Autor Thema: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?  (Gelesen 5868 mal)

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Offline Ludovico

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Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« am: 23.10.2014 | 11:44 »
Ausgehend von einer anderen Diskussion möchte ich folgendes zur Diskussion stellen:

Kreativität wird gerne im Zusammenhang mit unserem Hobby genannt, denn wir erschaffen Welten und die Charaktere, die in diesen Welten leben, kreieren Konflikte, Sachverhalte,...

Aber sind wir wirklich kreativ?

Die überwiegende Anzahl der gespielten Rollenspielsettings sind nicht bloß inspiriert, sondern oft abgekupfert von anderen Settings von RPGs oder Medien, Spieler nutzen in überwiegender Zahl auch keine kreativen Lösungsansätze für Probleme, sondern nur den direkten und einfachsten Weg, der Tod und Gewalt vorsieht (etwas, was in Medien und Nachrichten gefühlte 99% des Inhalts ausmacht).
Das geht soweit, dass man schon manchmal als SL voraussehen kann, was die Spieler machen und die Spieler können oftmals den Plot des SLs vorhersehen, wenn sie sich nicht zu sehr mit der Darstellung eines Charakters beschäftigen, die generell bewusst oder unbewusst inspiriert wird von populären Figuren, gewürzt mit der eigenen Persönlichkeit.

Angeblich innovative Regelungen sind meist auch bloß Kopien von anderen Regelwerken.

Man benötigt zweifelsohne Phantasie für Rollenspiel, um das Setting und den Charakter zu erleben, aber Kreativität?

ChaosAmSpieltisch

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #1 am: 23.10.2014 | 11:56 »
Ich will dir zustimmen, von der kreativen Qualität sind 90% bis 99% der Runden sicherlich nicht besser als die durchschnittliche FanFiction.

Aber genauso gibt es Leute, die unendliche Kreativität an den Tag legen, als auch welche die jedes Niveau unterbieten.

Aber solange es Spaß macht, warum sich dran ärgern?

Aber ja, Rollenspiel kann sehr kreativ sein, nur man will es nicht immer, manchmal will man auch einfach nur stumpf sich durch einen Dungeon hacken.

Offline Evil Batwolf

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #2 am: 23.10.2014 | 11:58 »
Spannendes Thema  :).

Wiki sagt, Kreativität sei das aktive Verarbeiten von Reizen. Kommt von dem lateinischen creare = etwas erzeugen, herstellen, erfinden.

Von daher ist Rollenspiel wohl zweifelsfrei eine kreative Tätigkeit.

Ob die erzeugten Geschichten, Plots und Handlungsstränge dann auch als originell empfunden werden oder dem individuellen Qualitätsanspruch entsprechen, ist eine andere Frage und m. E. Geschmacksache.

Die einen mögen Perry Rhodan, die anderen Stanislaw Lem.

Offline Vash the stampede

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #3 am: 23.10.2014 | 12:07 »
Ich denke ja.

Nur verwechseln wir gerne Kreativität mit etwas genialem. Oder wir fordern etwas gänzlich neues. Und das ist dann halt tatsächlich seltener.

Nur schmälert das nicht unsere eigene, persönliche Kreativität.
Machen
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Offline 1of3

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #4 am: 23.10.2014 | 12:10 »
Ich würde attestieren, dass jede kreative Leistung zu 90% abkupfern ist. Standing on shoulder of giats etc.

Offline Ludovico

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #5 am: 23.10.2014 | 12:14 »
Spassfaktor will ich erstmal grundsätzlich außen vor lassen.
Ich schau mir auch gerne Expendables 3 an, obwohl ich weiß, wie der Film abläuft und hab trotzdem Spass dabei.
Außerdem liebe ich John Sinclair.

@Chaos
Wann hast Du Leute erlebt, die tatsächlich Kreativität zeigten, also etwas neues erschufen (steht zumindest so in der Wiki unter Definitionen?

Ich persönlich hab in den letzten 10 Jahren nicht einen erlebt.

Sogar Monte Cooks "The Strange" ist nicht wirklich kreativ, sondern halt eine Mischung diverser gängiger Genres und Ideen aus populären Serien und Filmen.

@Evil Batwolf
Ich hab oben den Wiki-Link gepostet und unter Definitionen wird vor allem immer wieder geäußert, dass beim kreativen Denkprozess etwas neues herauskommt. Das sehe ich beim Rollenspiel nicht.

Also ich behaupte mal, dass Rollenspiele Phantasie erfordern und Rollenspieler generell auch Vorstellungskraft haben (sollten). Kreativität ist dagegen unwichtig und wird generell weder bei der Entwicklung noch beim Spiel in nennenswerter Form gefordert oder gefördert.
« Letzte Änderung: 23.10.2014 | 12:16 von Ludovico »

Offline Nocturama

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #6 am: 23.10.2014 | 12:15 »
Ich find's kreativ  ;) Kreativität heißt erstmal nur, dass man selbst etwas erzeugt und das passiert beim Rollenspiel durch die gemeinsame Geschichte*. Die muss - meiner Meinung nach - auch nichts völlig Neues und nie Dagewesenes sein, was ich in einem traditionell narrativem Medium sowieso für sehr schwer erreichbar halte (und inzwischen sogar im experimentellen Bereich). Die neue Kombination von Bekanntem ist genauso kreativ. Sogar die Interpretation von bekannten Inhalten ist kreativ, wie man an Dirigenten und Schauspielern sieht.

Rollenspiele sind nur ein Medium, ein Werkzeug. Wenn dir die klassischen Rollenspiele und die typischen Lösungswege zu wenig Bandbreite, ist es ziemlich unproblematisch, zu einem neuen System zu greifen oder die Spielrichtung zu ändern. Daran haben nicht alle Spieler ein Interesse, aber das macht ihr Spiel nicht unkreativ.


*Ja, der kreative Input ist nicht bei allen Teilnehmern gleich. SL-lose Runden voller Rampensäue haben eine andere Verteilung als ein Erzählonkel-SL mit Casual Gamern. 
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Achamanian

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #7 am: 23.10.2014 | 12:18 »
Ich würde da zwischen "kreativ" und "originell" unterscheiden. Einen schlechten Herr-der-Ringe-Klon zu schreiben (oder zu erspielen) ist auf jeden Fall kreativ, wenn man es in eigenen Worten tut; originell deshalb noch lange nicht.

Offline rettet den wald

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #8 am: 23.10.2014 | 12:18 »
Was ist "neu"? Wenn du der Meinung bist, dass es seit 10 Jahren nix neues gibt, dann würde ich sagen, dass es seit 100 Jahren nix neues gibt. Deine Ansprüche daran, was "Kreativität" ist, sind zu hoch.
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Offline 1of3

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #9 am: 23.10.2014 | 12:24 »
Wann hast Du Leute erlebt, die tatsächlich Kreativität zeigten, also etwas neues erschufen (steht zumindest so in der Wiki unter Definitionen?

Ich persönlich hab in den letzten 10 Jahren nicht einen erlebt.

Wie kommst du darauf, dass Leute, wenn sie von Kreativität sprechen an dieses oder irgend anderes Konstrukt aus Psychologie und Neurowissenschaft denken? Im Allgemeinen sind die Standards für die Verwendung des Begriffs deutlich niedriger. Ich würde soweit gehen zu sagen: "Mensch kann nicht nicht kreativ sein."

Offline Vash the stampede

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #10 am: 23.10.2014 | 12:26 »
...
Sogar Monte Cooks "The Strange" ist nicht wirklich kreativ, sondern halt eine Mischung diverser gängiger Genres und Ideen aus populären Serien und Filmen. ...

Dazu aus deinem Wiki-Definitions-Link:
Zitat
Aus Sicht der modernen Neurobiologie kann man Kreativität als: „Neuformation von Informationen“ definieren (Holm-Hadulla 2011). Daraus ergeben sich praktische Konsequenzen: Um Informationen neu kombinieren und verarbeiten zu können, müssen sie neuronal gespeichert sein. Das heißt sie müssen durch Lernen im Gedächtnis vorhanden sein. Der kreative Funke kann nur das entzünden, was schon vorhanden ist. Kreativität im weitesten Sinn beruht auf der Fähigkeit, die Lücke zwischen nicht sinnvoll miteinander verbundenen oder logisch aufeinander bezogenen materiellen und nichtmateriellen Gegebenheiten durch Schaffung von Sinnbezügen (freie Assoziation) mit bereits Bekanntem und spielerischer Theoriebildung (Phantasie) auszufüllen. So gehören auch ungewohnte Kombinationen von bekannten Materialien oder die Durchbrechung der üblichen Verwendungsschemata von funktionsgebundenen Gebrauchsgegenständen im Spiel, beim Probehandeln und als Gedankenspiel wesentlich zur Kreativität.

Hervorhebung durch mich.
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Offline Ludovico

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #11 am: 23.10.2014 | 12:31 »
Ich halte mich gerade an die Wiki:
Zitat von: [url=http://de.wikipedia.org/wiki/Kreativit%C3%A4t#Definitionen_von_Kreativit.C3.A4t
Wiki[/url]]Kreativität wird ganz allgemein als die Erschaffung neuer und brauchbarer Formen definiert (Amabile 1996). Guilford bezeichnet als kreativ jede neue, noch nicht da gewesene, von wenigen Menschen gedachte und effektive Methode, ein Problem zu lösen beziehungsweise die Miteinbeziehung von Faktoren wie Problemsensitivität, Ideenflüssigkeit, Flexibilität und Originalität. Demzufolge wäre Kreativität die zeitnahe Lösung (Flexibilität) für ein Problem mit ungewöhnlichen, vorher nicht gedachten Mitteln (Originalität) und mehreren Möglichkeiten der Problemlösung (Ideenflüssigkeit), die für das Individuum vor der Problemlösung in irgendeiner Weise nicht denkbar ist (Problemsensitivität).

Und danach zeichnet sich Kreativität halt dadurch aus, dass dabei etwas neues erschaffen wird.

@Vash
Danke für die Hervorhebung.
Ich bleibe aber bei meiner Behauptung, da der Sprung von Sliders und der alten D&D-Zeichentrickserie winzig ist.

@all
Interessant! Auf der einen Seite wird hier von einigen behauptet, dass Originalität nicht wichtig sei für das Rollenspiel, aber Kreativität sei es. Woher kommt das Verlangen, dass dieses Hobby unbedingt kreativ sein müsse?

Offline Slayn

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #12 am: 23.10.2014 | 12:35 »
Hm... Kreativität besteht zu 90% aus gut gelernten Handwerk.
Ich würde aber dennoch mal behaupten, in diesem Hobby ist man kreativ, da man spontan auf Dinge reagieren muss, hauptsächlich aber agieren muss.
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Achamanian

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #13 am: 23.10.2014 | 12:36 »

@all
Interessant! Auf der einen Seite wird hier von einigen behauptet, dass Originalität nicht wichtig sei für das Rollenspiel, aber Kreativität sei es. Woher kommt das Verlangen, dass dieses Hobby unbedingt kreativ sein müsse?

Ich verstehe nach wie vor gar nicht, wie man nicht-kreativ Rollenspiel betreiben soll, wenn man das Spiel nicht gerade auf pure Regelanwendung reduziert. Ich entwickle doch immer aus den vorhandenen Teilen irgendeine Art von Geschichte oder zumindest einen Ablauf mit innerem Zusammenhang. Klar muss das nicht besonders kreativ sein, aber Kreativität ist doch keine Qualität, die entweder da ist oder fehlt; fast alle Tätigkeiten sind in gewissem maße Kreativ, und Rollenspiel ist in den meisten Fällen wahrscheinlich kreativer als beispielsweise Post austragen ...

Was du im EP schreibst, hat m.E. wie gesagt mehr mit Originalität zu tun.

Offline rettet den wald

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #14 am: 23.10.2014 | 12:39 »
Woher kommt das Verlangen, dass dieses Hobby unbedingt kreativ sein müsse?

Im Rollenspiel muss man improvisieren. Sowohl als Spieler als auch als Spielleiter. Wenn du improvisieren musst, bist du dazu gezwungen, nach kreativen, also (für dich!) neuen Vorgehensweisen zu suchen. Das erfordert Kreativität.

...Dass das, was den Leuten dann tatsächlich einfällt, wahrscheinlich nicht besonders originell ist, ist wieder was anderes. Originalität ist überbewertet.
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Offline sir_paul

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #15 am: 23.10.2014 | 12:43 »
Woher kommt das Verlangen, dass dieses Hobby unbedingt kreativ sein müsse?

Du hast recht, mir ist es ziemlich egal ob ich/meine Spieler/irgendjemand mein Hobby kreativ findet. Mir macht es Spaß und das reicht auch.

Trotzdem denke ich das Rollenspiel Kreativität fördert. Es gibt einen Rahmen vor in dem man agieren und ohne (wirkliches) Risiko verschiedene Dinge ausprobieren kann. Das gehört eindeutig zum Prozess der Kreativität. Und mir sind in meiner Laufbahn schon so einige Wendungen und Begebenheiten begegnet welche ich vorher noch nicht hatte.

Sind Maler kreativ? Die meisten zeichnen doch nur was ab...
Sind Musiker kreativ? Viele Stücke gleichen sich doch sehr...
Sind Authoren kreativ? Die meisten Geschichten habe ich so oder ähnlich schon gelesen...

Aber mal eine Gegenfrage. Warum ist es dir so wichtig dem Hobby die Kreativität abzusprechen?

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #16 am: 23.10.2014 | 12:46 »
Moment eben.

Ein Hobby kann gar nicht kreativ sein, denn bei der Kreativität handelt es sich um eine individuelle Eigenschaft. Zudem ist Kreativität kein dichotomes Merkmal und also nicht entweder da oder halt nicht. Es handelt sich um eine stetige Klamotte, so richtig mit Mittelwerten und Standardabweichungen, messbar über die entsprechenden Instrumente.

Amabile wurde ansonsten ja bereits zitiert: "Kreativität wird ganz allgemein als die Erschaffung neuer und brauchbarer Formen definiert." Im weiteren Verlauf des Artikels wurde ansonsten sogar direkt in Bezug auf Spiele hinzugefügt: "die Durchbrechung der üblichen Verwendungsschemata von funktionsgebundenen Gebrauchsgegenständen im Spiel".

Ein Hobby oder dessen Prozesse/Produkte können eventuell innovativ sein. Das ist aber dann was anderes. Die oben zitierte Amabile sagt beispielsweise, dass insbesondere bei radikalen Innovationen neben der Ideengenerierung, für die die Kreativität der Beteiligten natürlich wichtig ist, auch die Ideenimplementierung wichtig ist. Sie nutzt dafür das schöne Bild von zentrifugaler und zentripetaler Kraft.

Insofern: Nein, Rollenspiel kann als Hobby gar nicht kreativ sein. Es kann entweder Personen anziehen, welche im Mittel besonders kreativ sind. Oder es kann durch seine Eigenarten die Wahrscheinlichkeit innovativer Ergebnisse (wie auch immer die aussehen mögen) erhöhen. Beides sehe ich kritisch. Vorstellbar finde ich hingegen, siehe sir_paul, dass Rollenspiele  die Kreativität fördern, wenn sie denn nicht allzu repetitiv sind und/oder zu viele Topoi aufgreifen.

Chiungalla

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #17 am: 23.10.2014 | 12:48 »
Wann hast Du Leute erlebt, die tatsächlich Kreativität zeigten, also etwas neues erschufen?

Das erlebe und tue ich ständig.

Denn man erschafft auch dann etwas neues, wenn man alt bekannte Bausteine auf neue Art und Weise zusammen fügt:

Kein Handwerker macht etwas anderes, denn er verwendet zunächst einmal und vor allem bereits bekannte Baustoffe und Techniken.
Kein Autor macht etwas anderes, denn er verwendet zunächst einmal und vor allem bereits bekannte Wörter und Buchstaben, mal ganz davon abgesehen, dass es auch nicht unendlich viele neue Motive gibt.
Kein Künstler tut etwas anderes, denn er verwendet zunächst einmal und vor allem bereits bekannte Techniken und Materialien.
Kein Musiker tut etwas anderes, denn er verwendet zunächst einmal und vor allem bereits bestehende Instrumente, Techniken, Noten und so weiter...

Um Deine These zu vertreten musst Du eine Art von Kreativität vorraussetzen die letztendlich fast allen kreativen Menschen dieser Welt ihre Kreativität abspricht. Ich kenne eine Menge Leute die mit "Kreativität" ihr Geld verdienen, und von denen ist keiner in dem Sinne kreativ wie Du es hier forderst. Du erhebst die Kreativität zu einem Ideal für Genies. Halte ich nicht für zielführend.

Natürlich gibt es immer wieder mal Filme, Kunstwerke, Musik, Bücher u.s.w. die einen kreativen Geniestreich und etwas andersartiges oder geniales enthalten. Die haben dann aber trotzdem noch 95% altbekanntes. Und für die 5% Genialität werden die Künstler dann angemessen gefeiert.

Offline Ludovico

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #18 am: 23.10.2014 | 12:49 »
@Paul
Mir geht es im Moment darum, einen Aspekt des Rollenspiels in Frage zu stellen.
Ich finde das recht sinnvoll, wenn man das hie und da mal macht. Es macht mir zumindest wesentlich bewusster, was ich im Spiel mache.

@rettet den wald
Ich bezweifel stark, dass Improvisationsfähigkeit und Kreativität gleichzusetzen sind.

@Rumpel
Ich hab langsam das Gefühl, wir spielen fast alle ziemlich kreativlos. Das Stichwort ist allerdings Phantasie.

Offline Slayn

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #19 am: 23.10.2014 | 12:49 »
Moment eben.

Kann man aber RSP als Hobby betreiben wenn man nicht irgendwie kreativ ist, auch wenn es nur ein Fünkchen ist? Ich komme mit der Vorstellung nicht ganz klar....
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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #20 am: 23.10.2014 | 12:53 »
Kann man aber RSP als Hobby betreiben wenn man nicht irgendwie kreativ ist, auch wenn es nur ein Fünkchen ist? Ich komme mit der Vorstellung nicht ganz klar....

Kreativität ist keine Eigenschaft mit natürlichem Nullpunkt. Es handelt sich um ein "hypothetisches Konstrukt", welches uns als Erklärungsstütze für empirische Phänomene dient. Vermutlich meinte 1of3 das mit: man kann nicht nicht kreativ sein. Man kann auch kein Rollenspiel betreiben, wenn man nicht intelligent ist. Aber was bedeutet die Abwesenheit von Intelligenz? 0 Punkte im IQ-Test? Ein Fisch? Ein Einzeller? Ein Baum? Ein Stein? Das funktioniert so nicht.

fudi

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #21 am: 23.10.2014 | 12:56 »
Äh als ich das geschrieben habe warens erst 4 posts... Was solls:

Das kopieren ist wohl unumgänglich. Innerhalb der gesetzten physischen und psychologischen Rahmenbedingungen gibt es vermutlich nur eine begrenzte (wohl aber sehr grosse) Anzahl an "neuen" Möglichkeiten ("Everything is a Remix", "Everything is copy of a copy"...).

Ich hab irgendwo mal gelesen, dass es "nur" 15 oder so verschiedene Arten von Erzählstrukturen gibt (Liebesgeschichte, Rachegeschichte, Krimigeschichte etc.), die sich durch die menschliche Zivilisation ziehen (leider keine Zitate zur Hand).

Was die Kreativität anbelangt, ist das Rollenspiel sicher ein Medium, dass stark die Vorstellungskraft und Reflexivität des Menschen beansprucht und mMn sehr kreativ ist.

Was du aber auch ansprichst ist der normative Gehalt von Geschichten, die Moral welche durch die dualistische Einordnung in Gut und Böse entsteht oder eine Ethik die sich mit der Frage nach dem richtigen Handeln befasst. Deshalb ist wohl der Kontext von grosser Bedeutung, in welchem die "Murder Hobos" tätig werden.

Die Frage nach der Ethik lässt sich nicht wirklich einfach so beantworten:

- Töten die "Abenteurer" Orks um ein kleines Dorf zu retten (prototypisch dazu der Urwestern "Die sieben Samurai" von Kurosawa) oder metzeln das Dorf selbst nieder, weil diese in ihrer Expansion das Territorium der Orks annektiert (siehe Amarika und die Indianer)?

- Sind Orks wirklich Monster oder eine Repräsentation der historischen afrikanischen Stammeskultur, welche vom Westen als primitiv (in Ihrer Struktur und ihren Mitgliedern) wahrgenommen wurde, als die Idee des Orks konzipiert wurde?
Was ist mit der Jagd nach Tieren usw.?

- Ist Herr der Ringe nun durchflutet von katholizistischer Symbolik?

- Ist Superman oder der Ikonische Rollenspielarchetyp der moderne, von der Bibel oder einer anderen Mythologie abgekupferte, Heilsbringer?

- Ist die Ökonomie in D&D / PF nicht durchwegs eine kapitalistische, mit Shoppingmalls voller "magischer" Gegenstände, die nur denen angedacht sind, welche es sich leisten können?

- Ist "Dungeon Crawling" nicht einfach nur eine Grosswildsafari für den "Great White Hunter"?

- usw. usf.

Was Kenneth Hite verkürzt hierzu sagt, finde ich sehr schön:
In den klassischen, amerikanisch geprägten Rollenspielen wird ein Wildwest Grenzraum emuliert, in welchem jegliche Aktionen der Spieler ohne grosse Konsequenz im Setting verpuffen, während die Spieler nach bestandenem Abenteuer gen untergehender Sonne in das nächste Abenteuer reiten.
Während in europäisch geprägten Spielen (insbesondere Warhammer) herumziehende Banden von bewaffneten "Abenteuern" nach kurzer Zeit physisch sowie psychisch verstümmelt, irgendwo in der Gosse enden und von Ratten aufgefressen werden, während die Welt konsequenterweise im 30 jährigen Krieg entbrannt und zur Hölle geht.

Und ich denke gerade das Rollenspiel bietet die Möglichkeit über diese Symbole und Zeichen der Kultur nachzudenken und diese auf kreative Art und Weise zu "pervertieren" (in einem positiven Sinne) und somit darüber zu reflektieren.

Natürlich liegt das auch in der Hand der Spielgruppe. Man kann aber als SL oder als Rollenspielautor durchaus Impulse geben um diese Elemente einzubringen. Das wäre für mich ein Teil der Kreativität von Rollenspielen, in Bezug auf die oben aufgeworfenen moralischen Fragen.
« Letzte Änderung: 23.10.2014 | 12:59 von fudi »

Offline Ludovico

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #22 am: 23.10.2014 | 13:01 »
@Wellentänzer und Slayn
Interessante Richtung und insbesondere Danke für die Korrektur mit Hinsicht auf Kreativität!

Von daher mal folgende Fragen:
-Ist ausgeprägtes kreatives Denken für Rollenspiel erforderlich? (Es ist definitiv eine wünschenswerte Eigenschaft. Darüber will ich nicht diskutieren.)
-Fördert Rollenspiel kreatives Denken?

@all
Es ist mir leider unmöglich, auf alle Posts einzugehen. Derzeit ist es halt so, dass ich als einziger auf der einen Seite stehe (was ich auch kaum anders erwartet habe, da es für viele ein wichtiger Aspekt des Rollenspiels darstellt).

Offline Archoangel

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #23 am: 23.10.2014 | 13:06 »
Einfache Frage, einfache Antwort: JA.

Komplexe Frage ... was ist Kreativität. psychologisch betrachtet ist Kreativität eine messbare Größe, die niemals Null betragen kann. Folglich ist jeder Mensch zu einem gewissen grad kreativ; letztlich ist auch jedwedes menschliches Denken, Tun und Handeln kreativ, damit also auch Rollenspiel. Und "Bad putzen". Und "Po abwischen". Da muss man zum Teil auch ganz schön kreativ für sein, das wird oft unterschätzt.

Ergo: deine Frage ist zu schwach formuliert. Ich nehme mal an du wolltest fragen:

- Sind Rollenspieler kreativer als der Durchschnitt? (Antwort: ja. Dazu gibt es Studien die dies beweisen; an einigen habe ich selbst mitgewirkt.)

- Sind Rollenspieler so kreativ wie Musiker/Künstler/Schriftsteller? (Auch schon wieder unscharf. Wenn ich alle, also auch die Hobbymusiker etc mittle, könnte ich mir schon vorstellen, dass Rollos im Schnitt mithalten können.)

- ... (was genau willst du eigentlich wissen?)
4E Archoangel - Love me or leave me!

Methuselah-School GM

Ideologie ist der Versuch, den Straßenzustand durch Aufstellung neuer Wegweiser zu verbessern.

Wellentänzer

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Re: Ist Rollenspiel ein kreatives Hobby?
« Antwort #24 am: 23.10.2014 | 13:10 »
@Wellentänzer und Slayn
Interessante Richtung und insbesondere Danke für die Korrektur mit Hinsicht auf Kreativität!

Von daher mal folgende Fragen:
-Ist ausgeprägtes kreatives Denken für Rollenspiel erforderlich? (Es ist definitiv eine wünschenswerte Eigenschaft. Darüber will ich nicht diskutieren.)
-Fördert Rollenspiel kreatives Denken?

@all
Es ist mir leider unmöglich, auf alle Posts einzugehen. Derzeit ist es halt so, dass ich als einziger auf der einen Seite stehe (was ich auch kaum anders erwartet habe, da es für viele ein wichtiger Aspekt des Rollenspiels darstellt).

Du stehst absolut nicht alleine auf irgendeiner Seite, die ich erkennen könnte. Mechanisch stark getriebene Runden, wie ich sie beispielsweise mit D&D4 total klasse finde und wie ich sie bald mit 13th Age ausprobieren möchte, hemmen nach meiner Überzeugung meine Kreativität. Logo. Das würde mir mit D&D3.X, Pathfinder, Dresden Files FATE, Rolemaster und anderen Rules Heavy System auch so gehen. Ich fühle mich bei wenig Mechanik ganzheitlicher gefordert und das schließt tendentiell auch die Kreativität ein. Bei D&D4 beschränke ich meine Kreativät vor allem auf die Überlegung, welche Kräfte in welcher Situation und Kombination den größten Effekt haben werden. Das ist aber natürlich nur ein Teil des Spektrums und damit schade.

Insofern: ich kann in der Diskussion ehrlich gesagt gar keine Seiten erkennen. Vielmehr bemühen sich die Leute eher noch um ein Schärfen der Sinne für ein besseres Verständnis der Fragestellung. Das wirkt dann bisweilen so, dass die Leute eine Gegenmeinung vertreten. Ich denke aber, dass das eher mit dem Medium sowie mit der schon mal brummig wirkenden, deutschen Art der Kommunikation zu tun hat.

Ansonsten stimme ich Archoangel komplett zu, auch wenn er das etwas flapsig formuliert ;-)