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[PF] katastrophaler Encounterdesign Paizos

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afbeer:

--- Zitat von: Wasum am 16.12.2013 | 13:34 ---... sxhwaches Design auf mangelnde Kreativität seitens des Autors zurückzuführen ist, aber das ist ja kein pathfinderspezifisches Problem.
... Irgendwo ist das natürlich ein Schwachpunkt von jedem System, das Charaktere so stark an Macht gewinnen lassen kann, dass eine solche Potentialdifferenz gleichstufiger Gruppen (...) möglich ist.
Möchte man für ein D&D 3+ System APs herausgeben, die Charaktere von niedrigen Stufen bis hin zu ihrem Showdown hin auf Ahlbgottniveau auf Stufe. 16+ begleiten, so muss man notwendigerweise in Kauf nehmen, dass die zugehörigen Encounter nur für einen Bruchteil der Schar von Gruppen auf der Stufe so funktionieren, wie man sich das ausmalt.

Dennoch gibt es auch konkret beim Design der Encounter Möglichkeiten das alles besser zu machen, als Paizo und Co dies manchmal tun. ... Ein gutes Beispiel ist dabei der Endkampf vom dritten Band des Kingmaker-APs:

Vordakai, ein dicker Lich, der vor tausenden von Jahren noch viel dicker war, erwacht aus seinem Schlaf um ein paar Stadtgründern aus dem Westen als schwieriger Encounter und leckere XP-Quelle zu dienen. Vordakai ist eine CR13 Begegnung für eine APL 9 Gruppe und entsprechend mächtig wird er im AP beschrieben. Er ist laut Band sogar zu arrogant, um defensiv zu zaubern.
Dieser mal eben erwachte Lich hat eigentlich nur eine starke Fähigkeit - einen Touch-Angriff, der gegen einen heftigen RW permanent paralysiert. ...

Ich denke, dass genau diese Kämpfe in Paizo-APs oft zu Frust führen können. Der Kampf ist selten wirklich spannend und bietet auch nicht sonderlich viel Raum für Taktik.

--- Ende Zitat ---

Danke für die Ausführungen, dann ist nicht das Koboldencounter im Rettich"feld" langweilig.
Der Bosskampf ist es, weil er dem Anspruch eines Bosskampfes als Glaskanone nicht gerecht wird. Er soll auch ein Bosskampf für alle Varietäten von vier Charaktergruppen in der ganzen Breite ihrer Effizienz darstellen. Und dies kann er einfach nicht leisten.

Das katastrophaler Encounterdesign ist nicht abhängig vom Publisher oder Regelsystem.

Der DM gleicht solches Encounterdesign vor der Spielsitzung aus!

Feuersänger:
Das Problem mit 3.X-Encountern im Allgemeinen ist -- also jedenfalls ab mittleren Stufen -- dass sie oft so "Alles oder Nichts" sind. Wasums Beispiel ist exemplarisch:
- SCs immun gegen Lähmung: Lich hat verschissen // SCs nicht immun: SCs haben verschissen wg absurd hohem DC.
- SCs haben stumpfe magische Waffen: Lich hat verschissen // wenn nicht: SCs haben verschissen, weil nicht viel durch die DR durchkommen wird. Gerade Dex-Fighter verlassen sich da ja oft und gerne auf Stichwaffen.

Dann kommt da halt eben noch hinzu, dass 3.X-Kampf extrem von der Action Economy abhängt. Und 4 SCs haben nunmal zusammen 4x mehr Aktionen als ein NSC.

3.5 und PF unterscheiden sich da nur in Nebenfächern; z.B. haben PF-Gegner deutlich mehr Trefferpunkte, gleichzeitig die SCs niedrigeres Schadenspotential. Das fängt schon bei CR1/2 an, wo ein Hobgoblin hüben 6 und drüben 17 HP hat. Ist aber imo nur rumdoktern an Symptomen.

Moral: Für fordernde Kämpfe braucht man Gegner_gruppen_. Also etwa so viele Gegner wie SCs, damit sich auch die Aktionen ungefähr die Waage halten. Aber: die sollten dann ein genaues Schema haben, wie sie ihre Aktionen verwenden, sonst wird man als SL blöd dabei.

Feuersänger:
Aus der OT-Diskussion im Thread zu meinem neuen Kingmaker-Char heraus hatte ich die Idee, mal stichprobenartig ein paar Encounter in Paizo-APs daraufhin unter die Lupe zu nehmen, wie leicht oder schwer sie Gruppen unter welchen Voraussetzungen fallen würden. Insbesondere Encounter mit einem CR über dem aktuellen Partylevel.

Als Anschauungsobjekt nehme ich erstmal die Bände 2 und 3 von Serpent Skull her, weil dieser AP so schlechte Kritiken bekommen hat, dass ich ihn ganz bestimmt nicht spielen werde, und mir somit auch nichts verspoilere.

Dabei gehe ich vom Start weg davon aus, dass die Encounter für eine eingespielte, gut koordinierte und erfahrene Gruppe sowieso kaum je ein Problem sein werden. Ich versuche daher, das ganze eher in Bezug auf Casual Gamers zu betrachten. (Dies mit dem Hintergrund, dass die meisten Mitspieler meiner Kingmaker-Runde ebensolche sind, und ich da erstmal miterlebt habe, _wie_ unkoordiniert man rumstolpern kann.)
Darum gehe ich nicht von optimierten Parties aus, sondern versuche zu identifizieren, welche Klassen besonders geeignet oder ungeeignet wären.

Also fangen wir mal an mit Serpent Skull, Band 2.
Der erste für mich auffällig Encounter ist "O", die Party sollte hier auf Stufe 5 sein. Die Begegnung besteht aus zwei Teilen:

1. ein bessessener Dire Ape, der die Gruppe ohne Vorwarnung angreift. CR3, niedrige AC, relativ hoher Angriffsbonus aber geringer Schaden. Fängt an mit Fear (DC18) als SLA, danach nur noch physische Angriffe.
Fear ist ein Save-or-Suck; wer den DC18 nicht schafft, verfällt in Panik, lässt alles fallen und läuft weg.
Hier dürfte höchstens ein Kleriker eine >50% Chance haben den Save zu packen. Paladine wären natürlich fein raus. Hat man keinen Pala dabei, gibt es eine große Chance, dass ca 3/4 der SCs (oder gar alle) wie aufgescheuchte Hühner davonlaufen, während der dämonische Affe sich ihnen in den Weg teleportieren kann.
Das ist aber eigentlich alles nicht so tragisch. Vielleicht zieht der Affe ein paar HP ab, aber spätestens wenn der Furcheffekt abgelaufen ist, sollte er schnell fallen. Aber dann geht es erst richtig los:

2. Es erhebt sich ein Shadow Demon. Eckdaten: CR7, Incorporeal, DR10/Cold Iron or Good; Immunitäten und Resis gegen fast alle Energien (außer Sonic). Wenn nicht bereits vorher im AP eine magische Cold Iron-Waffe geseedet worden ist, wird hier kaum ein SC die Möglichkeit haben, die DR zu durchbrechen. Für einen Paladin wäre es ein Field Day, vorausgesetzt er hat seinen einzigen Smite nicht schon auf den Affen verpulvert (außer der SL gesteht zu, dass Affe und Dämon dasselbe Wesen sind und der Smite darum aktiv bleibt).
Wenn ansonsten nicht _genau_ die richtigen Zauber zur Verfügung stehen (Prot from Evil, Align Weapon), werden hier so ziemlich alle physischen oder magischen Angriffe wirkungslos verpuffen. Vielleicht ist ein Ranger dabei, der mit einer magischen Waffe* ~20 Schaden brutto macht -- durch Incorporeal wird das halbiert, und die restlichen 10 Punkte bleiben komplett in der DR hängen.
Der Dämon seinerseits kann pouncen (bei guten Angriffs- und Schadenswerten) und beherrscht Shadow Conjuration _und_ Magic Jar(!) DC19, was als Grad 5 Zauber weit jenseits der Kapazitäten der SCs ist. Er hat sogar eine 50% Chance, einen zweiten Dämon seiner Sorte herbeizurufen, wo dann endgültig Feierabend sein dürfte.

--> Hier kann eine Menge schiefgehen. Alleine das Magic Jar kann hier zu einem TPK führen, wenn die SCs nicht koordiniert handeln und die richtigen Zauber einsetzen. Mich schaudert bei dem Gedanken daran, was dieser Dämon mit unserer KM-Gruppe anstellen würde.

Für viele Gruppen könnte hier die einzige Rettung sein, sich hastewaskannste aus dem düsteren Dschungel auf eine sonnige Lichtung zurückzuziehen. _Wenn_ es eine Lichtung gibt _und_ die Sonne scheint _und_ die Spieler auf die Idee kommen, dass so ein Schattenwesen kein Sonnenlicht vertragen kann.

Insult to Injury: als Loot gibt es nur Ausrüstung, die für die SCs längst nicht mehr interessant sein dürfte.

*) Ich habe nicht überprüft, was in dem AP bis dahin so dropt, aber wenn er ähnlich knauserig ist wie Skull&Shackles, dürfte der Großteil der Gruppe noch gar keine magische Waffe haben und somit absolut keine Möglichkeit, den Dämon zu verletzen.

Natürlich kann man sich jetzt, bequem daheim am Schreibtisch, hinsetzen und sich die Werte des Shadow Demon anschauen und austüfteln, wie man ihn besiegen könnte. Aber für die durchschnittliche Stufe 5 Gruppe aus Gelegenheitsspielern kann hier sehr schnell Ende der Fahnenstange sein, bzw nur noch abwendbar durch DM-Ex-Machina ("Da plötzlich kommt die Sonne raus...").
Da habe ich wohl gleich auf Anhieb ein Beispiel für katastrophales Encounterdesign gefunden...

Infernal Teddy:
Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber - ihr geht davon aus das man die XP fürs monster töten bekommt, oder?

Schwertwal:
Man bekommt glaube ich ein Item vorher im AP, mit dem man den Dämon unschädlich machen kann.

Ansonsten ja, das Vieh zerfetzt eine durchschnittliche Stufe 5 Gruppe.

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