunkte Eigenvostellungen, kein großer , gemeinsamer Kanon.
Und wozu auch?

Weil es im Allgemeinen allen mehr Spaß macht, wenn man von unabhängigen Einzelvorstellungen zu einer gemeinsamen Grundlage findet. Oder zumindest von Anfang an klar macht, womit man bei einer Gruppe rechnen muss.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline dunklerschatten

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.186
  • Username: dunklerschatten
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #71 am: 5.02.2011 | 14:49 »
Ohne alles gelesen zu haben:

Imho: Drama funktioniert nicht im RPG, Drama funktioniert nur im realen Leben !

Z.b. Im RPG sterben die Eltern des Chars...dann spielt man das eben aus und gut ist... --> kein Drams

Im realen Leben sterben die Eltern..das ist Drama !!

"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
Quellcrist Falconer

Offline Teylen

  • Bloodsaurus
  • Titan
  • *********
  • Tscharrr Tscharrr Tscharrr
  • Beiträge: 20.927
  • Geschlecht: Weiblich
  • Username: Teylen
    • Teylen's RPG Corner
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #72 am: 5.02.2011 | 15:03 »
Im realen Leben sterben die Eltern..das ist Drama !!
Nein, das ist eine Tragödie, kein Drama.
Meine Blogs:
Teylen's RPG Corner
WoD News & Artikel

Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Whisp

  • Hero
  • *****
  • Herr des Ikeanomicums
  • Beiträge: 1.448
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Whisp
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #73 am: 5.02.2011 | 15:07 »
Hizu kommt, dass "drama" im Deutschen zwei BEdeutungen hat:

Einmal wird es synonym für "Dramaturgie" genutzt (positiv und negativ), dann aber wieder für etwas "tragisches" und unwillkommenes (nur negativ).

Da sollte man schon differenzieren

Flieht, Ihr Narren!

El God

  • Gast
Re: Drama, was ist es genau und wie erzeugt ihr es im RSP
« Antwort #74 am: 5.02.2011 | 19:01 »
Ohne alles gelesen zu haben:

Imho: Drama funktioniert nicht im RPG, Drama funktioniert nur im realen Leben !

Gibt es Drama im Theater, im Kino, in Büchern?