Autor Thema: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?  (Gelesen 5520 mal)

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Offline Falke359

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Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« am: 7.09.2011 | 12:22 »
Das Thema stellt ja bereits die Frage.

Es geht mir darum, welches Verständnis von Religion an sich in euren Rollenspielen zum Ausdruck kommt. Beschränkt sich das auf Klischees (z.B. Götter existieren durch Glaubenskraft oder Gebete funktionieren wie Magie) oder habt ihr da innovativere Ansätze umgesetzt?
Die Frage, ob jemand selber gläubig ist und ob das ins Rollenspiel einfließt, kann dabei hilfreich sein, muss aber keine Rolle spielen.

Mich interessiert dabei auch weniger, wie ihr eine konkrete Religion darstellt oder wie euer Götterpantheon aussieht. Auch Antworten wie "das kommt darauf an" und "das muss jeder selber wissen" sind Makulatur.
Es geht vielmehr darum, strukturelle Verständnisfragen, was Religion im Rollenspiel angeht, herauszuarbeiten.
Seht es als eine Art wissenschaftlich motivierte Umfrage.

*edit* Ich weiß, ist ein prinzipiell schwer zu fassendes Thema.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 12:41 von Falke359 »
Früher war mehr Lametta.

LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #1 am: 7.09.2011 | 12:30 »
Götter existieren. Sie gewähren ihren Gläubigen (Klerikern, Paladinen, Waldläufern, Druiden, etc) Macht, indem diese mittels Gebeten am Morgen (oder passendem anderen Zeitpunkt) um Macht bitten.

Der Klerus der größeren, mächtigeren und viel angebeteten Göttern hat einiges an politischer, weltlicher und überweltlicher Macht. Meist ist der Klerus recht strukturiert, außer es widerspricht dem Portfolio der Gottheit.

Die Götter treten nicht selbst in Erscheinung, vielmehr senden sie ihre Boten, Avatare oder andere Gesandte, welche in ihrem Namen Taten vollbringen. Sie selbst "wohnen" auf ihren Ebenen und haben wichtigere Dinge zu tun, als sich aktiv und bewusst um die Belange von niederen Sterblichen zu kümmern.

Die Wissenschaft kann die Existenz der Götter nicht leugnen, jedoch ihre Macht infrage stellen, oder den Glauben an außerweltliche Wesen generell. Ist aber weniger Thema.

El God

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #2 am: 7.09.2011 | 12:32 »
Ähh.. Hä? Meinst du Rollenspiele, die wir spielen oder nur solche, die wir selbst schreiben? In der Regel geben fertige Settings sowas ja vor, da ändere ich auch nicht viel dran. Und in meinen selbst entwickelten Settings gibts quasi alles von "Keine Götter" bis "aus sich heraus real existierende Götter, die durch ihre Macht die Anbetung ihrer Anhänger würdig sind und tatsächliche Wunder wirken".

Offline Teylen

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #3 am: 7.09.2011 | 12:33 »
Ich habe keine feste vorgehensweise wie Religion umgesetzt wird.
Respektive definiert es sich durch das Setting.
Ich mag auf die Vielfalt der Darstellung nicht verzichten.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #4 am: 7.09.2011 | 12:37 »
Naja, es ist doch klar, dass er aktuelle Settings meint. Alles andere wäre doch komisch. Es geht auch nicht darum, ob es selbst erfundene, oder fertige Setting geht. Es geht darum, wie IHR es UMSETZT. Mehr nicht ;)

Offline Falke359

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #5 am: 7.09.2011 | 12:39 »
Ähh.. Hä? Meinst du Rollenspiele, die wir spielen oder nur solche, die wir selbst schreiben? In der Regel geben fertige Settings sowas ja vor, da ändere ich auch nicht viel dran. Und in meinen selbst entwickelten Settings gibts quasi alles von "Keine Götter" bis "aus sich heraus real existierende Götter, die durch ihre Macht die Anbetung ihrer Anhänger würdig sind und tatsächliche Wunder wirken".

Vorgefertigte Rollenspielsettings bewegen sich meines Wissens nach sehr im Rahmen des Üblichen, aber können oft dennoch ganz unterschiedlich interpretiert werden.
Stellt man sich eine bestimmte Gottheit z.B. als real existierende, körperliche Person vor oder nur als Weltprinzip? Das macht bedeutende Unterschiede im Rollenspiel.

Prinzipiell sind aber selbst entworfene Konzepte in ihrer Umsetzung sogar noch interessanter.

Ich habe keine feste vorgehensweise wie Religion umgesetzt wird.
Respektive definiert es sich durch das Setting.
Ich mag auf die Vielfalt der Darstellung nicht verzichten.

Könntest du, was die Vielfalt der Darstellung angeht, etwas genauer werden? Ich fände es interessant, welchen Möglichkeitsrahmen du da ausnutzt.

@Luxferre: Das, was du beschrieben hast, würde ich als "Standardumsetzung" werten, so wird Religion meistens interpretiert. Als Ausgangspunkt damit schonmal hilfreich, danke.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 12:44 von Falke359 »
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LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #6 am: 7.09.2011 | 12:46 »
@Luxferre: Das, was du beschrieben hast, würde ich als "Standardumsetzung" werten, so wird Religion meistens interpretiert. Als Ausgangspunkt damit schonmal hilfreich, danke.

Okay, ich hatte Deinen Eingangspost so verstanden, dass der Glaube an einen Gott seine Macht definiert. Was ich nämlich als recht "anders" wahrnehme ;)

Bin auch sehr gespannt auf die kommenden Posts und Ideen.

Offline Keuner

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #7 am: 7.09.2011 | 12:50 »
Im Fantasy-Setting, das ich in den letzten Wochen leidlich plane, treten mindere Götter auf. Das sind schlichtweg mächtige Geister, die Menschen mit magischen Kräften ausstatten. Manche Götter genießen die Verehrung, manche eher nicht. Aber zum Leben oder Anwenden ihre Kräfte brauchen sie keine Verehrung.
Die Religion dieses Geister-Kultes ist nicht zusammenhängend. Es gibt viele Splittergruppen mit unterschiedlichem Fanatismus-Grad. Wobei die Mitglieder einer einzelnen Sekten dann schon alle gleich ticken, was die Position zu anderen Religionen, etc. betrifft.

Daneben existiert eine monotheistische Kirche, die das ganze Geister-Anbeten misstrauisch beäugt. Die Priester dieser Religion verfügen nicht über irgendelche Kräfte. Die Macht der Kirche ist eher politisch und gesellschaftlich. Im Prinzip wie die katholische Kirche. Mitsamt einer nichtphysischen, rein tranzendeten Gottheit.
Da gibt es dann fanatische, orthodoxe Verfechter und gemäßigte Gläubige. Und alles dazwischen. Eine eher hetereogene Gruppe.
Wie Einstein schon sagte: E=m

ChaosAmSpieltisch

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #8 am: 7.09.2011 | 12:54 »
Ich bevorzuge Götter, welche nicht omni-präsent und nicht omni-potent sind, Allwissenheit stört auch eher. Eher mächtige Wesen, die verehrt werden. Der Grund der Verehrung kann dabei von "weil die Sterblichen Angst vor ihnen haben", bis hin zu "weil es mir Einfluss auf das Geschehen bringt", das es den Göttern Macht bringt, ist eher selten (denn der Erntegott, den quasi alle Bauern anbeten als der mächtigste ist mir dann doch zu langweilig)
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 12:55 von ChaosAmSpieltisch »

El God

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #9 am: 7.09.2011 | 12:54 »
Tja, das extremste waren wohl Götter, die in einer Kultur direkt mit den sie verehrenden Menschen zusammen wohnten. Götter zum Anfassen quasi. Sie lebten schon ein wenig zurückgezogen, zeigten sich aber ab und an tatsächlich dem Volk und waren nicht entrückt oder so. Quasi ägyptische Pharaonen mit echter göttlicher Macht. Ihre Macht, Weisheit und ihr Wissen allerdings waren nicht allumfassend, überstiegen aber die selbst mächtigster Magier noch um einiges. Gespielt habe ich dieses Setting zwar nie, aber ich finde es nach wie vor recht reizvoll.

Offline Sperber

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #10 am: 7.09.2011 | 12:54 »
Ich spiele gerne in Settings, in denen die Götter real, aber nicht fassbar sind. Als eine weitere Untergruppe bevorzuge ich dann Gottheiten, die kaum einen Einfluss auf die Welt der Normalsterblichen nehmen - aus welchem Grund auch immer. Auch nicht indirekten Einfluss wie bspw. durch das Verleihen karmaler Kräfte an ihre Priester. Höchstens was die Schöpfungsgeschichte betrifft oder sehr seltene Wunder in großen Zeiten der Not, lasse ich ab und an mal zu, um den Göttern einen definitiven Status als "existent" zu verpassen, so dass wenig bis kein Raum für Zweifler bleibt.
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Taschenschieber

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #11 am: 7.09.2011 | 12:57 »
Tja, das extremste waren wohl Götter, die in einer Kultur direkt mit den sie verehrenden Menschen zusammen wohnten. Götter zum Anfassen quasi. Sie lebten schon ein wenig zurückgezogen, zeigten sich aber ab und an tatsächlich dem Volk und waren nicht entrückt oder so.

Wie Jesus bei South Park?

Eulenspiegel

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #12 am: 7.09.2011 | 13:02 »
Auch Antworten wie "das kommt darauf an" und "das muss jeder selber wissen" sind Makulatur.
Ich sehe daran keinerlei Makulatur. Es ist halt extrem systemabhängig:

DSA: Götter existieren. Sie stellen das personifizierte Gute da. Sie greifen jedoch nur indirekt in das Weltgeschehen ein.

Cthulhu: Götter existieren. Sie stellen das personifizierte Böse da. Zum Glück schlafen diese Götter oder halten die Erde für uninteressant. Aber sobald ein Gott erwacht und die Erde für interessant erachtet, wird hier die Hölle ausbrechen. Und dann gibt es noch extrem mächtige Götter, die zum Glück auch extrem dumm sind.

Das sind die real existierenden bösen Götter. Und dann haben sich die Menschen in dieser Trostlosigkeit noch ein paar Götter erfunden: Manitu, Thor, Zeus, Jahwe, Allah etc.
Diese "guten" Götter sind jedoch nicht real sondern existieren nur in der Vorstellung der Menschen. In Cthulhu sind alle real existierenden Götter böse.

Warhammer 40k: Es gibt zwei Arten von Göttern: Den einen Gott, der den Menschen Glückseligkeit beschert und auf der Erde lebt. Häretiker behaupten, dieser Gott sei kein echter Gott sondern nur ein extrem mächtiger Psioniker. Aber der Verstand von Häretikern ist sowieso vom Chaos vernebelt und wer hört schon auf Häretiker?
Und dann gibt es noch die Chaos-Götter. Diese sind aus unbekannten Gründen vor ca. 40.000 Jahren entstanden/erwacht und bevölkern den Warp. Durch Manipulation des Warps ist es jedoch auch möglich, ihren Einfluss auf der realen Welt zu spüren. Aber zum Glück haben wir ja den Gott-Imperator, der uns vor den Chaos-Göttern beschützt.

Scion: Du bist das leibhaftige Kind eines Gottes. Im Laufe der Kampagne kann der SC sogar selber zum Gott aufsteigen.

Transhuman Space: Es gibt zahlreiche Religionen, aber keine realen Götter.

Shadowrun: Ebenfalls zahlreiche Religionen, jedoch keine echten Götter. Es gibt jedoch ein paar Drachen und KIs, die sich selber für göttlich halten (z.B. Deus).

Offline SPR'ler

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #13 am: 7.09.2011 | 13:04 »
Ich mach mir das immer extrakomplex.

"Religion" findet in einem Koordinatenkreuz mit mindestens 4 Achsen statt:

w-Achse: Moralvorstellungen, Bezüge für das Individuum, individuelle moralische Leitfäden.
Also sowas wie: "Immer der leidenschaft nach", "Haltet die andere Wange hin" "Armut gut - Reichtum bäh!"

x-Achse: Soziale Mechanismen, also wie stark und in welcher Form die Gläubigen sich sozial gruppieren. Darunter fällt dann auch, wie die zueinander stehen.
Also sowas wie: Gurugrüppchen, Kirchen, Dorfgemeinschaften etc.

y-Achse: Die Gottheit, ihre Präsenz in/außerhalb der Welt und ihre Individuelle Macht auf die Welt/Gläubigen, seine Motivation und seine Individuellen Pläne
Also sowas wie: der nette Ahnengeist von nebenan oder der Tote Gott im Äther der Wiederbelebt werden will und dann die Welt in Schutt und Asche legen.

z-Achse: Die Götter(welten) untereinander, Allianzen, Geschichte, etc.
Also sowas wie: griechisches Pantheon, Monotheismus, etc.

EDITH:
Beispiel aus meiner Savage Tide Runde:
Es gibt den EINEN Gott. Er ist nicht direkt greifbar, gibt auch keine Macht, kommuniziert nur indirekt. Eigenmotivation unbekannt. Aber er hilft den Gläubigen im Kampf gegen die
Reale Hölle: es gibt leibhaftige Monster und Dämonen, die sich an den Seelen der Verführten laben.

Die Kirche des EINEN ist in verschiedene Gruppierungen (Orden) zersplittert, die jeweils für sich interessante Aspekte bevorzugen.

Daneben gibt es noch mächtige Wesen, die von den "unzivilisierten" als Gottheiten angebetet werden. Diese Wesen agieren untereinander wie ganz normale Personen, nur dass sie in der Lage sind, Vulkane ausbrechen zu lassen o.ä. 

« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 13:16 von jesus saves »

Offline Oberkampf

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #14 am: 7.09.2011 | 13:21 »
Sundered Skies:

Götter treten persönlich im Spiel auf, aber selten, und sind alle nahe am Wahnsinn - oder schon drüber hinaus. Religiöse Kulte sind zerstritten über die "Wahre Lehre" ihres Gottes.

Earthdawn:

Wahrscheinlich wie früher, Passionen manifestieren sich als Avatar und sind sehr eingeschränkt in ihrem Interessengebiet. Größere, übergreifende religiöse Organisationen existieren nicht bzw. sind für das Spiel nicht relevant.

Midgard:

Götter treten nicht in Erscheinung sondern wirken durch ihre Priester, brauchen Gläubige aber zum existieren. Religiöse Organisationen eines Pantheons sind in Interpretationen uneinig, aber selten bis aufs Blut zerstritten. Streitigkeiten zwischen Pantheons spielten bisher keine Rolle.

Warhammer:

Götter bleiben im Hintergrund, religiöse Praktiken und Kulte sind aber stets präsent. Unterschiedlich stark ausgeprägte religiöse Spannungen bestehen (Sigmar - Ulrik), die im Extremfall bis zur Gewaltanwendung gehen.

Dresden Files:

Mythologische Götter können auftreten, wirken aber eher durch Agenten, die sie mit besonderen Kräften ausstatten. Von realweltlich noch existierenden und verbreiteten Religionen, insbesondere den monotheistischen, kommen göttliche Boten (Engel) und Gläubige mit Superpowers vor, aber kein direktes göttliches Eingreifen. Realweltlich gibt es genug religiöse Spannungen und Gewalttaten, da brauche ich also keine dazuzuerfinden.
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Belchion

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #15 am: 7.09.2011 | 13:28 »
Bei mir gibt es einen klaren Unterschied zwischen Göttern und Dämonen, der ist innerweltlich aber nicht ersichtlich: Beide haben Kirchen und Kulte, die sie anbeten. Es gibt keine einheitlichen Kirchen, sondern verschiedene örtliche Strukturen. Dämonen ziehen direkt Kraft aus der Anbetung (und den Opfern), für die Götter ist es vor allem eine Annehmlichkeit und natürlich eine Möglichkeit, den Dämonen Macht vorzuenthalten.

Es gibt in dieser Hinsicht keinen Unterscheid zwischen Magiern und Klerikern, beide zaubern erst einmal auf die gleiche Weise. Beide haben Pakte mit überirdischen Wesen, über die sie ihre Macht und ihr Wissen erlangen.

Offline Feuersänger

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #16 am: 7.09.2011 | 13:44 »
Pfft. Ist selbstredend je nach Setting völlig verschieden. Typische Alternativen:

- es gibt Götter nachweislich, und sie greifen direkt oder indirekt in die Weltgeschichte ein. So in den meisten D&D-Settings. Dort sind sie außerdem nur bedingt unsterblich; d.h. sie sterben zwar nicht von alleine, können aber getötet werden.

- es ist völlig wurscht, ob es Götter gibt oder nicht, da sie nicht ins Weltgeschehen eingreifen. Was keinesfalls irgendwelche Scharlatane daran hindert, sich als ihre Propheten auszugeben.

- hinter den angeblichen Göttern verbergen sich in Wahrheit (immer oder meistens) Dämonen. Typisch im Conan-Setting und auch sonst öfters in Sword & Sorcery zu finden.

In dem Setting, das ich für die nächste anstehende D&D-Kampagne entworfen habe, gibt es eine handvoll real existierende Gute und Neutrale Gottheiten, und eine sehr mächtige Böse Gottheit, die die üblichen Klischees erfüllt. Die Nicht-Bösen Gottheiten und ihre Anhänger müssen zusammenarbeiten, um gegen die Dampfwalze des Bösen bestehen zu können. Es mag evtl. noch diverse Böse Unter-Götter geben, das hab ich noch nicht festgelegt.
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Offline Merlin Emrys

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #17 am: 7.09.2011 | 13:45 »
Es geht mir darum, welches Verständnis von Religion an sich in euren Rollenspielen zum Ausdruck kommt. Beschränkt sich das auf Klischees (z.B. Götter existieren durch Glaubenskraft oder Gebete funktionieren wie Magie) oder habt ihr da innovativere Ansätze umgesetzt?
"Innovativere Ansätze"? Sowas wäre echt mal neu - ist aber im Rollenspiel wohl schlicht nicht zu haben. Dafür müsste der Autor sich ja mit dem, was "Religion" jenseits von Wunsch- und Wahnvorstellungen ist, befassen, und zwar weit über das "hab' ich bei Wikipedia gelesen" hinaus. Insofern kann ich nur dringend raten, sofern man nicht die nötige Grundlagenkenntnisse hat, das Thema ganz auszusparen. Es wird niemals eine "runde Sache" daraus, sondern sie zerdeppert nahezu notwendigerweise die innerweltliche Logik. Sind die Götter existent und gut und handlungsfähig, hat man das Theodizee-Problem. Entfällt jedoch nur ein einziger dieser Aspekte, hat man ein Plausiblitätsproblem - wieso sollte jemand sich um solche Wesen überhaupt kümmern oder sie nicht sogar besser bekämpfen? Der einzig sinnvolle Ausweg, den man da einfach gehen kann, ist, die zweite Version zu nehmen und sich auch als Autor einfach nicht um solche Wesen zu kümmern. Auf die Weise kann man wenigstens die "suspension of disbelief" retten.

Offline Oberkampf

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #18 am: 7.09.2011 | 13:52 »
@Merlin Emrys:

Einige Probleme werden geringer, wenn die Götter nicht als allmächtig bzw. allwissend beschrieben werden. Darum ist Polytheismus im RPG-Bereich so beliebt, glaube ich.
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Offline Falke359

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #19 am: 7.09.2011 | 14:54 »
wow, erst einmal vielen Dank für die bereits zahlreichen und interessanten Beiträge.

auf einige Punkte würde ich gern kurz eingehen:
Was die Frage der Allmächtigkeit angeht, würde ich das als Problem gar nicht zu hoch hängen. Auch in realen Religionen wird unter "Allmächtigkeit" oft nicht das verstanden, was wir uns vorstellen, sondern eher die "Allverwaltung". Ein König, der alle Macht über ein Reich ausübt, kann schließlich auch nicht alles tun, kann aber durchaus als allmächtig dargestellt werden.

Auch zur Frage der Theodizee geben verschiedene Religionen ja durchaus Antworten, und wenn es nur auf die Erkenntnis hinausläuft, dass der Mensch das einfach nicht verstehen kann. Insofern kann man damit durchaus arbeiten.

Ich stimme Merlin dahingehend zu, dass es schwierig wäre, neue Denkansätze im Rollenspiel umzusetzen, dennoch finde ich es gerade da spannend, Neues auszuprobieren und "auszuspielen".
Denn ob eine Fantasywelt nun Götter hat oder nicht, eine Antwort auf existenzielle Fragen muss sie ja geben (z.B.: "wieso geschehen gewisse Dinge").
Und gerade eine Fantasywelt kann sich ja schwer auf moderne Erklärungsmuster stützen, was z.B. Weltentstehung oder Krankheit und Tod betrifft:

Nehmen wir das Beispiel Krebs: Ob ein Betroffener jetzt "Zufall" oder eine Schicksalsmacht annimmt, die Erfahrung, dass ihn ein Übel überfallen hat, ist in jedem Fall real. Wie wird aber diese Erfahrung eingebunden und verarbeitet? Die Vorstellung, etwas Böses manifestiere sich im Körper und fresse den Betroffenen quasi auf, wäre zum Beispiel eine Möglichkeit, so etwas zu verarbeiten. Damit wird die erfahrene "böse Macht" aber zu etwas Realem, auch wenn keine personale Wesenheit dahinter steckt.

Eine Grundunterscheidung wäre also, ob man sich Götter als real existierende Personen vorstellt oder als Weltprinzipien (z.B. "das Erhaltende", "das Zerstörende", "das Leben spendende" usw.).

Was meint ihr, lassen sich bei dieser Grundunterscheidung noch weitere Möglichkeiten denken zwischen personalem Wesen und abstraktem Prinzip?
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 14:56 von Falke359 »
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LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #20 am: 7.09.2011 | 14:58 »
Ein abstraktes Prinzip, welches sich durch definierte Wesenheiten mitteilt oder erklärt vielleicht? ;)

Das Rad/Konzept der Zeit, welches verschiedene Facetten beinhaltet (Geburt, Leben (Zeit), Sterben, Tod), welches sich durch Geister, Dämonen oder sonstwiewelche Boten vertreten wird.

Eulenspiegel

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #21 am: 7.09.2011 | 15:04 »
Außer abstrakte Prinzipien und Personen kann es auch so etwas wie Geister geben.

"Die Baumgeister" sind dann kein abstraktes Prinzip, da es ja direkt "greifbare" Baumgeister sind. Allerdings sind sie auch keine konkrete Person: Es gibt nicht den einen Baumgeist (das wäre eine konkrete Person). Stattdessen gibt es unzählige Baumgeister. Evtl. hat jeder Wald oder sogar jeder Baum seinen eigenen Waldgeist.

Wenn ich jetzt also die Baumgeister verehre und die Feuergeister hasse, dann verehre ich keine konkrete Person sondern ein Konglomerat von Personen. Ebenso hasse ich keinen konkreten Geist, sondern auch hier ein Kollektiv von Geistern.

Offline Rabenstein

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #22 am: 7.09.2011 | 15:06 »
Götter in einer Fantasywelt erfüllen oft irgendwelche Klischees und haben eine gewisse Unschärfe in der Glaubwürdigkeit. Was aber für die meisten realen Religionen auch zutrifft. ;)

Auf jeden Fall ein spannendes Thema, mit dem ich mich auch schon länger beschäftigt habe.
In Meiner Welt™ gibt es Götter, unabhängig davon, ob irgendjemand an sie glaubt oder nicht. Sie haben das ganze Universum erschaffen, sind aber nicht als personelle Überwesen zu verstehen. Eher als verschiedene Prinzipien. Wobei im Glauben und Aberglauben ihrer Anhänger die Götter gerne personifiziert und Götzenbilder erstellt werden.
Die Götter selbst treten auch nie direkt in Erscheinung. Ihnen untergeben ist eine Art himmlische Hierarchie aus Dienern, die als Engel, Dämonen, Elementare usw. bekannt sind. Höhere dieser Diener werden oft gottgleich verehrt, sind aber meist nur Aspekte des Gottes. Niedere Diener treten hinundwieder in der materiellen Welt in Erscheinung, selten offensichtlich, öfter im Verborgenen und nur für wissende Gläubige erkennbar.

Ein und derselbe Gott kann auf verschiedene Weisen verehrt werden, was entweder friedlich nebeneinander existiert oder zu Glaubenskriegen über die wahre Lehre führt. Es gibt also wesentlich mehr Religionen, Kulte und Sekten, als es Götter gibt.
Höhere Priester (also nicht jeder dahergelaufene Novize) können durch ihre Gebete und ihren Glauben magieähnliche Effekte verursachen, die jedoch selten so stark sind wie bei Magiern.

Vielleicht noch kurz zu den Aspekten und der Genesis. Am Anfang war das Licht, die Heilige Idee. Diese Idee erschuf die vier materielen Elemente (Erde, Wasser, Luft, Feuer) und den Aspekt des Lebens. Damit entstand gleichzeitig das Dunkle, das Böse, da alles, was vom Licht beschienen wird, auch einen Schatten wirft.
Somit gibt es sieben Götter bzw. sieben göttliche Aspekte.

Ob das alles wirlich existiert oder die Idee eines kreativen Propheten ist, läßt sich mit den mittelalterlichen Methoden der Welt weder beweisen noch widerlegen. Manche Gelehrte philosophieren darüber, das einfache Volk und fanatische Priester sehen das enger. Wobei es natürlich in der Fantasywelt mehr Indizien für die Existenz der Götter gibt, als in unserer realen Welt.
Wer also erschricket gern
Der sol kain fechten nymer lern
(Hans Talhoffer, 1459)

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #23 am: 7.09.2011 | 15:10 »
Eine Grundunterscheidung wäre also, ob man sich Götter als real existierende Personen vorstellt oder als Weltprinzipien (z.B. "das Erhaltende", "das Zerstörende", "das Leben spendende" usw.).
Was meint ihr, lassen sich bei dieser Grundunterscheidung noch weitere Möglichkeiten denken zwischen personalem Wesen und abstraktem Prinzip?

In "meinen" Welten existieren die Wesenheiten, die gemeinhin als "Götter" verehrt werden, zumeist als "Abfallprodukte" der zugrunde liegenden Prinzipien. Die Prinzipien selbst manifestieren sich nur während der Akte (z.B. Weltenschöpfung) kurz als beseeltes Wesen, bevor sie wieder der Entropie anheim fallen.

Schönes Thema übrigens.  :d
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Butt-Kicker 75% / Tactician 75% / Method Actor 67% / Specialist 67% / Power Gamer 67% / Storyteller 58% / Casual 0% (Schubladen)

Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline SPR'ler

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #24 am: 7.09.2011 | 15:18 »
In "meinen" Welten existieren die Wesenheiten, die gemeinhin als "Götter" verehrt werden, zumeist als "Abfallprodukte" der zugrunde liegenden Prinzipien. Die Prinzipien selbst manifestieren sich nur während der Akte (z.B. Weltenschöpfung) kurz als beseeltes Wesen, bevor sie wieder der Entropie anheim fallen.

Schönes Thema übrigens.  :d

Das bringt mich auf folgende Idee:

Temporär. Mal stärker, mal schwächer werdend.
Hebelt zudem jede Argumentation zur Theodizee aus ;)

Offline 1of3

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #25 am: 7.09.2011 | 15:21 »
Wenn ich die Möglichkeit habe, mich da auszutoben, treten bei mir wohl meist die folgenden Züge zu Tage:

Religion ist lokal. Es ist durchaus möglich in einem Tempel einen Gott zu beschwören etc. Das ist aber in jeder Stadt ein anderer. Es gibt insofern beliebig viele Götter und es macht keinen Sinn von vornherein eine Liste festzulegen.

LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #26 am: 7.09.2011 | 15:27 »
Einen echten Monotheismus habe ich auch noch nicht gesehen.
Echt insofern, als dass es nicht den pösen Gegenspieler gibt, den dunklen Zwilling oder finstren Bruder/Schwester/whatever.

Ein Gott, der ein bestimmtes Portfolio besetzt, aber den Rest auch eben nicht. Der Schöpfer (Leben, Heilung, Konstruktion, etc). Der Rest ist bloß aus seiner Schöpfung entstanden und es gibt einfach nichts Böses, außer denen, die schlechte Dinge bewusst tun (ausschließlich Menschen, die Krieg führen zB).
So gewinnen andere Konflikte wieder deutlich mehr Bedeutung und das schnöde gut-böse verliert an Bedeutung.

Kurze Idee ;)

Offline Feuersänger

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #27 am: 7.09.2011 | 15:36 »
Ah, so nach Art der babylonischen Stadtgottheiten. Das hat natürlich auch ein gewisses Flair.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #28 am: 7.09.2011 | 15:40 »
Einen echten Monotheismus habe ich auch noch nicht gesehen.
Echt insofern, als dass es nicht den pösen Gegenspieler gibt, den dunklen Zwilling oder finstren Bruder/Schwester/whatever.

Ein "echter" Monotheismus wäre ja auch langweilig.
Für mich wird Religion im Rollenspiel erst spannend, wenn es um das Verhalten (der Wesen UND der Gläubigen) untereinander geht. Wahrheitsansprüche bieten doch einfach mehr Konfliktpotential als die Frage, WIE Götter funktionieren...


Eulenspiegel

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #29 am: 7.09.2011 | 15:43 »
Konflikte gibt es doch auch genügend bei Monotheisten. Schau dir doch bloß mal an, wie sich Katholiken und Evangelen im Mittelalter die Köppe eingeschlagen haben.

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #30 am: 7.09.2011 | 15:44 »
Einen echten Monotheismus habe ich auch noch nicht gesehen.
Fading Suns hat im Setting den Pancreator

Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #31 am: 7.09.2011 | 15:48 »
Konflikte gibt es doch auch genügend bei Monotheisten. Schau dir doch bloß mal an, wie sich Katholiken und Evangelen im Mittelalter die Köppe eingeschlagen haben.

Davon mal ganz ab, dass unterschiedliche Interpretationen auch jeweils guter Menschen zu Krieg führen kann (und selbstverständlich wird!). Siehe heute Christen und Muslime :(


Fading Suns hat im Setting den Pancreator

Okay, kenne ich gar nicht. Hat der Pancreator (Pfannenkreierer?  ~;D ) denn keine niederen Götter oder Helfer geschaffen, die als Halbgötter angebetet werden? Oder ist es ein richtiger MonothoismusTM?

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #32 am: 7.09.2011 | 15:49 »
Konflikte bekommste aber auch wenn die Charaktere entweder gegen den Monotheismus kämpfen ("Freiheit für die Menschen von der göttlichen Knechtschaft!") oder wenn die Charaktere vom Monotheismus behnindert werden ("Wer zaubern kann, gehört aufs Schaffott" Beispiel: Ars Magica)
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LöwenHerz

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #33 am: 7.09.2011 | 15:56 »
Ehrlich gesagt fördert diese Denke (ganz offensichtlich) auch die Kreativität für interessante Konflikte. Deutlich interessanter, als der pöse Operpursche, gegen den alle kämpfen müssen und wollen.

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #34 am: 7.09.2011 | 16:06 »
Da ich mich mit dem Standard Götter Pantheon (Gott A für Krieg, Gott B für Tod, Gott C für ...) schwer tue, habe ich für mein D&D Setting einen Mittelweg versucht. Die Götter existieren als mächtige Wesenheiten, die Sterblichen Macht verleihen können. Soweit standard. Aber dann habe ich die Götter schlich in drei Fraktionen gruppiert, und sie damit mehr oder weniger auf die Prinzipien von gut, neutral und böse reduziert. Insofern ist das Prinzip wichtiger als der Gott, obschon es Götter als Individuen gibt. Gleichzeitig bilden die Fraktionen/Prinzipien die Grundlage für jeweils eine Kirche, die jede für sich grundsätzlich weltumspannend ist, da die Fraktionen es ja auch sind.
Erwähnenswert ist dabei noch, dass Götter nicht "allein" sind. Da sie konkrete Wesenheiten sind, gibt es andere Wesenheiten, die nicht zu den Göttern gezählt werden, obschon sie auf Augenhöhe sind. Damit meint der Begriff "Götter" bei mir quasi eine Art Spezies oder Volk. Vergleichbar vielleicht mit den Asen / Wanen / Riesen des nordischen Mythos, wobei nur die Asen als "Götter" aufgefasst würden.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #35 am: 7.09.2011 | 16:54 »
Aber dann habe ich die Götter schlich in drei Fraktionen gruppiert, und sie damit mehr oder weniger auf die Prinzipien von gut, neutral und böse reduziert.

Das Grundprinzip gefällt mir, so auf die Art ist mein Pantheon auch eingeteilt. Wobei es innerhalb der drei Prinzipien noch Teilaspekte gibt, also z.B. für Erfolg in der Schlacht oder für eine gute Ernte dann ein bestimmter Gott verehrt und angebetet wird. Ob ein Aspekt eines neutralen Gottes jetzt als gut oder böse angesehen wird, liegt im Auge (oder der Philosophie) des Betrachters.

Zum Monotheismus – es ist schon interessant, daß die meisten Fantasy-Welten ein Pantheon aus mehreren Göttern oder gottähnlichen Prinzipien haben. Wobei auch bei den realen Religionen der Monotheismus eher schwach vertreten ist. Kritisch hinterfragt sind auch die meisten Varianten des Christentums polytheistisch.
Vielleicht will man nicht alles einem einzigen Gott überlassen – jedes Problem braucht seinen Spezialisten. ;)
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #36 am: 7.09.2011 | 16:57 »
Ich geb zwischendurch mal wieder meinen Senf dazu und muss nochmals sagen, dass ich eure Beiträge in höchstem Maße anregend und hilfreich finde. Danke dafür.

Einen echten Monotheismus habe ich auch noch nicht gesehen.
Echt insofern, als dass es nicht den pösen Gegenspieler gibt, den dunklen Zwilling oder finstren Bruder/Schwester/whatever.

Im Christentum z.B. gibt es tatsächlich den Ansatz eines "echten" Monotheismus, zum Beispiel bei einigen Scholastikern, die bereits im frühen Mittelalter das "Böse" nicht als eigenständiges Prinzip angesehen haben, sondern nur als "Mangel an Gutem". Und nur weil etwas nicht da ist (das Gute), muss dieser Mangel nicht als Prinzip (das Böse) existieren.

Ob der Monotheismus an sich gewalttätige Tendenzen seiner Anhänger unterstützt, ist zumindest eine wissenschaftlich untersuchte These, die allerdings ebenso umstritten ist.
Mann muss da auch trennen zwischen den Grundsätzen einer Religion und den konkreten Praktiken von Gläubigen oder Institutionen (Kirchen). Das mach ich z.B. gerne im Rollenspiel, der Frage nachgehen, inwiefern z.B. ein Kleriker in seinem Handeln wirklich den Ansprüchen seiner Gottheit genügt.

Übrigens gibt es neben dem Monotheismus ja auch den Begriff Monolatrie. Damit ist die Verehrung eines einzigen Gottes gemeint, auch wenn die Glaubensgemeinschaft akzeptiert, dass es andere Götter gibt (wie z.B. im frühen Judentum).
Das finden wir ja zwangsläufig häufig im Rollenspiel.

@Rabenstein: Ein ähnliches Pantheon, wie du es beschreibst, hatte ich auch schon entworfen, das wurde meinen Spielern dann aber zu komplex.
Ich glaube, Spieler kommen besser mit Prinzipien (wie die Domänen bei D&D) klar als irgendwelche Götternamen zu lernen, was meint ihr?
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 17:00 von Falke359 »
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #37 am: 7.09.2011 | 17:28 »
Mann muss da auch trennen zwischen den Grundsätzen einer Religion und den konkreten Praktiken von Gläubigen oder Institutionen (Kirchen). Das mach ich z.B. gerne im Rollenspiel, der Frage nachgehen, inwiefern z.B. ein Kleriker in seinem Handeln wirklich den Ansprüchen seiner Gottheit genügt.

Man könnte sogar einen Schritt weiter gehen. Was wäre, wenn die Realität der Götter und des Pantheons, das vielleicht nur der SL kennt, nicht das Gleiche ist wie das, was die Bevölkerung einer solchen Welt kennt und anbetet. Dann wäre es wieder Glaube anstatt Wissen.
Wobei wenn in einer Fantasy-Welt göttliche Wunder passieren, Priester eine Art Magie wirken können oder sogar Dämonen oder Engel erscheinen, dann ist das schon ein gutes Indiz dafür, daß am anderen Ende der Leitung jemand antwortet. ;)


@Rabenstein: Ein ähnliches Pantheon, wie du es beschreibst, hatte ich auch schon entworfen, das wurde meinen Spielern dann aber zu komplex.
Ich glaube, Spieler kommen besser mit Prinzipien (wie die Domänen bei D&D) klar als irgendwelche Götternamen zu lernen, was meint ihr?

Da würde mich jetzt interessieren, warum es deinen Spielern zu komlex wurde. Vorallem, weil ich mein Pantheon noch nicht auf Spieler losgelassen habe. ;)
Im Endergebnis unterscheidet es sich nicht wesentlich von anderen Pantheons. Es gibt 7 Götter (je einen guten und einen bösen und 5 neutrale), die für ein bestimmtes Grundprinzip (also eben Gut, Böse, Feuer, Leben...) stehen. Zusätzlich gibt es noch untergebene Wesen wie Engel oder Dämonen, die für Teilaspekte stehen. So wird z.B. ein Erzengel der Erde von Zwergen als Hauptgott und ihr Erschaffer verehrt. Seeleute bringen einem Erzengel des Wassers als Meeresgott Opfer dar, damit sie sicher ans Ziel kommen usw. Also eine Art Heiligen- oder Engelskult. Die Götterwelten der Germanen oder Antike waren ja auch so ähnlich aufgebaut, nur daß dort die Götter recht persönlich dargestellt waren.

Im Grunde betet eine Glaubensgemeinschaft ja nur einen Gott oder eine kleine Auswahl davon an. Der einfache Dorfbewohner kennt vielleicht nur den Gott, von dem der Priester jeden Sonntag predigt. Daß es sieben Götter gibt und ein höheres Prinzip dahinter steht, weiß er vielleicht garnicht.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 17:32 von Rabenstein »
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #38 am: 7.09.2011 | 18:25 »
Man könnte sogar einen Schritt weiter gehen. Was wäre, wenn die Realität der Götter und des Pantheons, das vielleicht nur der SL kennt, nicht das Gleiche ist wie das, was die Bevölkerung einer solchen Welt kennt und anbetet. Dann wäre es wieder Glaube anstatt Wissen.
Wobei wenn in einer Fantasy-Welt göttliche Wunder passieren, Priester eine Art Magie wirken können oder sogar Dämonen oder Engel erscheinen, dann ist das schon ein gutes Indiz dafür, daß am anderen Ende der Leitung jemand antwortet. ;)

coole Idee, wurde des Öfteren schon, meines Erachtens nach schlecht, umgesetzt mit der Idee, hinter den vermeintlichen Göttern stecken Aliens.
Würde man das aber auf einer rein religiösen Ebene halten, hat die Idee Potential, auch wenn die Umsetzung rollenspielerische wohl viel Aufwand bedeuten würde.

Zitat
Da würde mich jetzt interessieren, warum es deinen Spielern zu komlex wurde. Vorallem, weil ich mein Pantheon noch nicht auf Spieler losgelassen habe. ;)

naja, mein Pantheon war noch etwas komplexer als in der griechischen Mythologie, das Hauptproblem waren aber die Namen, die zwar originell und nicht zu abgedreht waren, aber dann doch für meine Spieler schwierig nachzuvollziehen, welcher Gott jetzt für welchen Aspekt steht. Lag vielleicht auch an der Gruppe, aber heutzutage würde ich eher auf einen bereits bekannten Pantheon zurückgreifen, als was komplett eigenes zu erstellen.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #39 am: 7.09.2011 | 18:30 »
Prinziell schwierig finde ich es eh, Glaubenserfahrungen im Rollenspiel umzusetzen, wenn man darunter mehr als einfach nur "annehmen, aber nicht wissen" versteht. Das Vertrauen in eine Gottheit umzusetzen, die damit verbundene innere Ruhe und Überzeugung der eigenen Weltsicht, damit haben Spieler oft große Schwierigkeiten.

Oft sehen Spieler ihre Gebete oder Wunder auch nur als Magie an, die sie ähnlich kontrollieren wie ein Magier, wobei das Verhalten eines gläubigen Anhängers, der auf die Macht seines Gottes vertraut, fundamental anders sein müsste als das eines Magiers.

Was ist da noch Glauben, was Wissen? (ich bete/meditiere und weiß -wegen der Spielmechanik-, dass ich die angeforderte Macht gewährt bekomme).
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #40 am: 7.09.2011 | 18:43 »
Stimmt, das ist insofern schon eine ganz andere Situation. Es ist ja z.B. auch oft nicht fluffmäßig festgelegt, ob sich nun der Charakter seine Gottheit aussucht oder umgekehrt.
Das ist natürlich wieder gerade D&D sehr mechanisiert: wenn du ein Kleriker der 9. Stufe bist, kannst du einem Toten anbieten, ins Reich der Lebenden zurückzukehren. "No questions asked", was deine Gottheit angeht. Wenn du aber erst 8. Stufe bist, kann die geplante Totenerweckung noch so gottgefällig und der Sache deines Gottes förderlich sein, es geht einfach nicht, und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit den Zehen wackelst.

(Totenerweckung hab ich jetzt nur als Beispiel genommen, weil das doch eine ziemlich fantastische Fähigkeit ist, die bei D&D aber nichts Besonderes darstellt und eben jedem Priester ab mittleren Stufen zur Verfügung steht.)
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #41 am: 7.09.2011 | 18:46 »
@ Falke359
Die Sache mit den Aliens finde ich auch nicht gut. Hat in einer klassischen Fantasywelt nichts verloren.

Zum Thema Komplexität: Frag mal einen frommen Christen, ob er alle 237 Heiligen und Seeligen und dazu alle Erzengel, Engel, Apostel, Evangelisten beim Namen kennt. Ohne Wikipedia. ;) Beim kirchlichen Hochamt dauert die Aufzählung recht lange und auch der Pfarrer muß ablesen.
Eigentlich sind die meisten Fantasy-Religionen wesentlich simpler als die Realität. Und wie schon gesagt, da wie dort sitzt der fromme Gläubige in seinem mittelalterlichen Weltbild im Tempel oder der Kirche, weiß und glaubt das, was sein Priester ihm sagt und hat vom großen Ganzen keine Ahnung. Das ist der rollenspielerische Ansatz dabei. Kein Charakter oder NSC kennt das ganze Regelwerk, in dem er spielt. ;)


Was ist da noch Glauben, was Wissen? (ich bete/meditiere und weiß -wegen der Spielmechanik-, dass ich die angeforderte Macht gewährt bekomme).

Schau dir mal das Magiesystem im Warhammer RPG an. Da hat nicht jedes Gebet die richtige Wirkung (sprich Spieler würfeln, ob der Zauber funktioniert). Und wenn er Pech hat, gibt's Streß vom göttlichen Oben.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #42 am: 7.09.2011 | 18:54 »
Stimmt, das ist insofern schon eine ganz andere Situation. Es ist ja z.B. auch oft nicht fluffmäßig festgelegt, ob sich nun der Charakter seine Gottheit aussucht oder umgekehrt.
Das ist natürlich wieder gerade D&D sehr mechanisiert: wenn du ein Kleriker der 9. Stufe bist, kannst du einem Toten anbieten, ins Reich der Lebenden zurückzukehren. "No questions asked", was deine Gottheit angeht. Wenn du aber erst 8. Stufe bist, kann die geplante Totenerweckung noch so gottgefällig und der Sache deines Gottes förderlich sein, es geht einfach nicht, und wenn du dich auf den Kopf stellst und mit den Zehen wackelst.

(Totenerweckung hab ich jetzt nur als Beispiel genommen, weil das doch eine ziemlich fantastische Fähigkeit ist, die bei D&D aber nichts Besonderes darstellt und eben jedem Priester ab mittleren Stufen zur Verfügung steht.)

Das liegt aber darin begründet, dass D&D ein Spiel ist, dass so von Technokraten dominiert wird, dass ein Passus wie "at your DM discretion" gerne mal ignoriert bzw. nicht hineingelesen wird, nach dem Motto "ich hab's, also kann ich's." Dass jederzeit der SL sagen könnte: Nö, der Sonnengott will nicht, is' nich' Pelorgefällig, wird dann als pöser, pöser Regelverstoß gewertet, während es in anderen Systemen völlig akzeptiert ist.
Faktisch kann aber ein Kleriker, der sich gegen die Agenda seines Gottes stellt, jederzeit und solange der Gott dazu Lust und Laune hat, seine Fähigkeiten verlieren.

Das ist aber auch durchaus ein interessantes Konzept: Religion als Handel. "I'll serve you, you give me cool powerz!" ist bei so realen Gottheiten durchaus ein schlüssiges Konzept und dann muss nicht alles, was der Kleriker mit seinen Zaubern anstellt im Dienste der Agenda des Gottes sein, solange er sich nur anderweitig dafür einsetzt und gewisser Maßen den in seinem "Arbeitsvertrag" mit seinem Gott geregelten Pflichten nachkommt. Das hat dann natürlich mit Religion nicht mehr viel zu tun und auch nicht mit Glauben - der Gott ist schließlich da, genau so wie eine Streitaxt, ein Drache oder ein Zauberbuch.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 18:57 von Surtur »
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #43 am: 7.09.2011 | 19:15 »
Schau dir mal das Magiesystem im Warhammer RPG an. Da hat nicht jedes Gebet die richtige Wirkung (sprich Spieler würfeln, ob der Zauber funktioniert). Und wenn er Pech hat, gibt's Streß vom göttlichen Oben.

ja, aber das hat mit Gebet jetzt auch nicht viel zu tun, denn dann ist es halt ein Zaubersystem mit Zufallselement.

Ein Wunder ist ja definiert als etwas Geschenktes, als direktes göttliches Eingreifen, das nicht erzwungen und schon gar nicht wiederholt werden kann. Deswegen ja dieser Hass auf Magie in einigen Religionen, weil Magie immer den Versuch darstellt, einer höheren Macht den eigenen Willen aufzuzwingen.

Wie allerdings Wunder dann rollenspielerisch, vor allem in regelintensiven Systemen, glaubhaft umgesetzt werden sollen, ist die Frage. Im Prinzip müsste jedes göttliche Eingreifen etwas Seltenes, Überraschendes, im wahrsten Sinne Wunderbares sein.

(Totenerweckung hab ich jetzt nur als Beispiel genommen, weil das doch eine ziemlich fantastische Fähigkeit ist, die bei D&D aber nichts Besonderes darstellt und eben jedem Priester ab mittleren Stufen zur Verfügung steht.)

Aus diesem Grund fand ich Totenerweckung u.ä. nach Art von D&D immer schon blöd.

Das ist aber auch durchaus ein interessantes Konzept: Religion als Handel. (...) Das hat dann natürlich mit Religion nicht mehr viel zu tun und auch nicht mit Glauben - der Gott ist schließlich da, genau so wie eine Streitaxt, ein Drache oder ein Zauberbuch.

Das ist das Problem an der Sache. Aber könnte ich nicht doch als Spieler einen Charakter ausspielen, der nicht diesem Konzept folgt und da zwischen Spieler- und Charakterebene trennen?
Wie könnten Spielmechanismen aussehen, die nicht den Charakter steuern lassen, wie die Gunst seines Gottes aussieht, sondern den Spieler?

Man müsste sich eigentlich bereits bei der Charaktererschaffung nur auf das beschränken, was der Charakter aus sich heraus kann (z.B. Heilen durch Handauflegung könnte dazu zählen). Direktes göttliches Eingreifen müsste dann aber, wenn überhaupt, doch vom SL oder vom Spieler z.B. durch Fate-Punkte o.ä. simuliert werden. Man müsste konsequenterweise aber das Konzept "von der Gottheit gewährte Zauber" fallen lassen.

Ein anderer Ansatz sind zum Beispiel Avatare, begleitende Engelswesen o.ä., zu denen der Spieler in direkteren Kontakt treten könnte. Schamanen, Spiritisten, Druiden u.ä., die mit der beseelten Welt bzw. Naturgeistern kommunizieren und sich deren Hilfe versichern, funktionieren in dieser Richtung bereits sehr gut.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 19:17 von Falke359 »
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #44 am: 7.09.2011 | 19:35 »
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Naja, klassisch ist halt schon recht ausgelutscht. Da bevorzuge ich doch eher neuartige Konzepte.

BTW: Beschränkt sich der Strang hier nur auf Fantasy-Religionen? Weil es gibt auch eine Reihe von Science-Fiction Settings, in denen natürlich auch Religionen existieren.

Das hat dann natürlich mit Religion nicht mehr viel zu tun und auch nicht mit Glauben - der Gott ist schließlich da, genau so wie eine Streitaxt, ein Drache oder ein Zauberbuch.
Die römische Religion hat ziemlich genau auf diese Form der Verehrung beruht: Ich opfere dir Dieses und im Gegenzug bekomme ich Jenes.

Auch die aztekische Religion beruhte stark auf Handel.

Wie allerdings Wunder dann rollenspielerisch, vor allem in regelintensiven Systemen, glaubhaft umgesetzt werden sollen, ist die Frage. Im Prinzip müsste jedes göttliche Eingreifen etwas Seltenes, Überraschendes, im wahrsten Sinne Wunderbares sein.
Kommt halt darauf an, wie allgegenwärtig die Götter sind.

Ich empfehle in diesem Zusammenhang das Regelwerk Scion, wo man selber die Kinder von Göttern spielt. Und einige Aufgaben bestehen auch darin, entweder die Gunst seiner Eltern zu erlangen oder hinter seinen Eltern aufzuräumen, wenn diese mal wieder Chaos angestiftet haben.

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #45 am: 7.09.2011 | 19:42 »
Teilweise steht das sogar so in den Klassenbeschreibungen drin. Spontan fällt mir da der Ruby Knight Vindicator ein - eine PrC, die einen Ritter eines besonderen Ordens der Wee Jas darstellt. Da heisst es, sehr abenteurerfreundlich, "der RKV kann die meiste Zeit über seinen eigenen Geschäften nachgehen und tun was er will, nur wenn mal gelegentlich der Orden einen Auftrag für ihn hat, muss er eben springen".

Da haben wir uns ja hier im Forum auch schon teilweise kräftig gerieben, was die "Göttergefälligkeit" der D&D-Kleriker angeht. Teilweise habe ich hier schon Plädoyers für eine irrwitzige Bürokratisierung der Religion gelesen, bei der selbst dem Kleriker des Freiheitsgottes die Macht weggenommen würde, wenn er bei der Befreiung der Sklaven nicht die bevorzugte Waffe dieses Gottes einsetzt. Andere (ich möchte vermuten, die Mehrheit) sagen "Der Zweck heiligt die Mittel", auch wenn es um nicht gerade gottgefällige Zauber geht.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #46 am: 7.09.2011 | 21:12 »
schwierig wird es halt immer, wenn der Spieler oder die Gruppe die "Beschränkungen" durch die eigene Gottheit mehr als Gängelung denn als Charakterkonzept ansehen. So auch das klassische Pala-Problem in D&D.
Deswegen wäre ein überzeugenderer Gläubiger doch der, der aus einer inneren Motivation heraus im Sinne seiner Gottheit handelt und diese inner Motivation sein ganzes Handeln prägt. Konzepte wie "verhalte dich so und so, sonst nehm ich dir deine Kräfte weg oder hau dir eins auf´s Dach" sind da eher irreführend.

Nehmen wir als Beispiel die 10 Gebote (wenn ich zuviel im jüdisch-christlichen Kontext argumentiere, sagt es  ;)).
Oft werden die ja nach dem Motto interpretiert: "Ich muss die und die Regel einhalten, dann belohnt mich mein Gott". Für die alten Israeliten war ihr Gott aber, ohne etwas zu erwarten, bereits in Vorleistung getreten (Befreiung aus der Sklaverei) und gibt mit den Geboten die Regeln, wie man in dieser geschenkten Freiheit bleiben kann.

So ein Konzept wäre aber am Spieltisch schwierig, weil zum einen ein Spieler sich seinem Glauben entsprechen verhalten müsste, ohne etwas dafür zu erwarten, sondern aus einer inneren Überzeugung, das Richtige zu tun. Da die innere Überzeugung des Charakters aber nicht die des Spielers sein muss, wäre das wohl eine der am schwierigsten zu spielende Rolle. Ich habe jedenfalls noch selten jemanden einen überzeugenden Kleriker spielen sehen.

Die römische Religion hat ziemlich genau auf diese Form der Verehrung beruht: Ich opfere dir Dieses und im Gegenzug bekomme ich Jenes.

Auch die aztekische Religion beruhte stark auf Handel.
Kommt halt darauf an, wie allgegenwärtig die Götter sind.

Finde ich für´s Rollenspiel interessante Konzepte, ja. Vor allem, wenn man bedenkt, dass solche Religionsformen Kompensationsmechanismen brauchen, wenn das Erhoffte nicht eintritt. Dann braucht man einen Sündenbock oder muss die Gründe suchen, was falsch gelaufen ist.
Deshalb war im Römischen Reich die Götterverehrung ja auch Staatsdienst. Wer sich dem verweigert hat, schadete dem Staat.

BTW: Beschränkt sich der Strang hier nur auf Fantasy-Religionen? Weil es gibt auch eine Reihe von Science-Fiction Settings, in denen natürlich auch Religionen existieren.

Nein, wie ihr Religionen in Science-Fiction Settings einbauen würdet oder was es da bereits an interessanten Konzepten gibt, würde mich brennend interessieren, vor allem, weil ich grad zu dem Thema eigentlich kaum was weiß.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #47 am: 7.09.2011 | 22:47 »
Die abrahamitischen Religionen sind da halt insofern vermutlich ein Sonderfall. Die sind so gestrickt, dass es heisst "Du, Mensch, bist ein Nichts, ein Wurm, ein Stinktier, und kannst froh sein, dass Gott in seiner Großartigkeit dir trotzdem eine Chance gibt, also buckel du mal schön und sei immer schon brav und folgsam, sonst!"

Das ist mit den durchschnittlichen Rollenspielreligionen einfach nicht zu vergleichen. Da ist es, wie Surtur schon sagte, mehr so eine Geschäftsbeziehung, "Du gibst mir Macht, ich setze mich für deine Sache ein". Oder es ist gleich ein episches Setting, in dem der Kampf Gut gegen Böse direkt greifbar und akut ist. Da fungiert der Klerikale vielleicht noch stärker als Werkzeug.

Vor allem aber ist eben im typischen Fantasysetting ein Gott ein reales Wesen, das mit der Welt interagieren kann und es auch meist mehr oder weniger direkt tut. ("Indirekt" eben im Sinne von "Wundern", die die Priester auf Bestellung abrufen dürfen.) Deswegen ist es ja auch Fantasy und nicht die echte Welt.

Dann gibt es noch Settings, die in dieser Hinsicht das genaue Gegenteil unserer Welt darstellen. Prominentestes Beispiel ist Tolkiens Mittelerde: dort gibt es einen allmächtigen Schöpfergott - aber der wird nicht aktiv verehrt. Er "regiert" mittelbar durch Erzengel (Valar) und Engel (Maiar), aber auch die werden nicht in dem Sinne verehrt. Gelegentlich wird mal ein Vala angerufen ("Elbereth!"), was einen gewissen Effekt triggern kann. Aber in Mittelerde wird nicht gebetet und es gibt afaik auch keine Kirchen oder Tempel, abgesehen von Götzentempeln welche im Verlauf der Geschichte wieder zerstört werden. Im 3. Zeitalter greifen die Valar - im Gegensatz zu früheren Zeitaltern - auch nicht mehr direkt in die Geschicke Mittelerdes ein, sondern begnügen sich damit, eine Handvoll Maiar zu delegieren. Die wiederum ihre Macht nicht weitergeben, sondern nur direkt einsetzen können.

Im Prinzip hat das seinen Grund darin, dass Tolkien als gläubiger Katholik davor zurückschreckte, eine Phantasiereligion zu erfinden - denn die wäre ja zwangsläufig "falsch" gewesen. Dass in der Folge seine Helden areligiös sind, ist insofern schon etwas ironisch.
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 23:30 von Pöhlmann »
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"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Eulenspiegel

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #48 am: 7.09.2011 | 23:01 »
Und dann gibt es noch die Staaten, wo sich der Herrscher als Gott verehren lässt.

Im RPG kann man das auch so handhaben, dass der Herrscher ein realer Gott ist oder zumindest göttliche Eigenschaften besitzt. Die Thronbesteigung wäre somit nicht nur ein zeremonieller Akt sondern es ginge eine reale Vergöttlichung damit einher.

So ähnlich ist es ja in Warhammer 40k. - Wobei man sich da streiten kann, ob der Gott-Imperator wirklich göttlich ist oder ob er einfach instrumentalisiert wurde, damit man die Geschicke des Imperiums besser lenken kann und um den Zusammenhalt der Menschen zu stärken.

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #49 am: 7.09.2011 | 23:02 »
@ Falke359
Die Sache mit den Aliens finde ich auch nicht gut. Hat in einer klassischen Fantasywelt nichts verloren.

Aber nimm z.B. wirkliche Dark Fantasy wie Evernight, das geht letztendlich in die Richtung. Ich könnte mir sowas für eine Kampagne/ausgedehnte Abenteuerserie spannend vorstellen, nur halt nicht für eine wieder und wieder zu bespielende Welt.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #50 am: 7.09.2011 | 23:27 »
Das ist aber auch durchaus ein interessantes Konzept: Religion als Handel. "I'll serve you, you give me cool powerz!" ist bei so realen Gottheiten durchaus ein schlüssiges Konzept und dann muss nicht alles, was der Kleriker mit seinen Zaubern anstellt im Dienste der Agenda des Gottes sein, solange er sich nur anderweitig dafür einsetzt und gewisser Maßen den in seinem "Arbeitsvertrag" mit seinem Gott geregelten Pflichten nachkommt. Das hat dann natürlich mit Religion nicht mehr viel zu tun und auch nicht mit Glauben - der Gott ist schließlich da, genau so wie eine Streitaxt, ein Drache oder ein Zauberbuch.

(zum gefetteten Teil): So ähnlich wie ein Dienstwagen, den man auch privat nutzen kann, solange es nicht ausartet?

In der klassischen Konstellation "Götter gewinnen durch Anbetung an Macht" kann man Kleriker auch als Handelsvertreter ansehen - sie bringen die "Ware Gottheit" an den Mann bzw die Frau, die Gottheit gewinnt nach Anbetung durch die "Kundschaft" an Macht und gibt einen Teil davon als Provision an den Außendienst weiter.
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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #51 am: 7.09.2011 | 23:36 »
(zum gefetteten Teil): So ähnlich wie ein Dienstwagen, den man auch privat nutzen kann, solange es nicht ausartet?

Ja, so in etwa
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

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Offline Falke359

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #52 am: 7.09.2011 | 23:43 »
Die abrahamitischen Religionen sind da halt insofern vermutlich ein Sonderfall. Die sind so gestrickt, dass es heisst "Du, Mensch, bist ein Nichts, ein Wurm, ein Stinktier, und kannst froh sein, dass Gott in seiner Großartigkeit dir trotzdem eine Chance gibt, also buckel du mal schön und sei immer schon brav und folgsam, sonst!"

Dass das ein ziemlich verzerrtes Bild ist, habe ich versucht, im letzten Beitrag beispielhaft zu zeigen:

Für die alten Israeliten war ihr Gott aber, ohne etwas zu erwarten, bereits in Vorleistung getreten (Befreiung aus der Sklaverei) und gibt mit den Geboten die Regeln, wie man in dieser geschenkten Freiheit bleiben kann.

Was ich versucht habe, über das Phänomen "Religion" aufzuzeigen, bezieht sich zudem nicht nur auf die abrahamitischen Religionen.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Oftmals wird Religion im Rollenspiel nur unter utilitaristischen (ich glaube, weil ich mir einen bestimmten Nutzen davon verspreche), psychologischen (ich glaube aus Angst) oder ökonomischen Aspekten (wie beschrieben im Sinne eines Handels) betrachtet, was mir insgesamt aber zu kurz greift.

Schaut man sich die großen "Heiligen", "Propheten" oder "Lehrer" verschiedenster Religionen an, handeln die eben nicht aus diesen Motiven, sondern auf Basis dessen, was man nur Glauben nennen kann.

Ob so etwas im Rollenspiel überhaupt umsetzbar ist, bleibt aber immer noch die Frage.


(zum gefetteten Teil): So ähnlich wie ein Dienstwagen, den man auch privat nutzen kann, solange es nicht ausartet?

Göttliche Macht als Dienstwagen. Der Vergleich gefällt mir und zeigt, wie Religion im RPG oft verstanden wird  :d
« Letzte Änderung: 7.09.2011 | 23:51 von Falke359 »
Früher war mehr Lametta.

Offline Feuersänger

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #53 am: 8.09.2011 | 00:02 »
Dass das ein ziemlich verzerrtes Bild ist, habe ich versucht, im letzten Beitrag beispielhaft zu zeigen:

Ich finde, gerade dein Beispiel passt da in das Schema, das ich zugegebenermaßen polemisch dargestellt habe. In dem Fall eben "Ich, Gott, habe dich aus Ägypten geführt. Jetzt spur du." Bzw., genauer gesagt sagt Gott das alles ja gar nicht. Gott sagt nämlich überhaupt nichts. Es sind Menschen, die da verkünden "Gott hat zu mir gesprochen, und er hat mir gesagt, ich soll dir sagen, dass du mir zu gehorchen hast."

Dieses Schema ist bei irdischen Religionen üblich, zumindest also bei den abrahamitischen, aber bei den gängigen Fantasy-Religionen eben nicht durchführbar. Man behauptet nicht, man handle im Auftrag eines Gottes, wenn dieser Gott real ist und es jederzeit passieren kann, dass er daran Anstoß nimmt und die Sache persönlich richtigstellt. *ZAP*
Macht aber nix, weil es ja in der Standardfantasy eine Vielzahl von Gottheiten gibt, die gegeneinander agieren, man muss sich also nur eine raussuchen, mit der man einen Firmenwagen-Deal eingehen kann.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
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Offline Merlin Emrys

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #54 am: 8.09.2011 | 00:12 »
Im Christentum z.B. gibt es tatsächlich den Ansatz eines "echten" Monotheismus, zum Beispiel bei einigen Scholastikern, ...
Aua. Bitte - lest erst mal (nicht bei Wikipedia, die irrt in diesem Punkt leider, wenn nicht schlimmeres) nach, was "Monotheismus" und was "Henotheismus" ist, bitte. Oder nehmt andere Begriffe, aber keine Fachworte, um zu sagen, was ihr sagen wollt.

Zitat
Die abrahamitischen Religionen sind da halt insofern vermutlich ein Sonderfall. Die sind so gestrickt, dass es heisst "Du, Mensch, bist ein Nichts, ein Wurm, ein Stinktier, und kannst froh sein, dass Gott in seiner Großartigkeit dir trotzdem eine Chance gibt, also buckel du mal schön und sei immer schon brav und folgsam, sonst!"
Tut mir leid, aber das ist schlicht falsch. Sie sagen: "Weißt Du, es ist eh schon alles soweit geklärt und geregelt. Magst Du nicht einfach kommen?" Der Islam und der Katholizismus stellen sich das "Kommen" dann noch etwas geregelter vor, das Judentum und die christlichen Freikirchen sind zu komplex, um es auf einen Nenner zu bringen, und der Protestantismus beläßt es bei: "Komm doch einfach."
Dein Beispiel paßt nicht - weil Du von dem, wovon Du redest, nach Deinen Worte zu urteilen eine inkorrekte Vorstellung hast.

Offline Feuersänger

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #55 am: 8.09.2011 | 01:14 »
Ich gehe nur von dem aus, was ich im Laufe meines Lebens inmitten des christlichen Abendlandes inkl. Religionsunterricht usw. so "mitbekommen" habe und wie es sich mir darstellt. Jetzt kommst du und sagst "Stimmt ja gar nicht". Das ist ja das wunderbare an der Religion in unserer Welt, jeder kann alles Mögliche behaupten und es wird niemals der Liebe Gott mit "He, das hab ICH aber so nicht gesagt!" daherkommen. (Darauf geh ich jede Wette ein.) Merkste was?

Ich will aber hier auch keine irdisch-religiöse Grundsatzdiskussion anzetteln; dazu ist das hier das komplett falsche Board. Wir hatten erst in der SC einen ewig langen Thread zu dem Thema.
Das einzige, worauf es hier ankommt ist, dass in einem typischen Fantasysetting mit aktiven Göttern die Religion entsprechend zwangsläufig anders aussieht. Unter anderem eben, wie ja auch schon gesagt wurde, weil dort wenig "Glauben" gefragt ist, weil ja das "Wissen" gegeben ist. Und deswegen auch weniger Schindluder mit einer bestimmten Religion getrieben werden kann, wenn der zugehörige Gott einigermaßen auf Draht ist.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
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Offline GrogT

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #56 am: 8.09.2011 | 01:52 »
Ich denke, der wichtigste Punkt bei Religion und Rollenspiel ist erstmal, tats6achliche Religiösität so gut wie möglich von ihr zu trennen. Zweitens, sollte gespielte Religiösität die Gruppe nicht übermässig/ ständig mit Konflikten belasten, sollte also ein gleichberechtigter Handlungstrang sein wie die Suche nach Wissen des Magiers, die Suche nach Ruhm des Kriegers etc.

Spielerisch umgesetz wird Religion denke ich ähnlich wie die oben genannten archetypischen Handlungstränge eines Charakters: mit dem "Sense of Wonder". Wenn ich leite, versuche ich jedem Charakter seine eigene, persönliche Besonderheit zuzugestehen, für die ich mich auch (selten) über Regeln hinwegsetze, solange dadurch kein direkter Nachteil/ Inbalance für andere Spieler ensteht. Man sollte möglichst versuchen, diese Besonderheit nicht nur für den Spieler toll zu gestalten, sondern auch für dessen Mitspieler.

Als Spieler versuchte ich immer, meine Religiösität in den Dienst der Gruppe zu stellen. Also nicht direkt versuchen sie zu bekehren, sondern mit den Idealen der Gottheit/ Religion ihnen unter die Arme zu greifen. So wurden alle auf natürliche Weise meinem Glauben und Überzeugungen näher gebracht.

Kurzum: der persönliche Religionsplot sollte, wie alle Charakterhandlungstränge, ein hinzugewinn für die Gruppe sein. Leider sieht man nur allzuoft, dass sich Spieler wie Fanatische Religions Nazies aufführen und meinen, dies sei für sie, das Spiel oder die Gruppe gut weil ach so autentisch.      
« Letzte Änderung: 8.09.2011 | 02:02 von GrogT »

Offline Falke359

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Re: Wie setzt ihr Religion in Rollenspielen um?
« Antwort #57 am: 8.09.2011 | 05:17 »
Aua. Bitte - lest erst mal (nicht bei Wikipedia, die irrt in diesem Punkt leider, wenn nicht schlimmeres) nach, was "Monotheismus" und was "Henotheismus" ist, bitte. Oder nehmt andere Begriffe, aber keine Fachworte, um zu sagen, was ihr sagen wollt.

Ich denke, ich muss mich an dieser Stelle als studierter und diplomierter Theologe outen, obwohl ich das eigentlich vermeiden wollte  ::). Insofern erlaube ich mir, den Anspruch zu erheben, Fachbegriffe korrekt einzubinden und mich auf diesem Gebiet auszukennen.
Ich habe bereits in meinem Eingangsbeitrag geschrieben, dass ich das Thema aus wissenschaftlichen Gründen nachfrage.

Ich gehe nur von dem aus, was ich im Laufe meines Lebens inmitten des christlichen Abendlandes inkl. Religionsunterricht usw. so "mitbekommen" habe und wie es sich mir darstellt.

...was vielleicht an der Menge an Un- bzw. Halbwissen liegt, den man "so mitbekommt", wie in so vielen Fällen. Sich in einzelne Religionen und Glaubensüberlieferungen hineinzuarbeiten, ist unglaublich komplex und dieser Komplexität werden der gewöhnliche Religionsunterricht oder öffentliche Medien leider nie auch nur im Ansatz gerecht.

Zitat
Jetzt kommst du und sagst "Stimmt ja gar nicht". Das ist ja das wunderbare an der Religion in unserer Welt, jeder kann alles Mögliche behaupten (...)

...und das ist die größte Fehlannahme, die nicht berücksichtigt, dass man religiöse Überlieferungen mit (geistes-)wissenschaftlichen Methoden untersucht und durchaus einen Text sachlich und objektivierbar analysieren und interpretieren kann.
Damit sind religiöse Texte ebenso wenig der willkürlichen Interpretation ausgesetzt wie literarische, historische oder philosophische Texte.

Zitat
Ich will aber hier auch keine irdisch-religiöse Grundsatzdiskussion anzetteln; dazu ist das hier das komplett falsche Board.

Danke, das wollte auch ich unbedingt vermeiden. Und bevor sich die Diskussion in diese Richtung verlagert, werde ich das Thema lieber schließen. Denn für meine Fragestellung habe ich erst einmal genug und interessantes feedback erhalten.
Und die Frage, ob das Christentum eine monotheistische Religion ist, müssen wir hier wirklich nicht diskutieren.

Zitat
Das einzige, worauf es hier ankommt ist, dass in einem typischen Fantasysetting mit aktiven Göttern die Religion entsprechend zwangsläufig anders aussieht. Unter anderem eben, wie ja auch schon gesagt wurde, weil dort wenig "Glauben" gefragt ist, weil ja das "Wissen" gegeben ist. Und deswegen auch weniger Schindluder mit einer bestimmten Religion getrieben werden kann, wenn der zugehörige Gott einigermaßen auf Draht ist.

Ich stimme dir in diesem Punkt zu. Was sich für mich aus den bisherigen Beiträgen herauskristallisiert, ist, dass man Religiosität wohl im Rollenspiel nicht wirklich bzw. nur sehr schwer darstellen kann, was weniger am Unterschied zwischen "realen" und Fantasy-Religionen liegt, sondern am Phänomen der Religiosität selbst.

Spielerisch umgesetz wird Religion denke ich ähnlich wie die oben genannten archetypischen Handlungstränge eines Charakters: mit dem "Sense of Wonder". Wenn ich leite, versuche ich jedem Charakter seine eigene, persönliche Besonderheit zuzugestehen (...). Man sollte möglichst versuchen, diese Besonderheit nicht nur für den Spieler toll zu gestalten, sondern auch für dessen Mitspieler.

Als Spieler versuchte ich immer, meine Religiösität in den Dienst der Gruppe zu stellen. Also nicht direkt versuchen sie zu bekehren, sondern mit den Idealen der Gottheit/ Religion ihnen unter die Arme zu greifen. So wurden alle auf natürliche Weise meinem Glauben und Überzeugungen näher gebracht.

ein sehr guter Ansatz, wie ich finde,  :d
der aber offenbar schwer umzusetzen ist.
Wer den zweiten Dungeons&Dragons - Film gesehen hat: Ich finde, der dort gezeigte Obad-Hai Kleriker setzt das hier Beschriebene sehr gut um.

Deshalb würde ich deinen Beitrag gerne als Fazit stehen lassen.

Zitat
Kurzum: der persönliche Religionsplot sollte, wie alle Charakterhandlungstränge, ein hinzugewinn für die Gruppe sein. Leider sieht man nur allzuoft, dass sich Spieler wie Fanatische Religions Nazies aufführen und meinen, dies sei für sie, das Spiel oder die Gruppe gut weil ach so autentisch.      


woran das liegt und ob das auch anders ginge (wie du beschrieben hast), habe ich versucht, mit dieser Fragestellung herauszufinden.
Eure Beiträge haben mir dabei sehr geholfen, wofür ich mich sehr herzlich bedanke.  :)
« Letzte Änderung: 8.09.2011 | 05:29 von Falke359 »
Früher war mehr Lametta.