Autor Thema: Wettkampfartiges Rollenspiel: Erfahrungen, Einschätzungen, Empfehlugen  (Gelesen 1578 mal)

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Offline Blutschrei

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Im Gegensatz zu unseren Nachbarn beim Tabletop und PC-Spiel, wo der Wettkampf quasi zum Selbstzweck wird, ist wettkampfartiges Spielen (soll heissen: Spieler gegen Spieler bzw Gruppe gegen Gruppe) im Pen&Paper Rollenspiel kaum bis garnicht vertreten. Schade, denn gerade dort gibt es doch Reibungs- und Konflikt-Punkte, um welche sich das Rollenspiel bewegen kann, zudem gibt es hier wohl die breiteste Auswahl an Regel-Grundgerüsten, mit denen derartiges möglich wäre.
Ich habe von dieser Art des Spielens eigentlich nur in Form der Shadowrun-Multi-User-Runs und des DSA-Donnersturmrennens gehört. Sind die beiden Varianten tatsächlich "wettkampfartig" sprich mit durchdachten und fairen Siegesbedingungen spielbar? Gibt es weitere Plots oder sogar ganze Systeme, die sich dem Gegeneinander-Spielen gewidmet haben?

Wie gut hat bei euch, falls ihr schon Erfahrungen gesammelt habt so eine Runde geklappt? Auf welcher Kommunikationsbasis habt ihr euch mit gegebenenfalls mehreren SLs verständigt?

Andererseits: Was spricht gegen das wettkampfartige Spiel? Warum sollte man vielleicht doch zu einem anderen Medium für das Kräftemessen greifen?
BLOOD, DEATH AND VENGEANCE!!

Offline 1of3

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Gibt ein paar Rollenspiele, wo der Spielleiter der Party nach bestem Gewissen einschenken kann, weil er nicht beliebig kann. Werde z.B. nächste Woche With Great Power leiten.

Capes von TonyLB ist dagegen ein Spiel, das zwar kein festes Ende hat, das man aber gut jeder gegen jeden spielen kann. Das ist sogar das intendierte Spielziel.

Offline Praion

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Offline Jiba

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Auch Classroom Deathmatch baut exakt auf der "Jeder gegen Jeden"-Prämisse auf!
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline blut_und_glas

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Im Gegensatz zu unseren Nachbarn beim Tabletop und PC-Spiel, wo der Wettkampf quasi zum Selbstzweck wird, ist wettkampfartiges Spielen (soll heissen: Spieler gegen Spieler bzw Gruppe gegen Gruppe) im Pen&Paper Rollenspiel kaum bis garnicht vertreten.

Wenn du dich bei den Tabletop-Nachbarn eher an dem Familienzweig orientierst, der uns (meiner Meinung nach!) mit seinen starken Szenariovorgaben und der unabhängigen Spielleitung ohnehin am nächsten steht (mit anderen Worten gerade nicht bei den Punktebau- und Turnierspielen), dann ist der Weg doch gar nicht so weit, und zumindest mir diese Variante auch schon häufiger im Rollenspiel begegnet: Charaktere, die einfach auf Grund unterschiedlicher Zielstellung miteinander konkurieren. Entweder nur in einigen wenigen Situationen (den Nekromanten stürzen wollen alle - aber mit seinem Zauberbuch will dann jeder etwas anderes machen), oder sogar über weite Strecken (zum Beispiel der von dir angesprochene Multiuserrun oder auch diverse Szenarien, die sich um Turniere drehen).

Ansonsten hat 1of3 ja schon auf Spiele verwiesen, die über Beschränkungen einen "offeneren" Wettstreit erlauben, oder bei denen es direkt um das Gegeneinander geht. Da gibt es ja noch mehr Beispiele (Narrative Cagematch empfinde ich da zum Beispiel als Klassiker).

Aber so weit muss es in meinen Augen eben gar nicht gehen.

mfG
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Offline YY

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Gibt es weitere Plots oder sogar ganze Systeme, die sich dem Gegeneinander-Spielen gewidmet haben?

RUNE ist explizit ein Wettkampf unter Spielern und SL sowie der Spieler untereinander.

Dabei hat der SL entsprechende Vorgaben in Sachen Encounterstärke usw., damit er die Gruppe nicht einfach platt fährt.
Nettes Detail: Der SL bekommt viele Punkte dafür, SCs möglichst schwer zu verwunden. Für tote SCs gibts allerdings Abzug...

Auch an anderen Stellen ist RUNE ziemlich clever darauf ausgelegt, dass jeder gefordert, aber nicht einfach aus dem Rennen geschossen wird.

Wie gut hat bei euch, falls ihr schon Erfahrungen gesammelt habt so eine Runde geklappt?

Eine Runde, die mir in Erinnerung geblieben ist, war eine Corporation-Sitzung auf einem Con.

Weil wir da ziemlich viele Spieler aus unterschiedlichen (teils verfeindeten) Konzernen hatten, habe ich die Runde kurzerhand so ausgelegt, dass laut Auftrag nur eines der drei zunächst getrennt agierenden SC-Paare sein Ziel erreichen konnte.
Eigentlich hätte sich das später hinaus erledigen und die SCs zur Zusammenarbeit gezwungen sein sollen.
Dazu kam es aber nicht, weil die Spieler so auf diese Konkurrenzsituation angesprungen sind, dass sich der angedachte Plot darüber völlig erledigt hat.

Es wurde alles offen gespielt, was erstaunlich gut geklappt hat.

Die one-shot-Mentalität auf Cons hat dazu sicher ihren Teil beigetragen.

Andererseits: Was spricht gegen das wettkampfartige Spiel? Warum sollte man vielleicht doch zu einem anderen Medium für das Kräftemessen greifen?
Meine Spieler mögen keine "echte" Konkurrenz im Rollenspiel; freundschaftlicher Wettstreit ist ok, aber ernste Konflikte oder PvP will so gut wie niemand.
Das ist mein Hauptgrund.

Allgemein gesehen bieten die meisten Systeme keine guten Mechaniken, die das Ganze ordentlich regeln (weil es meist nicht Schwerpunkt ist).
Besonders wenn es (auch) SL vs. Spieler heißt, versagen die meisten, die nicht explizit darauf ausgelegt sind.

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Offline Glgnfz

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Hier ist die Ankündigung des RPC-Turnierabenteuers. http://glgnfz.blogspot.de/2012/04/rpc-die-prufung-des-bergkonigs.html

Und hier das verwendete Abenteuer: http://glgnfz.blogspot.de/2012/05/labyrinth-lord-die-prufung-des.html

Vielleicht haben ja Uisge oder die Teilnehmer Lust, etwas dazu zu schreiben.
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Offline Bad Horse

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Es gibt ja Rollenspielturniere - D&D macht das, denke ich, regelmäßig, und ich habe mehrfach bei Midgard-Turnieren mitgemacht. War allerdings nichts allzu besonderes, wir haben halt ein Abenteuer gespielt und danach noch ein paar Bewertungen abgegeben. Bei einer Gelegenheit haben wir das Abenteuer nicht mal geschafft, weil wir mit einer gruppeninternen Rivalität beschäftigt waren. :)

Wettstreit zwischen den Spielern funktioniert bei einem One-Shot oder mit Gelegenheitscharakteren bzw. Gastcharakteren besser als bei einer längeren Kampagne. Bei einer Kampagne müssen die Charaktere irgendwie zusammen funktionieren, weil sonst keinerlei Kontinuität da ist; bei einem Einzelauftritt kann man seinen oder andere Charakter allerdings fröhlich verheizen, weil die nach der Sitzung ohnehin nie wieder auftauchen werden.
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Offline Grubending

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Ich hoffe, dass wir bald mit der Vampire Runde starten, wo ich wahrscheinlich den Unholdwidersacher der Gruppe übernehmen darf. Wobei man bei Vampire zwar oft zusammen aber im Grudne doch immer für sich selbst kämpft. Ich finde sonst nimmt man der Welt auch was weg.

Offline sindar

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Ich spiele Rollenspiel genau deshalb, weil ich Wettkampf vermeiden will. Es ist das einzige Gesellschaftsspiel, das mir auf Anhieb einfaellt, bei dem man eben nicht gegeneinander, sondern miteinander spielt. Daher ueben Rollenspiele mit Wettkampfanteil auf mich keinen Reiz aus.
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Offline Koenn

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Ich spiele Rollenspiel genau deshalb, weil ich Wettkampf vermeiden will. Es ist das einzige Gesellschaftsspiel, das mir auf Anhieb einfaellt, bei dem man eben nicht gegeneinander, sondern miteinander spielt. Daher ueben Rollenspiele mit Wettkampfanteil auf mich keinen Reiz aus.
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Offline Cassiopeia

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Zitat
Es ist das einzige Gesellschaftsspiel, das mir auf Anhieb einfaellt, bei dem man eben nicht gegeneinander, sondern miteinander spielt.

Auch ich empfinde das eine gelungene Sache am Rollenspiel. Aber vielleicht wären ja auch kooperative Brettspiele etwas für dich? Die gibt es eben doch, einfach mal im Spieleladen fragen.

(nennen könnte ich: Pandemie, Die verbotene Insel, Space Alert, Arkham Horror, Schatten über Camelot)


Offline Grubending

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Oder das Obstgartenspiel, da kämpfen alle zusammen gegen den bösen Raben...

Taschenschieber

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"Kooperativ vs. Kompetitiv" ist allerdings auch nicht binär. Die Komponenten lassen sich durchaus mischen.

Ein Beispiel für eine Mischung wäre zum Beispiel das Battlestar-Galactica-Brettspiel, wo theoretisch alle auf einer Seite sind - praktisch gibt es aber einen oder mehrere Verräter. Oder vielleicht auch nicht.

Im Rollenspiel habe ich allerdings bisher leider fast nur die kooperative Seite gesehen, keine stark kompetitiven Systeme. Reizen würde mich das aber auch - schließlich sind Menschen nicht immer nur am Wohl der Gruppe, sondern auch an ihrem eigenen interessiert.

Offline Varzival

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Wie wäre es mit einem Werwölfe-(manch kennens auch als Mafia) RPG? Hierbei gibt es unter den Spielern einen Verräter, der zufällig und geheim gelost wird. Dieser muss dann unauffällig die Aktionen der anderen Spieler untegraben.
Hat jemand soetwas schonmal ausprobiert?

Offline YY

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Ja, mehrfach.

Als Spieler macht mir das (außer als Verräter!) selten wirklich Spaß, weil man bei Weitem nicht alles mitbekommt, was der Verräter so macht.

Und umgekehrt spielt man durch die bekannte Situation ganz anders, so dass man auch selten wirklich ungebremst ins offene Messer läuft.


Solche Verräterkonstellationen spiele ich viel lieber offen.
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Offline OldSam

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Wir haben in Hannover bei einer kleineren Community-Con schon einige Male PvP-Rollenspiel-Sessions über jeweils ein Wochenende gemacht, normalerweise an die 20 Spieler mit 4 Spielleitern und als System kam in den allermeisten Fällen GURPS 4e zum Einsatz. Mehrheitlich sind Spielerteams gegeneinander angetreten, manchmal gab es auch Allianzen zwischen den Gruppen und was die Settings anging war es äusserst bunt gemischt...
War jedenfalls immer ne coole Sache, es gab zwar je nach Con das ein oder andere Manko im Detail (solche Veranstaltungen sind einfach generell sehr komplex und arbeitsintensiv), aber grundsätzlich hat es echt Spaß gemacht und i.d.R. gut geklappt.
Auch das Balancing lief IMHO meistens ziemlich gut, auch mit teilweise sehr heterogenen Charakteren war das im grünen Bereich, so wie es sein soll :)
« Letzte Änderung: 7.07.2012 | 22:29 von OldSam »

Offline Varzival

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Solche Verräterkonstellationen spiele ich viel lieber offen.

Wie meinst du das? Dass die Spieler zwar wissen, wer der Verräter ist, aber ihre SCs trotzdem so handeln lassen, als wüssten die das nicht?

Offline Praion

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Jason Corley

Offline Bad Horse

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Ja, das macht mehr Spaß. Da haben wenigstens alle was davon.
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Offline Darius der Duellant

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Damit Wettkämpfe interessant werden, muss ein gewisses Maß an Fairness vorhanden sein, der von Anfang an auch in den Regelmechanismen verankert ist.
Da PvP/PvSL in der Mehrheit der publizierten Rollenspiele auf der Design-Ebene aber maximal eine sekundäre Rolle einnimmt, nimmt der Glücksfaktor einen zu hohen Stellenwert ein.
Man kann so zwar durchaus einen "Wettkampf" ausspielen, wer verliert oder gewinnt hängt dann aber mehr am Zufall (SL-Entscheidungen, Würfelwürfe, Machtgewichtungen in abhängigkeit der verwendeten Subregelsysteme) als am können.
Das wiederum macht es (zumindest für mich) eher witzlos.
Ich mag [edit: gegen andere Spieler; im PvE ist mMn fast alles erlaubt)]gewinnen weil ich die besseren Entscheidungen im Spiel getroffen habe, nicht weil ich mir aus 2 dutzend teilweise vergriffenen Regelbüchern einen obskuren Multiclass-Hybriden zusammengebastelt habe, oder mit einem Hartholzharnisch auftauche oder der SL die Herausforderungen auf eine spezielle Art interpretiert.
« Letzte Änderung: 9.07.2012 | 20:53 von Darius_der_Duellant »
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