Ich modifiziere Dein Posting mal leicht, um auf vier Kriterien zu sprechen zu kommen:
1.) Meine momentane Cthulhu Gruppe hat beschlossen aus nostalgischen Gründen wieder einmal DSA zu spielen
2.) Ich möchte meinen Spielern etwas bieten, das sie noch nicht zigfach erlebt haben.
3.) Es sollte sich im Idealfall in 1-2 Spielabenden (ca. 15 Stunden) erledigen lassen.
4.) Ansprüche an den SL und die Spieler dürfen ruhig höher sein.
Auch wenn es ein bisschen Selbstmarketing ist, würde ich in diesem Fall "Der Unersättliche" empfehlen.
Für Punkt 1.) ist es ideal, weil ein alter Bekannter (Xeraan) auftaucht. Es ist zudem im aventurischen Metaplot verankert, so dass diverse Personen oder Orte, die ihr vielleicht noch von früher kennt, aufgegriffen werden und ihr auf jeden Fall den Eindruck erhalten werdet: "Ja, wir spielen jetzt gerade DSA". Es ist vom Setting nicht generisch, sondern schon speziell auf die aventurischen Gegebenheiten zugeschnitten. Ideal wäre es, wenn ein paar Spieler mit der Borbarad-Kampagne oder ihren Nachwirkungen (Gründung der Heptarchien) vertraut wären, also etwa aus der Zeit 1998-2001. Darauf nimmt das Abenteuer viel Bezug.
2.) sehe ich nach den Berichten aus dem Netz (gibt ein paar Spielberichte und Rezensionen) für viele Runden erfüllt, und auch die Leute, die das Abenteuer mit mir gespielt haben, schwärmen von Erlebnissen aus dem Abenteuer. Von daher ist vermutlich die Chance hoch, dass Deiner Gruppe ähnliches passiert. (Natürlich hängt es immer von der konkreten Umsetzung am Tisch ab, d.h. von Spielern und Spielleiter, was nun genau für solche unvergesslichen Momente sorgt).
Und auch 4.) ist erfüllt. Das Abenteuer ist für die Spieler kein Selbstläufer, sondern verlangt ihnen schon ein bisschen ab. Für den Spielleiter ist es nun nicht das anspruchsvollste auf dem Markt (da sind "Jenseits des Lichts" oder "Von eigenen Gnaden" schon etwas komplexer vorzubereiten), aber als anspruchsvoller SL kann man mit dem Material des Abenteuers viele schicke Sachen machen. Außerdem würde ich durchaus die Foren durchwühlen, es gibt ein paar Kanten und Problemstellen, die ich damals nicht so gut gelöst habe, und wo diverse Fans zu besseren Alternativen gekommen sind. Das betrifft vor allem die Hinleitung zum Finale sowie die Umsetzung desselben. Da kannst Du also noch ein bisschen tunen, wenn Dir danach ist.
Das große Problem: 3.) Es ist kein wirklich flink gespieltes Abenteuers, die Spieler können sich durchaus lange an bestimmten Stationen aufhalten (ohne dass ihnen langweilig wird). Von daher müsstest Du evtl. ein bisschen abspecken und Streamlining betreiben, um es in zwei Sitzungen durchzubekommen. Ich habe das Abenteuer zu zwei Gelegenheiten an einem Wochenende durchgezockt, d.h. da hatten wir auch nicht viel mehr Zeit als Du veranschlagst, aber das erfordert ein gutes Pacing seitens des SL. Man kann die Spieler nämlich auch einfach machen lassen und sich zurücklehnen, aber dann dauert es halt ein bisschen länger.
An 3.) scheitern aber vermutlich die meisten größeren Einzelabenteuer, auch bei "Jenseits des Lichts", "Blutige See", "Von eigenen Gnaden" und anderen hoch platzierten Abenteuern aus der DSA4-Bewertung kann man sehr viel Spielzeit aufwenden. Kurz und knackig wären vor allem Anthologie-Abenteuer, und da gibt es eine wahre Masse an Möglichkeiten, dass Du für diesen Fall ein paar Punkte berücksichtigen solltest:
- Welche Region hat euch immer schon interessiert? Es gibt Anthologien zu jeder Region und dann noch ein paar thematisch zusammengestellte, so dass es ein gutes Kriterium ist, die Auswahl einzugrenzen.
- Von welcher Dimension sollte der Plot des Abenteuers sein. In den Anthologien gibt es Abenteuer im lokalen Bereich, die eher das kleine, detaillierte Aventurien zeigen, es gibt aber auch größere Knaller, die in der Kürze der Anthologie dargelegt werden. Metaplot-Bezug ist nicht überall gegeben, aber wäre ein zweites Kriterium.
- Die DSA4-Wertungen halte ich in großen Teilen für aussagekräftig, aber bei den Anthologien hat man manchmal das Problem, dass nur wenige Leute abgestimmt haben. Es könnte sich also lohnen, wenn Du Dich über die am besten bewertesten Abenteuer oder Gesamtanthologien schlau machst, ob etwas drin sein könnte, was Dir gefällt (z.B. Rezensionen lesen, auch wenn ich nach der Abschaltung von Alveran.org ein bisschen die Substanz bei den Rezis vermisse).
Für meinen Teil gilt: Überall, wo als Autor Unteregger, Hakenberg oder Lindner draufsteht, kann man unbesehen zuschlagen. Das gilt z.B. auch für inoffizielle Wettbewerbsabenteuer, die vielleicht irgendwo im Netz kursieren. Das ist natürlich nur eine sehr kurz gegriffene Zusammenfassung und damit tue ich einem halben Dutzend Autoren Unrecht, die ich im Grunde auch noch nennen müsste, aber irgendwie muss man sich natürlich beschränken. Wenn für Dich Anthologien eine Option sind, kann ich gerne ausführlicher werden und ein paar weitere Ratschläge geben.
Schöne Grüße
Chris
edith sagt:
Alptraum ohne Ende taucht da auf Platz 18 auf?
In den Bewertungen gibt es meiner Meinung nach einen recht starken Borbarad-Bias, d.h. alle Abenteuer im Rahmen der G7-Kampagne schneiden (z.T. deutlich) besser ab als ich sie einschätzen würde. Das mag mein persönlicher Geschmack sein, es mag aber auch daran liegen, dass sie vor allem in ihren Überarbeitungen bewertet wurden (diese Gnade wurde nur wenigen anderen Abenteuern zuteil) und dementsprechend die Problemstellen der Erstauflage bereits beseitigt werden konnten, während bei 95% der anderen Abenteuer genau diese Erstauflage bewertet wurde. Es mag auch viele andere Gründe haben, aber ich würde gerade die Wertungen der G7-bezogenen Abenteuer mit einer Messerspitze Salz genießen. Ich nehme an, dass die einzelnen Borbi-Abenteuer sich durch den gegenseitigen Bezug insgesamt etwas nach oben gehievt haben.