Rollenspiel ist mehr als die Summe seiner Teile [...]
Danke, das hätte ich vielleicht zu meiner Bemerkung mit der Mixtur dazuschreiben müssen. Auch wenn ich gegenüber großen Erwartungen sehr skeptisch bin, bin ich trotzdem immer noch der Annahme, dass die Summe der Teile, die PnP-RSP ausmachen, etwas Eigenes herausbildet, das eine besondere Faszination hat, obwohl jedes einzelne Teil für sich gesehen mittelprächtig bis schwach ist.
Mal am Gesellschaftsspiel-Beispiel: Ein gutes Gesellschaftsspiel (= eins, das mir gefällt als Kriterium für
gut) erzeugt beim Spielen in mir eine Spannung und Freude, die im Rollenspiel nur selten erreicht wird. Am nächsten kamen da noch ein paar Partien D&D4E, meine jetzige Pathfinder-Runde, gelegentlich Savage Worlds (in den niedrigen Leveln) und ganz früher Midgard 'ran. Und selbst davon löst selten jeder Kampf die Aufregung aus, die ich bei einigen Brettspielen empfinde (und ich bin nichtmal ein guter Taktiker). Wenn ich mir also vornehme, einen Kampf vorzubereiten, bei dem ich so schwitze und jubele, bange und fiebere wie bei Axis&Allies oder Warrior Knights, dann werde ich mit diesem Ziel scheitern. Aber dafür verzichte ich bei jedem Brettspiel - auch Descent -weitgehend auf die anderen Merkmale, die PnP-RSP bietet.
Rollenspiel als Mixtur? Ich würde behaupten, dass die Verantwortung, die man im Spiel für seine Charaktere, für die der Mitspieler und für die Spielwelt übernimmt eigentlich jedes Rollenspiel gegenüber den genannten Kategorien "spezialisiert" macht.
Wie oben gesagt, das mit der Mixtur mag falsch 'rüber gekommen sein, ich glaube durchaus, dass PnP-RSP eine ganz eigene Klasse für sich ist, die bloß erkennbar Elemente aus Geschichte/Erzählung, Schauspiel und Brettspiel in sich aufnimmt. Darüber hinaus mag es auch weitere Elemente geben, ich erhebe da keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die gemeinsame Verantwortung für die Erzählung (und die gemeinsame Teilhabe an ihr) ist wahrscheinlich beim RSP deutlich ausgeprägter als bei bspw. bei Filmen, Büchern, Serien, wo aber Fanfiction, Fanmail, Kritiken, Interpretationen usw. dem "Empfänger" durchaus auch einen gewissen Anteil an der Erzählung lassen.
Wenn z.b. jemand ausformuliert wie er z.b. bestimmte Nachforschungen tätigen will, dabei schöne Ideen hat und der SL sagt: würfel einfach, deine Pläne spielen aber keine Rolle, sondern nur das Würfelergebnis, dann reduziert das die Session.
Derjenige der das Ausformuliert, will das ja, sonst würde er einfach sagen: ich würfle auf Nachforschen, was bekomme ich raus?
Das sind Geschmacksfragen. Als Spieler (inkl. SL) will ich z.B. beides, Beschreiben und Würfeln in einem Vorgang. Beschreiben will ich wegen der Atmosphäre, wegen der Details, weil das Schauspiel ein wichtiger RSP-Aspekt ist und weil Beschreiben einfach unterhaltsam ist und hilft, die gemeinsame Vorstellung zu beleben. Aber Würfeln will ich wegen der Spannung, wegen der Unvorhersehbarkeit der Ergebnisse und weil mein Charakter nunmal Werte hat, die etwas über seine Stärken und Schwächen aussagen.