Pen & Paper - Rollenspiel > Pen & Paper - Spielberichte

[Dresden Files] Miami Files - Die Ritter von Miami (a.k.a. "Die schönen Männer")

<< < (46/50) > >>

Timberwere:
Während Alex schnell den Dolch einsammelte, den die Outsider-Kultistin hatte fallenlassen und Bjarki und Haley ihren älteren Kumpan aufsammelten und abtransportieren (Memo an mich: Wir sollten die beiden wegen Outsider-Korruption untersuchen – keine Ahnung, ob die auch auf Gottheiten oder Halbgottheiten übergreifen kann), galt meine erste Sorge Lidia, den Mädchen und unseren Familien. Es ging allen gut, gracias a Dios, also konnte ich mich nach den anderen umsehen und mich um die Gäste kümmern.

Ilyana Elder saß draußen vor der Halle, von zahlreichen blauen Flecken gezeichnet, und drehte die Yansa-Maske in der Hand – ganz offentlich am Überlegen, ob sie sie aufziehen solle oder nicht.
Dee war mit einem hochkonzentrierten Gesichtsausdruck dabei, die Wards zu überprüfen, die für die Feier über die Location gelegt worden waren. Eigentlich sahen sie unversehrt aus und nicht so, als hätte sich jemand daran zu schaffen gemacht, aber als Dee die Kreidestriche nachfahren wollte, zerfielen diese zu einem geradezu abartig ekelhaft stinkenden Staub.

Ximena hockte auf den Fersen an der Stelle, wo Loki erstochen worden war, malte dort Runen auf den Boden und starrte fasziniert darauf. Ángel hingegen stand etwas verloren in einer Ecke und betete inständig, während Alex herumwanderte und Dinge richtete und zu reparieren begann – wie er das immer macht, wenn er aufgewühlt ist und runterkommen muss. Totilas wanderte ebenfalls herum, aber unterhielt sich mit unterschiedlichen Leuten, um zu rekapitulieren, was eigentlich passiert war. Und Bjarki sagte etwas von wegen 'sehen, ob ich sie finden kann', und verließ die Halle. Kurze Zeit später konnten wir Guardians spüren, wie er sich als Falke in die Lüfte erhob und davonflog.

Roberto kümmerte sich um Oshun, versuchte seine patrona irgendwie zu trösten. Ich konnte sehen, wie deren Trauer allmählich einer verzehrenden Wut wich und sie schließlich sagte: „Das nehmen wir so nicht hin, Roberto.“ Febe hörte das und gesellte sich zu den beiden. „Wir müssen Cicerón finden.“ Sie hatte ihr Smartphone in der Hand und drückte immer wieder auf Wahlwiederholung – Ciceróns Nummer, wie es schien. Offenbar mag Febé den Anführer der Santo Shango mehr, als ich gedacht hatte.
„Wir werden Shango retten“, sagte Oshun indessen, „ihn retten oder ihn rächen. Ich werde die Welt auf den Kopf stellen. Ich werde Verbündete suchen. Ich weiß, auf dich kann ich zählen, Roberto. Halte dich bereit, es wird nicht lange dauern.“ Und damit verschwand sie.

Edward fand Cherie, die er während des Kampfes aus den Augen verloren hatte. Es ging ihr soweit gut, aber sie war etwas angeschlagen, weil sie mit einer der Halsbandkreaturen gekämpft hatte. Sie sah hungrig aus, und ihre Augen glitzerten silbrig. Ich konnte sehen, wie sie einige Worte mit Edward wechselte – später erzählte er mir, dass sie sagte, sie müsse etwas 'essen', aber das wolle sie nicht an Edward. „Wir sollten das irgendwann wieder machen, aber ohne das ganze Drama“, schlug er vor. „Das würde mir gefallen“, erwiderte Cherie, dann ging sie.

Donar Vadderung – Odin – sah völlig erledigt aus. Er ging zu Eleggua, und ich stand gerade nah genug bei den beiden, dass ich hören konnte, was gesagt wurde, auch wenn Odin leise sprach. „Trickster, was war dein Plan? Du warst derjenige, der uns alle hier zusammengerufen hat, also was war dein Plan?“ Eleggua machte ein erstauntes Gesicht: „Ähm, nichts?“ „Ich weiß es genau!“, hielt ihm Odin finster entgegen, „Dir war Loki schon immer ein Dorn im Auge. Du wolltest ihn loswerden, weil er Trickster-Konkurrenz für dich war. Das wird ein Nachspiel haben!“ Und mit diesen Worten rauschte er davon.
Ich wollte ihm nach, aber ich war gerade mit Tante Rosalia im Gespräch, die sich begeistert darüber ausließ, wie schön die Feier war, wie lecker der Kuchen war, wie nett Lidia war und wie sehr sie uns von Herzen alles Gute wünschte, und so war Totilas schneller. Was gesagt wurde, erfuhr ich erst später, aber das war der Dialog:
„Es wäre im Sinne des Gegners, wenn Sie sich mit Ihresgleichen bekämpfen, werter Odin“, fing unser Kumpel an, als er den Asen erreicht hatte.
„In deinem Sinne auch, oder?“
„Nein“, erwiderte Totilas ruhig.
„Ich kenne doch deinesgleichen“, knurrte Odin. „Ich habe keine Geduld mit deinen White Court-Spielchen!“
Mit diesen Worten stieg er in sein Auto und war weg, und ich konnte dem davonfahrenden Wagen nur noch hinterherschauen. Mierda.

Währenddessen trat Edward, der Odins Ansprache ebenfalls gehört hatte, zu Eleggua (auch das erfuhr ich natürlich erst hinterher) und fragte unumwunden: „Was war denn der Plan?“
Eleggua sah Edward mit undurchdringlicher Miene an. „Ich dachte, der Plan war, eine Hochzeit zu feiern.“
„Das dachte ich auch“, hielt Edward entgegen, „aber...“
„Ich hätte gedacht, es wäre ein gutes Bollwerk gegen genau so etwas, aber ein Plan war es nicht.“
Edward schnaubte. „Das ist ja mächtig nach hinten losgegangen.“
„Ich habe die Nordischen absichtlich nicht eingeladen“, setzte Eleggua hinzu, „die sind von selbst hier aufgetaucht.“
„Ich habe gehört, wenn man mit den Dolchen eine Gottheit umbringt tötet, dann nimmt man deren Kraft in sich auf, aber man kann sie nicht für sich behalten, sondern wird davon überwältigt, und die Gottheit kommt irgendwann wieder“, wechselte Edward nun das Thema.
„Wenn keine Outsider beteiligt sind, ist das der normale Weg, ja.“
„Kann man das vielleicht fördern? Loki in Jak stärken?“
„Nicht, ohne selbst Schaden zu nehmen. Das ist, als wolltest du etwas aus dem Feuer holen – dazu musst du selbst hineingreifen. Edward, du bist ein Sterblicher, du würdest Schaden nehmen. Aber wenn du das willst...“
Jetzt kam Alex dazu, der die letzten Worte Elegguas mitbekommen hatte. „Roberto sollte dringend mit Oshun reden, denn die will in dieses Feuer hineinspringen, und das ist eine schlechte Idee.“
„Wer ist eigentlich bei den Nordischen für Magie zuständig?“, wollte Edward jetzt wissen.
„Das könntet ihr Haley fragen“, schlug Eleggua vor.
Und das war der Moment, in dem auch ich zu dem Grüppchen trat: frustriert, weil ich nicht mit Odin hatte reden können. Eleggua verabschiedete sich, weil er die Wege überprüfen wollte, die Jak entlanggekommen sein musste, die ihm aber eigentlich verwehrt hätten sein müssen. Aber bevor er ging, wandte er sich an mich: „Du kennst dich doch mit Feen aus. Die Winterfeen sind dafür zuständig, dass keine Outsider hereinkommen. Du könntest ihnen bescheid sagen, dass sie ihren Job nicht machen.“ Ähm. Na danke auch...

Ungefähr in diesem Moment fiel uns allen auf, dass Bjarki nicht da war. Oder besser, dass sich da irgendwo in der Stadt, ziemlich genau bei Adlenes Haus, ein blinder Fleck befand, der schmerzte. Und dass Bjarki dort in der Nähe war und dass es ihm überhaupt nicht gut ging. Cicerón hingegen war überhaupt nicht zu spüren, jetzt wo wir uns darauf konzentrierten.

Alex, Edward und Totilas brachen auf dorthin, wo wir Bjarki fühlen konnten – Roberto ging nicht mit, und ich begleitete sie auch nicht, weil es komisch ausgesehen hätte, wenn ich als Gastgeber mitgegangen wäre. Deswegen blieb ich da und kümmerte mich weiter um unsere Gäste – und geriet jetzt doch mit Enrique aneinander, weil der es gelinde gesagt scheiße fand, dass Jandra mit einem Messer herumhantiert hatte und bereit gewesen war, damit zu kämpfen, und jetzt begeistert fragte, ob sie das lernen und trainieren dürfe. Ich konnte Enrique sogar verstehen, aber trotzdem konnte ich das gerade so gar nicht brauchen.
Immerhin aber sorgten die noch anwesenden Gottheiten irgendwie dafür, dass die unmagischen Gäste sich nicht an die Sache erinnerten – wenn ein Mensch diesen Zauber gewirkt hätte, wäre es ein eklatanter Bruch der magischen Gesetze gewesen, aber das waren ja keine Menschen. Jedenfalls hatten die unmagischen Gäste nur eine vage Erinnerung daran, dass irgendjemand betrunken kurz Ärger gemacht hätte, bevor die Feier erfreulich und schön weiterging.

Wieder erfuhr ich das, was jetzt kommt, erst später, aber in der Nähe von Adlenes Haus fanden die anderen eine steinerne Statue, die wie Bjarki aussah. Eine sichtlich verblüffte Passantin erzählte, dass ein Vogel in einen Luftballon geflogen sei, und dann sei plötzlich dieser Stein vom Himmel gefallen. Außerdem sagte sie verwirrt, sie könne ihre Straße nicht mehr finden. Totilas versuchte, ihr weiszumachen, das habe mit einem Bühnenmagier und dessen neuer Show zu sein, aber das war keine so gute Idee, weil die Anwohnerin das zwar glaubte, nun aber ungehalten wurde und forderte, den Manager des Magiers zu sprechen, weil sie ihre Straße zurückhaben wollte. Er sei der Manager, erklärte Totilas, allein die Dame ließ sich nicht beruhigen und rief die Polizei.
Schnell entschlossen rief Edward parallel dazu ebenfalls bei der Polizei an, genauer gesagt beim SID, und warnte Alison Townsend, dass magische Schwergewichte eine ganze Straße verschleiert hätten und das SID sich nicht mit denen anlegen solle.

Die Frau landete nach einigen Weiterleitungen ebenfalls bei Lieutenant Townsend und wurde von dieser vertröstet. Daraufhin stritt sie sich weiter mit Totilas und begann schließlich, die Szene mit dem Handy zu filmen.
Alex konnte die verlorene Straße in seinem Geist noch finden – sie war genau dort, wo es wehtat hinzudenken, und dort war auch ein gewisses Flimmern in der Luft. Alex wollte es ausprobieren und, mit einem Seil gesichert, schauen, was an dem Ort los war, aber mit dem Hinweis darauf, dass Bjarki dringend Hilfe brauchte, konnte Edward ihn davon abhalten.
Totilas lieferte sich indessen ein Duell im Anstarren und mit-Anwälten-drohen mit der Passantin, aber am Ende war es Totilas, der die Frau so sehr einschüchterte, dass sie das Video schließlich löschte, nach einem Taxi telefonierte und abzog. Alex wollte sie noch aufhalten, um herauszufinden, ob sie eine Adresse für die nächsten Tage hätte, aber sie war offenbar gut situiert – und 'Karen' – genug, um ihn keines Blickes zu würdigen, bis ihr Taxi kam.

Mit vereinten Kräften und Einsatz ihrer übernatürlichen Stärke luden die Jungs die Bjarki-Statue ins Auto, und während Alex fuhr, machte sich Edward schon einmal erste Gedanken für ein Ritual, um ihn wieder zu entsteinern. Totilas indessen betrachtete Bjarki in der Sight, um herauszufinden, ob der Isländer überhaupt noch lebte. Er sah Lokis Sohn in einer engen Höhle, tatsächlich noch am Leben, aber umgeben von zahllosen roten Luftballons. Es fiel Totilas etwas schwer, sein drittes Auge wieder zu schließen, aber schließlich gelang es ihm doch.

Währenddessen stand ich im Hotel gerade kurz mit Roberto zusammen; wir unterhielten uns über die Feier unterhalten und darüber, dass ich mir diese Hochzeit ganz anders vorgestellt hatte – auch wenn es immerhin in diesem Fall gut war, dass der Vorfall für die 'normalen' Gäste etwas unter den Teppich gekehrt worden war. Allmählich dauerte es aber ganz schön lange, bis die anderen zurückkamen, also rief Roberto bei Alex an, um sich zu erkundigen, was los war. Der erzählte von Bjarkis Situation (hier hörte ich jetzt einen Teil dessen, was ich oben schon aufgeschrieben habe) und bat Roberto, alle Guardians, die noch auf der Feier seien, zusammenzutrommeln, damit wir Bjarki entsteinern könnten.

Da ich noch Hochzeitsfeierverpflichtungen hatte, ging Roberto los, um zu schauen, wen er alles finden konnte. Wie es aussah, waren nur noch Ximena und Ángel da, die er über die Lage informierte und darüber, dass Bjarki zu einer Steinstatue geworden sei. Das verwunderte seine beiden Geschäftspartner aber nicht im Geringsten, und Ximena erklärte, das sei gar nicht ungewöhnlich, weil Bjarki sich in alles verwandeln könne, nicht nur in Lebewesen, und: „Hat ihm jemand gesagt, er soll aufhören?“

Das bekam ich aber natürlich auch erst später mit. Ich selbst wurde wieder involviert, als Cousin Raúl – einer von Lidias Cousins, nicht von meinen – ziemlich angetrunken bei mir auftauchte, dass da noch ein Geschenk angekommen sei.

Das „Geschenk“ war natürlich die Bjarki-Statue, die die Jungs in einen ruhigen Raum gebracht hatten, und hier bekam ich jetzt die restlichen Lücken in der Geschichte gefüllt, die mir bislang noch gefehlt hatten.
Auch Roberto schaute sich unseren Guardian-Freund jetzt in der Sight an, und er konnte das bestätigen, was Totilas auch schon festgestellt hatte: Die Höhle, in die Bjarki sich zurückgezogen hatte, war Schutzmechanismus gegen die Ballons und ein Sinnbild für seine Verwandlung in einen Stein, und er war am Leben, wenn auch schwer angeschlagen. Als Mensch würde er schwerste Verletzungen aufweisen, die als Stein nicht so eklatant waren. Das Problem nur: In Steingestalt heilte er nicht, das heißt, egal, ob er jetzt oder in drei Monaten aufwachte, die Verletzungen wären dann immer noch genauso schwer.

Daher kam mir der Gedanke, ob es nicht vielleicht möglich wäre, vor der Rückverwandlung die Statue zu reparieren. Das wäre dann auch keinesfalls ein Bruch der magischen Gesetze, weil wir ja nur an einer Statue herumdoktorn würden, nicht an einem Menschen. Wobei das nicht unbedingt eilig ist, das können wir in Ruhe planen, denn der Zustand des Steins verschlechtert sich ja nicht.
Jetzt waren erst einmal alle mehr oder weniger unfit – bis auf mich selbst, tatsächlich, erstaunlicherweise – und von den Guardians ohnehin nur noch Ximena und Ángel anwesend. Und Edward hatte völlig recht, als er sagte, Lidia und ich hätten uns genug getrennt um die jeweiligen Gäste gekümmert, jetzt wäre es endlich an der Zeit für uns beide und für Zweisamkeit.
Und so ging die Feier zwar noch etwas weiter, aber begann langsam auszuklingen, und alle hatten Verständnis dafür, dass Lidia und ich uns irgendwann zurückzogen.

Aber ach ja. Geschenke. Also es gab natürlich eine ganze Menge, aber die von den Jungs will ich besonders erwähnen.
Alex' Geschenk war... nichts Physisches. Er hatte uns eine Karte gebastelt, in der er uns zu verstehen gab, dass die Tatsache, dass Saltanda nicht aus der Junggesellenabschiedstorte gehüpft war, ihm zu verdanken und gar kein so leichtes Unterfangen gewesen war.
Von Totilas gab es ein edles Silbertablett, das mit Rosenblüten, einem Sektglas und einem gedeckten Puppenhaustisch dekoriert war, dazu eine auf alt gemachte Schriftrolle mit schöner Kalligraphie und einer Einladung zu einem romantischen Dinner für zwei bei Klaviermusik und Blumen in einem vornehmen Restaurant.
Edward schenkte uns eine Rose von Swarowski, aber nicht einfach irgendeine. Sie ist so verzaubert, dass sie sich nach und nach mit magischer Energie auflädt. Und sollten wir es wirklich einmal brauchen, gibt es ein Kommandowort, mit dem diese Aufladung freigesetzt und damit der Threshold unseres Heims verstärkt wird.
Und Roberto kam mit einem Korb an, aus dem heraus uns ein herzallerliebster Bernhardinerwelpe anschaute. Mit einem Zwinkern sagte er, das Geschenk sei für die hijas vielleicht ebenso wie für uns. Ich finde die Idee schön, einen Hund zu haben, aber irgendwie auch ein bisschen... beängstigend ist das falsche Wort, aber eine gewisse Herausforderung wird es vermutlich schon werden, zumal gerade Bernhardiner ja nicht so klein bleiben. Und wir haben noch keine Ahnung, was einen Namen betrifft. Aber da wird uns schon etwas einfallen.

Timberwere:
Ricardos Tagebuch: Ghost Story 5

Am Tag nach der Hochzeit schliefen Lidia und ich, wie man sich vielleicht vorstellen kann, ziemlich lange. Wir waren gerade mit einem sehr späten Frühstück Brunch fertig, da klingelte mein Telefon. Es war Roberto, und es war ein Notfall. Treffen zum Kriegsrat in der Casa Guardián (mit allen außer natürlich Bjarki und Cicerón), und ich war nur heilfroh, dass Lidia Verständnis zeigte.

Bei dem Treffen erzählte Roberto, dass Oshun vorhin bei ihm aufgeschlagen war. Ohne Anzuklopfen, versteht sich. Sie hatte einen großen, sonnengebräunten, südländisch aussehenden, wütenden Kerl im Schlepptau, und auch wenn Roberto das Gespräch natürlich nicht in allen Details zitierte, lief es in meinem Kopfkino ungefähr so ab:

Oshun, täuschend ruhig: „Das ist Ares, der griechische Gott des Krieges. Es geht los. Sag Yansa bescheid, wir brauchen sie. Thor haben wir leider nicht finden können, kennt den einer? Wir warten bis heute Abend, dann gehen wir.“
Ares, förmlich aus den Nüstern schnaubend: „Das ist ein guter Plan, bis zum Abend zu warten und dann in der Dunkelheit anzugreifen.“
Roberto, ziemlich überfahren von dem Überfall: „Ähm, wo wollt ihr denn warten? Hier?“
Oshun: „Am Schandfleck. Dort warten wir.“
Roberto: „Okay... wenn ihr dort warten wollt?“
Oshun: „Oder sollen wir gleich losschlagen?“
Roberto: „Nein.“
Oshun: „Nun gut. Dann am Abend. Die Zeit des Wartens ist vorüber. Die Zeit der Rache ist gekommen.“
Oshun und Ares: exeunt. Roberto: greift nach seinem Telefon.

Wir waren uns alle einig, dass das Oshuns Plan eine ganz schlechte Idee war und nicht gut gehen konnte.
Dann erzählte Alex, weil es ja am Abend zuvor nicht alle mitbekommen hatten, dass Eleggua zu ihm gesagt hätte, man könne Loki in Jak stärken, und ich erwähnte Elegguas Bemerkung von den Winterfeen, die ihren Job nicht machten, was das Abhalten der Outsider beträfe. Auch da waren wir uns einig, dass da wohl ein Gespräch mit Tanit angezeigt sei.

Und wir riefen bei Haley an, fragten, wie es ihr gehe und was mit dem Jak-Kultisten sei, den sie am Abend zuvor einkassiert hatte. Geistig nicht stabil, erwiderte Haley. Er sei kein normaler Sterblicher mehr, sondern habe einen Luftballon im Hirn, den er freiwillig hineingelassen habe – es scheine, als hätte er sein drittes Auge geöffnet, als die Outsider auftauchten, und es dann nicht wieder geschlossen, und das sei eine absolute Katastrophe für ein menschliches Gehirn. Falls wir das wollten, könnten wir mit ihm – Zeke nenne er sich – reden, aber das werde dauern, bis er einigermaßen ansprechbar sei. Aber gut, das läuft ja auch nicht weg, das muss nicht gleich jetzt sein.

Haley erzählte auch, dass der Allvater alle Asen nach Asgard gerufen habe, und ob wir wüssten, was los sei. Totilas erzählte ihr, dass einer von Odins Raben erstochen worden sei, und ich berichtete von Vadderungs Verdacht gegen Eleggua.
„War das Elegguas Plan, Alex?“, fragte Haley sofort, aber das verneinte der umgehend.
„Meinst du, Odin wird Miami jetzt mit Krieg überziehen?“, wollte Totilas im Gegenzug wissen, aber das wiederum glaubte Haley nicht. Sie könne allerdings nicht mit ihm reden – oder besser gesagt, er würde nicht auf sie hören, wenn sie es versuchte, denn sie sei ja 'nur Hel'.
„Und ich habe mit ihm nicht über Pans Einherjer reden können, als er auf der Feier war“, brummte ich missmutig. „Die Sache hatte ich eigentlich mit ihm klären wollen...“
„Pans Einherjer könnten ein Problem werden, weil die immer noch vor allem Odin verpflichtet sind“, sagte Haley vorsichtig, aber dann legte sie recht schnell auf, weil die ganze Sache nicht ihre Baustelle war.

Für das Treffen mit Tanit suchten wir wie immer zuerst Hurricane auf und fanden ihn in der Wrestlingschule am Hafen, die er seit einer Weile hat.
Als wir den Laden betraten, kam Hurricane zu uns herüber. „Hi, wollt ihr auch Wrestling lernen?“, fragte er gut gelaunt.
„Nein, wir wollen mit Tanit reden“, erwiderte Roberto.
„Dann müsst ihr zum Cayo Huracán“, schlug Hurricane kurz angebunden vor, aber Alex lächelte ihn entwaffnend an: „Vielleicht kannst du uns auch weiterhelfen.“
„Ich bin nicht die Wohlfahrt“ brummte Hurricane, „aber sag halt mal, was du willst.“
„Es geht um unsere gemeinsamen Leute, die, die wir alle nicht mögen.“
„Ich kann die Republikaner auch nicht leiden. Kannst du vielleicht noch ungenauer werden?“

Edward wurde konkreter und erzählte von den Outsidern und dass sie offenbar einen Brückenkopf in unsere Welt geschlagen haben. Das habe Hurricane auch schon gemerkt, sagte er, aber er könne dazu nichts sagen, das sei nicht seine Aufgabe, und dazu müssten wir mit Tanit reden.
Oh, ¿de verdad?
„Können wir über dich einen Termin bei ihr ausmachen?“, fragte ich, aber Hurricane grinste nur.
„Sie wird euch schon nicht kentern lassen. Immerhin werden ja wohl neben dir noch zwei weitere Gesandte im Boot sein.“

Das war allerdings keine sonderlich sichere Aussage, also verhandelten wir. Am Ende kamen wir überein, dass er uns etwas geben würde, mit dem wir schadlos zum Cayo Huracán kämen, und im Gegenzug dürften seine Schule und er in drei Tagen den ganzen Nachmittag lang an Pans Strand trainieren. Daraufhin gab er Alex einen grauen Handschuh, der die Überfahrt für ihn sehr angenehm werden ließ, für uns andere eher … nicht so. Aber wir kamen an.

Wir wurden von Yahaira Montero in Empfang genommen, die uns zu einer der Klippen führte, wo Tanit stand und sich den Wind durch das Haar wehen ließ.
„Ihr tragt das Unterpfand meines Sohnes bei euch, also muss es wichtig sein“, begrüßte sie uns.
Winter oder nicht, sie war eine Fee und somit am ehesten meine Baustelle.
„Es ist in der Tat wichtig“, erwiderte ich höflich, „wir wollten Euch darüber informieren, dass die Outsider einen Brückenkopf in unserer Welt etabliert haben.
„Das ist zu früh“, entgegnete Tanit, sichtlich bestürzt, „das hatte ich in diesem Ausmaß noch nicht erwartet.“
Ich nickte. „Und das sind Feinde, gegen die alle Animositäten zwischen Sommer und Winter zurücktreten müssen.“
Tanit nickte ebenfalls. „Berichtet.“
Ich berichtete.

Als ich fertig war, sah Tanit Alex direkt an. „Eleggua ist zu schlau, als dass es gut für ihn wäre.“ Dann wandte sie sich an uns alle: „Die Outsider sind wie ein Krebsgeschwür, schwer für immer zu entfernen. Man kann sie auch nicht einfach ins Meer werfen, ohne das Gefüge der Welt zu zerstören. Ich habe meine Gesandte losgeschickt, um herauszufinden, was man tun kann, doch sie ist noch nicht zurückgekehrt. Deswegen sagte ich, es sei zu früh.“
„Und was tun wir jetzt?“
„Ihr müsst vor allem die Götter davon abhalten, sich von den Dolchen treffen zu lassen. Das können weder Pan noch ich – wir sind beide keine guten Diplomaten, und die anderen Gottheiten mögen uns nicht, weil wir uns von ihnen abgewandt und uns den Feenköniginnen angeschlossen haben, obwohl wir selbst Götter sind – und schlimmer noch, wir haben den Königinnen unsere Gefolgschaft geschworen. Die Götter wollen das nicht hören, aber die Feenköniginnen sind mächtiger als sie.“

Edward wollte wissen, ob die Outsider Schwächen hätten.
„Sie verstehen die Menschen ebensowenig, wie ihr sie versteht“, erwiderte Tanit. „Sie verstehen Liebe nicht, verstehen Glauben nicht. Ihr solltet wissen, dass Dinge angestoßen worden sind“ setzte sie noch hinzu, „aber es wird dauern, bis diese Dinge wirklich in Gang kommen. Und bis das geschieht...“ - sie sah uns ernst an - „spielt auf Zeit und hindert Oshun daran, sich ins Messer zu stürzen. Ich melde mich, sobald Chloe zurück ist.

Als Yahaira uns zurück zum Boot brachte, gratulierte sie mir noch zur Hochzeit, auch wenn sie nicht so schön gewesen sei.
„Die Einladung war ernst gemeint“, sagte ich, „ich hätte mich gefreut, wenn du gekommen wärst.“
„Das kam auch an“, erwiderte sie, „aber ich dachte, das wäre nicht so diplomatisch gewesen.“
Ich nickte. „Vielleicht hast du recht, aber die Einladung war trotzdem ernst gemeint.“
Das brachte mir von Yahaira ebenfalls ein Nicken ein. „Das weiß ich. Ich kenne dich ja inzwischen ein bisschen, und gut genug, dass ich das weiß.“
Damit pustete sie in Richtung unseres Bootes, und für die Heimfahrt hatten wir vollkommen ruhiges Fahrwasser.

Wieder an Land, überlegten wir natürlich, wie wir Oshun von einem direkten Angriff auf Jak abhalten sollten, ohne es uns mit ihr zu verscherzen. Womöglich wusste sie noch gar nicht, dass eine Chance bestand, dass Shango und Loki zurückkehren könnten?

„Verdammter Mist, dass Oshun sich Ares zur Unterstützung geholt hat und nicht Athena oder so“, brummte Edward.
Totilas zuckte mit den Schultern. „Ares ist halt genau das, was Oshun will: einfach draufprügeln.“
„Das ist genau das, was ich früher gemacht hätte“, gab Edward zu, „aber das ist der falsche Ansatz.“ Er unterbrach sich. „Habe ich das gerade gesagt? Mist.“
Ich musste grinsen. „Wir färben aufeinander ab, Kumpel.“
Edward schnaubte. „Lern nur nicht zu viel von mir.“
Der nächste Satz kam von uns beiden genau gleichzeitig: „Mist... zu spät.“

Aber ernsthaft. Als wir fertig waren mit Schmunzeln, fragte Edward Roberto und Alex, was sie alles über Oshun wussten. Es war uns ja nicht völlig neu, aber sie bestätigten noch einmal, dass Oshun die Orisha der Liebe, der Schönheit, des Reichtums, der Fruchtbarkeit, des Wassers und der Flüsse sei. Normalerweise sei sie niemand, die ihren Gegnern einfach direkt aufs Maul haue, sondern eigentlich gehe sie lieber subtil vor.

Hmm. Dann war das ja vielleicht jetzt auch eine Möglichkeit, bei ihr anzusetzen: ihr beizubringen, dass sie wesentlich erfolgreicher sein könne, wenn sie Shango stärken würde, statt Jak frontal anzugreifen – diese Strategie wäre erstens erfolgversprechender und zweitens schmerzhafter für die Outsider.
Davon mussten wir sie nur überzeugen – und wenn Oshun überzeugt wäre, würde Ares hoffentlich auf Oshun hören und ebenfalls Ruhe geben.

Wir trafen die Orisha in einer kleinen Bodega (oder besser Faux-dega, die eher für das Anglo-Publikum gemacht war), wo sie mit Ares saß und gerade der Kellnerin ins Gewissen redete, dass sie sich von ihrem Freund nicht alles gefallen lassen solle.
Nachdem die Kellnerin abgezogen war, eröffnete Roberto seiner patrona, dass Shango hoffentlich noch nicht verloren war, dann ging ich ein wenig mehr ins Detail und berichtete davon, dass die Leute, die die Dolche benutzten, über kurz oder lang selbst wieder von den Gottheiten übernommen wurden, die sie ermordet hatten, und Edward skizzierte ein Ritual, mit dem dieser Vorgang unterstützt werden könnte. Alex wirkte auf seine zurückhaltende Art ebenfalls beruhigend auf Oshun ein, während Totilas Ares in ein Gespräch zog.
Wir merkten, dass wir Fortschritte bei Oshung machten, aber es dauerte eine Weile. Die Orisha war schon fast überzeugt, aber wir konnten spüren, dass sie es einigermaßen genoss, gebeten zu werden, und außerdem musste sie ihr Gesicht wahren und durfte es nicht so aussehen lassen, als würde sie zu schnell einknicken.

Ares merkte von all dem tatsächlich nichts, aber er wurde langsam ungeduldig und wollte endlich losziehen, diesem Jak auf die Fresse hauen, Totilas' Anstrengungen, ihn abzulenken, hin oder her. Am Ende wusste unser White Court-Kumpel sich nicht länger zu helfen, als das zu tun, was White Court-Vampire eben tun... er fing an, heftig mit Ares zu flirten, und dann zogen die beiden tatsächlich gemeinsam ab.

Oshun schien gar nicht so undankbar darüber, dass Ares nicht mehr da war, und unterhielt sich jetzt angeregt mit Edward über seine Idee zu dem Ritual. Sie hatte grundsätzlich eine etwas andere Herangehensweise – Rituale waren für sie etwas, das Sterbliche ihr darbrachten oder in ihrem Namen ausführten, nichts, bei dem sie selbst aktiv war –, aber sie hörte Edward interessiert zu.
Schließlich gestand er: „Ich habe das Wissen, aber nicht die Kraft dazu.“
„Du willst, dass ich deinen Geist beschütze“, stellte Oshun nüchtern fest.
„Genau.“
Oshun überlegte. „Wir sollten lieber erst einmal Cicerón und Shango in Cicerón stärken.“
„Ja, stimmt“, nickte Edward, „Cicerón verstehe ich besser, der ist ein Mensch, und er und ich sind uns ehrlich gesagt ziemlich ähnlich. Jak verstehe ich so gar nicht.“

Das Ritual musste natürlich vorbereitet werden, aber das war Oshun zu langweilig, denn das würde ein paar Stunden dauern. Roberto solle sie rufen, wenn es soweit sei.
„Wir werden Shango wiederfinden“, sagte Roberto zum Abschied.
„Ich verlasse mich darauf“, erwiderte sie, und ging.

Bei dem Ritual hätten wir eigentlich Totilas gerne dabei gehabt, aber der ging nicht an sein Telefon, und über unser gemeinsames Bewusstsein bekamen wir nur mit, dass er … nun ja, sagen wir: ungezügelt der Kampfeslust frönte. Offenbar hatte er, nachdem die beiden abgezogen waren, mehr getan als nur mit Ares zu flirten, und offenbar hatte er dabei der griechischen Gottheit mehr abgesaugt als nur körperliche Lust, sondern eben auch die Lust am Töten, Zerreißen und Knochenbrechen. Ich – und ich glaube, den anderen ging es genauso – wollte gar nicht so genau zu diesem Teil unseres Guardian-Bandes hindenken.

Wie dem auch sei, wir wollten Shango und Cicerón stärken, aber sie waren ja nicht hier, und trotz unseres Bewusstseins für Miami wussten wir nicht, wo sie waren. Aber wir hatten einige Gegenstände von Cicerón und unsere generelle Guardian-Verbindung zu ihm, das musste reichen. Und außerdem würde das Ritual natürlich sehr Santeria-lastig und Shango-bezogen werden, was bedeutete, dass Roberto ein großer Teil dabei zukam. Einen Orisha in einem Sterblichen zu stärken, war nicht weiter schwer; die Gefahr war nur, dass wir eventuell Shango so sehr stärken würden, dass Cicerón darin völlig untergehen könnte. Dieser Balanceakt musste uns irgendwie gelingen: Shango zurückbringen, aber Cicerón darüber nicht verlieren.
Deswegen… ich wusste, ich würde das möglicherweise bereuen, aber ich bot an, beim Ritual mit der Magie des Sommers den Blitzableiter zu spielen. Alex wiederum schützte den Weg, der geöffnet werden sollte, damit nichts mit zurückkäme, das nicht mit zurückkommen sollte.
Oshun hatte von Roberto auch Bescheid bekommen, dass es losging, und stand bereit, um Roberto und Edward mit ihrer Kraft zu unterstützen.

Anfangs ging alles glatt. Edward leitete wie immer das Ritual, und wir konnten spüren, dass er seine Magie genau im richtigen Maß einsetzte, die Balance genau hielt. Aber gerade dieses Maßhalten wurde mit zunehmender Dauer zum Problem, und kurz vor dem Ende drohte Edward die Kraft auzugehen. Wir konnten fühlen, wie Oshun schon einen großen Schub ihrer Orisha-Macht in Edward leiten wollte, aber im letzten Moment zapfte Edward seine letzten Reserven an und schob sie in das Ritual. Es war ein klein wenig zu viel, aber das, was da zu viel war, konnte ich problemlos abziehen und harmlos verpuffen lassen.
Das Problem war nur: Oshun schickte ihre Macht dennoch – was wir von ihr mitbekamen, war ein Gefühl von Shango gehört ihr, und sie ist eine Orisha, und sie will nicht nur daneben stehen, während die Sterblichen ihren Liebsten zu retten versuchen. Sie legte Edward die Hand auf die Schulter, und einen Moment lang konnten wir einen Schwall Wasser und unbändige Liebe zu Shango spüren, während sie ihre Kraft in Edward leitete.
Das würde Cicerón vernichten und nur Shango übrig lassen, und so lenkte ich mit allem, was ich hatte, die gebündelte Stärke der Guardians dagegen. Es gelang mir, einen Großteil des Stroms aufzufangen und auf mich abzuleiten, aber das hatte zur Folge, dass ich mich für den Moment völlig überwältigt fühlte von Oshuns Macht. Aber dann war das Ritual beendet, und wir alle sackten ein bisschen in uns zusammen.

„Wo ist Shango?“, fragte Oshun. „Roberto, ist Shango wiedergekommen?“
„Ich kann Cicerón wieder spüren...“, murmelte Roberto, und ja, das konnten wir tatsächlich alle, auch wenn die Verbindung schwach war und auf- und abebbte wie schlechter Handyempfang.
Und genau das war der Moment, in dem Totilas anrief.

Unser White Court-Kumpel sah extrem zufrieden und gesättigt aus, als wir uns mit ihm trafen, wenn auch etwas blutverschmiert, und er hatte Ares nicht mehr im Schlepptau. Was genau er mit der griechischen Kriegsgottheit angestellt hatte, sagte er nicht, das wollten wir aber auch gar nicht so genau wissen.
Jedenfalls machten wir uns gemeinsam auf die Suche nach Cicerón. Unsere schwankende Verbindung führte uns zu einem Mann, der wie betrunken die Straße entlangwankte. Er sah ein wenig aus wie Cicerón, aber nicht komplett. Brandwunden, die aber bereits langsam verschwanden, bedeckten seine Haut, und er murmelte vor sich hin: „Shango, Feuer, Kampf, ich bin...“

Seine Augen waren völlig ausgebrannt, nur noch leere Höhlen, aber als wir neben ihm ausstiegen und auf ihn zugingen, Totilas voran, wandte er ihm den Kopf zu.
„Ich kenne dich“, sagte der Mann zögernd, „du bist Totilas.“
„Und du bist Cicerón“, erwiderte unser Kumpel.
„Ich bin Cicerón... Ich bin Shango... Ich bin...“ - seine leeren Augenhöhlen begannen zu flackern, als sich Flammen darin bildeten.
„Shango, du musst zurück in deinen eigenen Körper“, sagte Totilas ernst.
„Das ist jetzt mein Körper“, kam es sofort von der Gestalt zurück.
„Dann willst du also den Outsidern den Sieg überlassen?“
Bei der Frage fauchte Shango und blies flammenden Atem in Richtung Totilas, aber der blieb einfach stehen, und offenbar war der Orisha zu schwach, um dem Weißvampir irgendwelchen Schaden zuzufügen, und gleich darauf brach Shango leise murmelnd in sich zusammen.

Wir sammelten ihn ein und fuhren zurück zu Edward, wo Oshun wartete und dem Bewusstlosen sanft über die Wange strich. „Das ist nur ein Teil von Shango“, sagte sie dann.
„Das ist ein Anfang“, erwiderte Totilas, und die Orisha nickte.
„Ich nehme ihn mit“, erklärte sie, „dann wird der Körper sterben, und der Teil von Shango, der in Menschen fährt, ist dann wieder frei.“

Ähm.

Wir konnten sie dann zum Glück doch überzeugen, dass es eine dumme Idee wäre, Cicerón sterben zu lassen – immerhin gehört er zu Shangos wichtigsten Anhängern, hat ihn gerettet und ist ein wichtiger Teil dessen, was Miami schützt.
Daher akzeptierte sie schließlich den Gedanken, Shangos Selbst in einem anderen Körper wachsen zu lassen, bis er wieder voll bei sich sei. Genug Anhänger, die sich dafür anbieten würden, hat er ja.
„Und da kommt auch schon jemand!“ Der Jemand war Febe, und sie zeigte sich ehrlich entsetzt über das, was Cicerón zugestoßen war. Wir erklärten ihr die Situation, und ich fragte sie, ob sie jemanden kenne, der bereit wäre, Shango in sich aufzunehmen, aber Febe bestand darauf, das selbst zu tun. Es sei auch nicht das erste Mal, sagte sie.
Und so tat sie irgendetwas, wodurch Flammen aus Cicerón in Febe hinüberzogen und Oshun dann Febe innig umarmte. „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Febe/Shango lächelte. „Das bekommen wir schon hin“, sagte er/sie, und dann verschwanden die beiden.

Wir hatten indessen auch schon Totilas' Arzt verständigt, der uns ja kennt und keine Fragen stellt, und nun wurde Cicerón von einem Krankenwagen abgeholt. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass Cicerón irgendwie wieder der Alte wird – Byron White Eagle hat sich ja von den schweren Verletzungen, die Stefania Steinbach und die Vampire ihm damals beigebracht hatten, auch schneller und besser erholt, alsdie Ärzte das erwartet hätten, und bei Vanessa Gruber war es nach der Sache am Crater Lake genauso. Vielleicht hat ja auch Cicerón Magie genug, dass er wieder wird... Er mag zwar ein Gangster und ein Verbrecher sein, aber er ist auch ein Verbündeter und ein Guardian.

Timberwere:
Ricardos Tagebuch: Ghost Story - Coda

16. April

Inzwischen war ich auch bei Pan, um mit ihm über Hurricane und unsere Übereinkunft zu sprechen.
Das mit der Wrestling-Schule am Strand geht klar soweit, aber dann erzählte mir Pan, dass er Besuch von Donar Vaderung erhalten habe. Dessen Aussage sei gewesen, die Voraussetzung dafür, dass die Einherjer in Miami bleiben dürften, wäre es, dass sie für einen Angriff auf Eleggua bereitständen. Mierda.

Bjarki ist übrigens wieder entsteinert, grundsätzlich jedenfalls. Ximena erzählt, und wir haben es auch schon bemerkt, dass er immer mal wieder kurzfristig in die Steinform zurückfällt, wenn er unter Stress steht.
Aber es wird langsam schon besser, also besteht Hoffnung, dass er sich mit der Zeit komplett erholen wird.

---

18. April

Enrique ist noch in der Stadt, wird wohl auch noch ein paar Tage bleiben, bevor er nach Kuba zurückfährt, wo er jetzt mit Robertos Bruder Carlos eine kleine Bar und eine Bootswerkstatt betreibt. (Und falls die beiden für Cicerón Linares unter der Hand auch irgendwelche illegalen Geschäfte betreiben, will ich das gar nicht wissen.) Jedenfalls haben wir uns gestern abend getroffen, und Jandra freut sich sichtlich, dass Papá Enrique mal wieder da ist. Aber zum Glück war – bisher zumindest – noch nicht wieder die Rede davon, dass Enrique sie mit nach Kuba nehmen will.

Ansonsten... sagte ich schon, dass es sich unfassbar toll anfühlt, mit Lidia verheiratet zu sein?

---

20. April

Nachdem ich die letzten paar Tage die Guardians Guardians hatte sein lassen – wir fahren zwar noch ganz offiziell auf Hochzeitsreise, aber dass die nicht sofort stattfindet, sollte nicht heißen, dass ich nicht wenigstens ein paar Tage lang eine Auszeit nehmen und mich voll und ganz meiner Frau und meiner Familie widmen durfte – haben wir uns heute alle getroffen (also ohne Febe und Cicerón, versteht sich).

Ximena erzählte, dass ihre Forschungen bezüglich dessen, wie die Magie der heidnischen Gottheiten funktioniert, recht gut voranschreiten. Was genau dabei bereits herausgekommen ist, das sagte sie allerdings nicht, das sei noch zu früh. Stattdessen kam unvermittelt die folgende Frage von ihr: „Hat eigentlich schon mal wer versucht, mit den Outsidern zu verhandeln?“
„Verhandeln könnte schwierig werden“, gab ich zu bedenken, „immerhin wird man ja korrumpiert, wenn man sich zu viel mit denen abgibt.“
Kaum hatte ich das gesagt, fiel mir noch etwas ein. „Wann bekommt man diese Korruption eigentlich? Wieviel Kontakt braucht es dafür, dass man korrumpiert wird?“
Und diese Frage wiederum brachte mich auf noch einen Gedanken, den ich allerdings wohlweislich nicht aussprach: Ist Ximena eventuell selbst bereits korrumpiert? Hat sie sich schon mit Outsidern abgegeben, und wenn ja, wieviel? Wissen wir da etwas darüber? Eigentlich glaube ich es nicht, ich will es aber auch nicht völlig ausschließen. Eventuell etwas, das wir im Auge behalten sollten.
„Naja“, machte Ximena indessen nachdenklich, „vielleicht könnten wir einen Schutzschirm entwickeln, der die Korruption daran hindert, im Gehirn anzudocken?“

Hm. Auch etwas, das wir vielleicht im Auge behalten sollten. Aber für den Moment fassten wir noch einmal zusammen, welche Baustellen und Probleme wir gerade haben: die Outsider natürlich auf der einen Seite und die Fomori im Meer auf der anderen. Bjarkis Versteinerung ist wie gesagt aufgehoben, wenn es auch noch nicht völlig wieder gut ist.
Nun erzählte Bjarki uns auch, was da eigentlich passiert war. Er hatte bei den Outsidern spionieren wollen und hatte gespürt, dass da ein ziemlich mächtiges Ritual am Laufen war, aber dann war da plötzlich diese Zone, die ihn einfangen wollte und der er nicht entkommen konnte, und dann war seine nächste Erinnerung, dass er zuhause wieder zu sich kam und Tage vergangen waren. Er denke aber nicht so gerne daran zurück, sagte er, weil er sonst wieder versteinere.

Außerdem berichtete ich von meinem Einherjer-Problem und der Forderung Odins, dass sie gegen Eleggua antreten müssten, um in Miami bleiben zu dürfen. Die Einherjer selbst dürften schon nicht sonderlich begeistert von der Idee sein – immerhin waren sie ja absichtlich nicht in Walhalla, sondern eben in Heorot, weil sie nicht die klassischen Kriegertypen sind. Und außerdem: zuzulassen, dass Pan gegen Eleggua ausgespielt und damit ziemlich sicher Alex und ich aufeinander gehetzt werden, das kam für uns alle überhaupt nicht in Frage. Aber was tun?
So richtig eine Lösung fanden wir nicht, aber es kamen einige Ideen zusammen. Odin wieder einen Raben beschaffen, um den zu ersetzen, der ihm genommen wurde – und dessen Verlust vielleicht auch dazu beigetragen hat, ihn zu destabilisieren? Oder, wenn Eleggua einen Abgesandten hat und Pan einen Ritter hat, sollte Odin dann vielleicht auch einen Abgesandten bekommen? Und vielleicht ein Turnier zwischen den Fraktionen, um die Angelegenheit auf diese Weise zu klären?

Wie gesagt, das waren alles noch keine wirklichen Lösungen, aber es sind Ideen, über die es sich weiter nachzudenken lohnt.

---

22. April

Ach ja. Sagte ich schon, dass unsere Hochzeitsreise nach Südamerika geht? Es soll so eine Mischung werden aus Kultur- und Abenteuerreise und am Ende auch ein paar Tage Entspannung am Strand. Nicht mehr so lange, dann geht es los!

Oh, und unser kleiner Bernhardiner-Welpe hat jetzt auch einen Namen. Caturra heißt sie, wie die kubanische Kaffeesorte. Und Tío, ist dieser Hund niedlich.

---

16. Mai

Zur Einstimmung auf die Hochzeitsreise haben wir gestern Abend Totilas' Geschenk eingelöst. Hach. Das war ein richtig schönes Dinner.

---

[über mehrere Wochen folgen etliche Einträge zu den Reisevorbereitungen und schließlich über die Hochzeitsreise selbst]

---

23. Juli

Wieder zuhause! Ich fühle mich einerseits, als wären wir monatelang unterwegs gewesen, so viele unterschiedliche Eindrücke haben wir gesammelt und so viel haben wir gesehen und erlebt, und gleichzeitig sind die vier Wochen wie im Flug vergangen.

Mal sehen, ob wir dazu kommen, aus den besten Bildern ein Fotobuch zusammenzustellen. Ich werde auf jeden Fall einige ausdrucken und sie im Nachhinein noch ins Tagebuch kleben.

---

26. Juli

Die anderen waren auch schwer beschäftigt, während wir auf unserer Reise waren.
Edward hatte mit seinem Detektivbüro zu tun und Zeit mit seinem Bruder verbracht, und er hat Caturra gehütet, weil sich weder Mamá und Papá noch Lidias Eltern mit Hunden so wohl fühlen. Schneeball hat Caturra gleich unter seine Fittiche genommen – Edward hat erzählt, dass Schneeball sich wie der große Leitwolf benommen hat, aber Caturra ist noch ein Welpe, so dass ihr das wohl herzlich egal war.
Roberto und Alex haben ihre Zeit Oshun und Eleggua gewidmet, Alex außerdem seine Village-Kontakte mal wieder etwas mehr gepflegt, und Totilas war mit White Court-Dingen beschäftigt, von denen ich lieber nicht so genau wissen will, was das alles war. Aber offenbar gab es da mindestens einen Zwischenfall mit den Latin Kings... weil wohl anscheinend Totilas damals in der Nacht, als er mit Ares unterwegs war, eine Gruppe Latin Kings aufgemischt hat und das wohl extrem unschön und blutig war. Ay, Dios, ayudame.

Cicerón und Bjarki geht es deutlich besser, Ilyana auch – die hat sich wohl zu einem Großteil in die Everglades zurückgezogen, um ihren Heilprozess zu beschleunigen.
Febe hat sich mit ihrem 'Mitbewohner' Shango auseinandergesetzt, Ximena weiter die Magie der Gottheiten studiert, und Ángel und Dee haben sich gewissermaßen um die 'Alltagsprobleme' Miamis gekümmert. Außerdem hat Dee am Meer ziemlich ausgeklügelte Wards gegen die Fomori hochgezogen, was einerseits super ist, weil es Miami schützt... aber andererseits war Pan zum Teil gar nicht so begeistert darüber. Da musste ich ein bisschen die Wogen glätten, als ich gestern bei ihm war.
Aber grundsätzlich ist bei Pan alles gut gelaufen – unterbewusst hatte ich ja irgendwie schon ein bisschen befürchtet, dass das große Chaos ausbrechen würde, während ich weg bin, aber dem war zum Glück nicht so. Puh.

Mann, Alcazár. Das klingt ja fast so, als würdest du dich bei Pan für unentbehrlich halten. Nimm dich nicht so ernst, bobo.

Timberwere:
[Anmerkung: Diese 'Side Story' schoben wir ein, weil von 5 Leuten nur 3 Zeit hatten, und am zweiten Tag der Wochenendsession sogar nur 2. Der Titel ist ausnahmsweise mal keiner von Jim Butcher.]

Ricardos Tagebuch: La Isla Soñada

4. August

Heute Nacht hatte ich im Traum mal wieder Besuch von George. Aber diesmal kam er nicht nur, um zu plaudern, sondern er hatte ein Anliegen.
Im Traum saßen wir am Meer, mit gutem Blick auf ein Spielzeugboot, das vor der Küste auf dem Wasser lag, und George erzählte, dass Johannes Bonifer verschwunden sei, der Bürgermeister der Heinzelfeen, die wir damals während des Supermondes kennengelernt haben. George interessiere sich für die Trauminsel, die irgendwo vor der Küste liege, aber es sei nicht so leicht für ihn, dort hinzukommen, deswegen habe Bonny angeboten, sich das einmal aus der wachen Welt heraus anzuschauen. Er sei losgefahren, aber nicht wiedergekommen, und jetzt sei das doch schon eine ganze Weile her. Ob ich mich nicht der Sache annehmen könne?

Mierda. Was ist da jetzt schon wieder los? Gleich mal die Jungs anrufen, wann wir uns treffen können.

---

Totilas und Roberto sind bis unter die Nasenspitze eingespannt und können nicht, aber Edward und Alex haben Zeit. Treffen nachher.

---

Haha. Als hätte ich es mir nicht denken können. Alex und Edward sind auch schon auf genau diese Trauminsel gestoßen (worden) – oder zumindest sieht uns das schwer danach aus.

Bei Edward war es erst ein Anruf von und dann das Treffen mit einer gewissen Detective Sophie Bonnechance, die wohl – zusammen mit einem Detective Murgatroyd - jetzt neu im SID ist. (Klar, die brauchten ja Verstärkung; irgendwann konnten Lt. Townsend, Suki Sasamoto und Salvador Herero die übernatürliche Polizeiarbeit nicht mehr alleine stemmen.)
Jedenfalls sagte Det. Bonnechance wohl, sie habe als Teil ihrer Einarbeitung alte Akten gewälzt, und dabei sei sie auf einen Fall gestoßen, wo seit 50 Jahren immer mal wieder Schiffe verschwinden, und in letzter Zeit eben auch wieder neue. Das Muster der Koordinaten, auf denen die Schiffe verschwinden, gleiche einem ∞  – es gebe einige Abweichungen von dem Muster, aber nicht so viele, und die seien alle jüngeren Datums. Lt. Book habe einen Vermerk an die Akte gemacht, der nichts weiter besage als „Bloß nicht!!“, aber was solle das heißen? Ob Edward etwas darüber wisse? Wusste er nicht, aber er hat den Auftrag angenommen, sich das als externer Polizeiberater einmal anzusehen.

Ach ja, gerade vor ein paar Tagen habe ich Edwards Detektivbüro ja schon einmal erwähnt – aber habe ich eigentlich auch schon erwähnt, wie er sich dieses Büro letztendlich eingerichtet hat? Ich glaube nicht.
Ich weiß nicht genau, wie ich mir die Arbeitsstätte von „Parsen Investigations. Rituale & Recherchen“ vorgestellt hätte, aber das, was dabei herausgekommen ist, passt tatsächlich zu Edward wie die Faust aufs Auge. Er hat im Garten neben seinem Haus einen dieser Bürocontainer aufgestellt, wie man sie auch öfter mal auf Baustellen findet. Darin ein Schreibtisch mit einem alten schnurgebundenen Telefon, einem Hängeregister für seine Akten, natürlich ein Schreibtisch mit Bürosessel und Besucherstuhl, aber kein PC, nicht mal eine Schreibmaschine. Seine Berichte und dergleichen schreibt er per Hand, und Dallas Hinkle, die vor einer Weile ein freiberufliches Schreibbüro eröffnet hat, tippt sie ihm ins Reine und erledigt auch seine gesamte Buchhaltung.

Alex wiederum hat gestern am späten Nachmittag einen Mann aus dem Wasser gezogen, der in einer Rettungsweste völlig entkräftet in die Nähe von Alex' Hausboot getrieben war. Es war jemand, den Alex kannte (Überraschung – Alex kennt immerhin alle in dieser Stadt), und zwar ein gewisser Noah, der zu James Vanguards Lykanthropenrudel gehört und der erzählte, dass er bei einem von Vanguards Jobs über Bord gegangen sei. Vanguard habe den Auftrag angenommen, den Personenschutz für einen Milliardär namens Caspian Porter zu stellen, während der irgendwo vor der Küste das Schiff des legendären Piratenkapitäns de la Vega heben wollte, weil dieses Schiff, El Corazón Quemado, einen riesigen Goldschatz beherbergen soll. Die Corazón Quemado solle nahe einer gewissen Trauminsel liegen, habe Porter recherchiert, und die wiederum sei „im Auge des Sturms“ zu finden.

Klar. Der Name Caspian Porter sagt uns natürlich was. Wer kennt den Mann nicht? Einer der reichsten Männer der Welt, auch so ein self-made Tech-Guru wie Musk und Bezos und wie sie alle heißen.
Jedenfalls, erzählte Noah Alex weiter, seien Vanguard und ein paar seiner Leute mit Porter auf dessen Yacht hinausgefahren (offenbar heißt der Kahn Slave Two, weil Porter wohl ein riesengroßer Fan von Star Wars ist. Originell.) und in den bösesten Sturm aller Zeiten geraten. Noah sei über Bord gegangen, weil er sich nicht angeseilt hatte, weil er sich von James Vanguard nichts hatte befehlen lassen wollen, und er habe nur überlebt, weil er eine Rettungsweste getragen habe und Vollmond war.

Alex kümmerte sich um den entkräfteten Lykanthropen und verständigte Xynthia Wong, Vanguards Stellvertreterin, bevor er Noah nach Hause brachte.

---

Das Erste, was wir machten, nachdem wir uns gegenseitig unsere Geschichten erzählt und festgestellt hatten, dass wir offenbar gerade aus drei unterschiedlichen Richtungen alle auf dieselbe Sache angesetzt worden sind, war, dass wir im Restaurant 'zum Hirsch' mit Liesel redeten, der Heinzel-Fee, die wir ja von damals auch schon kennen. Sie begrüßte uns sehr herzlich und setzte uns gleich wieder ihren berühmten Karpfen vor, ehe sie erzählte, dass Johannes Bonifer seit dem letzten Vollmond fort sei, also jetzt seit ziemlich genau vier Wochen. Sie wusste von Georges Anliegen und erzählte, Bonny habe mit ein paar Leuten ein Boot umgebaut, damit es mit heinzelmännischer Technomagie (Magotechnik? Es klang jedenfalls alles ziemlich nach Steampunk, was sie da so erzählte) diese Trauminsel würde finden können.
Als Edward nach einer magischen Verbindung fragte, wollte Liesel uns zur Sicherheit nichts von Bonny persönlich geben. Dann etwas vom Umbau des Bootes vielleicht? Ja, da sei eine Gardine übrig geblieben, fiel der jungen Frau schließlich ein, die würde gehen. Außerdem hatte sie noch eine Sternenkarte, auf der sie uns die Richtung weisen konnte, in die Bonifer und seine Leute losgedampft seien, und von der Alex ein Foto machte.

Wieder zurück bei Edward studierten wir die Akten, die Det. Bonnechance ihm überlassen hatte.
Wie die Polizistin schon gesagt hatte, verschwinden seit ca. 50 Jahren Schiffe in einem ungefähren ∞-Muster, fast so, als hätten wir hier unser eigenes Bermuda-Dreieck. Aber offenbar wurde die Sache all die Jahre nicht an die große Glocke gehängt und vom SID nicht weiter verfolgt, vermutlich eben wegen Lt. Books „Bloß nicht!!“-Vermerk. Aber jedenfalls waren es immer so ein bis zwei Schiffe pro Jahr - in jüngster Zeit auch außerhalb des Musters, aber das waren dann wohl eher Fälle, in denen die Fomori Schiffe aufgebracht und versenkt haben.
Das ∞ wirkt jedenfalls, als würde sich die Insel vielleicht bewegen – und wenn dem so ist, dann befindet sie sich vermutlich im Nevernever.

So oder so, von Land aus kommen wir nicht weiter, wir müssen da raus.

---

Alex hat uns ein Boot besorgt. Ein Kumpel von ihm hat einen kleinen Kutter, den er uns für die Fahrt zur Verfügung gestellt hat. Das Boot heißt Shakti, und neben dem Namen gibt es darauf noch jede Menge weiterer Hinweise, dass sein Besitzer oder zumindest dessen Vorfahren aus Indien stammen: eine kleine Ganesha-Statue, Girlanden aus Ringelblumen – offenbar Glücksbringer oder etwas in der Art – und ein signiertes Shah Rukh Khan-Filmplakat an prominenter Stelle im Führerhaus.
Alex' Kumpel – Sunil heißt er – gab ihm noch einige Tips zum Umgang mit der Shakti und wiederholte mehrmals, wie wichtig ihm das Filmposter sei, bevor er uns auf dem Kutter alleine ließ und abzog und wir ablegen konnten.

Jetzt sind wir schon etwa eine ganze Weile gefahren, aber bisher ist von einer Insel noch nichts zu sehen. Von einem Sturm, wie Noah ihn erwähnt hat, auch noch nicht.

---

Oha. Aber jetzt vielleicht. Vor ein paar Minuten sind kleine Wölkchen am Horizont aufgetaucht, und jetzt zieht sich erschreckend schnell der Himmel vor uns zusammen und wird tiefschwarz. Tagebuch weg... das könnte unschön werden.

---

Später. Keine Ahnung, wie spät genau, meine Uhr tut hier nicht.
Hier, das ist diese Trauminsel – wir haben sie gefunden. Aber der Reihe nach.

Ich hatte kaum mein Tagebuch weggepackt und war zu den anderen gekommen, um zu helfen, da brach der Sturm los. In Minutenschnelle wurde die Shakti heftig hin- und hergeschleudert, und Alex hatte alle Mühe, sie durch die turmhohen Wellen zu steuern. Es gelang ihm, aber mehr als einmal krachte die Tür ins Führerhaus auf, so dass Wasser hereinbrach und das Shah Rukh Khan-Poster an der Wand durchnässte. Aber das war uns in dem Moment herzlich egal.

Während der Sturm tobte, bemerkte ich mit einem Mal draußen an Deck eine Gestalt, die sich krampfhaft an der Ankerwinde festklammerte. Ich machte die anderen darauf aufmerksam, band mir ein Seil um (Rettungswesten hatten wir alle schon zu Anfang des Sturms angezogen) und wagte mich hinaus an Deck, während Edward mich sicherte. Kaum war ich aus der Tür, war ich auch schon bis auf die Haut durchnässt, und beinahe wäre ich über Bord gegangen, wenn Edward nicht mein Seil festgehalten hätte.

Die Gestalt war kein Mensch. Oben herum menschlich, aber mit einem Fischschwanz – ein klassischer Meermann also, dem ich jetzt zurief und gestikulierte, er solle ins Führerhaus und in Sicherheit kommen. Hektisch flappte er an mir vorbei und ins Innere, und ich hatte das Gefühl, dass er sich drinnen auffällig fern von mir hielt. Deswegen war es auch Edward, der mit ihm redete:
„Ich bin Edward“, fing er an, „und wie heißt du?“
„Sag ich nich!“
„Okay, Sagichnich, was machst du hier?“
„Das Schiff gehört mir!“

Ja, nein. Alex machte ihm klar, dass die Shakti seinem Kumpel gehört, oder wenn überhaupt, dass der Meermann höchstens den Teil unter Wasser für sich beanspruchen könne, und Sunil der Teil über Wasser zusteht.

Der Sturm gefiel unserem neuen Bekannten nicht. Der sei ganz unnatürlich, kssss. Aber hier drin sei es so trocken. Ich holte ihm einen Eimer, damit er wenigstens seinen Fischschwanz feucht halten konnte, und das nahm er dann auch dankbar, wenn auch weiterhin etwas misstrauisch, an.

Irgendwann hatten wir es durch die wilden Wellen geschafft und erreichten das Auge des Sturms. Hier schien die Sonne, der Himmel war leuchtend blau, und in einiger Entfernung war eine Insel zu sehen. Als wir näher kamen, konnten wir sehen, dass die Insel von Bäumen bewachsen war und dass Vögel darüber hinweg flogen, und am Strand lagen zwei Schiffe: eine Yacht, auf der wir den Namen Slave Two lesen konnten, und ein Boot, das wohl das von Johannes Bonifer und seinen Leuten gewesen sein musste. Dieses Boot war auch tatsächlich bereits ein Stück weit im Ufersand versunken, während die Slave Two noch ganz normal im flachen Wasser ankerte.

Wir ließen den Anker unseres Kutters neben Caspian Porters Yacht ins Wasser und verließen die Shakti – Sagichnich allerdings blieb im Wasser, weil er erstens dem Land nicht traute und zweitens auf das Schiff aufpassen wollte (es – oder wenigstens dessen untere Hälfte – gehöre ja ihm, betonte er).
Während wir an den Strand wateten, drang wir vom Land her leise Musik an unsere Ohren: Es war leise und nicht hundertprozentig zu hören, aber es klang wie die Melodie von Seaside von Diane Warren, Rita Ora, Sofia Reyes & Reik. (Oder zumindest hört es sich für mich so an. Edward sagt, für ihn sei es der Bacardi-Song, und Alex meint, es sei so undefinierbare, in einiger Entfernung spielende Strandmusik.)

Obwohl es hellichter Tag war und die Sonne schien, stand ein Vollmond am Himmel, und uns durchzog ein Gefühl herrlicher Entspannung – relaxter Strandurlaub in Reinkultur. Und der Strand sah so einladend aus, dass ich die Schuhe auszog und dem Gefühl des Sandes zwischen meinen Zehen nachspürte.

Vom Ufer aus konnten wir etliche Leute sehen: James Vanguard und sein Rudel, Johannes Bonifer und seine Heinzelfeen, außerdem zahlreiche andere Personen, in Kleidung ganz unterschiedlicher Epochen, darunter auch Piratenkleidung des 18. Jahrhunderts.

Es kam jemand auf uns zu: eine schöne junge Frau mit bleicher, wirklich kalkweißer Haut und Haaren, dazu ebenso weiße Kleider und volle rote Lippen.
Sie begrüßte uns herzlich als neue Gäste auf der Insel und stellte sich als Legea vor, woraufhin wir ihr natürlich ebenfalls unsere Namen nannten. Dann erklärte sie, sie freue sich sehr, neue Freunde kennenzulernen, und hielt uns auch gleich Begrüßungsgetränke hin. Alex hatte ein Mischgetränk mit Bier, Edward einen süßen Cocktail mit Schirmchen darin, und meiner war säuerlich-fruchtig, aber nicht zu süß, und mir war, als könne ich die Zitrone, mit der die Süße abgemildert wurde, regelrecht riechen. Außerdem war der Drink flambiert: Kleine gebliche Flämmchen tanzten auf seiner Oberfläche, aber als ich davon trank, war das nicht heiß und verbrennend, sondern sehr angenehm und ein bisschen kitzelnd am Gaumen.

Legea plauderte eine Weile mit uns und lud uns ein, uns umzusehen und uns zu entspannen. Und tatsächlich fühlte sich alles hier wunderbar entschleunigt an. Am Abend würden immer Geschichten am Lagerfeuer erzählt, erzählte unsere Gastgeberin dann noch, und sie würde sich freuen, wenn die neuen Freunde heute abend vielleicht auch eine erzählen würden. Na klar, da brauchte sie bei mir sicherlich nicht zweimal anzuklopfen. „Sehr gerne!“

Während ich mit Johannes Bonifer reden ging, der sich freute, mich zu sehen, sich aber auch ziemlich zurückhaltend-respektvoll benahm (vermutlich wegen meiner Position als Ritter des Sommerhofes und weil er denkt, er sei 'nur' ein Wyldfae), sprach Edward mit einem von Vanguards Leuten, einem gewissen Roddy, der offenbar so ein bisschen der 'Clown' des Rudels ist. Er erzählte Edward von der Fahrt der Slave Two durch den Sturm und davon, wie Noah über Bord ging, und dass Vanguard sich sicherlich freuen werde zu hören, dass es Noah gut geht. Außerdem deutete er an, dass Vanguard Edward wohl durchaus mit Respekt bedenkt. Und Roddy erzählte, dass seine Bestie hier auf der Insel trotz Vollmond erstaunlich – und erfreulich – friedlich sei und vielleicht höchstens einmal eine Kokosnuss zerreißen wolle.

Friedlich war das richtige Wort. Die Leute ließen es sich gut gehen: spielten Volleyball, kochten, aßen, unterhielten sich. Caspian Porter, der Milliardär, war der einzige Mensch weit und breit, der aus dem Muster fiel – er saß unter einer Palme, zog ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter und brummelte immer wieder Dinge wie: „Langweilig! Laaaaangweilig! Was machen wir hier eigentlich?“
Alex ging zu ihm und zog ihn kurzerhand mit sich, frei nach dem Motto, ob es nicht an Bord seines Schiffes irgendetwas gebe, das sich hier auf der Insel verwenden ließe. Porter sah erst etwas genervt aus wegen der Störung, aber dann sprang er auf den Vorschlag an und erklärte, das sei eine ausgezeichnete Idee, er habe Waffen an Bord. (Das hörte ich natürlich nicht mit eigenen Ohren, das erzählte Alex vorhin).

Zurück von der Yacht kam Porter jedenfalls mit einem mandalorianischen Boba Fett-Helm auf dem Kopf und einem AK-12 und einer Star Wars-Blasterpistole in der Hand. Laut rief er: „Kniet nieder vor mir, ich bin der König der Insel!“ und gab einen Blasterschuss in die Luft ab. Oha – dann funktionierte hier auf der Trauminsel die Attrappe also tatsächlich.
Da sich niemand so recht um das Gehabe des Milliardärs kümmerte, marschierte der zu Vanguard und machte den an, aber der, erstaunlich tiefenentspannt, schaute Porter mit einem „Häh?“ nur verständnislos an. Jedenfalls kniete Vanguard nicht vor Porter nieder, und der Milliardär hatte nichts Besseres zu tun, als mit dem verdammten Star Wars-Blaster auf ihn zu schießen, und der Security-Berater kippte um wie ein Stein.

Während Edward zu dem anderen Lykanthropen eilte (der von dem geträumten Blasterschuss nicht verletzt, sondern nur umgeworfen worden war und sich schon wieder aufrichtete), konfrontierte ich Porter mit einem „Hey, mach mal langsam!“, aber der dachte gar nicht daran, sondern kam auch mir mit seinem „Knie nieder, ich bin der König!“ Daran dachte ich nun allerdings auch nicht im Geringsten, sondern konterte mit „Nein, warum sollte ich?“
Diesmal feuerte Porter auf mich, und ja, der imaginäre Laserstrahl tat tatsächlich ganz schön weh. Verletzt wurde auch ich nicht davon, wie ich einen Moment später sehr erleichtert feststellte, aber auch mich riss der Schuss mit einem schmerzhaften Schlag an der Schulter von den Füßen.

Ich war gerade dabei, mich wieder aufzurappeln und Porter zur Rede zu stellen, da sah ich, wie eine Frau, die klassische Piratenkleidung trug und einen Säbel in der Hand hielt, auf den Milliardär zumarschierte. „He! Was lässt dich glauben, dass du hier irgendwas zu sagen hättest und einfach so die Ruhe stören kannst?“
Porter schoss auf sie, aber sie hielt geistesgegenwärtig den Säbel hin, und der Blasterstrahl wurde harmlos ins Nichts gelenkt. „Scheiß-Jedi!“, knurrte Porter, packte sein Sturmgewehr und feuerte. Aber auch die Kugeln konnte die Piratin mit ihrem Säbel parieren, bis Porter frustriert aufgab – oder besser, bis sein Gewehr leergeschossen war und er grummelnd abzog.

Inzwischen war ich wieder auf den Beinen und ging zu der Piratin hinüber, um sie zu ihren Fechtkünsten zu beglückwünschen. Das Kompliment nahm sie mit einem bescheidenen „Ja, das ging ganz gut“ entgegen und stellte sich dann als Capitán Estrella de la Vega vor Kapitänin der El Corazón Quemado.

Währenddessen unterhielt Edward sich mit Vanguard – Edward sagte danach, Vanguard habe sich gefreut zu hören, dass es Noah gut geht, und er habe auch nochmal bestätigt, dass die Lykanthropen einen Auftrag für Porter angenommen haben und seit ein paar Tagen hier sind. Außerdem habe Vanguard dasselbe gesagt wie dieser Roddy, dass es nämlich so schön entspannt hier sei, dass er höchstens mal seinen Nachtisch zerreißen wolle, sonst nichts.

Ansonsten verging der Rest des Tages tatsächlich sehr friedlich und entspannt. Bonny und seine Leute hatten – aus welchen Materialien auch immer – einen Ofen gebaut, wo sie Pizza backen wollten, und Edward ging ihnen erstaunlich interessiert und engagiert zur Hand. Aber spannenderweise hatte Bonny ihn auch mit einer herzlichen Umarmung begrüßt. Ich half ebenfalls ein bisschen mit, und dann war es auch schon Abend, und alles traf sich zu Pizza, Drinks und Geschichten am Lagerfeuer.
Da mir schon die ganze Zeit die Idee im Kopf herumspukt, auch mal etwas zu schreiben, das nichts mit der Eric Albarn-Reihe zu tun hat, und ich mit dem Gedanken an eine Kurzgeschichtensammlung spiele, wobei das Gerüst für die eine oder andere Kurzgeschichte schon steht, erzählte ich eben genau eine davon. Das klappte auch richtig gut: Alles* hing an meinen Lippen, und die Geschichte hatte einen richtig schönen runden Bogen, und beim Erzählen selbst konnte ich schon das eine oder andere ausfeilen, das in meinem Kopf noch nicht so definiert gewesen war. Ein voller Erfolg also.

Auch unsere Gastgeberin Legea zeigte sich begeistert, und mit einem Mal war sie nicht mehr so kalkweiß, sondern hatte an Farbe gewonnen. Sie wollte gerne noch weitere Geschichten hören, aber nicht mehr heute, denn es wurde ja langsam spät – ein andermal vielleicht? Darauf ließ ich mich gerne ein, denn ein paar Tage werden wir ja wohl hier sein.


*Na gut, fast alles. Caspian Porter hatte ununterbrochen und derart nervtötend genörgelt, dass er irgendwann von Vanguard an einem Baum festgebunden wurde wie der misstönende Barde in den Asterix-Comics. Kommentar Porter: „Sie sind entlassen!“

Timberwere:
Morgens.

Gestern abend saß ich noch eine ganze Weile am Feuer und schrieb das alles auf, aber auch als ich damit fertig war, wurde ich gar nicht richtig müde. Also überlegte ich, ob mir der Name „Legea“ etwas sagte, oder besser, woher ich den Namen kannte. Er klingt irgendwie griechisch, ist aber meines Wissens nach nicht Teil des olympischen Pantheons. Dann fiel es mir ein: Pantheon zwar nicht, aber ich meine, der Name sei mir mal als der einer Sirene untergekommen. Sieh einer an. Spannend.

Irgendwann legte ich mich einfach auf den Rücken ins weiche Gras, die Hände hinter dem Kopf, und schaute in den klaren Himmel mit den Myriaden von Sternen und dem leuchtenden Vollmond, und merkte erst da so richtig, wie der ganze Stress fehlte, der sich in der letzten Zeit so aufgebaut hatte. Keine Sorgen um das Wohlergehen Miamis. Keine Kopfschmerzen am Rande des Bewusstseins an diesem einen Punkt, wo es wehtut, hinzudenken. Keine Bauchschmerzen wegen Jak und den Outsidern oder den dämonischen Denarii. Nichts von dem Stress, den das Sommerrittertum doch immer mal mit sich bringt: keine Sorgen um Pan, um die Einherjer. Und auch, so schön und erfreulich er auch sein kann, nichts von dem Stress, der mit dem Elternsein einhergeht – als Eltern rein mundaner Kinder ohnehin schon, aber um so mehr noch als Eltern magisch begabten Nachwuchses. Monicas Feuermagie, Jandras neue Affinität zum Schwert der Morrigan und den Raben, meine Spannungen mit Enrique deswegen...

Nichts davon, und deswegen konnte ich regelrecht spüren, wie die kreativen Funken, die in letzter Zeit doch etwas abgeebbt waren, ohne dass ich das so richtig gemerkt hatte – oder besser, um die ich mich in letzter Zeit vor lauter anderen Dingen aktiv hatte bemühen müssen – hier regelrecht zu sprühen begannen. Während ich so da lag und in den Himmel schaute, kamen mir tausend Ideen für einen neuen Eric Albarn-Roman, und ehe ich es mir versah, hatte ich den Plot zumindest in groben Zügen im Kopf. Siren's Call wird er heißen. (Aber das Projekt 'non-Eric-Albarn' gebe ich trotzdem nicht auf. Da kamen mir auch schon Ideen.)

Vielleicht bin ich dann doch irgendwann eingeschlafen, oder vielleicht döste ich nur, aber irgendwann wurde ich dann wieder voll wach, und weil es ansonsten noch überall ruhig war, habe ich das hier aufgeschrieben. Aber jetzt fangen die Leute langsam an sich zu regen, bestimmt macht bald irgendwer irgendwas zum Frühstück. Nachher mehr, Römer und Patrioten.

---

8. August

Haha. Aus dem 'nachher' wurden zwei Tage. Aber ich komme erst jetzt wieder in Ruhe zum Schreiben. Sorry.

Nach dem Frühstück – Obst und Süßigkeiten, von denen ich mir genausowenig wie bei den Drinks und dem Essen gestern abend größer überlegte, wo sie wohl herkamen – tauchte irgendwann Edward bei mir auf, den ich kurz zuvor noch mit Vanguard hatte reden sehen. „Hier ist irgendein Einfluss“, sagte er ohne größere Umschweife, „diese Musik die ganze Zeit, und ich bin zu entspannt. Es ist Vollmond, aber ich bin viel zu relaxt, um irgendwas zerreißen zu wollen, und Vanguard geht es genauso, hat er eben gesagt. Ich sag dir, hier ist irgendwas los.“

Alex hatten die Heinzelfeen mit Beschlag belegt, und er war vertieft darin, eine Hütte mit ihnen zu bauen. Deswegen machten Edward und ich uns alleine auf zur Mitte der Insel, um einen passenden Ort zu suchen, wo wir herausfinden konnten – naja, wo Edward herausfinden konnte – was genau hier passierte.
Wir fanden eine etwas abgelegene Lichtung, wo Edward einen Kreis ziehen wollte, um sich ganz auf sein Ritual konzentrieren zu können und alle anderen Einflüsse draußen zu halten. Aber er spürte sofort, dass hier eine extrem starke Macht wirkte, die er nicht würde verdrängen können, nicht einmal für kurze Zeit. Deswegen änderte er seinen Ansatz und wirkte das Ritual stattdessen dahingehend, dass es den Einfluss, der hier auf allem lag, lieber visualisierte – das war ganz einfach. Gleich darauf wogte eine türkisfarbene Welle über die Insel, in demselben Takt wie die Musik, die hier unterschwellig überall zu hören ist.

Wobei ich ehrlich bin und sagen muss, dass ich währenddessen gar nicht viel davon mitbekam, was Edward da machte. Eigentlich wollte ich aufpassen, dass niemand kam und uns störte, aber ich hatte schon wieder so viele Ideen, dass ich mich komplett ablenken ließ und vor mich hin träumte.
Wieder in die Gegenwart kam ich zurück, als plötzlich Legea neben mir auftauchte. Sie war mitten durch Edwards Kreis gegangen und hatte den Visualisierungseffekt damit unterbrochen, aber das machte nichts, weil er ja schon gesehen hatte, was er hatte sehen wollen.

Aber wie gesagt, das hatte ich gar nicht so richtig mitbekommen, sondern erst Legeas Stimme direkt neben mir ließ mich aufschrecken. „Ricardo“, sagte sie freundlich, „wie geht es dir? Ich wollte nur noch einmal sagen, wie sehr mir die Geschichte gefallen hat, die du gestern abend erzählt hast.“
Ich bedankte mich, dann unterhielten wir uns sehr angeregt und freundschaftlich, und schließlich fragte ich sie, ob sie tatsächlich eine Sirene sei. Sie erstarrte, und einen Moment lang war ich sicher, jetzt würde sie wütend werden, weil ich es ihr auf den Kopf zugesagt hatte, aber dann war der Moment vorüber, und sie lächelte mich an und gab es zu. Das war ja auch wirklich faszinierend, und ich hatte tausend Fragen an sie, auch und gerade, weil ich ja gestern abend schon beschlossen habe, dass mein nächstes Buch Sirenen zum Thema haben wird, und durch das Gespräch kamen mir noch zig weitere Ideen und nahm die Geschichte festere Formen an. Das erzählte ich auch Legea, und sie freute sich sehr darüber, dass sie quasi meine Muse für den neuen Roman sei.

Dann fragte sie mich, ob ich nicht ihr Ritter werden wolle, aber das lehnte ich ab. Ich bin schon Pans Ritter, und das werde ich sicherlich nicht einfach so aufgeben, und zwei Ritterämter gleichzeitig, das geht nicht.
„Magst du mich?“, wollte Legea dann wissen, woraufhin ich antwortete: „Ja, ich mag dich, aber nicht so.“ Ich hielt meine Hand mit dem Ehering hoch, so dass sie ihn sehen konnte: „Ich bin verheiratet.“ „Wie verheiratet?“ „Sehr verheiratet“, erwiderte ich, „frisch verheiratet nämlich, und ich liebe meine Frau. Und deswegen muss und will ich auch wieder nach Hause.“
Legea machte ein enttäuschtes Gesicht. „Aber doch nicht sofort?“
„Nein, nicht sofort.“
„Ein paar Tage kannst du doch noch bleiben, oder?“
„Naja, ein paar Tage geht sicherlich noch.“
„Ach, das ist schön. Erzählst du dann heute abend wieder eine Geschichte?“
Das sagte ich ihr gerne zu, und daraufhin kam es mir vor, als habe ihr blasses Gesicht noch etwas mehr Farbe angenommen, ehe sie sich fürs Erste verabschiedete.

Natürlich musste ich sofort hinüber zum Ritualkreis und Edward berichten, was ich da gerade in Erfahrung gebracht hatte.
„Ich hab raus, was mit ihr los ist“, informierte ich ihn enthusiastisch, „sie ist eine Sirene. Das ist total spannend! Wir haben uns unterhalten und sie hat mir so viel erzählt und mich so sehr inspiriert, mein nächster Roman ist schon halb fertig im Kopf. Siren's Call wird er heißen!“
„Nur dumm, dass er nie erscheinen wird!“, knurrte Edward, und jetzt fiel mir endlich auf, wie missmutig er dreinschaute und was für giftige Blicke er Legea hinterherschoss. Verstehen tat ich es trotzdem nicht.*
„Hä? Wieso? Wir bleiben noch ein paar Tage hier, aber wenn wir dann wieder zuhause sind, schreibe ich ihn fertig, und dann erscheint er!“
„Mach dir nichts vor“, antwortete Edward grimmig, „wir kommen hier nicht weg!“
„Was? Quatsch! Natürlich kommen wir hier weg. In ein paar Tagen halt...“
Edward schüttelte heftig den Kopf. „Schau dich doch um, guck's dir doch an! Hier ist noch keiner weg, der je hier angekommen ist!“
Ich runzelte die Stirn und überlegte, und ja, jetzt, wo er es sagte... da war etwas dran.
Mierda. Hatte ich mich doch tatsächlich von dieser verdammten Musik hier auf der Insel einlullen lassen!

Wir mussten herausfinden, wo die Musik herkam, und vor allem, wie wir von der Insel wegkommen konnten. Aber nicht nur Alex, Edward und ich, sondern Bonny und Vanguard und alle anderen, die hier gestrandet waren und mitkommen wollten, mussten diese Möglichkeit auch bekommen.
Als der beste Weg, das zu erreichen, erschien es uns, direkt mit Legea selbst zu sprechen.
Ich versuchte, auf unser gutes Verhältnis zueinander aufzubauen, als ich unsere Theorie vor ihr ausbreitete, dass sie die Leute nicht von der Insel weglasse, weil sie sich nach neuen Geschichten sehne und einsam sei.
Edward ergänzte noch, dass hier im Auge des Sturms keine Chance bestehe, andere Sirenen zu treffen, und damit traf er tatsächlich einen Nerv bei Legea. Sie wurde nachdenklich und erzählte uns dann traurig, dass die anderen Sirenen ihre Melodie im Chor zu laut gefunden hätten und sie nicht mehr hätten bei sich haben wollen. Deswegen habe sie sich letztendlich hierher zurückgezogen.
„Wie hat das eigentlich alles angefangen?“
„Mit der Corazón“, erwiderte Legea.
„Und die ging hier an der Insel vor Anker? Wo ist sie denn jetzt? Untergegangen?“
Legea seufzte. „Ich glaube, das sollte ich euch besser zeigen. Das ist leichter, als es zu erklären.“
Sie machte eine Geste, und mitten auf der Insel erschien plötzlich das Wrack eines Segelschiffs aus dem 18. Jahrhundert. Die anderen schauten erstaunt, ließen sich von dem klar übernatürlichen Phänomen aber nicht weiter stören.
„Wo sind denn die anderen Schiffe?“
Ein Zögern von Legea, dann: „Das zeige ich lieber nur euch, nicht den anderen, das könnte sie etwas verstören.“

Wieder wedelte die Sirene mit der Hand, dann befanden wir uns auf einmal auf einer Plattform aus lauter ineinander verkeilten Schiffen unterschiedlichsten Alters und unterschiedlichster Bauart. Puta madre, die ganze Insel war nur eine Illusion gewesen! Ich meine, wir hatten ja schon gewusst, dass hier ein übernatürlicher Einfluss wirkte, aber dass wirklich alles eine Illusion war? Mierda.
Alex baute seine Hütte mit nicht vorhandenen Materialien; die jungen Leute spielten Volleyball über einem Netz und mit einem Ball, die beide nicht existierten, und Bonny war dabei, imaginäres Brot zu backen.

Imaginäres Brot. Oh oh. Auf der ganzen „Insel“ gab es nichts zu essen. Und tatsächlich sahen Bonny und seine Heinzelfeen, ebenso wie Vanguard und seine Lykanthropen, schon ziemlich ausgezehrt aus. Alle anderen – das sagte uns Alex, als wir ihn zu uns holten und Legea ihn ebenfalls eingeweiht hatte – waren Geister.
Ja, gab Legea zu, die Leute gingen hier sehr schnell kaputt, deswegen brauche sie ja immer neue.
Verdammt.

Sobald sie die Illusion auch für uns wiederhergestellt hatte, argumentierten wir Legea gegenüber eindringlich, dass sie die Leute gehen lassen müsse: Wenn wir zum Beispiel aus der Insel einen Urlaubsort machen würden, wo die Menschen für eine Woche oder zwei ihre Sorgen vergessen könnten – mit echtem Essen, versteht sich –, dann bekäme sie immer neue Geschichten. Oder, noch besser, vielleicht ließe sich ja eine echte Insel finden, um dieses Urlaubsresort einzurichten?
Dieser Gedanke gefiel Legea aber nicht so gut – sie möge es lieber, wenn die „Insel“ in Bewegung sei.

Jemand anderes aber sprang völlig begeistert auf die Idee an. Irgendwie hatte Caspian Porter uns gehört und fing davon an, das sei seine Idee, und er werde eine Insel finden und das Resort gründen und vermarkten und ein weiteres Vermögen verdienen.

Der Typ nervte. Während er sich in seinen Fantasien erging, zogen Alex, Edward und ich uns zurück, um ungestört und außerhalb von Porters Hörweite nachzudenken.
Bei unserem Brainstorming kamen wir ziemlich schnell auf die Idee, dass ein Kreuzfahrtschiff doch die Lösung wäre: Ständig in Bewegung, und die Gäste wären nur für eine begrenzte Zeit an Bord, aber so lange sie da wären, könnten sie die Entspannung von Legeas Sirenenaura genießen und echte Erholung erfahren. Immer neue Gäste würden immer neue Geschichten für Legea bedeuten – und vielleicht würden manche Leute ja gerne öfter ihren Urlaub an Bord verbringen?

Also zurück zu Legea und der die Idee schmackhaft machen. Nach einigem Überreden und anfänglicher Skepsis erklärte unsere 'Gastgeberin' sich auch tatsächlich dazu bereit – nicht zuletzt, weil Edward sein Argument von zuvor noch einmal aufgriff und anmerkte, dass sie vielleicht endlich wieder andere Sirenen treffen könne, wenn ihr Aufenthaltsort nicht länger getarnt und von einem schweren Sturm unzugänglich gemacht würde. Da zog wieder dieser etwas sehnsüchtige Ausdruck über ihr Gesicht – offenbar machte es ihr doch mehr zu schaffen, aus ihrem Chor ausgeschlossen worden zu sein, als sie das zugeben wollte.
Der Gedanke eines Schiffes gefiel ihr auch deswegen, weil sie möglichst wenig mit George zu tun haben wollte – sie sei eine unabhängige Wyldfae, die sich von George als oberstem Wyldfae von Miami nichts sagen lassen wolle.

Soweit so gut; Legea war also überzeugt. Das Problem war nur: Ich mag zwar durchaus wohlhabend sein, um nicht zu sagen, sogar einigermaßen reich, aber ein Kreuzfahrtschiff kaufe ich nicht einfach mal so.
Aber Caspian Porter! Der zahlt sowas doch aus der Portokasse. Naja, okay, nicht aus der Portokasse, aber leisten kann er es sich problemlos, vor allem, wenn es nicht neu gebaut werden muss, sondern er ein bereits bestehendes kauft und das kein riesiges, hypermodernes Megaschiff ist.

Wenn wir allerdings offen zu ihm gegangen wären und ihm das vorgeschlagen hätten, dann hätte er – so wie wir diesen capullo einschätzen – rundheraus abgelehnt oder untragbare Konditionen gefordert.
Also planten wir, ihn so zu manipulieren, dass er nicht nur mitmachen, sondern auch noch denken würde, es sei seine Idee gewesen, uns dazu zu überreden, dass wir ihn bei dem Plan mitmachen lassen.
Nachdem wir uns gründlich abgesprochen hatten, suchten wir uns einen Ort in Porters Nähe, ließen es aber so aussehen, als seien wir uns gar nicht bewusst, dass er in der Nähe war und hören konnte, was wir sagten. Dann unterhielten wir uns darüber, dass wir ja gehört hätten, dass Porter eine Urlaubsinsel kaufen wolle. Wir müssten ihm zuvorkommen und Legea als Animateurin auf ein Kreuzfahrtschiff holen, dann würde Porter mit seinen Plänen in die Röhre schauen - HA!

Ich hatte schon Angst, wir hätten es übertrieben und Porter hätte uns durchschaut, aber etwas später kam der Milliardär tatsächlich zu uns. Er hätte uns belauscht, und wir könnten das nicht alleine durchziehen, soviel Geld hätten wir gar nicht, wir bräuchten ihn unbedingt als Investor, und im Prinzip sei das ja alles seine Idee gewesen.

Bei den Verhandlungen spielten wir die Scharade weiter. Am Ende hatte er finanziell gesehen den deutlich besseren Deal für sich – Verhandeln ist nicht so wirklich meine Stärke, das übernimmt ja sonst meistens Sheila für mich –, aber die finanzielle Seite war uns (anders, als Porter glauben musste) ja ohnehin nicht so wichtig. Etwas Gewinn wird auch für uns abfallen, und wir müssen nichts draufzahlen, das ist schon mal gut, und die Hauptsache waren für uns ja ohnehin die grundsätzlichen Rahmenbedingungen: ein Kreuzfahrtschiff, auf dem Legea sich wohlfühlt, und auf dem die Gäste nur so lange bleiben, wie sie das möchten, und Legeas Glamour endet, sobald sie von Bord gehen, und natürlich gibt es dort echtes Essen und alle sonstigen Annehmlichkeiten eines Kreuzfahrtschiffs. Und außerdem erreichten wir noch, dass das Schiff unter einer renommierten Flagge fahren und gute Arbeitsbedingungen haben wird – keine Ausbeutung der Angestellten! Zudem war uns wichtig, dass das Schiff zumindest mit Diesel betrieben wird, falls es nicht möglich ist, eines mit Elektroantrieb zu bekommen, aber kein Schweröl-Treibstoff!
Wenn all das passt, dann darf das auch gerne bedeuten, dass wir nicht den großen Reibach daran machen.

Sobald das Geschäft mit Porter in trockenen Tüchern war – gut möglich, dass er versuchen wird, uns über's Ohr zu hauen, aber an Bord seiner Yacht gab es genug Möglichkeiten, die Vereinbarung schriftlich festzuhalten, so dass das, falls er es versuchen sollte, hoffentlich nicht von Erfolg gekrönt sein dürfte –, ging es an die Klärung des genauen Ablaufs.
Legea bleibt auf der Insel, bis alles geregelt und das Schiff zur Abfahrt bereit ist. Das wird nicht über Nacht gehen, sondern sicherlich einige Wochen, oder besser Monate, in Anspruch nehmen, so lange hätten wir nicht überlebt, wenn wir so lange hätten dort bleiben müssen. Deswegen ließ Legea uns Lebende (sprich Vanguard und seine Leute**, Bonifer und seine Heinzelfeen, Caspian Porter und uns) bereits jetzt gehen, und wir versprachen ihr im Gegenzug, im regelmäßigen Turnus freiwillige Besucher samt Proviant auf die Isla Soñada zu schicken, bis das Schiff fertiggestellt ist.

Danach verlief die Rückfahrt beinahe ereignislos. Es hätte zu viel Mühe bedeutet, Bonifers Boot aus der Verkeilung mit all den anderen Schiffen zu lösen, aber Porters Slave Two war noch segeltauglich, und der Kutter, mit dem wir gekommen waren, sowieso.

Porter weigerte sich, Vanguard auf seine Yacht zu lassen, also fuhr der mit uns. 'Sagichnich', der Meermann, hatte indessen tatsächlich keinen Unsinn auf der Shakti angerichtet, sondern mit einiger Ungeduld auf uns gewartet. Und nicht nur er zeigte sich heilfroh, als wir aus dem Sturm und damit aus dem Einflussbereich der Insel wieder herauskamen und Miamis Küste sich wieder näherte. Wobei – ich weiß auch nicht, ob Legea irgendetwas tat, damit wir leichter durch den Sturm kamen, oder ob es an etwas anderem lag, aber auf dem Rückweg wurden wir nicht ganz so arg durchgeschüttelt wie auf dem Weg zur Insel. Genug zu tun für Alex am Steuer und für uns andere, die ihm helfend zur Hand gingen, gab es trotzdem immer noch.

Im Sturm hatten was es uns wegen der ganzen Arbeit nicht so aufgefallen, aber sobald wir die Schlechtwetterzone hinter uns gelassen hatten, merkten wir, dass Legeas Entspannungsaura von uns gefallen war und die Alltagssorgen uns wieder voll im Griff hatten. Aber ich mag es nicht, wenn man mir im Kopf rumpfuscht, deswegen war ich eigentlich sogar dankbar dafür, als sich alles wieder normal anfühlte.


*erst später gestand mir Edward in Andeutungen, dass er tatsächlich sowas wie eifersüchtig geworden war, weil sein bester Freund sich so viel mit Legea abgegeben hatte statt mit ihm, dass es dieser Stich der Eifersucht ihm aber möglich gemacht hatte, den Einfluss der Insel abzuschütteln.

**mit einer Ausnahme. Vanguards einer Mitarbeiter, dieser Roddy, wollte nicht wieder aus Legeas Einflussbereich weg, weil seine innere Bestie in ihrer Gegenwart so wunderbar entspannt sei und er nie wieder die Lykanthropenwut spüren wollte. Also blieb er dort: Wir ließen ihm den Proviant von der Slave Two da, und wenn die ersten Freiwilligen auf die Insel fahren, nehmen die ja auch wieder Vorräte mit.

---

Ach ja. Ganz vergessen. Porter hat auch schon einen Namen für das Kreuzfahrtschiff.
Oder genauer gesagt, die Idee hatte ich, Himmel steh mir bei, aber ich hatte sie eigentlich nur als abstruse Schnapsidee in den Raum geworfen und sofort wieder abgetan. Dass Porter so darauf abfahren würde, das konnte ich ja nicht ahnen. Oder vielleicht hätte ich es ahnen können, ich Idiot?
Jedenfalls: Choruscent.
Denn Porter ist ja Star Wars-Fan, aber für den Original-Namen 'Coruscant' wären garantiert die Rechte viel zu teuer, und außerdem: Chorus wie Chor wie Musik wie Sirene. Haha.
Ich finde es herzlich albern, aber wenn er meint.

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln