Autor Thema: Entwertung von Spielleiterentscheidungen  (Gelesen 17900 mal)

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Offline korknadel

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #200 am: 26.07.2011 | 12:39 »
Es gibt aber viele Spielmöglichkeiten dazwischen, z.B. das von dir angebrachte Beispiel mit der Initiierung von Konflikten usw. Da nutzt der Spielleiter den ihm "von Amts wegen" verliehenen Einfluss (seine "Macht") über die Spielwelt, aber in einer vom Gruppenvertrag (informelle Absprache, Gruppentradition) beschränkten Weise zeitlich und von der Wirkungsstärke begrenzt. Wo die Grenzen seiner Macht liegen, wird eben in Absprachen festgelegt. Genaus wie im Idealfall festgelegt wird, in welchem Ausmaß welche Spielerbedürfnisse (und Spielleiterbedürfnisse) in einer Abenteuerserie oder Folge von Spielabenden berücksichtigt werden.

Sehr schön gesagt.
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Offline Blizzard

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #201 am: 27.07.2011 | 10:40 »
Gibts tatsächlich Gruppen, die sich einfach so zusammensetzen, dem Spielleiter ihre Charaktere um die Ohren hauen und dann erwarten, dass alles funktioniert?
Ja,die gibt es. Unglaublich-aber wahr.


Wobei ich überzeugt bin, dass in einer gut eingespielten Gruppe (Gruppenvertrag, ich hör dir Trapsen) so etwas nicht nötig werden wird. Weiß ich als SL, dass die Runde (ggf. noch von einem Elfen geführt oder aus Trappern bestehend) sich gerne durch die wilde Natur schlägt, dann bereite ich keinen Kampf in der Zwergenbinge von Moria vor. Weiß ich, dass die Runde (ev. mit einem Überhang an Zwergen und Kämpfern) auf knackige Bossfights steht, dann bereite ich keine Überbergreise über die Alpen vor.
Und was machst du, wenn die Runde auf beides steht?

Zitat
*Und ich sehe hier nicht allein den SL in der Verantwortung, dass die Option Moria für alle SCs stimmig wird. Wie auch bei der Charakterzusammenführung würde ich den Stab hier an den Spieler selbst weiterreichen: "Option Moria wird's, überleg dir mal einen Grund, wieso dein Waldelf jetzt doch in die verhasste Zwergenbinge hinabsteigt." Ich denke, da ist jeder Spieler auch ein wenig seiner Gruppe verpflichtet, nicht auf biegen und brechen seinen Charakter durchzudrücken, sondern auch hin und wieder den Spielspaß für alle vorweg zu stellen.
Zwei Sachen dazu:
1. Das sehe ich genau so.
2. Höchstwahrscheinlich herrscht jetzt beim Tümpelritter Roter Alarm, nachdem er diesen Pasus gelesen hat.

Zitat
ABER: Wenn ich als SL weiß, dass ein SC massive Probleme mit einem wichtigen Element der Handlung hat, dann überlege ich mir vorher, ob ich ihn wirklich in diese Situation manövriere - wobei ja aber gerade aus diesem inneren Konflikt wieder sehr gutes Rollenspiel entstehen kann (entscheidet sich der Waldelf unter innerlichen Qualen dafür, doch die Zwergenbinge zu betreten, um seine Freunde nicht im Stich zu lassen? Muss man B.A. wieder betäuben, um ihn ins Flugzeug zu bekommen oder steigt er freiwillig ein, um Murdoch aus den Fängen der XXX zu retten?). Mit ein bisschen entgegenkommen beiderseits lässt sich doch jedes Problem lösen, auch wenn es nicht explizit im Gruppenvertrag hinterlegt wurde...
Auch das könnte ich im Prinzip so unterschreiben. Das Beispiel erinnert mich an einen Charakter, der in einem Kampf einen Arm verloren hatte, und der Spieler des betreffenden Charakters dann behauptete, ihn deswegen nicht mehr charaktergerecht spielen zu können-anstatt dies als rollenspielerische Herausforderung zu sehen. Abgesehen davon ist es für den SL nicht immer einfach, Charaktere in solche spannenden, rollenspielerischen Konfliktsituationen zu manövrieren-egal ob nun bewusst oder unbewusst. Dazu gehört auch Flexibilität seitens des SL, da er das Ganze ja wie gesagt lenken oder manövrieren muss. Aber genau so eine Flexibilität erwarte ich dann auch von Spielern. Anstatt rumzunörgeln und zu sagen " Ich kann meinen Charakter nicht rollengerecht spielen, weil der böse SL das mit seinem noch böseren Plot boykottiert" sollte man als Spieler vielleicht erstmal etwas an der eigenen Flexibilität feilen.

PS.: OT:
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« Letzte Änderung: 27.07.2011 | 11:03 von Blizzard »
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #202 am: 27.07.2011 | 10:56 »

*Und ich sehe hier nicht allein den SL in der Verantwortung, dass die Option Moria für alle SCs stimmig wird. Wie auch bei der Charakterzusammenführung würde ich den Stab hier an den Spieler selbst weiterreichen: "Option Moria wird's, überleg dir mal einen Grund, wieso dein Waldelf jetzt doch in die verhasste Zwergenbinge hinabsteigt." Ich denke, da ist jeder Spieler auch ein wenig seiner Gruppe verpflichtet, nicht auf biegen und brechen seinen Charakter durchzudrücken, sondern auch hin und wieder den Spielspaß für alle vorweg zu stellen.
Zwei Sachen dazu:
1. Das sehe ich genau so.
2. Höchstahrscheinlich herrscht jetzt beim Tümpelritter Roter Alarm, nachdem er diesen Pasus gelesen hat.

Unterstreichung von mir.

Dank des Unterstrichenen herrscht da bei mir kein Roter Alarm, nichtmal Gelber. Gelber Alarm herrscht, wenn der erste unterstrichene Halbsatz fehlt (oder "Gruppe" durch "Story" ersetzt wird). Roter Alarm herrscht, wenn der SL in seiner Weisheit schon von alleine & ohne Absprache weiß, was unter dem zweiten unterstrichenen Satzteil* zu verstehen ist.

Edit: *und das unabhängig von allen denkbaren Umständen gilt. Äußere Umstände wie Spielzeit und Spielhäufigkeit spielen eine bedeutende Rolle.
« Letzte Änderung: 27.07.2011 | 11:01 von youth nabbed as sniper »
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #203 am: 27.07.2011 | 11:09 »
Unterstreichung von mir.

Dank des Unterstrichenen herrscht da bei mir kein Roter Alarm, nichtmal Gelber. Gelber Alarm herrscht, wenn der erste unterstrichene Halbsatz fehlt (oder "Gruppe" durch "Story" ersetzt wird).

Das wundert mich jetzt aber schon, dass ausgerechnet du als Wut&Charakterspieler den mittleren Teil(also den, den du nicht unterstrichen hast) völlig aussen vor lässt. Denn das ist imho ein ganz wesentlicher Bestandteil der Aussage.

Zitat
Roter Alarm herrscht, wenn der SL in seiner Weisheit schon von alleine & ohne Absprache weiß, was unter dem zweiten unterstrichenen Satzteil* zu verstehen ist.
Also ich als SL weiß auch alleine und ohne Absprache, was Spielspaß für alle bedeutet: Das Abenteuer so gestalten, dass alle-nicht nur die Spieler(!)- ihren Spaß (am Abenteuer) haben.Wobei das zugegbenermaßen einfacher gesagt als getan ist. ;)
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #204 am: 27.07.2011 | 11:34 »
Das wundert mich jetzt aber schon, dass ausgerechnet du als Wut&Charakterspieler den mittleren Teil(also den, den du nicht unterstrichen hast) völlig aussen vor lässt. Denn das ist imho ein ganz wesentlicher Bestandteil der Aussage.

Wutspieler ist irgendso ein Begriff von dir, den ich jetzt nicht sonderlich ernst nehme. Das klingt so albern wie Wutbürger. Das klingt so ein Bisschen nach einer Argumentum ad hominem Taktik: die Argumente (oder Spielvorlieben) eines  "Wutspielers" muss ein Wahrer Meister (TM) des Rolenspiels ja nicht ernstnehmen.

Der mittlere Teil ist schlicht eine Skizze, was der SL fürs Abenteuer vorbereitet hat - der Unterstrichene erste Halbsatz macht aber den wichtigen Unterschied zwischen einer Gruppenabsprache (meinetwegen Gruppenvertrag, obwohl das im Deutschen zu formell klingt) und einer Spielleiter-Alleinentscheidung aus.

Wenn in der Gruppe ein starker Charakterspieler/Waldelfspezialist ist, der wenig Interesse an überwiegend Dungeoncrawl + Monsterbashing (das ist die Moria-Situation, gut für Buttkicker und ggf. Taktiker, Powergamer) hat, die Gruppe aber nach Gruppenabsprache spielt, dann wird der Charakterspieler in einer längeren Abenteuerfolge mit seinen Vorlieben berücksichtigt, vielleicht mit einer charaktertypischen Entscheidung bei irgendwelchen Reitervölkern. Bei einem One-Shot, baut der SL ins Moria-Dungeon eine Interaktions- und Entscheidungssituation ein - nehmen wir statt eines Waldelfen für das Beispiel mal einen hochrangigen Zauberkundigen, der die Wahl zwischen einem Sturz ins Ungewisse oder einem (möglicherweise, aber nicht sicher) TPK-verursachenden Kampf.

Da trifft der Spieler aus der Sicht seines Charakters eine Entscheidung mit Konsequenzen. Gruppenabsprache bleibt eingehalten. (Klar, der SL könnte an bisschen an seiner Leittechnik arbeiten, damit die Entscheidung nicht so plakativ und aufgedrängt wirkt, aber es ist wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung.)

Also ich als SL weiß auch alleine und ohne Absprache, was Spielspaß für alle bedeutet: Das Abenteuer so gestalten, dass alle-nicht nur die Spieler(!)- ihren Spaß (am Abenteuer) haben.Wobei das zugegbenermaßen einfacher gesagt als getan ist. ;)

Siehste, und so "Wutspieler" wie ich müssen halt die anderen Mitspieler fragen, was ihnen Spaß macht.
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