Oder anders gesagt: Auch wenn wir sagen dass Böse ist subjektiv bedeutet dies ja noch nicht, dass wir keine Abenteuerideen für böse Charaktere basteln können.
Der Satz widerspricht sich selbst, weil Du mit der zweiten Hälfte behauptest, es gäbe objektiv "böse Charaktere", während Du zuerst zugibst, dass die Kategorien von gut und böse subjektiv bzw., wie ich sagen würde, kulturell eingebunden sind.
Im asiatischen Raum ist das "Böse" eher eine Störung der inneren Harmonie, die wie eine Krankheit auch zu kurieren ist. Japanische Mythen enden oft nicht in Metzeleien, wo die bösen Kräfte bestraft werden, sondern mit Verhandlungen.
Wir sind, vermute ich, eher christlich und von der Aufklärung her geprägt. Bei der Gary-Gygax-Definition schlägt das deutlich durch: Das Böse sind dann Leute, die Dämonen beschwören, oder die andere Menschen als Mittel, und nicht als Zweck gebrauchen.
Ein keltischer Berserker lässt sich vom Riastrad in eine fleischgewordene Vernichtungsorgie verzerren und ist dennoch "der Held". Ein in seine Monologe verliebter Atomwissenschaftler kann Millionen Menschen opfern wollen, um eine bessere Welt ohne Leid und Krieg hervorzubringen.
Ich finde es viel besser, zu sagen: "Lass uns Mafiosi spielen!" oder "Lass uns Maho-Paktierer spielen!" anstatt sehr vage vom "Bösen" zu reden, das je nach Kampagnenwelt anders verstanden und anders gespielt werden muss.
Will man Hannibal Lecter? Ernst Stavro Blofeld? Malefiz? Victor Hugenay? Carnage? Darth Prothesenfresse?
Nach meiner Erfahrung verbirgt sich hinter dem Wunsch, endlich mal "die Bösen" zu spielen, etwas, was dann oft in Gewaltexzessen und PvP-Manövern ausgelebt wird. Und
darauf habe ich weder als Spieler noch als Spielleiter Lust.
Das ursprüngliche Gesinnungstrio ist ja 'chaotisch' - 'neutral' - 'rechtschaffen'. Das gefällt mir viel besser.
So gibt's das ja auch noch bei Warhammer, wenngleich sowohl die Kräfte der Ordnung als auch die des Chaos in ihren jeweiligen Extremen menschenfeindlich sind. Aber die Menschen sind ja auch selber menschenfeindlich, insofern ...