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So, hat auch nur 2,5 Jahre gedauert bis ich mal wenigstens einen Abend lang PoW in Aktion ausprobieren konnte. Dachte mir, vllt interessiert das ja noch jemanden.
Inzwischen gibt es übrigens schon einen zweiten Teil -- Path of War: Expanded, oder so. Mit wieder ein paar neuen Klassen, die teilweise ihre Manöver mit Psionik kombinieren. Was natürlich gleich wieder einen spürbaren Powercreep bedeutet.
Ich habe - nur mithilfe des PFSRD, ohne das eigentliche PDF - einen Warlord gebaut. Striker und Leader mit Cha-Synergie. Mehr dazu später.
Erstmal vorneweg mein Verdikt in Sachen Spielbalance:
Ein PoW-Charakter ist out of the box sehr performant, aber dabei nicht "stupid-overpowered". Will sagen, mit reinem Paizo-Material lassen sich viel, viel krankere Charaktere basteln. Es gilt also wieder die Faustformel "Higher Floor, Lower Ceiling".
In erster Linie haben PoW-Chars ("Initiators") zwei spieltechnische Vorteile:
1. größere Auswahl an "Tricks". Man baut also kein One-Trick Pony, sondern erhält Tools für verschiedene Anforderungen und Situation -- allerdings fast ausschließlich kampfbezogen.
2. potentiell höhere Ausdauer, da ihre wichtigsten Klassenfähigkeiten, die Manöver, nicht auf wenige Anwendungen pro Tag beschränkt sind, sondern immer wieder aufgefrischt werden können. Solange sie also Hitpoints haben, können sie weitermachen.
Unsere Oneshot-Gruppe mit drei Spielern / SCs war geradezu ein Lehrbuchbeispiel für die der 3.X eigene Krankheit der enormen potentiellen Schere zwischen optimierten und nichtoptimierten Charakteren:
Einer ist mehr so der "Wahre Rollenspieler" - der mit PF wenig Erfahrung hat. Er hat diesmal einen Waldläufer-Bogenschützen gebaut. Im großen und ganzen einen ganz typischen Archer ohne nennenswerte Verskillungen, aber auch ohne besondere Kniffe.
Und der andere ist eher im Gegenteil, einer dem kein Build kompliziert und weird genug sein kann. Der die absurdesten Synergien findet und ausnutzt. In diesem Fall kam er mit einer White Haired Witch / Monk Multiclass an.
Und als Drittes irgendwo dazwischen, meine Wenigkeit. Der ich kein Multiclass mag und möglichst ikonische Charakterkonzepte bevorzuge, aber dabei einen gewissen Anspruch an meine Effektivität stelle. Darum eben, Warlord, geskillt auf Sword and Board, Wikingerstil.
Unser in den Kämpfen erreichter Schadenssaustoß spiegelt diese Ansätze denn auch exakt wider -- wir reden von Level 3:
- Ranger schießt zweimal und macht mit jedem Treffer 1d8+1 Schaden. 1d8+3 wenn er grad nen Buff vom Warlord genießt.
- Warlord hat diverse Goodies für Aktionsökonomie, Angriffswürfe, Schaden und (in Maßen) Rider, und macht mit Durchschnittswürfen ca 28 Schaden pro Runde (ohne Crit).
- Witchmonk hingegen... ich hab nicht genau mitgezählt, aber es dürften mehr so 40 Schaden pro Runde gewesen sein. Allein mit dem Bonus-Constrict der Haare kamen irgendwie 13 Schaden oder so rum. Fragt mich nicht wie das geht, wenn der Grundschaden eigentlich nur 1d4+Int ist.
--> immerhin zeigt das: wenn offizielles Paizo-Material als "gebalanced" angesehen wird, ist PoW-Material jedenfalls nicht "broken".
Von den Kampffähigkeiten und dem Klassenfokus entsprach der Warlord schon sehr meinem Geschmack -- Hauptnachteil ist für mich, dass er Cha-Synergie hat und Int quasi sein Dumpstat ist. Mit den Klassenskills sieht es also nicht so rosig aus.
Als nächstes werde ich mal, nur so zum Spaß, einen Zweihänder Sentinel Warder basteln -- der Warder ist in PoW die Int-synergetische Defenderklasse, aber dieser Archetyp macht ihn etwas offensiver. Die Klassenskills sind aber eher noch schlechter, also muss man wahrscheinlich multiclassen um seine Bonus-Skillpunkte sinnstiftend unterzubringen.
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Ferner: PoW _versucht_, Str und Dex als Kampfattribute mittels Featsupport auf einen Level zu stellen. Ob das in allen Fällen gelingt, kann ich nicht sagen.
So war mein "Wikinger" ein stärkebasierter TWFer mit Langschwert und Schwerem Schild - und das hat ziemlich gut funktioniert, wenn es auch alle verfügbaren Feats (4) gefressen hat. Einer dieser Feats stammt aus PoW:E und erlaubt es, sich mit Stärke statt Dex für TWF zu qualifizieren und eine Einhandwaffe in der Nebenhand als Leichte Waffe zu behandeln. Ein klassischer Dexer wäre auf sowas wie Rapier und Leichten Schild beschränkt gewesen, und das war mir einfach nicht Wikingisch genug.
Andererseits bietet PoW auch Feats, um Stangenwaffen mit Dex statt Str zu führen, sowie - endlich, endlich - Dex statt Str auf Schaden zu erhalten. Da wird dann tatsächlich die Tragkraft zum realen Problem. xD
Darüber hinaus zeigt PoW einen gewissen Bias zugunsten von Leichten und Einhandwaffen, bedingt durch eher wenig Support für Zweihandwaffen. Auch Critfisher werden eventuell die Nase rümpfen: jeglicher Bonusschaden aus Manövern, selbst wenn er statisch ist, wird bei Crits nicht multipliziert. Allerdings sind Manöver freilich auch nicht auf Bonusschaden begrenzt; viele von ihnen verteilen auch Buffs oder Debuffs.
Achja, PoW:E und der Powercreep: genau der gleiche Scheiss wie mit Psionik in 3.5 halt. Wo andere ein (1) Spielzeug bekommen, bekommt der Psioniker derer vier.
Normal verfügt jeder (Singleclass) PoW-Charakter auf Stufe 3 über zwei Stances. Die Disziplin "Elemental Flux" jedoch gibt jeder Stance vier Modi, für jedes hermetische Element einen. Jeder dieser Modi ist für sich genommen so effektiv wie eine komplette Stance der anderen Disziplinen. Also kurz, effektiv hast du damit nicht 2 Stances, sondern 8. Da wird es schon schwierig, einen rationalen Grund zu finden, warum man sich _nicht_ diese Diszi per Trait in die Klassenauswahl reintauschen sollte.
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Gesamturteil:
Lasst es mich so sagen -- ich denke, wenn ich das nächste Mal einen Dauer-Charakter benötige -- sei es für eine neue Kampagne, sei es weil mein aktueller AP-Char draufgeht -- werde ich beantragen, eine PoW-Klasse zu spielen. ^^