Autor Thema: Umgang mit Metaplot  (Gelesen 3048 mal)

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LöwenHerz

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #25 am: 27.09.2012 | 16:29 »
Das sind drei Aussagen, die ich mal zerlege... ;)

Ich hingegen 'zerlege' Deine Argumentation mal nicht, erläutere Dir (und Karsten) aber gern ausführlicher, was mich zu meiner inneren Sperre bewegt. Nachher, wenn ich nen Tee aufgesetzt habe und mein Katerchen aufm Schoß schläft ;)

Offline Terrorbeagle

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #26 am: 27.09.2012 | 16:41 »
Ich persönlich finde ja, dass Mittelerde ein ganz hervorragendes Seting für eine alternative Zeitlinie wäre, gerade weil das ganze so bekannt ist und viele verschiedene Versatzstücke beinhaltet, die man dann so oder so ähnlich wieder auftauchen lassen kann. Gerade wenn man davon ausgeht, dass die Bücher sozusagen seting-intern von den fetten Butterkugeln aus Beutelsend verfasst wurden, kann man da eine Menge Unreliable Narrator mit rein interpretieren. Ein Beispiel hierfür wärebeispielsweise Kiril Yeskov's Last Ringbearer Nacherzählung/Variante des Settings. Hell, ich spiel schon seit Jahren mit der Idee, den ganzen Ringkrieg primär als einen wirtschaftlichen und religiös motivierten Krieg zwischen zwei ziemlich gleich (un-)sympathischen Blöcken abzuhandeln und den ganzen High Fantasy Krams eher sporadisch aufzunehmen oder als reine Legende aufzunehmen (Tom Bombadil hat nicht ohnehin mehr was von Kaiser Norton als von Rübezahl?).

So bald man selber spielt, ist das was in den Büchern steht, dreck-egal. Was zählt, ist, was man draus macht und wie anschaulich und überzeugend man das ganze dann darstellen kann. Das gilt für fixen Hintergrund genau wie für Metaplot-Gegebenheiten. Was hat allen Beteiligten völlig klar sein sollte, ist dass die jeweilige Spielrunde ihre eigene Geschichte schreibt, und ihren eigenen Stellenwert besitzt.
Sollte man es dann mit jemandem zu tun haben, der tiefere Kenntnisse des Settings bzw. des Metaplots mit einer tieferen Zuneigung zu diesen Vorgaben kombiniert, muß man al Spielleiter halt überzeugend (und gut) genug sein, dass die eigene Version des Settings eben mitreissend wirkt. Das ist nicht immer leicht, aber manchmal notwendig.
(Nebenbei: Veränderungen um der Veränderung willen sind auch nicht immer hilfreich. Es gibt schliesslich einen Grund, warum man genau dieses Setting und kein anderes ausgewählt hat, um drin zu spielen.)
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Dreamdealer

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #27 am: 27.09.2012 | 16:48 »
Meine DFRPG-Runde wollte natürlich bald Wizards spielen, oder gar Wardens, jeweils Mitglieder im Weißen Rat. Und sobald Zugang zum Weißen Rat besteht, fängt Harry D. aus C. an, ziemlich nahe an den Plot heranzurücken. Deshalb mein Abzweig aus der Welt.

Da Harry in den Anfangsromanen den Weißen Rat eher meidet und selbst als Warden sehr selten tatsächlich in England auftaucht, dürfte das Selten ein Problem sein. Könnte ja sogar cool sein, wenn die Magier von Ihrem Lehrmeister vor diesem Querulanten und schwarzen Schaaf gewarnt worden sind. Wenn er auftaucht macht er ja auch eher auf dicke Eier und man könnte ihn arrogant
rüberkommen lassen. Wieviel wissen schon die "normalen" Magier von seinem Kampf gegen alles Üble. Der Typ ist Schuld an dem
Krieg, der evtl. das Leben von Freunden gekostet hat. Solange man sich nicht in SEINER Stadt aufhält, sollte es wenig Probleme geben.

Vielleicht liegt der Unterschied zwischen Tolkien + Butcher Settings auch darin, dass Tolkien´s Setting abgeschlossen ist und wir noch nicht genau wissen, was der gute Herr Butcher noch so vor hat...
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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #28 am: 27.09.2012 | 17:08 »
Da ist mir aufgegangen, dass die Geschichte selbst fantastisch ist und Tolkien einfach nur ein Vermittlungsproblem hat.

Naja, ich würde es nicht als Vermittlungsproblem sehen. Das Problem liegt doch eher in der Erwartungshaltung des Lesers, der einen Fantasy-Roman erwartet, aber statt dessen eine Art Erlebnisbericht bekommt...

Ich würde bzgl. LotR so verfahren: Mit den Spielern abklären, welche Priorität der Metaplot haben soll. Das geht von "unantastbar" über "grob bewahren" bis hin zu "irrelevant".

I kill Gandalf!

a) Gandalf ist unantastbar, das wurde vereinbart. Du kannst es gerne ausspielen, aber du MUSST scheitern.

b) Ok. Solltest du Erfolg haben gibt es ja auch noch ein paar andere Zauberer, die Gandalfs Rolle übernehmen können.

c) Ok. Schauen wir mal, wo das hinführt...
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Offline Vanis

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #29 am: 27.09.2012 | 17:16 »
Mittelerde eignet sich in meinen Augen ganz wunderbar als Setting, da es abseits des Herr der Ringe so unendlich viele Freiheiten für Spielgruppen gibt, das ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Neben dem Ringkrieg existieren spannende Settings in anderen Zeitlinien. Ich bin sogar mal ins Zweite Zeitalter mit einer Gruppe gesprungen. Da kennt sich eh kein Mensch aus. Aber auch im Dritten Zeitalter gibt es so viel Raum, dass sich Spieler in keinster Weise eingeschränkt fühlen müssen. Mers ist da ein gutes Beispiel, das es immerhin auf dutzende Abenteuer und Quellenbücher gebracht hat. Der Eine Ring spielt in einer Zeit, die Tolkien nur bruchstückhaft beschreibt, die Spieler haben also die Chance, tatsächlich den Verlauf der Geschichte mitzugestalten.
« Letzte Änderung: 27.09.2012 | 17:23 von Vanis »
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Offline Dash Bannon

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #30 am: 27.09.2012 | 17:23 »
also Mittelerde zur Zeit des Ringkrieges zu bespielen halte ich zwar für eher uninteressant, aber wer das will, kann das doch machen und auch wüst Änderungen vornehmen

ME, da bin ich ganz bei Vanis, bietet aber noch andere, interessante Zeitperioden

und warum nicht im 4.ZA spielen?
der Osten ist jetzt zugänglich, da kann man theoretisch auch Sandboxen (da ist eh nahezu nichts beschrieben)
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Offline Bad Horse

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #31 am: 27.09.2012 | 17:34 »
Ich finde die Dresden-Files-Welt zugänglicher - kein Wunder, schließlich setzt sie nahtlos auf unserer auf, garniert mit den Ideen, die Jim hatte, und sämtlichen Urban Legends, die ich aus dem Internet oder meinen Fingern saugen kann. Der Plot ist (bis zu Changes, zumindest) auch nicht ganz so weltumspannend - wenn man nicht gerade in Chicago spielt, kann einem der olle Harry erstmal relativ egal sein.

Bei Tolkien hat man eben nur die Tolkien-Linse, die diverse Ereignisse beleuchtet. Klar, da ist sicher noch viiieeel mehr passiert. Aber da hab ich ein bisschen das Gefühl, dass ich vor dem Edda- und Beowulf-Hintergrund spiele - und zwar in Nordafrika. ;) Das Interessante an dem Setting sind ja durchaus die Geschichten; die einzelnen Kulturen sind doch eher spärlich beleuchtet.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

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Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

LöwenHerz

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #32 am: 27.09.2012 | 17:49 »
Kann ich ehrlich nicht nachvollziehen.
Beispiel: [...]

Ganz ehrlich: Das ist genauso viel oder wenig gescripted wie jedes andere Rollenspielsetting...

Doch. Es ist insofern gescriptet, als das gewisse geschichtliche Ereignisse in der Zukunft passieren werden. Dazu aber später nochmehr.
Recht gebe ich Dir, dass man sich auch dort einen eigenen Rahmen stecken kann. Der ist aber, das liegt in der Natur der Sache, mir zu eng gesteckt.

Zitat
"finde" kann ich natürlich nicht wegreden. Geschmäcker sind verschieden. Trotzdem:

Hehe, schön gesagt. Ich finde Mittelerde zu dröge. Daran wirst Du trotz Deiner Argumente kaum etwas ausrichten können. Kein Streitpunkt wert, wie ich finde ;)

Zitat
Okay, das ist eine Sache, aber das lässt sich ändern.
Wenn Du Dir irgendein anderes Regelwerk neu zulegst, sieht das ja auch nicht viel anders aus.

Ich spiele Settings am letzten beschriebenen Tag. Es gibt eine Geswchichte bis zu dem Tag und diese wird während des Spiels fortgeschrieben. Ich mag keine Fesseln, die mir ein Setting -was dessen Zukunft betrifft- auferlegt. Und ich habe auch keine Lust, ein Setting spielzuleiten, wo mir dann ein Kontinuitätsnazi theoretisch sagen könnte:
"Äh hallo?!?!? Das ist aber eigentlich ganz anders..."
Das liegt aber an unserem Spielstil. Wir leiten zwar nicht immer epische Kampagnen, aber die Charaktere hinterlassen immer ihre Fußspuren und können große Dinge bewirken. 'Nutzlose Tunichtgute' (vorsicht, Übertreibung!) sind wir ja alle im RL, im RSP wollen wir larger-than-life sein. Diese Möglichkeit gebe ich den Spielern und diese wissen das gut zu nutzen.
Ein vorgefertigter Metaplot ist für meine kreative Entfaltung hinderlich und einengend.

Vielleicht ist es jetzt etwas klarer geworden ;)

Offline Oberkampf

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #33 am: 28.09.2012 | 16:16 »
Hell, ich spiel schon seit Jahren mit der Idee, den ganzen Ringkrieg primär als einen wirtschaftlichen und religiös motivierten Krieg zwischen zwei ziemlich gleich (un-)sympathischen Blöcken abzuhandeln und den ganzen High Fantasy Krams eher sporadisch aufzunehmen oder als reine Legende aufzunehmen (Tom Bombadil hat nicht ohnehin mehr was von Kaiser Norton als von Rübezahl?).

Das ist eine sehr geniale Idee. So würde sogar mir Mittelerde gefallen.
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Offline Terrorbeagle

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #34 am: 28.09.2012 | 16:27 »
Das ist eine sehr geniale Idee. So würde sogar mir Mittelerde gefallen.
Bin gerade dabei. Sonntag oder so kann ich mal ein paar Erste Ideen zu Mordor, Orks und Sauron posten, aber bisher ist mir meine Version noch zu apologetisch.
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Radulf St. Germain

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Re: Umgang mit Metaplot
« Antwort #35 am: 28.09.2012 | 18:08 »
Ich habe eigentlich ganz gern einen Metaplot. Wichtig ist nur, dass die Ziele der Spieler nicht die Ziele der mächtigen NPCs sind. Man sieht im Hintergrund die großen Ereignisse ablaufen (Kampf um Gondor usw.) und ist vielleicht sogar dabei, hat aber dort eine andere Aufgabe.

Leider(?) fühlen sich aber manche Spieler durch "unantastbare" NPCs herausgefordert. So hat meine Gruppe bei Rippers doch tatsächlich Sherlock Holmes getötet, weil der Ihnen auf die Spur kam. Tja, danach wurde England eine Diktatur unter Premierminister Moriarty.  >;D Das hatte nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun - da ging es gegen das Übernatürliche - aber es war dann jedem bewusst, dass in der Spielewelt nichts gescriptet ist....