So, weiter im Text
Teil 13, Der Zug durch das NebelmoorOrt: Weiden, Dominium Donnerbach
Zeit: Rondra 1003 nBF
Abenteuer: Kampagne der Saga-Recken, Der Zug durch das Nebelmoor
Änderungen: direkter Einstieg durch die Entführung im AB Hexennacht. Kein Quasi-Dungeon wie im Original. Alte Magierakademie-Ruine, Troll und nach Artefakten suchende Orks.
Metagefasel:Als die Spieler sich entschieden, nach Hexennacht in den Norden zu reisen und den Entführten zu folgen, schaute ich auf die Aventurienkarte. Ah – das Nebelmoor. Moment, da gibt’s doch was
von Ratiopharm im ´Plotzschen DSA-Schrank. Der Zug durch das Nebelmoor ist ein oldschoolding mit einigen merkwürdigen Entgleisungen, also war das, was ich davon übrig ließ, eher eine Anekdote. Ich verpflanzte gar nicht so unkanonisch die verschollene Magierakademie der Geisteskraft und Hellseherei in das Moor. Sie sollte Ziel einer Orkgruppe sein, die sich ebenso wie „In den Fängen des Dämons“ auf der Suche nach mächtigen (orkischen Artefakten) für den späteren Orkensturm aufgemacht hatten – eben zu jener Ruine der Akademie.
Das AB war dementsprechend kurz (1,5 Abende) mit ein bisschen Orkpelze verkloppen.
Nebenbei konnte ich für später ein paar NSC etablieren.
Die Legende um Olats Bogen bot sich für den Firungeweihten an, der damit ein zum Spieler und SC passendes Artefakt hat. Habe bei dem Ding einen Regelbrecher eingebaut, weil ich nen Wuchtschuss einfach cool finde ^^. Hodaki (S3) fand hier sein zweites, wichtiges Artefakt. Der Spieler steht so ein bisschen auf die Schurken-Sache (ist Maraskaner, also Richtung zweiter Finger Tsas). Deshalb hab ich ihm eine passende Waffe gegeben, die einen für später noch sehr wichtigen Hintergrund hat (verschwurbelt mit dem Namenlosen, gegen den es ja auch in der Phileasson-Saga geht). Die Idee zur Doppelbalästrina hatte ich aus "Waylander" von David Gemmel, wo der Protagonist ja auch eine eher "böse" Doppelarmbrust führt und halt auch so der Meuchler-Typ ist.
Das Abenteuer war ziemlich linear „Orks finden und kaputthauen“, insofern gibt es darüber nicht viel zu sagen. Erstaunlich schnell war sich die Gruppe über den Plan beim Orklager einig (Lob!). Mit der Vorgehensweise mit dem Handspiegel gab es wieder ein typischerweise auftretendes Problem: Ein Spieler will eine „kewl Power“ ausspielen und seine Szene damit haben, jedoch nicht vorher verraten, was er vorhat. Darüber gibt es in der Runde unterschiedliche Ansichten, was jedes Mal für etwas Verstimmung sorgt. Manchmal sind Rollenspieler wie kleine Kinder.
Spieltagebuch:Einige Tage nach den Ereignissen im Blautann befanden wir uns am Südrand des Nebelmoors. Wir hatten Olat, dem Sitz der Gräfin von Bärwalde, Walderia von Löwenhaupt - die Schwester Herzog Waldemars - kurz einen Besuch abgestattet und waren auf dem Weg nach Norden. Wir wollten noch Anfang Efferd das gefährliche Moor passieren, durch das es nur wenige Wege gab.
Am südlichen Rand des Moores hörten wir Kampfgeräusche im Nebel und überraschten anschließend eine Gruppe von Wegelagerer-Orks, die einen Wagenzug überfielen. Schon waren die meisten Verteidiger gefallen und nur noch wenige Händler wehrten sich ihrer Haut.
Bis auf einen der Wächter waren bereits alle angeheuerten Söldner umgekommen und die Orks begannen, kurzen Prozess mit den Fuhrmännern und Fuhrfrauen zu machen. Hodaki ritt direkt zwischen die Schwarzpelze, während wir anderen uns auch in den Kampf stürzten. Ein Ork mag für die Bewohner der Nordlande eine ernst zu nehmende Gefahr sein, für uns jedoch war ein Dutzend längst keine lebensbedrohliche Angelegenheit mehr. Wenige Augenblicke später trieben die Schwarzpelze tot im brackigen Moorwasser oder lagen auf dem halbwegs fahrbaren Weg.
Der einzige Überlebende Wächter war ein hünenhafter Gjalskerländer namens Rastar „Ogerschreck“ bren Morved, den wir bereits aus der Ogerschlacht kannten. Er stellte uns den Leiter des Wagenzugs vor, Parel Notgelf. Parel reiste im Auftrag „Trallop“ Gorge Kollenbranders, des reichsten Mannes und berühmtesten Händlers von ganz Weiden.
Noch tags zuvor hatten wir in Olats Feste bei Hofe der Walderia Löwenhaupt, Gräfin von Bärwalde und Schwester des weidener Herzogs Waldemar, gemeinsam mit Gorge Kollenbrander gespeist. Er, zwei Barone und Ritter der Umlande – sichtlich erbost darüber, dass Darwolf in den Augen der Gräfin interessanter war als sie selbst – waren zu Gast bei der Gräfin. Ebenso wie der NiveseCrottet, der Schützen Allerich, der Angroscho Garalm Sohn des Gilim und wir.
Am Tag hatte wie jeden 1. Rondra des Jahres in Olat das Bogenschützenturnier zu Ehren von Olat dem Bogner stattgefunden. Darwolf wusste uns zu berichten, dass es eine alte Legende gab von Olat dem Bogner, der – um den Weidener Herzog vor einigen Hundert Jahren den Erstgeborenen vor dem Zugriff einer bösen Hexe zu retten – ganze drei Mal innerhalb einer Woche um den Neunaugensee geritten war und damit auch drei Mal durch das Nebelmoor gereist war. Olat hatte diese Tat vollbracht, den Fluch der Hexe gebrochen und zum Dank als Lehen die Grafschaft erhalten, die nach ihm benannt wurde. Seinen Bogen und sein Pferd hatte er im Nebelmoor verloren. Und das Moor selbst muss ihn in namenlosen Schrecken gebracht haben, ließ er doch als erste Amtshandlung Olats Wall – ein noch heute existierender Erdwall linksseitig des Finsterbaches – und Olats Feste als Schutz gegen alles, was aus dem Moor kommen könnte, errichten. Da Olat ein firungefälliger Mann war, wurde das Fest auch zu Ehren des grimmen Jagdgottes und der Rondra abgehalten. Noch heute gab es eine Bogenschützeneinheit namens Olats Schar.
Die Finalisten des Turniers wurden traditionell am Abend zur Tafel von der Gräfin geladen, weshalb Crottet, Allerich und Garalm bei uns saßen.
Walderia interessierte sich sehr für unsere Abenteuer, auch denen aus fernen Landen, und hörte uns aufmerksam zu.
Darwolf unterhielt sich mit dem ebenfalls anwesenden Heldar von Arpitz. Der streitbare Obrist war für gewöhnlich Anführer der herzoglichen Leibgarde, war aber ohne seinen Herzog nach Olat gereist. Heldar, der ebenfalls zu unserer Ogerlöffel-Eingreiftruppe in der Ogerschlacht gehört hatte, und heldenhaft an der Seite Waldemar des Bären gefochten hatte, informierte sich ebenfalls über die Heldentaten seines weidener Landmannes Darwolf. Anschließend eröffnete er unserem Krieger, dass er bei Gelegenheit Waldemar dem Bären vorschlagen würde, dass er ihn - Darwolf - zum Ritter schlagen solle. Über diese Mitteilung war Darwolf höchst erfreut - und die anwesenden Barone und Ritter um so weniger.
Über das Verschwinden Walpurgas war Walderia sehr besorgt, als Hodaki das Gespräch darauf brachte, schien diese Aufgabe – das Wiederbringen der Herzogentochter – jedoch sicher in den Händen Darwolfs und seiner Gefährten. Sie konnte zumindest bestätigen, dass die beiden Söhne Kunibalds von Ehrenstein,Dietrad und Bernfried, kürzlich in der Nähe waren und Olat einen Besuch auf dem Weg nach Trallop abgestattet hatten. Es stand zu vermuten, so die Gräfin von Bärwalde, dass die beiden „Jungs“ nun nach Trallop in die Bärenburg als Junker kommen würden, nachdem sie ja aus Burg Rabenmund mehr oder minder geflohen waren. Eine etwas peinlich berührte Erinnerung kam uns da hoch, war es uns doch misslungen, die beiden Söhne Kunibalds zu befreien. Gorge Kolenbrander war auch von der Gräfin eingeladen worden – so ein wichtiger Mann hatte selbstverständlich stets Zugang zu „höheren“ Kreisen. Er berichtete uns, dass er zum letzten Mal einen Wagenzug durch das Nebelmoor schicken würde gen Donnerbach, die Wagen seien am gestrigen Tage losgerollt. Er selbst wollte nach Gareth aufbrechen, da der Kaiser nach ihm geschickt hatte. Vermutlich ging es um die Versorgung der durch die Oger verheerten Landstriche in Tobrien, dem südlichen Weiden und Darpatien.
Macarion hatte von der Befreiung der Hexe Stina noch zwei Warunker Pferde zu verkaufen und wollte sie gleich hier und jetzt dem Handelsmagnaten verkaufen. Wir wurden Zeuge einer perfekt inszenierten und versiert vorgebrachten Verhandlungsführung auf beiden Seiten. Beide standen sich in der Präsentation ihrer Meinung und Fachkompetenz in nichts nach – dabei ging es bald nicht mehr um die Pferde und das Geld dafür. Was waren für einen Trallop Gorge schon zwei Pferde? Die Verhandlung wogte hin und her, bis man sich schließlich irgendwo in der Mitte traf. Gorge Kolenbrander hatte solche Feilschkünste von unserem Gefährten Macarion sicher nicht erwartet. Erfreut und überrascht zugleich bot er Macarion sogleich eine Stelle als Händler in einem Kontor irgendwo in Weiden oder dem Mittelreich an.
Zunächst aber bat uns der Händler, doch möglichst schnell am Morgen den Wagenzug einzuholen und nach dem rechten zu sehen. Gestandenen Recken wie uns traute er doch weit mehr zu als den „dahergelaufenen Abenteurern“, den er aus der Not heraus schnell den Wagenzug anvertraut hatte.
Diese Abenteurer, die gleichen übrigens, die auf der Hexennacht die magischen Instrumente bespielt hatten, schwammen zwischen den toten Orks im Moor. Der Wagenzug war zunächst gerettet und konnte mit uns seinen Weg weiter durch das Moor nehmen. Das Nebelmoor machte seinem Ruf und Namen alle Ehre. Dick wie Spinnenweben waberten die Nebelschwaden um uns herum. Schilf, Gräser und wenige vereinzelte Bäume gaben ein braun-in-grau der Flora ab. Die Geräuschkulisse war durch den Nebel verschluckt und bedrohlich geworden.
Wir hatten einen überlebenden Ork ausgefragt, der uns einen sicheren Weg vorbei an der Ruine einer alten Magierakademie durch das Moor zeigen konnte.
Macarion schwang sich auf den Wagen, den der „dürre Rik“ lenkte. Dieser war ihm von Gorge als der erfahrenste Wagenlenker seiner Truppe genannt worden. Im Gegensatz zu seinem Namen war der dürre Rik unglaublich fett, dafür aber sehr geschickt mit dem Ochsenwagen.
Zu dem Tross gesellte sich übrigens noch der Nivese Crottet, den wir in Olat kennen gelernt hatten. Der Nivese war auf dem Weg nach Riva und wollte deshalb ebenfalls über Donnerbach reisen.
Hodaki war mit Darwolf etwas vorausgegangen. Sie gelangten an die grauen, traurigen Überreste eines großen Gebäudekomplexes, offensichtlich der sagenumwobenen alten Schwarzmagierakademie, die vor langer Zeit im Moor versunken war. Dort hörten sie ein knarrenden Geräusch und erstickendes Geröchel. Als sie sich die Ursache näher ansahen, kam eine alte Eiche inmitten des Gebäudekomplexes aus dem Nebel zum Vorschein. An der Eiche baumelte ein einzelner Ork und konnte sich gerade noch strampelnd am Leben halten. Die beiden nahmen ihn ab – sehr leise, denn nebenan, an einem ruinierten Haus, schlief ein großer Troll, die Hand auf der Axt.
Zunächst waren wir unschlüssig, was zu tun sein. Niemand konnte etwas mit den seltsamen aufeinandergestapelten Steinen anfangen (der trollischen Raumbildschrift, wie sich später heraus stellte). Hodaki fiel ein, dass Rastar Ogerschreck aus dem Norden kam, wo Trolle etwas häufiger vorkamen. Und tatsächlich: Rastar konnte Hodaki einige Brocken trollisch sagen. Mit dem wenigen an Sprachkenntnis weckte der ehemalige Gladiator nun den Troll. Der schien nicht besonders erschrocken oder beeindruckt – kein Wunder wenn man seine Gesprächspartner um das doppelte überragt – und begann mit uns mit Händen und Füßen, etwas Garethi und etwas trollisch, zu sprechen. Sein Name war Borgon. Borgon der Troll war der Wächter dieses Ortes. Dunkle Geheimnisse galt es hier zu bewachen. Nein, er würde sie niemandem zeigen – aber erst recht nicht den schändlichen Orks, die alte dämonische Dinge im Moor sammelten. Nebenbei raubten Sie die Wagenzüge Kolenbranders aus und überfielen die wenigen Reisenden. Tatsächlich aber suchten sie den Orken heilige Waffen und andere Dinge. Für einen Sturm oder so.
Das hörten wir nicht zum ersten Mal. Auch den Namen des Orks, den uns der Gefangene Schwarzpelz hier als einen der Drahtzieher der merkwürdigen Suchaktionen nannte, kannten wir. Es war niemand anders als der uns aus dem Molchenberg von Warunkbereits bekannte Sadrak "gelbe Kralle".
Der Troll sprach von einem Grubenwurm, einem entfernten Verwandten der Drachen. Der Wurm konnte sich sehr geschickt im Moor bewegen. Normalerweise hätte Borgon den Wurm längst getötet – sagte er zumindest – aber gegen den Wurm und die Orks samt Häuptling und Schamane würde er unterliegen.
Der nächste Schritt war schnell gedacht. Wir würden das Orklager überfallen. Borgon würde sich um den Wurm kümmern, wir um die Orks.
Wir bereiteten uns die Nacht über vor und schlugen bei Morgendämmerung zu.
Während die anderen etwas abseits lauerten, schlich sich Macarion, mittels einer ihm angeborenen Zauberei unsichtbar gemacht, ins Zelt des Schamenen. Dieses Zelt lag mit dem Zelt des Häuptlings auf der Kuppe eines kleinen Hügels, der aus dem Sumpf herausragte. Dieser Hügel bildete den Grund für das Orklager. Windschiefe Hütten und Behausungen, darunter ein Verschlag mit halb verhungerten und aus leeren Augenhöhlen drein blickenden menschlichen Gefangenen, standen auf dem grasbewachsenen Hügel.
Die drei um das Lager patrouillierenden Orkwachen hatte Hodaki im Stil eines im Nebel lauernden Meuchelmörders still und leise in ihr Totenreich gesandt.
Von Borgon wussten wir, dass der Schamane regelmäßig mit dem Blut der Gefangenen „Orkdämonen“ beschwor. So weit wollten wir es nicht kommen lassen.
Leise war Macarion also in das Zelt des Schamanen gelangt. In diesem niederhöllisch stinkenden Verschlag hingen allerlei finstere Donaria zum Zwecke der Beschwörung. Der Schamane stand vor einer kleinen Kreatur, einem faltigen Hutzelmännchen, und bearbeitete es mit seiner götzenhaften Zauberei. Aus dem Kobold – als solchen erkannte Macarion das Wesen – löste sich bereits ein geisterhaftes Abbild, vielleicht die zauberische Macht, um gen Schamanen zu schweben. Weiter lies der Halbelf die Sache allerdings nicht kommen: Er schritt vor den Schamanen, hielt ihm den magischen Handspiegel der Halluzination vor, den er einst in der Echsenpyramide von H´Rabaalgefunden hatte, und befahl im schlicht: „Du bringst dich jetzt um“. Der Ork war völlig überrascht über sein Spiegelbild, das ihm unvermittelt vorgehalten wurde, hörte die Stimme, warf einen hass- und angsterfüllten Blick in die ungefähre Richtung Macarions – und stieß sich seinen Opferdolch in den Hals. Er gluckste nur leise und brach zusammen. Der Kobold, der Macarion trotz seiner Unsichtbarkeit sehen konnte, seufzte erleichtert und berührte den Halbelf dankbar lächelnd.
Der jedoch hatte nur noch Augen für die magischen Wertgegenstände, die der Schamane offenbar hier gehortet hatte – immerhin konnte er uns vorher noch das vereinbarte Zeichen mit dem Spiegel geben.
Draußen hätten wir jetzt zum Angriff übergehen können. Doch Hodaki, vielleicht vom offensichtlichen Erfolg Macarions beflügelt, forderte das Schicksal heraus. Hoch erhobenen Hauptes marschierte er den Hügel hinauf, zeigte auf den bedrohlich großen Orkhäuptling und forderte ihn mit lauter Stimme zum Duell.
Die anderen Orks waren bei seinem Anblick aufgesprungen und hatten zu ihren Waffen gegriffen, doch der Häuptling brachte sie mit einer herrischen Handbewegung zum Halten. Sie würden nicht eingreifen – zunächst.
Answin traute der Lage nicht – zurecht – und gab den anderen Gefährten Anweisungen, sich um den Hügel zu verteilen, damit gleich ein Angriff von allen Seiten erfolgen konnte. Rastar, Valen, Darwolf, Crottet und Kalijin taten, wie Answin es vorgeschlagen hatte. Nur der schwerfällige Borgon wäre für eine erneute Bewegung zu laut gewesen und verharrte deshalb an seiner Position.
Derweil hatte sich Hodaki dem Schwarzpelzanführer auf wenige Schritt genähert. Er hatte das Jadeschwert und sein Kurzschwert bereits aus den Halftern gleiten lassen. Auch der Ork hatte ein glänzend gearbeitetes Orkensäbel gezogen. Der erste Moment gehörte jedoch Hodaki. Wild schlug er auf den Ork ein, der die Schläge zwar abwehren konnte, jedoch in die Defensive gedrängt wurde. Rondra – oder Rur und Gror – schienen auf der Seite unseres Gefährten zu sein, waren es doch seine Waffen, die das erste Blut schmecken durften. Bald blutete der große Ork aus mehreren Wunden. Seine Leute hatten staunend die Münder aufgerissen oder jaulten vor Enttäuschung. Schon taumelte der am Bein und am Kopf schwer getroffene Anführer und die Wildheit in seinen Augen brach. In seiner Verzweiflung jedoch brachte der Schwarzpelz es fertig, sein Arbach so perfekt heransausen zu lassen, dass Hodaki die Waffe nicht mehr abwehren konnte. Brachial zerfetzte der Orkenstahl Haut, Fleisch und Muskeln seines Beines. Wir sahen stumm in den Verstecken harrend, wie unser Gefährte auf ein Knie ging. Die Gier des nahen Sieges übermannte den Orkhäuptling, als er heransprang und zum letzten Schlag ansetzte, hielt er den Maraskaner doch für geschlagen. Ein Irrtum, der sein letzter werden sollte, als die elegante Elfenklinge Hodakis das schwarzbepelzte Bein durchschlug. Schwarzes Blut ergoss sich aus der Hauptschlagader über den Häuptling, als er jämmerlich brüllend ins Gras sank und starb.
Die Orks zögerten nur einen Augenblick, um sich auf den vermeintlich einzelnen Angreifer zu stürzen. In dieses Zögern schrie Answin den Angriffsbefehl. Gemeinsam stürzten wir uns auf die Schwarzpelze und hackten sie in Stücke. Ähnlich erging es übrigens dem Grubenwurm, der unvermittelt aus dem Moor heraus gestoßen war. Zwar hatte er Borgon kurz unter Wasser drücken können, doch der Troll hatte lange auf diesen Moment gewartet und konnte sich ganz dem Ungeheuer widmen. Das stinkende Untier war der Axt des Trolls nicht gewachsen und ging bald glucksend für immer im Nebelmoor unter.
Es war geschafft!
Die reiche Beute sammelten wir zunächst ein und machten uns auf den Weg nach Donnerbach.
Das Dominium und die Stadt Donnerbach waren für viele Dinge bekannt. Einem davon widmete sich Answin, als er am Tempel der Rondra und dem dazugehörigen Schrein, auf einer Felsnase ganz nah am Donnerfall, dem mächtigen und namensgebenden Wasserfall der Stadt, innig zur Herrin Rondra betete.
Kaum hatte er das Gebet beendet, weckte ihn eine Stimme aus der träumerischen Stimmung. „Hatte ich doch geahnt, dass ich euch hier finden würde!“. Der Sprecher, ein modisch gekleideter und gut aussehender Almadaner, lächelte Answin an und verbeugte sich. „Es freut mich, endlich Eure Bekanntschaft zu machen“, sagte er und reichte dem Schwertgesellen die Hand, „mein Name ist Talfan Honoratio von Jurios. Ich habe euch gesucht und gefunden!“. Der verdutzte Answin stellte sich ebenfalls vor und fragte, warum der andere ihn denn suchte. Talfan antwortete fröhlich, dass er mit Answin – dessen Ruf seiner Duellkünste inzwischen im ganzen Mittelreich kursierte – ein rondragefälliges Duell ausfechten wolle, schließlich sei kein Ort besser dafür geeignet als die Felsnase vor dem Donnerfall.
Zunächst schien Answin überrascht und mich sich selbst im Unreinen über eine Antwort, nahm die Herausforderung dann aber an. Talfan hatte ein Duell aufs zweite Blut gefordert. Zunächst sei dieser Moment jedoch zu feiern, weshalb der Almadaner Answin und seine Gefährten in „seinen“ Gasthof auf einen schönen Abend einlud. Hodaki hatte die von ihm gefundenen orkischen Ritualwaffen, die den Orks vermutlich heilig sein dürften, bereits im Rondratempel abgegeben. Die Anhänger der Kriegsgöttin nahmen seine Warnungen ernst, dass sich die Orks offenbar auf einen Sturm vorbereiteten.