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Shadowrun: Capital Files "Volume/01 - MetaHuman Poker"
Doc Letterwood:
Volume/01 - "MetaHuman Poker"
Prelude
März 2059.
Duisburg.
>>timecode deleted<<
Marcia stand am Fenster und rauchte den vierten Glimmstengel. Ihr Arzt hatte es ihr verboten. Doch sie tat mir Vorliebe das, was man ihr verbot. Schon immer hatte sie das getan.
Ihr hochgeschlossenes Konzernkleidungsstück nahm ihr die Luft zum Atmen.
Aber nicht nur der Magnetknopf an ihrem Hals störte sie. Die Enge ihres Büros, das bevorstehende Projekt, Dr. van Ruyter.
„Frau Kline, Dr. van Ruyter.“, brach die Stimme des Zimmersystems in die abgeschiedene Stille ihrer Gedankengänge.
Wenn man den Teufel nennt...
„Herein.“
Die Türflügel schoben sich zur Seite und gaben den Blick auf Pieter van Ruyters langes Gesicht frei. Seine ungesunde Hautfarbe wurde durch den dunklen Anzug noch stärker betont. Silbrige Cyberaugen glitzerten irritierend im Licht der hellen Deckenstrahler.
Seine schmalgliedrigen Hände umfassten eine lederne Aktenmappe, auf dem die goldene Doppelhelix von CeleraGen prangte.
„Guten Abend, Frau Kline.“, sagte er näselnd und trat ein. „Bitte entschuldigen Sie, dass ich sie so spät noch störe.“
„Kein Problem, Dr. van Ruyter.“, lächelte Marcia und drückte die Zigarette auf einem silbernen Aschenbecher aus.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“
Ruyter legte die Mappe auf ihren Schreibtisch und stützte sich mit gespreizten Fingern darauf ab.
„Ich bin unzufrieden mit der Wahl Ihrer Projektleitung. Dr. Guntramsson ist gut, aber unzuverlässig. Sie kennen unsere Probleme mit ihm.“
„Wir haben niemand anderen, tut mir leid. Guntramsson wird mitmachen, denn ich habe ihm gedroht, ihn rauszuschmeißen, wenn er quer schießt.“
„Das wird Einfluss auf seinen Arbeitsstil haben, das kann ich Ihnen sagen.“, seufzte Ruyter und machte ein bekümmertes Gesicht. Die kalten, verchromten Augen zeigten keinerlei Emotionen.
Marcia zuckte die Achseln.
„Ich werde ihn im Auge behalten, und wenn er uns Schwierigkeiten macht, deponieren wir ihn in einem unserer Zulieferbetriebe. Sicher gibt es bessere als ihn, vor allem zuverlässigere. Aber an die heranzukommen ist schwierig, insbesondere jetzt nach dem Einstellungsstop.“
Ruyter sah auf die Mappe, nickte ergeben und richtete sich auf.
„Ich verlasse mich auf Sie. Machen Sie ihm Beine, und ich will keine Klagen hören.“ Er lächelte, als ob er eine lustige Bemerkung gemacht hätte, und wandte sich zum Gehen.
„Ich sehe Sie dann, Frau Kline.“ Er winkte über die Schulter.
„Schönen Abend, Doktor.“, antwortete Marcia. Ihr Lächeln erstarb, noch bevor sich die Tür hinter Ruyter schloss.
Guntramsson war ein dickschädeliger Eigenbrötler, kaum geeignet für das Projekt. Aber sie hatte sich dafür stark gemacht. Denn das war ihre Eintrittskarte in den Vorstand von CeleraGen. Und wenn sie das Projekt zu Ende brachte, schusterte sie Guntramsson Ruyter zu und verbuchte den Erfolg für sich. Ihre Gedanken kreisten um neue Horizonte...
Juni 2059.
Köln.
>>03.06.2059-10:51:04<<
Der Auftraggeber geht beschwingten Schrittes die Treppen zum Domhotel hinauf. Dieses Mal ist Herr Schmidt großgewachsen und schlank, trägt ein sorgsam gestutztes Bärtchen, einen teuren dunkelblauen Anzug und macht allgemein einen sehr eitlen Eindruck. Sobald er jedoch die Lobby betritt, weicht der joviale Gesichtsausdruck. Stattdessen wird er zu einer starren, konzerntypischen Maske der Geschäftigkeit. Seine blauen Augen mustern kurz die offensichtlichen Sicherheitsmaßnahmen des Vier-Sterne-Hotels. Dann geht er ins Restaurant.
Ein Blick zur Uhr bestätigte ihm, dass die Kontakte bald eintreffen würden. Zehn Uhr dreiundfünfzig. Noch etwa sieben Minuten.
Er hat fünf Personen für diese Operation veranschlagt. Möglichst mit militärischer Ausbildung, aber die findet man auch nicht an jeder Straßenecke. Und er bekam die fünf Talente, die seinen Aktivposten-Parametern entsprachen: Einen Magier. Einen Ki-Adept. Zwei Samurais oder Äquivalent. Einen Decker. Das sollte für die Extraktion reichen. Der Kontakt war vor elf Stunden hergestellt worden und er hatte den Ort des Treffens bekannt gegeben. Natürlich vergaß er nicht, telefonisch darauf hinzuweisen, dass geschmackvolle Kleidung erwünscht war.
Wer weiß, was ihn wieder für merkwürdige Metamenschen erwarten.
Er setzt sich, bestellt mit knappen Worten eine Flasche Perrier und schlägt die plastinierten Seiten der Berliner Rundschau-Zeitung von gestern auf – das verabredete Zeichen. Dann wartet er.
Ludovico:
Von einem der Tische erhob sich einer der Sararimen, nachdem er seinen Soykaf ausgetrunken hatte. Sein grauer Anzug und die dunkle Krawatte paßten zur Umgebung.
Es gab nicht allzu viel, was den Norm von irgendwelchen anderen Leuten im Raum unterschied, wenn man von einer Narbe am Kinn mal absah.
Sie war weder überdurchschnittlich groß noch klein, knapp unter 1,80m.
Die braunen Haare waren sehr kurz geschnitten, so wie es beim Militär üblich ist und von Leuten bevorzugt wird, die es gerne praktisch haben.
Blaugraue Augen suchten nervös den Raum ab und die Lippen waren zusammengepreßt.
Man sah ihm an, daß er nervös war.
Unter dem Arm trug er eine aktuelle Ausgabe der Welt.
Hoffentlich mach ich das Richtige.
"Entschuldigen Sie, aber diese Ausgabe ist von gestern. Hier! Nehmen Sie diese!"
So freundlich, wie seine Nervosität es zuließ, reichte er dem Schmidt die Zeitung.
"Darf ich mich zu ihnen setzen? An meinem Platz zieht es."
Edit: Beschreibung nachgebessert
Doc Letterwood:
Der Auftraggeber blickte über den Rand seiner Zeitung hinweg auf den Neuankömmling und musterte ihn kurz. Sein Blick fiel auf die Zeitung. "Renraku Shutdown" stand auf der Titelseite. Er nickte und wies mit dem kleinen Finger auf die Sitznische ihm gegenüber. Die Zeitung, die ihm der Typ hinhielt, beachtete er nicht.
"Danke. Wir warten noch. Die Rechnung geht auf mich.", sagte er halblaut und schlug die nächste Seite seiner Zeitung auf. Todesanzeigen. Er schmunzelte kurz.
Ludovico:
Der Norm orderte sich einen weiteren Soykaf und tat so, als wenn er die Titelseite lesen würde, doch seine Gedanken überschlugen sich.
Er ärgerte sich über diese innere Unruhe.
-Das wird sicher ein ganz einfacher Auftrag. Mach Dir keine Sorgen! Das wird schon. Aber hör endlich auf, Dich aufzuregen.
Es besteht kein Grund zur Besorgnis.
-Aber ich muß mit Leuten zusammenarbeiten, die ich nicht kenne. Wenn es nun Psychopathen sind, die alles umlegen, was sich ihnen in den Weg stellt... was dann?
-Es wird schon. Bleib nun gefälligst ruhig! Das führt doch zu nichts.
Er nahm einen Schluck Kaffee, als dieser kam und musterte dann so unauffällig, wie es ihm nur möglich war, seinen zukünftigen Auftraggeber.
Preacher:
In der virtuellen Dunkelheit des hoteleigenen Hosts betrachtete der hochgewachsene Elf die beiden Männer, die über die Überwachungskameras klar und deutlich zu erkennen waren. Er war sich bewußt, daß es als unhöflich betrachtet werden konnte, nicht persönlich zu solch einem Treffen zu erscheinen, doch seine Profession verlieh ihm diesbezüglich gewisse Privilegien. Zudem hatte er nicht die Absicht, sich aufgrund derart vager Informationen so zu exponieren, wie es durch physische Anwesenheit der Fall gewesen wäre.
Bei dem Gedanken daran, wie leicht es gewesen war, die Sicherheitsvorkehrungen des Hotels zu überwinden glitt ein grimmiges Lächeln über sine Lippen - wenn das das Höchstmaß an Professionalität war, das er bei diesem Auftrag zu erwarten hatte, war seine Annahme noch höchst fraglich.
Wenigstens konnte er sich nach eingehender Überprüfung des Hosts sicher sein, daß außer ihm keine Beobachter in der Matrix anwesend waren.
Er blickte kurz auf die graphische Darstellung einer Uhr - 10:58 Uhr. Es wurde Zeit. Er griff nach dem virtuelle Telefon und wählte.
Um 10:59 trat ein Kellner mit einem tragbaren Bildtelefon an den Tisch, an dem die beiden Norms saßen.
"Verzeihen sie bitte, Sir. Ein Anruf für Sie!"
Er legte das Telefon vor den bärtigen Mann auf den Tisch. Auf dem Bildschirm war das sonnenbebrillte Gesicht eines Elfen zu erkennen, mit scharfen Gesichtszügen, bleichem Teint und langem dunklem Haar; bei genauerer Betrachtung konnte man erkennen, daß das Bild computergeneriert war.
"Guten Morgen!" sagte eine angenehm modulierte und kultiviert klingende Baritonstimme aus den Lautsprechern.
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