Mehr ein Rant als ein Kandidat auf den produktivsten Post der 2010er...
Meine Skype-Stammgruppe ist am Tiefstpunkt angekommen.
Unsere Viererbande hat schon mit diversesten Platformen experimentiert:
One Shot, Mini-Kampagne, Endlos Kampagne; Indie, High Rule/High Calorie/High Fantasy, Eigenbau, Spontanzock mit Bibliomantie als Würfel/Dramamaschine etc
Und kürzlich haben wir uns darauf festgelegt, nach Perioden wechselnder Meisterschaft mehr Stringenz ins SPiel zu bringen.
Das hiess: ein fester SL leitet eine längere Dragon Age Kampagne.
Jetzt ist DA so toll nicht, die Welt ist von der (unter der Last 1 Mio Klone quietschenden) Tolkienstange, die Biedermeier -Regeln irgendwo zwischen D&D und disfunktional.
Schwamm drüber, darauf kams uns nie an.
Nach einiger Zeit kristallisierte sich ein stimmiges Figurentrio raus, das bekannte Feeling einer Party kam langsam auf.
Aber aus unerfindlichen Gründen baut unser Spielleiter eine Schienenfahrt, dass die Subventionsmillionen vom Verkehrsministerium nur so sprudeln müssten.
Inhaltlich spielts im Blessed Age, also kurz vor den Computerspielen, und im Spiel wurde unvermittelt angekündigt, wir spielten alsbald mit unseren Kindern weiter - kein Problem so weit.
Hoppladiehopp sind wir Teil des Rebellenheeres, ziehen ohne echte Motivation mit, interagieren ohne echten Einfluss mit 30 NSCs und steigen ohne echten Verdienst bis zum Supergeneral auf.
Die Hintergrundstory ist 1:1 historische Blaupause.
Sozusagen die Mitte-80er Dragonlance Kampagne aber mit freier Charaktererstellung.
Was passieren soll passiert.
Exakt.
So.
Wär alles nicht so schlimm, schliesslich passiert das alles ausserhalb des Mikrokosmos der Spielfiguren...
Und hier fängt der Frust an:
Alles wird für uns bestimmt, vorgekaut und anschliessend kalt und blutleer serviert.
Wohin wir ziehen, was die 30 obercoolen NCSs alle treiben, die alle besser sind als wir, ob unsere befohlenen Quests von Erfolg gekrönt sind und der genaue Ablauf derer, wirklich ALLES.
Versuchen auszubrechen wird teils mit Irritation begegnet.
Die paar gefühlten Bälle, die man zugeworfen bekam, hauptsächlich Stimmungsspiel und NSC Wirrwarr, aus denen was kerniges basteln wollte werden mehr als Spielbremse behandelt.
Konkret sah das bei den letzten Malen so aus:
Meine Figur, ein Hexe, wurde während der langjährigen Militärkampagne [wie befohlen] schwanger und hatte kein Bock, die Schwangerschaft in der Baggage zu erleben - einer Kampagne, die mich übrigens einen Feuchten schert.
Daher -Irritation- machte ich mich davon.
Fast sofortiger Zeitsprung. Der Meister macht sich nicht einmal die Mühe zu erklären, warum ich nach ein paar Jahren wieder im Boot bin als angehende Witch of the Wild.
Zu dem Zeitpunkt retconnen und empowern wir eh fast jede Szene nach Geratewohl, wenn auch plot- und konsequenzsoft, dass man sich figürlich irgendwie drin bewegen kann.
Es gibt wohl ein paar epische Szenen, in denen die Spieler glänzen [sollen], der Meister schwelgt so in Erzähllaune das niemand mehr ernsthaft würfelt (kann mich nicht erinnern das je was scheiterte, wenn dann nur Belangloses), die Ergebnisse der kommenden Schlachten und Intrigen stehen alle fest
Zitat "Ruhe-Lass mich meine Geschichte weitererzählen" Spielerin: "Wow, das ist ja alles komplett von selber passiert"
Plötzlich ein Riesentwist- der König ist verschollen, die Armeekasse futsch und jetzt haben die Hauptstreitkräfte (nicht wir) die wichtigste Schlacht verloren.
Heisst das wir können endlich selbst spielen?
Ich rate zum Exil: Grund genug hat der Meister mir indirekt gegeben: jeder von uns hat Nachwuchs, meine beste Freundin ist Pflegefall, die Oberhexe ist eine miese Schlange und ich muss vor ihr fliehen, die Armee hat kein Geld, Führer oder Moral etc
Alle findens vernünftig.
Der Leiter wiederspricht: die lieben patriotischen Fussoldaten kämpfen auch umsonst und essen Gras (indirekte Erklärung von mit), ich sei ein Geschichtsnerd wg solchen Kleinigkeiten.
Moral ist deswegen blendend (obwohl offiziell ja niemand weiss, daas der junge König nicht wirklich tot ist).
Das mit dem Geld sei kein Problem, in der Festung nebenan lagern illegale Goldreserven, dem armen Volk vom bösen Sheriff abgenötigt und das würde eure Finanzsorgen *zwinkerzwinker* doch theoretisch zerstreuen... usw
Also machen die anderen Spieler gute Miene: Spieler B denkt sich eben, warum er unvernünftigerweise bleiben sollte bis der Meister in völliger Spielernichtbeachtung ihm, Zitat, "den allerletzten Grund nimmt, zu bleiben" und wir uns zu zweit mit Nachwuchs nach Norden einschiffen.
Spieler Drei macht artig Männchen, obwohl ich darlege, dass er absurderweise als übergelaufener, orlesischer Adeliger bis jetzt am meisten zu verlieren und nach 10 Jahren ausser dem Sold NICHTS in der Hand hält -keine Titel, Länder, die anderen Offiziere und die Rechte Hand des Königs hassen ihn.
Also legt er eine Blitzkarriere wie ein chinesischer Oligarchensohn hin, sogar die Titel gehen nach "General" und "Feldmarschal" aus.
Das Gold des Sheriffs wird ohne einen einzigen Wurf oder Mühesal von verrückten Überläufern geschenkt, das schwierigste Unterfangen dabei ist der Satz "ich reite mit den Leuten zur Festung B."
Der komplette, monatelange Showdown des Kriegszuges bis hin zu der Belagerung von Denerim wird interaktiv erzählt, einzig beim Sturm auf die Feste (möglich durch einen Deus Ex in Form eines streunenden Drachen der freundlicherweise eine Bresche schlägt) gibts ein völlig unsinniges Duell mit dem falschen König.
Niemand zweifelt im geringsten am Ausgang, nicht mal der NSC, der deswegen auch ohne Rüstung bei seiner eigenen Belagerung aufkreuzt - besser so, er ist schliesslich viel hochstufiger.
Zwei Würfe später und einen Todesmonolog später - Victoria!
Schwenk zu den Charakteren, die ihr eigenes Spiel machen wollen: Gerade im Exil angekommen bekommen wir sofort die Nachricht, der Krieg ist faaast vorbei und alles ist toll ausgegangen- Ätschikaletsch!
Spieler B joggt also zurück und darf die Belagerung und das Duell als Schaulustiger in der ersten Reihe miterleben.
Der artige Spieler Drei bekommt dabei übrigens diversen Fanservice als Lohn, in dem sein Hintergrund wenigstens interaktiv in das Hörspiel verflochten wird.
/sessionreport
An sich ist der Mitspieler ein kompetenter und sympathischer Leiter- mir ist sein tiefer Fall rätselhaft, obwohl es immer eine misstrauisch beäugte Tendenz zu "Largesse" und "Epik" gab
Es ärgert mich auch, dass ich wieder der einzige war, der offen maulte, obwohl in Einzelgesprächen beide genau das Gleiche bemängelten - und das war sogar vor einigen Sitzungen.
Lösungen?
Augen zu und durch? Vielleicht mit Wechsel zu einem einfachen storybetonten System? (Kann jmd eines empfehlen?)
Ich könnte damit leben, dass wir den langweiligen Kanon in den Wind schiessen und unser Handeln echte, sofortige Konsequenzen hat. Der Kanon kann mich mal.
Oder soll ich es einfach nehmen wies kommt und es als interaktive Prosa meines RPG Buddies abtun? Ich kann dabei nicht übel zeichnen.