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Nummer 2 (ein NSC):

Meine Geschichte ist eine Geschichte voll des Leides. Sowohl meinem, als auch das, welches ich anderen Menschen zugefügt habe. Ich wurde vor 68 Jahren geboren. Ich weiß, dass ich nicht so erscheine und dies ist teil meines Leidens und auch teil meiner selbst. Heute bin ich nicht viel mehr als ein Werkzeug, eine Waffe in der Hand meiner Meister, die ich selbst niemals gesehen habe. Doch wie kam es dazu? Ich werde versuchen euch alles zu erzählen.

Die ersten Jahre meines Lebens verbrachte ich als Sohn jüdischer Kaufleute im dritten Reich. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass ich unter diesen Umständen nicht gerade eine behütete Kindheit erleben durfte. Ständig in der Angst vor den SA-Truppen, die uns zu den Konzentrationslagern bringen sollten. Dann eines Tages im Jahre 1940 war es soweit: brutal stürmten die tumben Schläger der Sturmabteilung Adolf Hitlers unsere Wohnung und zerrten uns hinaus auf die Strasse. Meiner Mutter, die gerade ein Bad nahm, ließen sie nicht einmal die Zeit sich etwas anzuziehen. Das es draußen bitterkalt war kümmerte sie dabei einen Dreck. Auf dem Weg zu dem Lastwagen, der uns zu dem "Todeszug", welcher nach Auschwitz führte, bringen sollte sah ich in der johlenden Menge einen älteren Mann, der dem ganzen eher unbeteiligt beiwohnte. Auf eine seltsame Art kam mir dieser Mann vertraut vor.
Während der Fahrt klammerte ich mich die ganze Zeit an meiner Mutter fest, die mittlerweile von den übrigen "Häftlingen" einige Klamotten erhalten hatte, damit sie nicht auf der Fahrt schon erfriere. Viele Menschen behaupten, die Kinder hätten damals nicht gewusst, was mit ihnen geschehen würde, doch ich wusste es, ich wusste, dass ich nie wieder die Sonne aufgehen sehen würde, dass irgendjemand entschieden hatte ich wäre es nicht wert zu leben und so weinte ich die Tränen der Unschuld, zum letzten mal, denn ich habe meine Hände inzwischen in zuviel Blut gewaschen und weinen kann ich heute auch nicht mehr und wenn ich es doch tue, dann zeugt dies nicht von meinen Gefühlen sondern von hoher Schauspielkunst. Oder würdet ihr einem heulenden Kind etwas abschlagen? Doch kommen wir wieder zu jenen schicksalsträchtigen Ereignissen von 1940 zurück. Nach mehrstündiger Fahrt kamen wir schließlich in Auschwitz an. In der Folge wurden alle Klischees bedient: Zwei Wachen und ein Offizier befahlen uns wir sollten uns ausziehen und die Kleider fein säuberlich aufhängen, dass nennt man wohl "deutsche Gründlichkeit". Anschließend wurde die Tür zu einer Duschkabine geöffnet. Offiziell hieß es wir sollten desinfiziert werden, doch jeder wusste, dass wir dem Tode geweiht waren.
Bei dem Versuch mich zu schützen wurden meine Eltern von dem Offizier kaltblütig erschossen. Anschließend wurde ich von den Wachen in die Duschekabine gezerrt. Ich schrie vor Angst und ruderte wild mit den Armen. Ich wünschte mir so sehr, dass jetzt noch ein Wunder geschehe, ich wollte nicht sterben. Während ein der Wachen die Tür schloss, sah ich den Offizier mit rauchender Pistole über der Leiche meiner Mutter stehen. Warum konnte er nicht auf die Wachen schießen dachte ich. Dann geschah es: Ich schloss die Augen und als ich sie wieder öffnete sah ich die nackten, blutüberströmten Körper meiner Eltern. Dann sah ich an mir herab: Ich trug ein braune Uniform, in der Hand hielt ich eine Waffe. Ich war der Offizier! Ohne groß nachzudenken erschoss ich die beiden Wachen, dann richtete ich die Waffe an meine Schläfe und drückte ab.
Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Kopf, so fühlte es sich also an, wenn man starb. Ich fand mich in mitten einer Menge nackter und verängstigter Menschen wieder. Ich war wieder in meinem Körper. Ich wusste gar nicht recht was geschehen war. Da wurde die Tür zu den Umkleidekabinen geöffnet. Es trat der Mann ein, den ich in der Menschenmenge gesehen hatte. Er schritt, von all den Leichen völlig unbeeindruckt, durch den Raum suchte meine Kleidung heraus, warf sie mir vor die Füße und meinte ich solle mich anziehen und mit ihm kommen, er habe nicht gedacht, dass ich so mächtig wäre. Ich zögerte keine Minute bekleidete mich und ging mit dem Mann, der mich liebevoll bei der Hand nahm und der mir vorkam als würde ich ihn schon mein Leben lang kennen.
Kurz darauf verließen wir Deutschland und zogen in die Niederlande. Der Mann, der übrigens Dieter Heidenreich hieß, lehrte mich meine Kräfte zu kontrollieren und brachte mir darüber hinaus noch mehr erstaunliche Dinge bei. Er half mir sehr über den Verlust meiner Eltern hinweg, besonders indem er mich lehrte im Tod nicht nur das Ende sondern auch einen Anfang zu sehen. Jeder Tod sei gleichzeitig auch die Chance für einen Neuanfang. Mithilfe eines merkwürdigen Kartenspiels, dass er mir schenkte verdiente ich mir ein wenig Geld durch diverse Taschenspielertricks, die ich anfangs noch mit Magick beeinflusste, doch nach einiger Zeit merkte ich, dass ich nichts dazu tun musste... mit diesem Kartenspiel gelang mir einfach jeder Trick, ich gewann jedes Spiel. Auch meinte Dieter könne ich mich mit ihnen selbst verteidigen, doch es gelang mir lange Zeit nicht herauszufinden wie. Dann nur wenige Monate später wurde das Haus in dem wir lebte von einer Fliegerbombe getroffen. Dieter wurde unter dem Schutt begraben und starb; ich jedoch blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Doch es machte mir Angst wie ich in so kurzer Zeit zweimal dem Tode entronnen war und fortan quälten mich Visionen, die mir immer wieder meinen eigenen, gewaltsamen Tod vor Augen führten, nur wie ich starb variierte - und es waren wirklich einige ekelhafte Tode dabei.
Nachdem Dieter gestorben war streifte ich hoffnungs- und orientierungslos durch die Straßen von Amsterdam, bis ich eines Tages auf einen reichen Geschäftsmann traf, der genau war wie ich: ein Magus. Mit einem Lächeln auf den Lippen reichte er mir die Hand und sagte er werde in Zukunft für mich sorgen. Verzweifelt wie ich war nahm ich seine Hilfe an. Dies war der Anfang von allem Übel.
Anfangs bat er mich nur um kleine Gefälligkeiten: Ich sollte kleine Päckchen überbringen oder ähnliches. Doch mit der Zeit wurden meine Dienste immer aufwendiger bis ich ihm schließlich neue, arme Seelen beschaffen sollte. Die nächsten Jahrzehnte brachte ich genau damit zu, nur dass meine Auftragsgeber ab und an wechselten und ich kam schnell dahinter, dass auch sie nur Marionetten und keine Puppenspieler waren.
Um die "Neuen" in die Fänge der Dunkelheit zu treiben zog ich immer wieder dieselbe Masche ab: Ich erzählte meinen Opfern heulend eine rührselige Geschichte von einem armen Waisenknaben, der ihre Hilfe braucht, oder - besser noch - lasse sie Zeuge der Ermordung meiner angeblichen Eltern sein. Wenn ich die Armen dann erst einmal überzeugt habe, dann bringe ich sie von einer Gefahrensituation in die nächste und treibe sie so in die Fänge meiner Bosse, die ihre helfende Hand ausstrecken... und ihr Opfer in die Hölle hinabreißen. Durch perverse Lebensmagick, gegen die ich mich nicht wehren kann, werde ich dabei am Altern gehindert, da ich als kleiner Knabe wohl am nützlichsten bin. Doch immer wieder werde ich mit dem Versprechen getröstet, dass man den Fluch fallen lassen werde, wenn ich nur noch diesen einen Auftrag erledige und jedes Mal gebe ich mich der Illusion hin, dass es diesmal die Wahrheit ist.
So auch jetzt. Ich soll in Frankfurt einen Akashi auf die "andere Seite" ziehen, dann werde ich endlich frei sein und hingehen können wohin ich will! Es scheint ein routinemäßiger Einsatz zu sein, doch irgendwie spüre ich, dass diesmal etwas anders sein wird. In letzter Zeit häufen sich auch meine Todesvisionen...

1of3:
Martin und Dieter waren nicht zufällig verwandt, oder?

Und wo ist eigentlich der Bierbichler? ;)

Gast:

--- Zitat von: 1of3@aera am  8.10.2003 | 09:50 ---Martin und Dieter waren nicht zufällig verwandt, oder?
--- Ende Zitat ---

Nicht wirklich ::)
Sie wurden nur von demselben Menschen mit demselben Impressum desselben Buches erstell ::)


--- Zitat ---
--- Ende Zitat ---
Und wo ist eigentlich der Bierbichler? ;)
--- Zitat ---
--- Ende Zitat ---
Das ist eine mittlerweile solange und merkwürdige Geschichte, dass ich dir das besser Mal erzähle ;)

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