Wobei die Ironie für mich ein Stück weit darin besteht, daß D&D ja seinerzeit die Idee, eigene Dungeons und später Settings einfach kurzerhand selber zu erfinden, überhaupt erst etabliert hat. Eine regelrecht DSA-mäßige Kanonsucht, wie sie hier und heute beim einen oder anderen Poster durchzuschimmern scheint, bin ich aus D&D-Kreisen so eigentlich gar nicht gewohnt...
Naja, die Frage ist ja immer, ob man mit eigenen Settings arbeitet oder mit gekauften. Wer ohnehin eher was Eigenes macht, für den ist die Debatte ja im Grunde uninteressant. Aber zwischen "Gute Spielleiter(TM) schreiben sowieso ihr eigenes Setting" und "Alle offiziellen Settings sind Teil des gleichen Riesenkanons" liegt eben auch noch eine Menge
middle ground.
Dabei ist die von dir angesprochene Kanonsucht ja nicht auf DSA oder D&D beschränkt, sondern scheint generell so ein Ding der letzten Jahre zu sein. Die wird in religiöser Form von Warhammer-Fans genauso betrieben wie von Star-Wars-Fans oder Magic-the-Gathering-Fans, sie hat das Marvel-Universum genauso erfasst wie jetzt eben D&D, wo die verschiedensten Settings mit dem ganz großen Hammer in das gleiche Multiversum gezwungen werden. Und so manche Rollenspiel-Produktlinie wird von vornherein als größenwahnsinniges Multiversum angelegt (Suzerain, Threefold,...) und verzettelt sich dann hoffnungslos darin. Aber allein die Tatsache, dass das als "marketingtechnisch sinnvoll" gesehen wird, bedeutet wohl, dass es tatsächlich viele Leute gibt, die sich das so wünschen. Trotzdem heißt das ja nicht, dass das für
alle gelten muss. Nicht jeder mag Spiderman und Doktor Strange (oder Thor und Starlord) im gleichen Film sehen, und nicht jeder mag Asmodeus in jedem D&D-Setting wiederbegegnen. Aber der Trend zum Mega-Kanon ist ganz klar vorhanden und hat scheinbar auch vor WotC nicht haltgemacht.
Man könnte jetzt böse sein und sagen, dass DSA seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war...