Autor Thema: Söldner und der Sold  (Gelesen 1845 mal)

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Offline SeelenJägerTee

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Söldner und der Sold
« am: 24.02.2011 | 19:48 »
Setting: Warhammer Fantasy (das sollte aber eigentlich keine Rolle spielen).

Ein Söldner hat ein Jahreseinkommen von XYZ Goldkronen.
Jetzt bin ich mir relativ sicher, dass ein Söldner nicht permanent Geldzufluss hat sondern ab und an mal einen dickeren Batzen bekommt.
Zwei möglichkeiten könnte ich mir jetzt vorstellen.
  • Der Söldner wird für eine Kampagne angeworben, die läuft typischerweise über die schönere Hälfte des Jahres. Somit hätte der Söldner also während dieser Zeit etwa das doppelte Einkommen, im Winter dafür gar nix.
  • Die Söldner werden vor der Schlacht für eben jenes Gemetzel angeworben. Den Rest der Kampagne laufen sie halt mit, quasi in Erwartung eines geldbringenden Waffenganges.*
So jetzt mal einige Fragen:
1. Wie war es denn im historischen Deutschland im 17ten Jahrhundert. Bezahlung für Kampagne oder pro Waffengang? (Da es Doppelsöldner gab, die aber wohl kaum fürs Mitlaufen doppelt so viel Kohle bekommen habe vermute ich *)
2. Wie viel hat ein Söldner verdient - in Relation zu einem Handwerker oder einem Bauern?

Offline aschar

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Re: Söldner und der Sold
« Antwort #1 am: 24.02.2011 | 20:56 »
Ganz interessant dürfte für dich folgender Link sein:

http://www.wolkenturm.de/index.php?page=bib_schriften#hintergrund

Gemeint ist folgende Datei: Aventurisches Söldnerwesen


Offline Feuersänger

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Re: Söldner und der Sold
« Antwort #2 am: 24.02.2011 | 21:53 »
1. Wie war es denn im historischen Deutschland im 17ten Jahrhundert. Bezahlung für Kampagne oder pro Waffengang? (Da es Doppelsöldner gab, die aber wohl kaum fürs Mitlaufen doppelt so viel Kohle bekommen habe vermute ich *)
2. Wie viel hat ein Söldner verdient - in Relation zu einem Handwerker oder einem Bauern?

1. Söldner wurden für drei bis sechs Monate angeworben und konnten wohl monatsweise verlängert werden. Knackpunkt: mit jeder geschlagenen Schlacht begann automatisch ein neuer Soldmonat. Das läuft also quasi auf ein Mindestgehalt mit Gefahrenzulage raus. Wenn in einem Monat mal zwei Schlachten geschlagen wurden, musste der Dienstherr für drei Monate Sold zahlen. Am Montag anwerben, Dienstag kämpfen, Mittwoch entlassen war jedenfalls nicht drin.

2. Im Prinzip ziemlich gut -- iirc hat ein Gemeiner etwa das vierfache eines einfachen Arbeiters bekommen. [Ich weiß aber nicht, wieviel ein Netter bekommen hat. (scnr)] Gefreite natürlich deutlich mehr.
Allerdings eben nur für die Zeit der Dienststellung. Nach dem Feldzug wurden sie halt entlassen, und dann musste sie quasi als Landstreicher betteln gehen. Versorgung für Kriegsversehrte gab es überhaupt nicht. Hinzu kommt die phänomenal niedrige Lebenserwartung, da selbst eine leichte Verletzung zu Wundbrand und Tod führen konnte.

Auch zu beachten: der Söldner hat für seine Ausrüstung selbst aufzukommen. Und ist nicht selten beim Ausrüstungskauf gehörig übers Ohr gehauen worden.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat

Offline YY

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Re: Söldner und der Sold
« Antwort #3 am: 24.02.2011 | 22:14 »
1. Wie war es denn im historischen Deutschland im 17ten Jahrhundert. Bezahlung für Kampagne oder pro Waffengang? (Da es Doppelsöldner gab, die aber wohl kaum fürs Mitlaufen doppelt so viel Kohle bekommen habe vermute ich *)

AFAIK gab es beides - also einmal eine Bezahlung pro Zeit und dann noch einmal "Sturmsold" vor Angriffen oder sonstige Sonderzahlungen für gefährliche Arbeiten usw..

Und bisweilen durfte nach erfolgreicher Belagerung geplündert werden, was in vielen Fällen die Bezahlung um ein Vielfaches überstiegen haben dürfte.


Da die Bezahlung aber i.d.R. sehr unregelmäßig erfolgte (oftmals auf einen Schlag bei der Entlassung) und der Söldner über weite Teile des Feldzuges aufs Plündern angewiesen war, ist der Vergleich in Sachen Bezahlung mit z.B. einem Handwerker schwierig.

Die Spannweite einzelner Verläufe ist da mWn so groß, dass sich der eine nach einigen Jahren Söldnerleben zur Ruhe setzen konnte (hauptsächlich wegen glücklich verlaufener Plünderungen) und andere nach Jahren und Jahrzehnten des Söldnerlebens völlig verarmt den Löffel abgaben.


Zum Thema Arbeitslosigkeit unter Söldnern (falls noch nicht bekannt):
In Zeiten ohne Arbeitgeber taten sich die Söldner oft zusammen bzw. blieben als Einheit zusammen und plünderten auf eigene Faust, wenn die Umstände dafür geeignet schienen.
Im vom 30jährigen Krieg gebeutelten Deutschland z.B. gab es oft genug keine lokalen Autoritäten mehr, die solche Marodeure hätten stoppen können.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Neidhardt

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Re: Söldner und der Sold
« Antwort #4 am: 28.02.2011 | 14:02 »
Hier gibt es was zum Lesen: http://www.kriegsreisende.de/
"Die Jungen tun nicht immer das, was man ihnen sagt."

Ein

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Re: Söldner und der Sold
« Antwort #5 am: 28.02.2011 | 14:31 »
Erläuterungen zu den Böhmischen Söldnern im späten 15. Jhr.:
Zitat
Allgemeine und genaue Aussagen zur Besoldung für die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts sind kaum möglich, da die Soldhöhe im Bestallungsvertrag jeweils aktuell festgelegt war, in unterschiedlichen Währungen erfolgte und Inflation und Wechselkurse Soldhöhen sogar innerhalb eines Feldzugs verändern konnten. Böhmische Söldner wurden üblicherweise für zwei Wochen bezahlt: In den Kriegen Herzog Ludwigs IX. des Reichen gegen Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg (reg. 1440-1486) von 1459 bis 1462 erhielt ein Reisiger (berittener Kriegsmann) einen rheinischen Gulden pro Woche, Trabanten bekamen einen halben Gulden; im Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05) erhielt ein Reisiger zwei rheinische Gulden, ein Trabant einen Gulden pro Woche. Der Sold eines böhmischen Fußknechts war damit nicht geringer als der eines Landsknechts. Beuteansprüche gehörten bei beiden zum Selbstverständnis.

Zu der an und für sich für den Kriegsherrn günstigen Besoldung kamen jedoch erhebliche zusätzliche Kosten: Ausgaben für Kampfwägen, Sonderzahlungen für Werbung, Spesen der Unterhändler und besondere Zahlungen an böhmische Söldnerunternehmer. Vor allem aber hatte jeder böhmische Söldner Anspruch auf Schadenersatz für im Dienst erlittene Schäden an Pferden, Waffen und Ausrüstung.
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45826#13

Vergleichend zu Landsknechten im frühen 16. Jhr
Zitat
Die Besoldungshöhe lag für die ganze Landsknechtzeit bei vier Gulden im Monat für den einfachen Knecht. Besser gerüstete Knechte ("Doppelsöldner") und Funktionsträger erhielten entsprechend mehr Sold. Der Sold wurde bezahlt für Ausrüstung, Bewaffnung, Verpflegung und alle Kriegsdienstleistungen. Zusätzlicher Anreiz war die Aussicht auf Beute. Landsknechte waren in den Anfangsjahrzehnten besser bezahlt als die meisten Handwerksgesellen, eine fortschreitende Geldentwertung minderte den Sold allerdings erheblich.
http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_45077#11