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[Night`s Black Agents] The Zalozhniy Quartet
angband:
Hört sich gut an. Ich erinnere mich noch daran, dass Transnistrien sich damals irgendwie "falsch" anfühlte. Zu railroady, zu irrelevant. Warum in Transnistrien Fußballer vergiften und nicht möglichst schnell weiter? Wie ist das bei euch?
In meiner Runde ging es auch weiter. Wir haben einen neuen Spieler, also 5 SC jetzt. Das ist für eine Online-Rollenspielrunde fast schon etwas viel - aber natürlich ein Luxusproblem.
NBA Zalozhniy Quartet Session 3
Für diesen ZQ versuch hatte ich mir ja mehr Offenheit und Flexibilität vorgenommen. Start in Wien. Am WestBahnhof holt man sich den Inhalt des Schließfachs. Ich hatte beschlossen, keinen Überfall zu Beginn stattfinden zu lassen. Anruf durch Dorjiev, auf dessen Angebot die SC zum Schein eingehen. Dieser erwähnt Shevlenko der Informationen über eine Superwaffe habe, an die die "Meister" rankommen wollen.
Dann öffnet sich das Szenario sehr stark. An Tag 1 der Konferenz besorgen sich die Agenten Infos zu Shevlenko mittels history (Philby connection) und research (Zeitplan). Als guter Zeitpunkt wurde der Empfang im Hotel Europa ausgewählt, zu dem man sich schnell Einladungen fälschte bzw sich auf die Personalliste setzte (hacking). Nachmittags beobachtete man die Lisky Bratva vor Ort (Straßenwissen, Fotografie) und fand Infos über deren Aktivitäten in Wien heraus, Stefan Werner, Rachov als vielleicht-vampir , Prostitution, etc. Beim Empfang abends fand man mittels flirting einige ungestörte Minuten mit Shevlenko, mit dem man einen Termin für den nächsten Tag vereinbarte. Später dann die Episode um die CIA Extraktion. Zwei SC waren draußen und live dabei und erkannten die Extraktion als solche (tradecraft) und hielten sich zurück. Auftritt Thonradel, den man bisher an der Seite Rachovs ignoriert hatte, und vier Tote CIA Leute. Die zwei SC nehmen ihr beine in die Hand. Thonradel im Van wird verfolgt, aber mit Abstand, und man beobachtet wie sich der Vampir in Nebelform verdünnisiert, kurz bevor der Van in die Donau stürzt.
Kommentar hierzu später.
Chiarina:
Ich hatte mit Transnistrien zwei Vorteile: Erstens sind die Charaktere bei ihrer Flucht aus Odessa sowieso schon ganz in der Nähe aufgeschlagen, zweitens musste ich einen neuen Charakter einführen, dessen Anfangsmotivation der Spieler und ich dann eben so gestaltet haben, dass sie ihn in Richtung Tiraspol führt. Wenn du dann noch die ukrainische Militsiya moldawische Pensionen nach den Flüchtenden abklappern lässt und ihnen die Information zukommen lässt, dass die kriminelle Regierung Transnistriens auf ihre Unabhängigkeit bedacht ist und sich bisher heftig dagegen gewehrt hat, dass sich dort Mafiaorganisationen wie die Lisky Bratva festsetzen, dann wird Tiraspol plötzlich zur Stadt, zu der alle hin wollen. Railroady? Nicht so wichtig, finde ich, solange es als Ganzes betrachtet plausibel bleibt.
Diese Fußballerstory ist relativ irrelevant, das ist schon richtig. Als ich den Agenten aber angedeutet habe, dass es sich dabei nur um einen Test handeln könte, bei dem Mr. Happy sehen will, wie diskret die Agenten solche Aufträge ausführen können, und im Falle eines Erfolgs möglicherweise noch interessantere Jobs zu vergeben hat, waren die Spieler doch ziemlich einverstanden. Der dickere Auftrag kam dann in Form der beiden Lisky Bratva Con Men, die auch Mr. Happy getäuscht haben. Dieser Handlungsstrang war ziemlich frei entwickelt und war ein guter Abschluss für den Abend.
Letztlich hat der kleine Zwischenstopp Transnistrien gezeigt, dass die Lisky Bratva ziemlich aggressiv auf Expansion ihres Einflussgebietes aus ist und die Agenten noch immer im Visier hat.
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Was du über euer "Out of the house of ashes" schreibst, kommt mir eigentlich ziemlich nah am Abenteuertext vor. Du hast schon Recht: das Abenteuer ist an sich offener gehalten, ein bisschen anders als der Roadmovie "The Zalozhniy Sanction". Aber du hast immerhin einen Teil der Recherche drin gehabt und die CIA Extraktion ist nach Plan verlaufen. Ich denke, du kannst einfach weitermachen, wie vorgesehen, oder? (An einer Stelle im Abenteuer steht übrigens, dass Wien zwar für die Unterwelt eine neutrale Zone sei, dass aber nichts dagegen spreche, wenn die Lisky Bratva die dortige Polizei schmiert. So ganz in Sicherheit vor der Lisky Bratva dürften sich die Agenten auch in Wien nicht fühlen.)
Schön, dass es hier so´n kleinen Austausch mit dir gibt!
angband:
--- Zitat von: Chiarina am 12.02.2017 | 13:21 ---Was du über euer "Out of the house of ashes" schreibst, kommt mir eigentlich ziemlich nah am Abenteuertext vor. Du hast schon Recht: das Abenteuer ist an sich offener gehalten, ein bisschen anders als der Roadmovie "The Zalozhniy Sanction". Aber du hast immerhin einen Teil der Recherche drin gehabt und die CIA Extraktion ist nach Plan verlaufen. Ich denke, du kannst einfach weitermachen, wie vorgesehen, oder? (An einer Stelle im Abenteuer steht übrigens, dass Wien zwar für die Unterwelt eine neutrale Zone sei, dass aber nichts dagegen spreche, wenn die Lisky Bratva die dortige Polizei schmiert. So ganz in Sicherheit vor der Lisky Bratva dürften sich die Agenten auch in Wien nicht fühlen.)
Schön, dass es hier so´n kleinen Austausch mit dir gibt!
--- Ende Zitat ---
Das finde ich auch :)
Out of the House of Ashes:
Das Szenario ist im Grunde eine große Relationship-Map mit Zeitvorgaben (Tag 1 bis 4 der Handelskonferenz). Es kann also praktisch nicht schiefgehen und man kann als SL auf die Aktionen der Spieler reagieren und die Gegenspieler und sonstigen Parteien entsprechen agieren lassen. Bei mir haben die SC recht wenig Ermittlungs-Initiative gezeigt, dementsprechend unvorbereitet war man abends auf dem Empfang ("Was zum Teufel will die CIA hier?"). Nachdem Tag 1 jetzt rum ist, werden die SC das Pferd sozusagen von hinten aufzäumen müssen, was etwas unbefriedigend, aber letztlich selbst verschuldet ist. Der Szenariotext gibt auch eine solche Entwicklung her.
Beobachtungen zu Pacing/Atmosphäre etc.:
* Pacing. Leider stimmte dies in Session 3 bei uns nicht mehr wirklich. Die Spieler waren ja begeistert vom Spielfluss des Systems in Session 1+2. Die rasante Jagd durch Osteuropa konnte sehr schnell und flüssig dargestellt werden. Session 3 ging langsam los, es mussten eine Menge Informationen verdaut werden: Dorjievs Angebot; irgendwelche "Meister" im Hintergrund; Handelskonferenz in Wien; Shevlenko; Lisky Bratva in Wien; Rachov; Stefan Werner. Es ist zwingend notwendig, dass all diese Infos auftauchen. Die Gefahr ist, dass sich die Gruppe in Spekulationen verliert, die im Grunde keine Erkenntnisse bringen.
* Recherchen und Investigative Fertigkeiten. Am Ende der Session äußerten einige Spieler, dass sie nicht so gerne Rechercheszenen haben würden (wir hatten vorher Cthulhu gespielt, vielleicht haben sie erstmal genug davon). Ich habe mir in den letzten Tage hierzu Gedanken gemacht. Eine Grundschwierigkeit bei Gumshoe/NBA ist, das Verhältnis zwischen Punkt-Ausgaben in IA und Recherche-Erkenntnissen zu wahren. Oder so: inwieweit gibt die SL den Spielern Infos, wenn sie Punkte ausgeben einfach so und inwieweit wird "rollenspielerische Initiative", also ausgespielte Szenen notwendig. Ich habe vor, meinen Spieler vorzuschlagen in Zukunft mehr auf erstere Möglichkeit zu gehen, ganz besonders, wenn verfolgte Spuren nicht zentral sind.
* Zwiespalt Planung/OT-Diskussion und Intime. Dieses Problem gibt es wahrscheinlich bei vielen Rollenspielen. Man kann teilweise nicht genau erkennen, was intime ist und was nicht. Oft kam es zu Diskussionen und Spekulationen über die Natur der Gegner oder deren Pläne oder über eigene Pläne.
Mal sehen, ich werde das beim nächsten mal ansprechen und vorschlagen, generell noch mehr auf die Tube zu drücken, schließlich gibt es ja entsprechende Fertigkeiten (Preparedness) und auch die Recherchearbeit zu straffen. Ich habe im Auge, "szenenartige" Rückblicke zu machen, wenn Spieler Punkte für Recherchen ausgeben, sodass nicht so viel aktiv ausgespielt wird... hmm ich finde es schwierig die Problematik hier zu erläutern, so richtig meinen Finger auf das legen, was mich stört, kann ich irgendwie noch nicht.
Chiarina:
Zumindest zu Punkt 2 kann ich auch noch etwas sagen:
Im Prinzip können die Rechercheszenen ja im Nu abgehandelt werden: Spieler setzt passende Fertigkeit ein > Direktor gibt Information heraus. Das ist die schnellstmögliche Gangart und da ja Investigation automatisch gelingt, gibt´s auch keinen spielmechanischen Grund dafür, irgendetwas auszuspielen. Manchmal gibt´s allerdings Szenen, die ich dann doch gern ein bisschen detaillierter habe: Wenn ein Agent Flirten einsetzt um aus der Journalistin ein paar Informationen herauszubekommen, dann lasse ich das Gespräch in der Regel auch ganz gern ausspielen, weil so erst richtig klar wird, was der Agent überhaupt wissen will. Und dann gibt´s natürlich auch immer investigative Aktionen, zu denen irgendwer gleich ein Bild im Kopf hat, das vielleicht ganz attraktiv ist. Das wird dann bei uns am Tisch auch ganz gern ausgesprochen und gegebenenfalls ein bisschen weiterentwickelt. Ansonsten finde ich das, was da bei Night´s Black Agents abgeht, im Verhältnis zu meinen anderen Rollenspielrunden schon ziemlich rasant. Ich zumindest muss nicht noch zusätzlich auf´s Gaspedal treten.
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig finde ich die Situation, wenn ein Spieler Punkte ausgeben will, aber es gibt gar nichts Relevantes mehr zu entdecken. Den Satz: "Lass mal stecken, du kannst hier nichts mehr herausfinden" versuche ich in anderen Rollenspielen normalerweise zu vermeiden. Bei Night´s Black Agents fand ich´s manchmal doch angebracht. Schließlich kommen die Punkte nicht so schnell wieder.
Und dann habe ich manchmal noch ein paar Probleme damit, wenn es etwas zu entdecken gibt, die Agenten besitzen die entsprechende Fertigkeit, der Spieler sagt aber nicht an, dass er sie einsetzt. Sollte ich jetzt als Spielleiter einen Hinweis geben, dass es da etwas zu entdecken gibt? Wenn dann der Spieler sagt: "Ahso, ja, dann setze ich die Fertigkeit ein!", dann gelingt die auch noch automatisch, das heißt, ich als Spielleiter erzähle den Teil der Geschichte fast ohne Zutun der Spieler. Wenn ich dann aber nichts sage und stur darauf warte, ob Fertigkeiten eingesetzt werden, dann fehlen entweder Informationen oder es kommt mittelfristig zum "Fertigkeiten-Abklappern" (eine nach der anderen wird durchprobiert um ja nichts zu verpassen). Das gilt es natürlich zu vermeiden. Im Moment entscheide ich in diesen Situationen völlig aus dem Bauch heraus mal so und mal so. Ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet mir das aber schon.
angband:
--- Zitat von: Chiarina am 12.02.2017 | 17:02 ---Zumindest zu Punkt 2 kann ich auch noch etwas sagen:
Im Prinzip können die Rechercheszenen ja im Nu abgehandelt werden: Spieler setzt passende Fertigkeit ein > Direktor gibt Information heraus. Das ist die schnellstmögliche Gangart und da ja Investigation automatisch gelingt, gibt´s auch keinen spielmechanischen Grund dafür, irgendetwas auszuspielen. Manchmal gibt´s allerdings Szenen, die ich dann doch gern ein bisschen detaillierter habe: Wenn ein Agent Flirten einsetzt um aus der Journalistin ein paar Informationen herauszubekommen, dann lasse ich das Gespräch in der Regel auch ganz gern ausspielen, weil so erst richtig klar wird, was der Agent überhaupt wissen will. Und dann gibt´s natürlich auch immer investigative Aktionen, zu denen irgendwer gleich ein Bild im Kopf hat, das vielleicht ganz attraktiv ist. Das wird dann bei uns am Tisch auch ganz gern ausgesprochen und gegebenenfalls ein bisschen weiterentwickelt. Ansonsten finde ich das, was da bei Night´s Black Agents abgeht, im Verhältnis zu meinen anderen Rollenspielrunden schon ziemlich rasant. Ich zumindest muss nicht noch zusätzlich auf´s Gaspedal treten.
--- Ende Zitat ---
So ähnliche handhabe ich das derzeit auch. Es wird eben mal mehr und mal weniger viel ausgespielt. Ich denke ich werde einfach mit der Gruppe darüber quatschen beim nächsten mal.
--- Zitat ---Ein bisschen gewöhnungsbedürftig finde ich die Situation, wenn ein Spieler Punkte ausgeben will, aber es gibt gar nichts Relevantes mehr zu entdecken. Den Satz: "Lass mal stecken, du kannst hier nichts mehr herausfinden" versuche ich in anderen Rollenspielen normalerweise zu vermeiden. Bei Night´s Black Agents fand ich´s manchmal doch angebracht. Schließlich kommen die Punkte nicht so schnell wieder.
--- Ende Zitat ---
Wenn so etwas passiert, versuche ich es hinzukriegen, dass trotzdem noch neue Erkenntnisse rausspringen. Wenn man es improvisieren kann, schiebe ich Infos von anderen Stellen der Kampagne dann dahin.
--- Zitat ---Und dann habe ich manchmal noch ein paar Probleme damit, wenn es etwas zu entdecken gibt, die Agenten besitzen die entsprechende Fertigkeit, der Spieler sagt aber nicht an, dass er sie einsetzt. Sollte ich jetzt als Spielleiter einen Hinweis geben, dass es da etwas zu entdecken gibt? Wenn dann der Spieler sagt: "Ahso, ja, dann setze ich die Fertigkeit ein!", dann gelingt die auch noch automatisch, das heißt, ich als Spielleiter erzähle den Teil der Geschichte fast ohne Zutun der Spieler. Wenn ich dann aber nichts sage und stur darauf warte, ob Fertigkeiten eingesetzt werden, dann fehlen entweder Informationen oder es kommt mittelfristig zum "Fertigkeiten-Abklappern" (eine nach der anderen wird durchprobiert um ja nichts zu verpassen). Das gilt es natürlich zu vermeiden. Im Moment entscheide ich in diesen Situationen völlig aus dem Bauch heraus mal so und mal so. Ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet mir das aber schon.
--- Ende Zitat ---
Dieses Problem habe ich auch. Und ich glaube, da gibt es keine allgemeingültige Regel. Ab und und an biete ich den Spielern Zusatzinfos gegen Punktausgabe an. Beispiel: die Agenten kundschaften das HQ der Lisky Bratva in Wien aus und bemerken die Leute die dort ein- und ausgehen. Ich sage "Für 1 Punkt Fotografie gäbe es nähere Informationen". Als es um Hintergrundwissen zu Shevlenko ging, habe ich kurz nachgeschaut, welcher SC History als Fertigkeit hatte, und habe diesem dann die Core Clue-Hinweise einfach so gegeben ("Du weißt, dass....").
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