Stimmt. Und das bekommt dann ironische Distanz. Wenn sich Leute selber als Böse bezeichnen ist es ne Komödie.
Genau, eine Parodie wie bei Dungeon Keeper und Overlord. Wobei ich, wie gesagt, es bei beiden Spielen schade fand, dass man im Prinzip dasselbe spielte wie immer, nur mit einem anderen Anstrich versehen.
Ich war seinerzeit ziemlich dankbar als bei D&D die Gesinnung "unaligned" eingeführt wurde für Leute die sich keiner Gesinnung zugehörig fühlten, einfach weil es viel besser ist als diese einfach für "neutral" zu erklären im Sinne einer um Ausgleich bemühten Gesinnung.
Ist es nicht irgendwie merkwürdig, ein Gesinnungssystem einzuführen, nur um festzustellen, dass die Mehrheit der Leutchen gar keine Gesinnung
hat? Meiner Meinung nach erfüllt das Gesinnungssystem in der 4E keinen Zweck mehr, nachdem man festgestellt hatte, dass das alte psychologisch keinen Sinn ergab.
Für meinen Geschmack hätten sie es dann auch gleich einmotten können und mit Motivationen bzw. Instinkten arbeiten können.
Ihr Zweck ist es den Zugang zu einzelnen Abenteuern zu erleichtern.
Also in D&D hat mir das Gesinnungssystem diesbezüglich noch nie geholfen. Ich kenne die Kaufabenteuer nur so, dass sie sich an eine grundsätzlich "gute" Gruppe richten, und wer nicht ganz hineinpasst, wird eben mitgezogen. Und wenn man die Abenteuer für seine Gruppe selber gestaltet, hat man eh viel feinere Mittel, die Aufgaben auf die Charaktere auszurichten.
Das klassische Gesinnungssystem mit den neun Kategorien erfüllt auf verschiedenen Ebenen ganz verschiedene Aufgaben, nur erfüllt es sie leider je nachdem ziemlich unterschiedlich gut.
Zum einen sagt Dir die Gesinnung, welche Zauber jetzt gerade wirken. Also ob man einen Tana'Ri durch Schutz vor Bösem abhalten kann. Das gilt teilweise auch für Ausrüstung, die man tragen kann, oder den Zugriff auf andere Ressourcen oder eventuelle Verbündete.
Sie sagt Dir unter Umständen auch, welche Klassen Du wählen kannst. Leider gibt sie dem SL auch ein Mittel an die Hand, Dir die Zauber dieser Klasse wieder wegzunehmen, wenn Du nicht artig gewesen bist.
Auf einer ganz anderen Ebene kannst Du Dir Quirks für Deinen Charakter ausdenken. Oder ein bisschen Streit zwischen dem rechtschaffenen Zwerg und der chaotischen Elfe anzetteln. Das ist oft sehr lustig und eines der besten Elemente des Gesinnungssystems.
Anhand der Gesinnungen hast Du auch oft einen guten Grund, jemanden zu killen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Orks sind böse, also sind die der Feind, also kann man auch ein ganzes Dorf niedermetzeln.
Wo es komplett versagt, ist darin, die sowohl überaus komplexen wie oft auch völlig banalen Gründe für menschliches Verhalten einzusortieren. Also alles, was ins Psychologische geht, zu "beschreiben". Besonders schlimm finde ich es, wenn ganze Gesellschaften unter so ein Logo gepresst werden. Ein rechtschaffen böser Staat mit einem rechtschaffen bösen Rentensystem.
Was diese Punkte angeht, ist es meiner Meinung nach besser, wenn man da gar nicht zu diskutieren anfängt; leider verlockt das System irgendwie dazu, es an dieser Stelle besonders ernst zu nehmen (und ich persönlich kann nur davor warnen!).