Autor Thema: [Improse] Würfeln = Figuren verändern = Erzählung voran treiben  (Gelesen 984 mal)

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Offline Nørdmännchen

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Mal wieder ein Bruchstück...

Ich mache mir ja gerne nen Kopf darüber, wie man die Prinzipien der Improvisation in Regeln übersetzen könnte. Dabei treibt mich unter anderem ein Grundsatz um:

Die kleinste Einheit dramatischer Handlung ist der Moment, in dem ein Charakter oder eine Beziehung verändert wird.
(Frei nach Robert McKee)

So - genau das möchte ich in Regeln haben. Jede verdammte Probe soll eine Figur beeinflussen - selbst wenn es nur das Horchen an einer Straßenecke ist. Wenn es die Situation wert ist zu den Würfeln zu greifen, dann ist sie es auch wert die Erzählung zu beeinflussen.
Ich verspreche mir davon, dass die Würfel dafür Sorge tragen, dass die Geschichte nicht zum stehen kommt und sich aus sich selbst heraus entwickelt.

Bei Konflikten und sozialen Proben ist der Ansatz ja noch recht offensichtlich. Aber gehen wir mal von den "Brot-&-Butter-Dungeon-Proben" aus. Wenn ich ein Schloss knacke, so könnte das mich beeinflussen (vom Erfahrungsgewinn über Selbstbewusstsein, bis hin zum Abnutzen des Fingerabdrucks...)
Aber - es könnte vor allem auch eine andere Figur verändern: Hat das Monster hinter der Tür plötzlich Blutlust? Ist der Besitzer des Schatzes nun auf der Jagd nach mir? Werden meine Gefährten langsam misstrauisch? ("Er sagt doch immer, er hätte keine kriminelle Vergangenheit?!")
Ähnlich beim Lesen einer verschlüsselten Inschrift: Habe ich nun eine (noch unbemerkte) Beziehung zu einem Dämon, weil ich jetzt seinen Namen kenne? Wurde ich beim Lesen beobachtet? Überkommt die Gruppe plötzlich (zunächst unerklärliche) Furcht?

Egal ob bestehende Eigenschaften beeinflusst werden, neue Elemente oder Beziehungen etabliert werden oder sogar komplett neue SLC entworfen werden müssen - mMn könnte die Handlung gar nicht anders als voranschreiten.

Und mein typischer Spoiler mit weiteren Überlegungen...
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Nur: Wie setzt man das Prinzip völlig Konsequent mit Regelmechanik um?

« Letzte Änderung: 31.01.2013 | 11:10 von Nørdmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

Pyromancer

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"Dogs in the Vineyard" kommt dem Prinzip, das du da beschreibst, schon ziemlich nahe.

Offline Nørdmännchen

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"Dogs in the Vineyard" kommt dem Prinzip, das du da beschreibst, schon ziemlich nahe.

Jepp, die Fallout-Mechanik, die Möglichkeiten der Traits und die Konflikte ganz allgemein sind sehr cool. Du bist auch genau auf der richtigen Spur, DitV ist eine der wesentlichen Grundlagen für meine Überlegungen. (Spiel und Erzählung können da einfach nicht still stehen.)
Aber DitV spezialisiert sich auf Konfrontationen, wo Veränderungen mMn sehr nahe liegen. Demgegenüber würde ich gerne auch schlichte Handlungen als Veränderungspotential auffassen. Zudem ist Vincent Bakers erklärtes Ziel die Veränderung der SC - wohingegen für mich ein Schwerpunkt auch auf der Veränderung von SLC liegen kann.
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Offline asri

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Die kleinste Einheit dramatischer Handlung ist der Moment, in dem ein Charakter oder eine Beziehung verändert wird.
(Frei nach Robert McKee)

Stärker auf die Beziehung zwischen Figur und Umwelt gezielt:
Horchen (Erfolg): die Figur erfährt etwas, das das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Umgebung (anderen Figuren, Organisationen, Gegenständen) verändert: das Horchen könnte eine Bedrohung, Schwachpunkte, neue Ziele/ Anreize offenbaren
Horchen (Misserfolg): Die Figur missversteht etwas beim Lauschen und sitzt einem Irrtum auf. Oder: Die Figur wird entdeckt, ihr wird von nun an mit mehr Misstrauen begegnet.

Äh. Das hat natürlich gar nichts mit Regelmechanik zu tun, sorry.  ::) ;D

Offline Nørdmännchen

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...zeigt aber sehr konkret auf, warum so ein Vorgehen die Handlung voran treibt.  ;)

(Ich benutze als SL den Denkansatz übrigens in jedem System. Immer wenn ich spontan keine Idee dafür habe, wie die Erzählung durch den Ausgang einer Probe weiter entwickelt werden könnte.)
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