Mal so angeregt ... oder nachgefragt:
Versuchen wir uns gerade daran, den Begriff des "modernen Rollenspiels" mit Inhalt zu füllen? Oder haben wir bisher vermieden, für "modern" eine passende Definition zu finden, unter die wie alte wie neue Rollenspiele zu subsumieren versuchen?
Zweite Frage:
Es klang indirekt an, dass möglicherweise der wirtschaftliche Erfolg (mit?) ausschlaggebend dafür sein könnte, ob ein Spielsystem als "modern" eingestuft werden kann. Führt das dann dazu, dass die F2P-Rollenspiele (free to play; kostenfrei zum Download bereitgestellte Spielsysteme wie Destiny Dungeon oder andere) aus dieser Diskussion ausgeblendet werden müssten, da deren "wirtschaftlicher" Erfolg nur bedingt messbar ist? Oder meint "wirtschaftlicher Erfolg" die Verbreitung und Akzeptanz eines Spielsystems in der Rollenspielcommunity?
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On topic:
Call of Cthulhu ist nach meiner Wahrnehmung häufig genug totgesagt worden, um dann, als die Sterne doch noch richtig standen, wieder wie Cthulhu aus R'lyeh aufzuerstehen. Das Spielsystem hat sich seit der ersten Edition nur sehr geringfügig verändert; gleichwohl erfreut es sich nach wie einer gewissen Beliebtheit unter alten wie neuen RollenspielerInnen. Ist es "modern"? Wohl nicht. Wurde es "moderner", indem das Cthulhu Thema auf andere Spielregelsysteme wie z.B. D20 aufgesattelt worden ist bzw. daraus Spin-Offs wie Cthulhutech abgeleitet worden sind? Oder sind diese "neuen" Ausprägungen selbständig als "modern" einzustufen?
DSA und D&D und Shadowrun und Traveller und Earthdawn und *würg* World of Darkness Schrott würde ich als durch alle Rollenspielzeitalter durchweg erfolgreiche und weit verbreitete Rollenspielsysteme bezeichnen; für einige von ihnen (D&D, Shadowrun, DSA?) gab es dabei durchaus sehr weitreichende Veränderungen in den Regelsystemen. Sind diese "neuen" Edition 'nur deshalb' modern?
Daran anknüpfend: Pfadfinder ist nun wahrlich kein Meilenstein, da es seinem Wesen nach lediglich fortsetzt, was mit D&D 3.0 bereits eröffnet wurde. Böszüngig könnte man behaupten, dass Pfadfinder insbesondere die gelungene und spielbare Errata zu D&D 3.0/3.5 darstellt; weniger böszüngig kann man wohl aber die Meinung vertreten, dass es eine konsequente Weiterentwicklung von D&D 3.0/3.5 darstellt, ohne sich von den Kernprinzipien verabschiedet zu haben. Pfadfinder erfreut sich großer Beliebtheit und kann mit Fug und Recht als auch ökonomisch erfolgreiches Spielsystem betrachtet werden. Ist es modern? Absolut nicht. Oder doch?`Wenn ja, warum?
Und wie steht es um GURPS - auch in zahlreichen Auflagen verfügbar; und es gibt kaum ein Thema, das nicht als GURPS Erweiterungsband erschienen ist. Uraltes System. Die Innovationskraft bezieht es ausschließlich darüber, dass es die Besonderheiten anderer Rollenspielthemen in GURPS "übersetzt". Wie verhält sich das zur "Modernität" von Rollenspielen?
Die von mir hier aufgeworfenen Fragen umfassen weit verbreitete und enorm etablierte Spielsysteme und Spielthemen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Dass ich Fudge, Fate und Co. nicht aufgenommen habe, hängt vor allem davon ab, dass ich mich in diesen einerseits kaum auskenne, ich zum anderen aber auch meine, dass sie eine vergleichsweise junge Entwicklungsgeschichte haben. Sind sie "deshalb" modern? Ohne Frage sind auch sie zum Teil weit verbreitet.
Und anknüpfend an die Frage Nummer 2 aus dem ersten Teil dieses Postings: Was ist mit diesen ganzen kleinen Stilblüten des Rollenspiels, die sehr spezielle Themen, eigenwillige Regelsysteme oder beides enthalten bzw. aus dem Bereich des Indie hervorgehen. Wie verhalten die sich zu "modern"?
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Mein Versuch, solche und andere Fragen mit Blick auf "modern" zu beantworten, fällt mir enorm schwer, weil ich nicht weiß, was "modern" bedeuten soll.
AO