Autor Thema: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?  (Gelesen 23516 mal)

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Luxferre

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #100 am: 15.10.2014 | 13:30 »
Mir geht es eher um subjektiv "schlechte" Systeme.

Wenn Du ein für Dich subjektiv schlecht designtes Spiel spielst, dann kann Dir aber auch kein Forum helfen, außer Dir den Blick über den Tellerrand zu vergrößern.

Zitat
Also Systeme mit denen die Spieler tatsächliche Probleme haben - sie aber dennoch spielen. Entweder weil sie den Problemen gut ausweichen können, sie akzeptiert haben oder der Aufwand um sie zu beseitigen als zu groß empfunden wird um ihn zu rechtfertigen.

Ist das dann wirklich noch ein Problem, wenn Du ihm ausweichst? Sehr sensible Wahrnehmung und be-/verurteilung, wie ich finde.

Zitat
Und hier würde ich halt sagen: Ja, die Probleme existieren auch in den Gruppen welche damit leben können. Und nicht nur in denen die dies nicht können. Und man kann anhand dieser Probleme auch auf konkrete Designfehler hinweisen, welche dann wiederum objektiv bewertbar sind.

Damit leben zu können bedeutet doch auch, das Problem nicht zu einem Solchen zu machen. Es gibt etwas, das Dir nicht zusagt, Du aber gut und gern, ohne großen Diskussionsbedarf wegstecken kannst. Ist das dann ein Problem, welches das System (hier der Kern des Threads) zu einem schlechten System macht?
Nein.
Es ist ein kleines Problem, welches Dir den Spaß am System und am Spiel nicht verleidet. Ergo kann es deshalb kein schlechtes System sein.
Und ich postuliere lediglich, dass es kein objektiv schlechtes System gibt. Bisher waren die Gegenargumente zu meiner Behauptung recht dürftig.

Offline Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #101 am: 15.10.2014 | 13:41 »
Damit leben zu können bedeutet doch auch, das Problem nicht zu einem Solchen zu machen. Es gibt etwas, das Dir nicht zusagt, Du aber gut und gern, ohne großen Diskussionsbedarf wegstecken kannst. Ist das dann ein Problem, welches das System (hier der Kern des Threads) zu einem schlechten System macht?

Wenn es viele dieser Probleme gibt? Sicher doch. Das ganze ist natürlich keine binäre Sache, es gibt viele Abstufungen.

Aber oben fragst du ja ob es noch ein Problem sei wenn man ihm ausweichen kann. Und meine Antwort darauf wäre ja. Einfach weil dies stets mit Kosten verbunden ist. Das können Einschränkungen in der Spielweise oder in den möglichen Abenteuern sein, Einschränkungen im Ausspielen des Charakters und ab und an sind es auch schlichtweg verlorene Spieler. Denn natürlich sind Gruppen hierbei nicht homogen, manchmal kann der eine mit einem Problem leben und der nächste nicht. Und keinen macht dies dann zu einem charakterlich fragwürdigem Typen, es ist einfach normal.

Was die objektiv schlechten Systeme angeht: Im Prinzip stimme ich dir dort zu. Ich bin zwar der Meinung, dass es objektiv schlecht durchdachte Regeln gibt - und dies schlägt sich sicher auch teilweise auf Systeme nieder. Da die Gewichtung der Regeln aber von Runde zu Runde anders ist, kann man dort nicht von einer 1 zu 1 Beziehung sprechen. Systeme kann man nur subjektiv bewerten - anhand dessen was man entweder als Probleme empfindet, oder was man tun muss um diese Probleme zu vermeiden.

Luxferre

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #102 am: 15.10.2014 | 14:49 »
Immerhin nähern wir uns an und ich verstehe, was Du willst.

Kurzer Nachsatz, an sich muss ich echt (also so richtig und so) arbeiten  ~;D saher nur in Kürze.

"Objektiv Schlecht Systeme" gibt es so für mich nicht. Es gibt schlecht designte Systeme oder Systeme mit einigen halbgaren oder unpassenden Elementen. Außerdem gibt es Spieler, welche die schlechten Elemente in ihrem System gar nicht wahrnehmen, weil für sie der Fokus einfach ganz woanders liegt.
Letzten Endes wettere ich ja nicht einmal gegen den Opener, denn auch der bezog sich mit seiner Frage ja lediglich auf jemanden anders ;)

Jetzt bin ich aber weg  >;D

Offline Archoangel

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #103 am: 18.10.2014 | 11:30 »
So ... ich hab da jüngst meine eigene Theorie entwickelt, warum unperfekte Spiele gespielt werden (schlecht ist mir zu negativ): ausgehend aus diesem und anderen Threads hier habe ich meiner Gruppe den Vorschlag unterbreitet doch mal gemeinsam (Thema: andere haben auch gute Ideen, snc usw.) eine Spielwelt und ein zugehöriges Spielsystem zu generieren. Das (kurzgefasste) Fazit aus 7 Stunden "Arbeit": wir konnten uns nicht mal auf die Farbe von Scheiße einigen.

Ich schätze mal das war mein Ausflug in die Welt des snc ... zumindest für eine absehbare Zukunft. Unperfekte System und unperfekte Spielwelten bieten zumindest den Vorteil des kleinsten gemeinsamen Nenners; ergo: man kommt tatsächlich zum Spielen statt sich in mühevoller Kleinarbeit nach 7 Stunden hartem Ringen, Darlegen, Vorstellen und Besprechen auf dermaßen viel zu einigen, dass es abzusehen ist, dass man bei diesem Tempo schätzungsweise Weihnachten fertig sein wird. Weihnachten 2017.
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Offline Wormys_Queue

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #104 am: 18.10.2014 | 12:34 »
Und ich sage, dass in der hiesigen Forenlandschaft mehr Probleme gemacht, konstruiert und diskutiert werden, als sie an Spieltischen bestehen.


Sehr ich ehrlich gesagt genauso. Ich hab das damals bei der PF-Beta mehr als einmal mitbekommen, dass ein Problem konstruiert wurde, das dann mit unglaublich abstrusen “Belegen“ unterfüttert wurden, die in der Praxis so nie aufgetreten wären.

Was nicht heißen soll, dass es keine echten Probleme geben kann. Die Frage ist für mich allerdings, ob das wirklich Probleme des Systems sind, oder ob das Problem nicht eher eine falsche Erwartungshaltung aufseiten der Spieler ist.

Wenn ich den Begriff “schlecht“ am Spielstil festmachen würde, wäre die 4e ein unglaublich schlechtes System, während DSA 4.1 ziemlich in Ordnung wäre. Gehe ich vom Design aus, müsste ich hingegen genau entgegengesetzt urteilen. Was nichts daran ändert, dass ich mit DSA 4.1 mehr Spass als mit der 4e habe.

Was wiederum mich zur Schlussfolgerung führt, dass die Eingangsfrage falsch gestellt ist. Man spielt kein schlechtes System. Man spielt nur Systeme, die den gewünschten Zweck erfüllen. Und der lautet eher selten: ich will meine Zeit mit objektiv gutem Regeldesign verbringen.
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Achamanian

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #105 am: 18.10.2014 | 12:37 »
So ... ich hab da jüngst meine eigene Theorie entwickelt, warum unperfekte Spiele gespielt werden (schlecht ist mir zu negativ): ausgehend aus diesem und anderen Threads hier habe ich meiner Gruppe den Vorschlag unterbreitet doch mal gemeinsam (Thema: andere haben auch gute Ideen, snc usw.) eine Spielwelt und ein zugehöriges Spielsystem zu generieren. Das (kurzgefasste) Fazit aus 7 Stunden "Arbeit": wir konnten uns nicht mal auf die Farbe von Scheiße einigen.

Ich schätze mal das war mein Ausflug in die Welt des snc ... zumindest für eine absehbare Zukunft. Unperfekte System und unperfekte Spielwelten bieten zumindest den Vorteil des kleinsten gemeinsamen Nenners; ergo: man kommt tatsächlich zum Spielen statt sich in mühevoller Kleinarbeit nach 7 Stunden hartem Ringen, Darlegen, Vorstellen und Besprechen auf dermaßen viel zu einigen, dass es abzusehen ist, dass man bei diesem Tempo schätzungsweise Weihnachten fertig sein wird. Weihnachten 2017.

Wie bist du denn auf die Idee gekommen, dass du mit deiner Runde mal auf die Schnelle ein "perfektes System" erstellen könntest? Bzw. was hat das überhaupt mit dem Thema zu tun?
Irgendwie stehe ich bei deinen Beiträgen hier regelmäßig völlig auf dem Schlauch ...

Offline Arldwulf

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #106 am: 18.10.2014 | 13:32 »
Man spielt nur Systeme, die den gewünschten Zweck erfüllen. Und der lautet eher selten: ich will meine Zeit mit objektiv gutem Regeldesign verbringen.

Allerdings kommt man dann doch wieder an den Punkt: Wie erfüllen Systeme diesen Zweck?

Und als Steigerung der Frage: Wie können sie ein möglichst breites Spektrum verschiedener Zwecke abdecken und in diesem den Zweck erfüllen?

Gutes Regeldesign ist dafür ein sehr wichtiges Element, man kann dies nicht so leicht voneinander trennen.
« Letzte Änderung: 18.10.2014 | 13:34 von Arldwulf »

Offline Maarzan

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #107 am: 18.10.2014 | 13:43 »
Gutes Regeldesign ist eben oft auch ein sehr spezifisches und damit wieder geschmacksnischengefährdetes Regeldesign.
Offenere, allgemeinere Systeme haben es damit meist leichter zumindest ein möglicher Kompromiss für die eben nicht komplett übereinstimmenden Geschmäcker am Tisch zu sein.
Wären die identisch, wäre ein passend designtes System natürlich besser- für diese spezifische Gruppe.

In dem Sinne wäre wohl die Grundqualität eines "schlechten Systems" wie leicht kann ich störendes rausschmeißen oder verbessern ohne das System ganz zum Zusammensturz zu bringen.

Maarzan, der da bei DSA4 gerade dran verzweifelt.
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Offline Archoangel

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #108 am: 18.10.2014 | 15:04 »
Wie bist du denn auf die Idee gekommen, dass du mit deiner Runde mal auf die Schnelle ein "perfektes System" erstellen könntest? Bzw. was hat das überhaupt mit dem Thema zu tun?
Irgendwie stehe ich bei deinen Beiträgen hier regelmäßig völlig auf dem Schlauch ...

Ich verstehe deine Frage nicht ... ???

Also ... ich dachte mal hier ginge es um die Frage warum "schlechte" Systeme gespielt werden ..., also Systeme, die gewisse Mängel haben. Zusätzlich gab es da die Themen bezüglich snc, das da zum Teil als die beste Erfindung seit geschnitten Brot angeprießen wurde. Da ich durchaus bereit war das gegenwärtige System einer meiner Gruppen als "unperfekt" anzusehen dachte ich eben daran mal der snc-Fraktion noch mal eine Chance zu geben und das Praktische mit dem Nützlichen zu verbinden. Mag sein, dass ich da naiv bin, wenn ich annehme, dass man sich innerhalb einer gruppe die schon sehr lange zusammenspielt binnen sieben Stunden grob auf eine gemeinsame Linie einigen kann ... aber dem war eben nicht so.
Deshalb habe ich hier - aus meiner Perspektive völlig passend zum Thema - geschrieben, dass die Antwort auf die Frage des Threaderstellers durchaus auch sein kann: das vermeintlich schlechte System wird gespielt, da es sich um den kleinsten gemeinsamen Nenner der Gruppe handelt: mit dem "schlechten" System kann eben jeder besser leben, als mit dem was der andere als "besser" sieht.

Warum das jetzt - deines Erachtens - nicht zum Thema passen soll müsstest du mir jetzt doch genauer erörtern.
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Offline Wormys_Queue

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #109 am: 18.10.2014 | 15:29 »
Allerdings kommt man dann doch wieder an den Punkt: Wie erfüllen Systeme diesen Zweck?

Offenbar ausreichend gut, sonst würde man sie ja nicht verwenden.


Zitat
Und als Steigerung der Frage: Wie können sie ein möglichst breites Spektrum verschiedener Zwecke abdecken und in diesem den Zweck erfüllen?

Gutes Regeldesign ist dafür ein sehr wichtiges Element, man kann dies nicht so leicht voneinander trennen.

Das ist ja noch die Frage. Manche mögen offenbar lieber ein System, dass einen ganz bestimmten Zweck abdeckt. In Hinblick auf ein breites Spektrum an Zwecken ist D&D sicher besser geeignet als DSA. Wenn du aber an der High-Octane-Fantasy a la D&D kein Interesse hast, magst du DSA vielleicht trotzdem lieber.

Und um beim Thema zu bleiben: Wir sind ja sehr unterschiedlicher Meinung darüber, ob 3.5 oder 4E das breitere Spektrum an Zwecken abdeckt. Ich mag die Diskussion nicht nochmal starten, aber bisher hat es noch niemand fertig gebracht, für die Beurteilung dieser Frage einen objektiven Massstab zu entwickeln (der von beiden Seiten anerkannt wird). Ich halte das auch schlichtweg für Unmöglich, weil uns beiden offenbar ganz unterschiedliche Dinge wichtig sind, um unser Ziel zu erreichen (von dem ich ja lustigerweise die Ahnung habe, dass wir gar nicht so weit auseinanderliegen.

Letzten Endes spielen wir annähernd die gleiche Art von Rollenspiel, aber auf ganz unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Methoden/Systemen. Wie willst du denn jetzt festmachen, welche Art und Weise die objektiv bessere ist?
« Letzte Änderung: 18.10.2014 | 16:13 von Wormys_Queue »
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Achamanian

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #110 am: 18.10.2014 | 15:39 »

Also ... ich dachte mal hier ginge es um die Frage warum "schlechte" Systeme gespielt werden ..., also Systeme, die gewisse Mängel haben. Zusätzlich gab es da die Themen bezüglich snc, das da zum Teil als die beste Erfindung seit geschnitten Brot angeprießen wurde. Da ich durchaus bereit war das gegenwärtige System einer meiner Gruppen als "unperfekt" anzusehen dachte ich eben daran mal der snc-Fraktion noch mal eine Chance zu geben und das Praktische mit dem Nützlichen zu verbinden. Mag sein, dass ich da naiv bin, wenn ich annehme, dass man sich innerhalb einer gruppe die schon sehr lange zusammenspielt binnen sieben Stunden grob auf eine gemeinsame Linie einigen kann ... aber dem war eben nicht so.

Erst mal weiß ich nicht, was snc ist ...

Aber abgesehen davon würde ich, wenn ich auf ein funktionales, gut designtes Regelsystem umsteigen will, dass seine Aufgabe (welche immer das genau ist, das hängt ja wieder von den Erwartungen ab, die man ans Rollenspiel hat) erfüllt und dabei RAW möglichst rund läuft, nie auf die Idee kommen, es einfach selbst, noch dazu in der Gruppe, zu designen.
Ich verstehe es jetzt so, dass du meinst, dass man vielleicht deshalb an einem "schlechten" System festhalten würde, weil man selbst als Gruppe nicht mal eben auf die Schnelle ein besseres entwickeln kann. Das sagt doch aber gar nichts über die Frage aus, warum eine Gruppe, die ein für sie "schlechtes" System verwendet, sich nicht nach einem bereits existierenden System umschaut, das für sie besser ist.

Die Selberbau-Frage macht doch ein ganz anderes Fass auf ...

Offline Maarzan

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #111 am: 18.10.2014 | 15:45 »
Es bleibt aber das Grundproblem sich mit einer oft genug nicht geschmacklich einigen Gruppe auf einen Kompromiss einigen zu müssen. Und je weniger ein bestimmter Geschmack gezielt gepuscht wird, desto weniger das Risiko einem der Beteiligten so ganz gegen den Strich zu gehen.
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Achamanian

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #112 am: 18.10.2014 | 15:51 »
Es bleibt aber das Grundproblem sich mit einer oft genug nicht geschmacklich einigen Gruppe auf einen Kompromiss einigen zu müssen. Und je weniger ein bestimmter Geschmack gezielt gepuscht wird, desto weniger das Risiko einem der Beteiligten so ganz gegen den Strich zu gehen.

Das wird wohl keiner bestreiten.

Offline Sashael

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #113 am: 18.10.2014 | 15:56 »
Erst mal weiß ich nicht, was snc ist ...
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"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #114 am: 18.10.2014 | 16:24 »
Shared Narrative Control

Danke!
Ist das dann vielleicht ein Missverständnis? Ich habe unter "Shared Narrative Control" zumindest bisher nicht verstanden, dass man sich zusammen ein Regelwerk ausdenkt ...

Offline Archoangel

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #115 am: 18.10.2014 | 18:25 »
Das wird wohl keiner bestreiten.

Schön dass du mir recht gibst.
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Offline Archoangel

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #116 am: 18.10.2014 | 18:27 »
Danke!
Ist das dann vielleicht ein Missverständnis? Ich habe unter "Shared Narrative Control" zumindest bisher nicht verstanden, dass man sich zusammen ein Regelwerk ausdenkt ...

Warum nicht? Was ist denn ultimativer an einer gemeinsamen narrativen Kontrolle, als das die gesammte Gruppe sich System und Welt ausdenkt und nicht nur die Abenteuer. Bisher habe ich das immer alleine gemacht, jetzt wollte ich eben die ganze Gruppe beteiligen. Scheinbar verstehe ich snc nicht. Was verstehst du denn darunter?
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Offline Slayn

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #117 am: 18.10.2014 | 21:10 »
Bizarre Logik, macht aber irgendwie durchaus einen Sinn.
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #118 am: 18.10.2014 | 21:47 »
OT: Je nachdem wo man meint das das Spiel und die vor allem die Erzählungen anfangen und aufhören. Das würde die snc-Definition natürlich noch nutzloser machen und macht dann in sich so viel Sinn wie Chemtrails.  8]
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #119 am: 18.10.2014 | 22:10 »
Hallo zusammen,

der im Eingangspost angegebene Thread  definiert ja ein schlechtes System als ein System dessen Regeln nicht auf eine spezielle Art zu spielen ausgerichtet sind. Ein Erzählspiel mit Regeln die kleinschrittig die nötigen Würfe und Erfolge angeben wäre also wohl schlecht weil man im Erzählen eben sehr eingeschränkt würde.
Ich habe extra auf den Thread verwiesen und die Anführungszeichen gesetzt weil ich eben kein systembashing haben wollte oder eine Grundsatzdiskussion über einzelne Regelbestandteile.

Nach fünf Seiten Thread sind mir tatsächlich noch ein paar neue Gründe eingefallen:
Die Idee das sich eine komplette Runde darauf einigt wie sie spielen möchte ist im Rahmen einer theorie als Ideal statthaft am realen Spieltisch aber eher selten anzutreffen. Da nimmt man dann eher einen Kompromiss in Kauf als möglicherweise garnicht zu spielen. Hinzu kommt das ja auch die Vorlieben für eine Art zu spielen wechseln können, teilweise sogar am gleichen Spielabend.
Man sieht vielleicht auch Schwächen des Systems möchte aber noch ein Ziel erreichen bevor man an einen Wechsel denkt. Das kann das Ende einer Kampagne, auch wenn es schon holpert, das erreichen einer bestimmten Charakterstufe oder auch das Erreichen einer bestimmten Charakterfertigkeit sein.
Man hält an einem bestimmten System fest weil man ansonsten das Genre wechseln würde. Ich habe mich etwa lange gegen einen Systemwechsel in der Frostzone Runde gesperrt weil die Alternativen wahrscheinlich auf ein Fantasysystem und eben nicht auf ein Cyberpunk / SF System hinaus gelaufen wären.
Das verwendete System kann in einem Teilbereich funktionieren und andere Bereiche entweder unbefriedigend oder gar nicht abdecken. Da lässt man sich teilweise vom System beschränken oder versucht sich eben an Hausregeln.
Als potentieller Neuerer würde man von der Rolle des Spielers zu der des Spielleiters wechseln und möchte das nicht tun.
Geliebte Spielercharaktere würden sich mit dem neuen System eben nur unvollkommen oder gar überhaupt nicht umsetzen lassen.
Das Wechseln auf ein fremdsprachliches System ist auch ein Schritt der für Widerstände für einen Wechsel verantwortlich sein kann.
Wenn ich einige Beschreibungen und Erfahrungen mit den modernen und ordentlich auf ein Spielziel entwickelten Spielen lese scheinen mir Bestandteile zu fehlen die für mich mit zu einem Rollenspiel gehören.
Ich mag etwa ein aus definiertes Fertigkeiten System. Bei "The Pool" muss ich das im Grunde mit dem Spielleiter und meiner Runde definieren. Ich muss also erst über das Spiel sprechen statt es zu spielen. Ich vermute Mal ich bin nicht der Einzige den so etwas stört und der den Aufwand und die darüber gewonnene Freiheit in keinem Verhältnis sieht.
Teilweise scheinen diese Spiele ja sogar einen festen Endpunkt zu haben. Da fehlt mir persönlich des Endlos Spiels und auch die Möglichkeit Mal etwas anderes mit dem Spiel zu spielen. Ich kann eben mit einem System das für heroische Fantasy gedacht ist eben auch Horrorabenteuer oder ein unheroisches Setting bespielen. Die Regeln werden nicht optimal sein Aber Hausregeln oder Absprachen in der Runde machen ein solches Spiel eben doch möglich. Aus DSA 1 + Ausbauspiel habe ich sogar Mal mit relativ wenig Aufwand einen modernen Hintergrund bespielt.
Es wird schwierig Regeln hinzu zu nehmen, vermute ich Mal. Ich kann also nicht etwa Gentechnikregeln hinzuaddieren.

Gruß Jochen
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Offline Arkam

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #120 am: 19.10.2014 | 11:20 »
Hallo zusammen,

aus dem Thread über Spielwiesen im Rollenspiel, http://www.tanelorn.net/index.php/topic,91234.0.html habe ich noch eine theoretische Erklärung gezogen.
Dort wird zwischen Game und Play unterschieden. In einem Game lässt sich anhand der Regeln ein klares Spielziel erreichen. Beim Play kommt es den Beteiligten eher darauf an mit dem Vorhandenen Material zu spielen. Es ist also nicht unbedingt das klare Spielziel wichtig sondern das Präsentieren von Erreichtem. Das kann ein interessanter Charakter sein, eine besondere Hintergrundgeschichte oder auch ein ausgearbeiteter Bestandteil der Spielwelt.

Spiele mit klaren Regeln bieten als Game das bessere Erlebnis. Man kann sie also ordentlich streng nach Regeln spielen und erhält das gewünschte Ergebnis.
Sie liefern aber weniger Play also das Beschäftigen mit Hintergrund, dem eigenen Charakter und auch das gemeinsame Konstruieren des Games etwa durch Hausregeln und Einschränkungen des Spielmaterials in der Gruppe.
Play ist aber ein wesentlicher Bestandteil für den Spaß am gemeinsamen Spiel, auf jeden Fall bei mir und den Leuten mit denen ich spiele. Deshalb kann man eben nicht einfach den Hintergrund nehmen und mit einem fokussierteren Spiel mit klaren Game Regeln spielen. - Ich vermute das war auch der Grund warum in Rumpelstilzchens Gruppe kein anderes System in Frage kam obwohl die Gruppe die Regeln schon ignorierte.

Wenn man Play betreibt stören einen die wenig fokussierten Game Regeln nicht. - In diesem Sinne gibt es also tatsächlich kein schlechtes Rollenspiel.
Player werden also das System nicht wegen der Game Regeln wechseln sondern um eine neue Spiel(Play)wiese zu bekommen.

Gruß Jochen
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Achamanian

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #121 am: 19.10.2014 | 11:53 »
Warum nicht? Was ist denn ultimativer an einer gemeinsamen narrativen Kontrolle, als das die gesammte Gruppe sich System und Welt ausdenkt und nicht nur die Abenteuer. Bisher habe ich das immer alleine gemacht, jetzt wollte ich eben die ganze Gruppe beteiligen. Scheinbar verstehe ich snc nicht. Was verstehst du denn darunter?


Was ich nicht verstehe, ist einfach, wie man auf die Idee kommen, kann, dass bei der Entwicklung eines gemeinsamen Regelwerks in der eigenen Gruppe - noch dazu auf die Schnelle - ein besonders "gutes" System, im Sinne eines rund designten und funktionalen Systems, herauskommen sollte. Das widerspricht doch jeder vernünftigen Erwartung.
Dass man SNC "radikal" auch so praktizieren kann, steht auf einem ganz anderen Blatt. Mich macht nur deine vorgetragene Erwartung sprachlos, dass bei diesem Experiment auf Regelebene etwas besonders Tolles herauskommen sollte.

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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #122 am: 19.10.2014 | 11:57 »
Bizarre Logik, macht aber irgendwie durchaus einen Sinn.

Nur in einer Welt, die mit der Realität nichts zu tun hat.
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #123 am: 19.10.2014 | 12:08 »
Wenn (Mit-)Spieler ihre narrative Kontrolle auf eine Szene durch den Einsatz der Regeln ausdrücken müssen (also klassisch Intention Ansagen > Regeln konsultieren > Auswerten > SIS), dann macht gemeinsamer Regelbau einen Sinn, weil man auf diese Art bestimmt wie später das Spiel ausfällt.
So kann z.B. eine kurze Diskussion darüber ob es Mooks gibt und wie diese behandelt werden später das Spiel maßgeblich beeinflussen.
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Re: Warum werden "schlechte" Systeme gespielt?
« Antwort #124 am: 19.10.2014 | 12:18 »
Der Begriff wurde bis dato noch nie so verwendet. Ihr dürft das natürlich trotzdem machen.
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