Wenn dies stimmt, dann reduziert dies die Bedeutung des Preises schon erheblich.
Mal ganz abgesehen von der Frage, welche Verlage überhaupt etwas nominiert haben: Der Wert einer Auszeichnung kann immer nur von einer Gemeinschaft erzeugt werden, einfach indem sie der Auszeichnung Bedeutung beimisst. Jedes Mitglied der Gemeinschaft (Einzelpersonen genauso wie Verlage, Zeitschriften, Blogs o.ä., die mitunter weniger als Personen und mehr als Institutionen wahrgenommen werden) kann sich eine Meinung bilden, diese für sich behalten oder lautstark vertreten, sie modifizieren oder verwerfen... all das hat Einfluss auf die Bedeutung des Preises in der Gemeinschaft.
Kann sein, dass ich meine Meinung hier im Thread schon mal geäußert habe, aber seitdem hat sie sich ja vielleicht auch schon wieder etwas verändert. Also, mal ein bisschen umständlich:
Der Deutsche Rollenspielpreis bedeutet mir in erster Linie etwas als Mittel, in einer Weise über das Hobby Rollenspiel zu sprechen, die bestimmten, gesellschaftlich bzw. in den Medien etablierten Kommunikationsmustern entspricht. Anders als die üblichen, "nach innen" auf die Hobby-Gemeinschaft gerichteten Mitteilungen produziert der DRP potenziell Nachrichten, die auch außerhalb der Szene Wert haben können. Sie signalisieren, dass hier etwas produziert wird, über das sich kritisch reden und das sich würdigen lässt. (Und das ist nicht selbstverständlich.) Aus diesem Grund wünsche ich dem Preis Langlebigkeit und viel Erfolg, ohne allerdings Konkurrenz auszuschließen.
Erst in zweiter Linie hat der DRP Bedeutung für mich als Indikator über Rollenspielprodukte, die mir gefallen könnten. Einerseits nutze ich dafür meist andere Kanäle (z.B. Rezensionen) bzw. befinde mich in einer Phase, in der bestimmte Typen von Rollenspielen mich ohnehin kaum interessieren. Andererseits ist es mir zu aufwändig, aus der bloßen Auszeichnung und der kurzen Laudatio herauszulesen, ob das Urteil der Jury sich hinreichend mit meinem Geschmack deckt. Dazu kenne ich die Jurymitglieder und ihre Interessen und Perspektiven zu wenig - und dazu bin ich außerdem auch zur Zeit vielleicht zu sehr im Indie-und Story-Game-Bereich unterwegs.
Das Splittermond-GRW hab ich zwar im Schrank stehen (geschenkt bekommen), aber bisher nur wenig drin gelesen. Im großen und ganzen gefällt mir das System (hab es drei oder viermal gespielt bisher), und ich überlege, mittels des Schnellstarters oder aber der Einsteigerbox, die ja demnächst kommen soll, eine Runde selbst zu leiten (One-shot oder wenige Abende). Hätte ich das GRW nicht geschenkt bekommen, würde ich es mir wegen der Verleihung des DRP auch nicht kaufen; ich beschäftige mich zur Zeit lieber mit schlankeren Rollenspielen.
Die Nachtwache: mag ein tolles Ergänzungsbuch sein, aber ich hab mich bislang noch nicht mal mit dem Rollenspiel beschäftigt.

Degenesis: RE verdient, nachdem was ich davon bisher gesehen habe, sicherlich den Sonderpreis "für herausragende künstlerische Vision und Produktionsqualität". Das ist ein wirklich schickes Ding.
Werner Fuchs: Mir ist nicht ganz klar, welche neue Kategorie der DRP bekommen hat, um Werner Fuchs auszuzeichnen (Lebenswerk? Verdienst um das deutschsprachige Rollenspielhobby?). Aber das er an entscheidenden Stellen unsere Szene mitgeprägt hat, leuchtet mir ein.
Mal konkret gefragt:
Welche Grundregelwerke sind denn im Zeitraum, der für den DRP 2015 relevant ist (zwischen dem 1.4.2014 und dem 31.03.2015), erschienen? Egal, ob sie nominiert wurden oder nicht.
Auf die Auswahlliste kamen SpliMo, Star Wars, NIP'AJIN Shots. Was gab es noch?
Los Muertos?
Die DSA 5 Beta, wenn sie überhaupt im Zeitraum erschienen ist, würde ich an Stelle von Ulisses nicht nominieren, weil es eben nur eine Beta-Version ist.
Wann kamen die Ulisses Narrativa? Ist das schon länger her?
Auslobung und Aufruf zur SelbstnominierungAuswahlliste (Grundregelwerke und Ergänzungsbände)
Nebenbei, ich finde gerade keine Details zu den Bedingungen auf der Homepage - ich nehme an, die gingen nur per Mail an alle Verlage raus. Ganz ideal finde ich das nicht, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Verlage übersehen werden - aber nehmen wir mal an, irgendein kleiner Spieleverlag, Selbstverlag oder Buchverlag bringt unerwartet ein Rollenspielraus, und es hat nun mal noch keine Sau in Karstens Umfeld bemerkt - dann wäre es schade, wenn die Leute unabsichtlich ausgeschlossen wären.
Nach wie vor finde ich auch die Einsendung von Print-Exemplaren problematisch. Für ein Spiel mit kleinerer Auflage, aber hohen Produktionskosten, stelle ich mir das als recht große Hürde vor. Beispielsweise kann ich mir denken, dass es für die Finsterland-Macher kostentechnisch viel verlangt ist, mehrere Exemplare eines Ergänzungsbandes zur Nominierung einzuschicken. Vermutlich gibt es weitere Kandidaten. Habt ihr Feedback von kleineren Verlagen, ob sie zwar gerne ihre Produkte nominieren würden, es aber finanziell nicht rechtfertigen können? Vielleicht könnt ihr eine Mini-Umfrage unter den Verlagen machen, was diese von einer PDF-Nominierung (sowie z.B. einem gedruckten Belegexemplar) halten. Entsprechend könnte man dazu auch die Meinungen der Jury-Mitglieder einholen.
Hintergrund dieser ganzen Überlegungen ist, dass ich es sehr schade fände, wenn "kleine Fische" es schwer haben, teilzunehmen. Ich finde es toll, dass Ludus Leonis mitmacht, aber seine Hefte sind auch in einer anderen Preisklasse als z.B. die Finsterland-Bücher. Seine Investition in die Nominierung ist also nicht so hoch.