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[Night`s Black Agents] The Zalozhniy Quartet
Scimi:
"Cable car" heißt erstmal "Seilbahn". Dass damit keine Standseilbahn gemeint ist, ist zwar eher ungewöhnlich, aber nicht undenkbar. Ich vermute ganz stark, dass hier die Bezeichnung aus dem englischen Wikipedia-Artikel zum "Adliswil-Felsenegg cable car" einfach übernommen wurde. Weil jemand die Idee hatte, dass eine Hochseilbahn für eine heimliche Übergabe toll wäre und sich dann einfach die nächstbeste in der Gegend ergoogelt hat.
Ich nehme mal an, dass die Idee einerseits mit etablierten Cable Car Action Sequences zu tun haben, die es bei TV Tropes immerhin zu einer eigenen Kategorie bringen. Und andererseits, weil das Setup einzigartig ist: Eine Bergseilbahn ist an einem eher abgelegenen Ort ohne viele "Störfaktoren" drum herum. Der ganze Ablauf ist automatisiert und anonym, weil das im Grunde Teil des ÖPNV ist und so funktioniert wie bei den ganzen Straßen- und U-Bahn-Verfolgungsjagden in Filmen und Serien. Die Bahn fährt langsam genug, um Spannung zu erzeugen und allerlei Action und Turnerei zu erlauben, ist aber normalerweise die schnellste Verbindung zwischen Ziel- und Endstation (wenn nicht jemand Ausrüstung für Segelfliegen oder einen motorisierten Gleitschirm bei der Bergstation versteckt hat). Und vor allem ist es eine Situation mit klaren Spielregeln: Wer in eine Gondel steigt, sitzt für die Fahrtzeit fest, es ist nicht sinnvoll möglich, zwischendurch auszusteigen und die Gondel fährt vorhersehbar genau ein Ziel an. Wenn also wer mit *dem Koffer* an der Talstation in eine Gondelbahn steigt, dann ist praktisch klar, dass er 10 Minuten später mit *dem Koffer* an der Bergstation ankommt. Und wenn dann der Koffer zwischendurch übergeben wird, hat eben wer das Spiel "gehackt".
Wenn man das Setting ändert, fallen natürlich einige der Faktoren weg, dann kann man auch ganz neu anfangen, zu überlegen. Oder mit bekannten Ideen und Ablenkungsmanövern aus Verbrecher- und Agentenfilmen arbeiten. Andererseits wird vielleicht kaum ein Spieler die Seilbahn so genau kennen, man könnte die natürlich auch einfach ein wenig umdichten, so dass das Manöver aus dem Buch zumindest möglich wird: Schmaler Aktenkoffer, Fenster lässt sich unten einen Spalt weit öffnen, Gondeln passieren sich in 1 m Entfernung abseits eines Masten, Komplize in der Bahn gegenüber angelt Koffer mit Regenschirm. Gondel ist vollgepackt mit Grundschulklasse niedlicher Kinder oder asiatischen Teenagern, die *alles* fotografieren oder einem angetrunkenen Damen-Kegelclub oder ein paar Soldaten, die in der Freizeit mit Kameraden bergwandern gehen. Bei einer Störung fällt der Koffer in die Wildnis und beide Seiten müssen versuchen, ihn unauffällig zu bergen, bevor die Polizei anrückt, weil da "Touristen" auf einem gesperrten Hang rumkraxeln…
Chiarina:
Die Albedo ist bei mir übrigens ein bakterieller Nährboden... verstaut in so einer Petrischale. Ich könnte es auch so einrichten, dass gar kein ganzer Koffer nötig ist. Vielleicht hat Lawson die Petrischale mit irgendsoeiner Superhaftcreme bestrichen... oder ein Magnet angebracht. Er wirft dann die Petrischale einfach gezielt aus dem Fesnter der Seilbahn, worauf sie an der entgegenkommenden Seilbahn haften bleibt und von den darin befindlichen Kontaktmännern dann in das Abteil hineingekeschert werden kann...
Scimi:
Naja, in jedem Baumarkt kann man spontan so Wand- und Deckenbesen kaufen, deren Stiel auf 4m teleskopierbar ist. Da könnte man vielleicht einfach ein kleines Paket drantapen und das Ganze durch ein offenes Fenster dann wie beim Staffellauf übergeben? Wenn Volumen und Masse klein genug sind, könnte man vielleicht auch mit Angeln arbeiten, die sind auch lang, zerleg- oder teleskopierbar und flexibel…j
Chiarina:
Ja. Ist noch besser, weil sicherer. O.K. Wenn es wirklich soweit kommen sollte, werde ich´s so machen.
Chiarina:
Zweite Sitzung von „The Boxmen“
Die Sitzung beginnt mit Vorbereitungen. Yuri fälscht die Einladungskarte für die Party der Montavons, die Vasily ergattern konnte. Auf diese Weise können sie zu zweit dort auftauchen. Ivan will sich als Chauffeur ausgeben und unter die Dienstboten mischen. Uliana ruft Clarique Montavon an und bittet sie um ein Gespräch. Sie sei Journalistin und habe Clarique ein paar Offenbarungen über die sauberen Vertragspartner ihres Bruders, ihres Neffen und ihrer Nichte zu machen. Clarique erklärt sich zu einem Gespräch bereit.
Zu dem Treffen mit Clarique nimmt Uliana noch Cevas mit und erzählt Clarique, er sei „ein Mann, der ein wenig auf mich aufpasst“. Nach Ulianas Bericht über die Verbindungen zwischen Klopstock & Billreuth mit der Lisky Bratva kommt Clarique zum Schluss, dass die Übernahme der Körnersbank durch Klopstock & Billreuth am besten verhindert werden sollte. Zögerlich unterstützt sie die Agenten. Sie erzählt ihnen von der Lieferung Klopstock & Billreuths, die in den frühen Morgenstunden des übernächsten Tages in der Körnersbank eintreffen soll, vom Termin des Vertragsabschlusses, der noch einen Tag später anberaumt ist, und vor allem von allen möglichen Sicherheitsmechanismen, die die Agenten zu überwinden haben, wenn sie in den Tresorraum der Bank eindringen wollen: Überwachungskameras, Magnetkarten, Zahlenpins, Wärmesensoren, Druckplatten, Spezialschlüssel... die Agenten sind über das, was ihnen bevorsteht relativ gut unterrichtet. Hinterher betrachtet Uliana neugierig die Sammlung von Totenmasken diverser Naturvölker, die Clarique Montalvan an ihren Wänden hängen hat und fragt nach, ob ihre reichlich esoterisch eingestellte Gesprächspartnerin wirklich schon einmal mit Toten Kontakt aufgenommen habe. Clarique bejaht und ist einverstanden einen kleinen Test mit Uliana anzustellen. Sie erzählt Uliana, dass es viele Menschen gebe, die an solche Dinge nicht glauben, und dass Uliana sicherlich auch zu ihnen gehöre. Jetzt – hier in diesem Moment – solle sie aber einfach wenigstens einmal so tun, als glaube sie daran. Dann setzt sie Uliana eine Totenmaske auf, zündet Räucherstäbchen an, spricht einen seltsamen Text in einer Sprache, die Uliana und Cevas nicht verstehen (der sprachbegabte Cevas erkennt allerdings eine gewisse Verwandtschaft zum Babylonischen) und schlägt hin und wieder eine Klangschale an. Der süße Qualm benebelt Uliana, die monotone Stimme und der immer gleiche Klang der Schale macht sie schläfrig, ihr durch die Maske eingeschränktes Sichtfeld führt dazu, dass sie sich ganz auf ihr Inneres konzentriert. Sie denkt an das vor kurzem stattgefundene Attentat, dem sie um Haaresbreite entkommen ist. Sie erinnert sich an ihren Blick auf das Häuserdach, auf dem sie für einen kurzen Moment die Silhouette des Attentäters sehen konnte... und dann schwinden ihr ein wenig die Sinne und es scheint so, als schaue sie in das bleiche, totenähnliche Gesicht einer unbekannten Frau. Schnell reißt sie sich die Maske vom Gesicht und schreit auf. Clarique will wissen, ob sie „drüben war“. Uliana sagt unsicher: „Wohl noch nicht ganz...“, worauf ihr Clarique erzählt, dass es Mut bedarf, sich auf eine solche Begegnung einzulassen und dass sie es gern zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen könne, wenn sie wolle. Dann verabschieden sich Uliana und Cevas von ihr.
Direkt neben dem Auto von Cevas steht die attraktive Nordafrikanerin, die auf ihn und Uliana gewartet zu haben scheint. Sie lädt die beiden für den nächsten Tag zu einem Frühstück in einem Innenstadtcafé ein und behauptet, dass sie möglicherweise ähnliche Interessen wie die Agenten habe. Cevas und Uliana sagen zu.
Währenddessen amüsieren sich Vasily, Yuri und Ivan auf der Party der Montavons. Ivan spricht mit Köchinnen und Chauffeuren, erfährt von der Alterssenilität Andreas Montavons und von den Leuten von Klopsstock & Billreuth, die auch auf der Party sind (im Wesentlichen Victor Kozel und Marco Shwetz). Hinterher verschafft er sich zur Garderobe Zugang, wühlt im Mantel eines Mitarbeiters der Körnersbank und findet eine Magnetkarte, die benötigt wird, um Zugang zum Kellergeschoss der Bank zu bekommen. Vasily stellt sich Jean Montavon vor und gibt sich als weißrussischer Millionär aus, der sein Geld mit einer Internetfirma gemacht habe. Er behauptet potentieller Neukunde der Bank zu sein und bittet um einen Besichtigungstermin. Jean reagiert interessiert, ein konkreter Termin wird aber trotzdem nicht ausgemacht. Yuri belauscht Johan Gallion, den Lebensgefährten Julie Montavons, dabei, wie er mit Victor Kozel diskutiert. Es geht dabei um zwei Sicherheitsdienste: SBS Security, die derzeit für die Sicherheit der Körnersbank zuständig ist, und Overwatch Security, eine zweifelhafte Firma mit Hauptstützpunkten im mittleren Orient und Südamerika, von der die Agenten schon gehört haben. Die beiden Männer streiten sich, aber Yuri versteht nicht ganz, worum es geht.
Noch in derselben Nacht hackt sich Vasily in die Computer von SBS Security hinein und erkundet das Sicherheitssystem, das die Firma für die Körnersbank unterhält. Vasily erkennt, dass die Nachtwachen der Könersbank alle 30 Minuten ein Signal an SBS Security übermitteln, das zeigt, das alles in Ordnung ist. Vasily blockt diese Signale und speist das System mit einer eigenen Schlaufe. Immer noch erreicht alle 30 Minuten ein entsprechendes Signal SBS Security... jetzt aber unabhängig von den Nachtwachen der Körnersbank.
Am nächsten Morgen begeben sich alle fünf Agenten zum Frühstück in das besagte Innenstadtcafé. Dort treffen sie Menena Chakroun, die Nordafrikanerin, und Massimo Florin, ein gelassener, fast schläfrig wirkender Italiener. Ein paar Tische weiter sitzt Keith Lawson, ein durchtrainierter, nervöser Typ, der auch zu Chakroun gehört und die Umgebung inspiziert. Das Gespräch beinhaltet ein vorsichtiges Abtasten. Nach und nach wird aber deutlich, dass Chakroun und ihre Männer die Körnersbank ausrauben wollen, auf die Agenten aufmerksam geworden sind, dabei aber leider einen weiteren Mann verloren haben (das Opfer der Autobombe). Nun spekuliert man darauf, ob die Agenten nicht vielleicht mit ihnen gemeinsame Sache machen wollen. Für genauere Pläne verabredet man sich mittags im Stützpunkt Chakrouns.
Vasily recherchiert nach den neuen Bekannten. Chakroun wird von Interpol mit einigen Raubüberfällen in Verbindung gebracht, man konnte ihr aber nie etwas anhängen. Massimo Florin ist in Unterweltskreisen als „Magier der Schlösser“ bekannt. Es wird behauptet, er komme überall hinein. Keith Lawson bleibt ein Rätsel.
Am Mittag begeben sich die Agenten in ein heruntergekommenes Stadtviertel. Hier befindet sich ein Apartment mit vernagelten Fenstern. Über der Eingangstür hängt eine Überwachungskamera: Chakrouns Stützpunkt. Im Gespräch stellen die Agenten fest, dass ein gemeinsames Vorgehen im Prinzip möglich ist. Dennoch bleiben sie misstrauisch: Angeblich erkunden Chakroun und ihre Männer schon ein paar Monate die Körnersbank und einige wichtige Details scheinen ihnen trotzdem völlig unbekannt zu sein. Das sollen Profis sein? Spielen sie ein Spiel mit den Agenten? Nur zögerlich legen die beiden Seiten ihre Pläne auf den Tisch und versuchen ein gemeinsames Vorgehen zu planen. Am Ende wird Folgendes ins Auge gefasst:
1. Schon in der kommenden Nacht werden sich die Agenten mit Chakroun und ihren Männern in der Nähe der Körnersbank treffen, ein benachbartes Hochhaus erklimmen und von dessen Dach über eine Seilrutsche auf das Dach der Körnersbank überwechseln. Dort werden sie durch ein Dachfenster in das Gebäude eindringen.
2. Keith Lawson wird sich um die Nachtwachen kümmern.
3. Massimo Florin wird aus dem Tresor des Direktorenzimmers der Körnersbank die Spezialschlüssel für die Stahlkammer im Keller und die dort befindlichen einzelnen Sicherheitsschließfächer an sich bringen.
4. Beim Abstieg in den Keller liefern die Agenten die nötigen Magnetkarten und Pins, um die Türen zu passieren.
5. Die Überwachungskameras im Keller werden ignoriert. Im Wachraum werden zu diesem Zeitpunkt keine Nachtwächter mehr vorhanden sein. Durch die Endlosschleife bei SBS Security wird während des Einbruchs niemand davon erfahren.
6. Die Wärmesensoren im Keller werden mit Pfefferspray ausgeschaltet.
7. In der Stahlkammer greifen sich die Agenten das Schließfach, auf das sie es abgesehen haben, Chakroun und ihre Männer nehmen sich von der anderen Beute so viel mit, wie sie können, dann eilen alle zum Nebeneingang aus dem Gebäude und fahren in mehreren Wagen davon.
8. Die Beteiligten treffen sich in einem Zürcher Innenstadtapartment um dort die Beute zu verteilen, dann geht jeder seines Weges.
Um letzte Vorbereitungen zu treffen trennen sich die Beteiligten. Die Agenten verständigen sich erst einmal darauf, dass sie nicht zur Verteilung der Beute in Chakrouns Innenstadtapartment kommen, sondern sofort mit Philbys Schließfach das Weite suchen werden. Sie sind außerdem auf Verrat gefasst. Sollte Chakroun oder einer ihrer Männer ein falsches Spiel spielen, werden sie sich sofort energisch zur Wehr setzen. Ein Blutbad während des Banküberfalls sollte natürlich trotzdem nach Möglichkeit vermieden werden.
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Ich hatte großen Spaß beim Ausspielen der Szene, in der die neugierige Uliana eine der Totenmasken Clarique Montavons aufsetzen wollte. Das war ganz nach meinem Geschmack.
Ansonsten stehen die Agenten direkt vor dem Einbruch. In meinen Augen ist ihr Plan gut, aber nicht perfekt: Das Ausschalten des Warnmechanismus bei SBS Security wird ihnen Zeit verschaffen. Was aber übersehen wurde, ist die Tatsache, dass es neben der Verbindung der Körnersbank zu SBS Security auch noch einen Direktalarm zur Polizei gibt. Dieser wird 17 Minuten nach einer Warnung, bzw. 2 Minuten nach einem internen Alarm anspringen, wenn niemand im Wachraum dafür abgestellt wird, um diese Alarme wieder zu annullieren. Am bedrohlichsten ist die Unwissenheit der Agenten über die Warnvorrichtung im Direktorenzimmer, wenn mehr als ein Schließfachschlüssel entwendet wird und über den Bewegungsmelder in der Stahlkammer selbst.
Je nachdem wie die Sache läuft, müssen sich die Agenten noch mit Keith Lawson und Massimo Florin auseinandersetzen. Lawson ist in Wahrheit ein geheimer Edom Agent, der den Inhalt des Philby Schließfachs gern selbst in die Hände bekommen würde, Florin ist in Wahrheit ein Informant der Lisky Bratva und wird weitergeben, wenn sich die Agenten irgendwohin absetzen.
Über die „zusätzlichen Komplikationen“, die das Abenteuer vorschlägt, falls alles noch zu einfach sein sollte, muss ich nochmal in Ruhe nachdenken.
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