4. Halane, Straße nach Dunir
Nach einer kurzen Beratung machen wir uns auf den Weg zum Schiff. Wir dringen gewaltsam in die Seehexe ein und nehmen einige Vorräte mit. Der Steuermann ist das letzte lebende Crewmitglied, und da wir das Schiff wegen der Krankheit an der der Passagier gestorben ist, nicht behalten wollen und wir damit nicht umgehen können, lassen wir ihn damit davonsegeln.
Zurück an der Stelle des Kampfes kommt uns ein freundlicher Mann namens Silas entgegen, der die Leichen gefunden hat und die mit den roten Flecken verbrennen möchte. Da er sich wohl mit Krankheiten und Wunden auskennt, erachtet er es für das sicherste. Wir versuchen seriös zu wirken und bieten unsere Hilfe an. Da wir im Sumpf nichts trockenes zum anzünden finden schlägt Silas vor ihn zu seiner Höhle zu begleiten, in der er als Einsiedler lebt. Die Leiche des toten Passagiers nehmen wir mit. Als wir nach mehreren Stunden Fußmarsch ankommen ist es bereits kurz nach Sonnenuntergang und Silas schlägt vor mit dem verbrennen der Leiche bis zum nächsten Morgen zu warten. Wir legen die Leiche ausserhalb der Höhle hinter einige Büsche und Betreten diese durch eine richtige Holztür.
Das Wort Höhle wird der Behausung nicht gerecht. Es gibt einen mit Steinen gemauerten Herd in einer Küche die gut mit Vorräten für mehrere Wochen ausgestattet ist, einschließlich einem ganzen Fass Bier. Des weiteren gibt es einen Speiseraum mit großem Tisch, Lehnstühlen aus Holz und Geschirr aus Zinn sowie ein Schlafzimmer mit einem Himmelbett und angrenzendem Waschraum mit Badebottich. Der Boden ist mit Steinkacheln ausgelegt wie in einem richtigen Haus. Sowas haben wir noch nicht gesehen, besonders meine Begleiterinnen aus dem unzivilisierten Teil Hârns. Hier kann man bequemer leben als in mancher Bauernhütte. Silas gibt sich als guter Gastgeber und lädt uns nach einem Abendmahl zum übernachten ein, was wir dankbar annehmen und dürfen uns auf dem Küchenboden zum schlafen hinlegen.
5. Halane, Höhle
Schon wieder plagt uns das Schicksal. Wir erwachen als uns Silas, ein gerüsteter und bewaffneter Ritter sowie ein weiterer Scherge im Schlaf überfallen. Es kommt zu einem kurzen und blutigen Kampf. Karyn ist die einzige, die sich wirklich wehren kann, und bezahlt dies auf üble Weise, ein Keulenhieb bricht ihr das Genick. Möge sie in Frieden ruhen! Wir anderen werden bewusstlose geschlagen. Mal wieder.
Wir finden uns später ohne unsere Waffen in einem pechschwarzen Pferch wieder, offenbar tiefer in der Höhle. Bretterverschläge halten uns und zahlreiche Kinder gefangen. Ausserdem ist noch Kobar hier, ein Söldner aus Melderyn der als Wächter eines Gefolgsmannes des hiesigen Barons Xelados arbeitet. Er war auf der Suche nach einem der vermissten Kinder als er von hinten bewusstlos geschlagen wurde. Im Höhlengang über uns brennt eine einsame rauchende Fackel in einer Halterung, die in den Fels getrieben wurde. Im schwachen Licht lässt sich Hildas Gesicht begutachten; sie hat eine schwere Prellung am Wangenknochen vom Kampf vorhin erlitten, aber wir können leider nichts für sie tun.
Zu unserem schrecken hat man den Leichnam, den wir hierher getragen haben, zu uns in die Zelle gelegt, sie entkleidet und einen der Jungen dazu gezwungen die Robe anzuziehen. Wir wissen nicht welche Tageszeit wir haben und befragen erst mal die Kinder. Diese stammen aus verschiedenen Dörfern um Dunir herum und erzählen uns, das sie alle einzeln von Silas entführt wurden. In einer zweiten Zelle neben unserer befinden sich Drei kleinere Gargun, die unentwegt an den Holzgittern rütteln und in ihrer eigenen, hässlichen Sprache grunzen und knurren. Sie sind seit längerem als die Kinder hier eingesperrt und es denen wurde gedroht, wenn sie einen Fluchtversuch wagen würden, wirft man sie bei lebendigem Leib als Futter zu den Gargun!
Gemeinsam schaffen wir es mit einigen Schwierigkeiten aus dem Bretterverschlag zu klettern, da die Zelle knapp 6 Fuß tiefer liegt als der Gang. Wir schleichen uns durch die dunkle Höhle in einen gemauerten Raum aus dem eine steinerne Wendeltreppe nach oben führt. Ein Bücherregal und mehrer Holztische stehen hier, auf einem davon liegt die tote Karyn, an der sich Silas gerade zu schaffen macht. Wir werden durch unsere Fackel von im entdeckt und er ruft sofort Hilfe herbei bevor er uns angreift. Beim rumwedeln mit der Fackel um Silas abzuwehren finden wir auf die harte Art heraus, dass Kobar panische Angst vor Feuer hat. Er läuft einfach in den Gang zurück und findet nicht den Mut um uns Frauen und Bryan zu unterstützen. Daraus resultiert auch, dass der Einsiedler uns lange genug hinhalten kann, bis der Ritter und der Gehilfe der beiden die Treppe hinabkommen.
Der Gehilfe bricht mir mit einem Kampfstab fast meinen Arm und Silas betet nun lautstark zu Morgath! Er packt Hilda und diese bricht schreiend vor Schmerzen zusammen. In was sind wir nur hineingeraten? Ein Kampf auf Leben und Tod entbrennt und da wir unbewaffnet sind haben wir einen großen Nachteil, zum Glück für uns fällt die Fackel zu Boden und Kobar springt hinzu. Er reißt dem Ritter die Kettenkeule aus der Hand, doch dieser zieht sein Schwert. Udine wird vom Gehilfen mit seinem Stab bedrängt und Bryan legt sich mit Silas an. Kobar kann den Hieben ausweichen und dem Ritter seinen Schild entwenden und drischt solange auf diesen ein, bis der sich nicht mehr rührt.
Silas ist kurz abgelenkt; Hilda kommt wieder zu sich, rappelt sich auf stürzt sich ohne Angst vor Verlusten auf ihn, entreißt ihm den Dolch und bringt ihn nach einem kurzen Handgemenge zur Strecke… das wird uns Karyn nicht zurückbringen, aber wenigstens zahlt Silas für seine Verbrechen. Im Kampf mit dem verbliebenen Widersacher wird Udine am Kopf verletzt und der Stabkämpfer bricht meine Hüfte. Für die kommenden Tage werde ich das Bett hüten müssen. Kobar erschlägt ihn schließlich mit dem Schwert des toten Ritters. Nachdem wir Frauen den Kampf in schlechter körperlicher Verfassung überstanden haben, beschließen wir in der Höhle zu rasten. Das weiche Bett ist für Lerenas Hüfte eine wohltat. Kobar bringt derweil die Kinder zurück ins Dorf Fenak, die Gargun und die Leichen lassen wir wo sie sind.
6. Halane, Tesienmoor bei Dunir, Kultistenhöhle
Am Morgen werden wir von Männern des Barons geweckt; Kobar hat sie zu der Höhle geführt. Die Soldaten durchsuchen die Höhle und finden eine Zeichnung Morgaths und Gebete an der Wand in dem Raum im Untergeschoß der Höhle. Vom Kampf ist der Boden voller Blut, das aber den unheimlichen Ritualkreis nicht gänzlich verdeckt, der aufgemalt ist. Eine der Soldatinnen, sie hat blonde Haare und so eine dunkle Hautfarbe wie Karyn, steckt ein ganzes Bündel getrocknete Kräuter ein, die auf einem der Tische rumliegen. Anschließend werden wir zum Verhör zum Herrenhaus von Fenak gebracht.
Da ein Gewitter aufzieht verbleiben wir unter Bewachung im Pferdestall des Herrenhauses, das in einer recht eigenwilligen Achteckform um den Innenhof herum erbaut wurde und einen fast Burgartigen Eindruck macht, so stark befestigt ist es. Wenigstens erhalten wir Wasser und etwas zu essen.
Kobar erzählt uns während des Essens, dass der Hausherr Sir Jens Indaser ein alter Kriegskamerad des Barons ist und das Lehen als Lohn für seine Treue und Tapferkeit in Ezars Krieg erhielt. Noch vor Zwanzig Jahren gehörte sämtliches Land von Dunir bis Selvos im Norden dem agrikanischen Orden des Kupferhakens, einem brutalen Ritterorden aus Rethem. Nachdem der Großmeister des Ordens namens Ezar das Königreich Kanday im Osten angriff, rückten dessen Truppen vor und eroberten nach und nach das Land des Ordens, bis Rethem einem Frieden zustimmte und Kanday behielt den ganzen Landstrich. Baron Yuri Xelados erhielt Dunir als Lehen und Fenak wurde als Ritterlehen vergeben. Da fast jeder Einwohner in Dunir und den umliegenden Dörfern Angehörige und Freunde während der Herrschaft des Ordens vom Kupferhaken und dem Krieg verloren hat, ist man gegenüber Fremden nicht so vertrauensvoll. Schon der alleinige Verdacht Agrik oder Morgath zu verehren genügt hier schon für eine Anklage und Untersuchung durch die Kirche Laranis und des Barons und obwohl wir auch Gefangene waren könnten wir ja trotzdem zu den Morgathanbetern in der Höhle gehören. Kobar hat zwar ein gutes Wort für uns eingelegt, aber der Baron möchte uns wohl zu der Angelenheit befragen. Das ist doch Verrückt, wieso sollte man uns als Kumpane der Kultisten einsperren?
Während Kobars Erzählung hat sich die dunkelhäutige Wächterin im Stall in eine Ecke gesetzt, in einer Zinnschale auf ihrem Schoß zündet sie die Kräuter aus der Höhle an und atmet genüsslich den Rauch ein! Anschließend blickt sie mit verträumtem Blick in die Runde… Das ist ein seltsames Volk hier.
7. Halane, Dunir und Laranikloster Scinaret
Am Morgen werden wir und die Kinder aus den anderen Dörfern unter Bewachung nach Dunir in die Burg von Baron Xelados gebracht. Das Gewitter hat sich verzogen aber es nieselt noch. Lerena muss auf einem Karren transportiert werden, da sie mit ihrer Hüftverletzung nicht gehen kann Die Burg selbst ist ein gedrungenes Bauwerk aus braunem Stein und wurde auf einem kleinen Hügel, der das Dorf überragt, errichtet. Wir kommen an einem Bach und einem Gasthaus vorbei und werden durch das Torhaus eingelassen. Zuerst werden wir im Stall untergebracht während Kobar vor Baron Xelados Bericht erstatten muss.
Im Stall sind Zwei Männer dabei sich um die Pferde zu kümmern, wir dürfen uns aber dank der Wachen weder umsehen noch mit jemandem sprechen. Nach kurzer Zeit werden wir von der Wache die Steintreppe nach oben in den ersten Stock geführt. In der großen Halle erwarten uns Sir Indasers Sohn, Kobar, Baron Xelados, dessen Sohn Sir Pavers Xelados, ein grimmig dreinblickender Mann mit Bart und Narbe auf der linken Gesichtshälfte Namens Hauptmann Vandor sowie der Serjant der Burggarnison Laris Indaser. Diese Indasers sind eine große Familie und haben hier wichtige Posten Inne beim Haushalt des Barons.
Wir müssen die Ereignisse um unsere Gefangennahme und den Ausbruch noch einmal erzählen. Die Umstände wie wir zu dem Einsiedler Silas und den toten Händlern auf der Straße lassen wir mal aussen vor. Letzlich legt Kobar ein gutes Wort für uns ein aber man möchte uns noch dabehalten bis jemand aus dem Laranikloster eingetroffen ist um mit uns zu sprechen. Also werden wir wieder im Stall einquartiert.
Nach einiger Zeit, es muss schon nach Mittag sein kommen Zwei Männer in Roben an und gehen in die Burg. Wir warten wieder und haben Gelegenheit ein paar Namen aufzuschnappen. Der Stallmeister heißt Otho, dessen Gehilfe Slatko. Wir sehen auch eine hochschwangere Frau, die die Falknerin der Xelados´ist. Kobar unterhält sich mit einigen der Wachen: Lanke, Jonker und Melek. Wir erfahren so einiges an Klatsch. Der grimmig dreinblickende Hauptmann Vandor ist ein Bastard des Barons, ebenso der Barde der hier eine feste Anstellung hat. Hauptmann Vandor ist ein Ritter im Dienste des Laraniordens von geschachten Schild. Und der Kaplan der Burg, ein Priester der Larani, ist der jüngste Bruder der Indaser Söhne.
Gegen späten Nachmitag werden alle nochmals in die große Halle geführt und werden dem Serolan Burgusyn vorgestellt. Wir müssen noch mal die Ereignisse schildern. Nachdem wir den Gehilfen des Einsiedlers Silas so ausführlich wie wir es konnten, beschrieben haben, ist man sich sicher dass es sich um einen Akolythen des Laraniklosters Scinaret, das unweit des Dorfes liegt, handelt. Dieser war seit gestern Früh nicht mehr aufzufinden und niemand wusste wo er sein konnte. Wie wir nun wissen, hat er hat gemeinsame Sache mit den Morgathanbetern gemacht. Das entsetzen bei allen Anwesenden ist ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben.
Sir Vandor, Sir Pavers Xelados und der Serolan persönlich wollen sich am nächsten Tag die Höhle ansehen. Solange werden die fremden Reisenden, also wir, zusammen mit Kobar in die Obhut des Klosters Scinaret übergeben. Man misstraut uns immer noch und Udine vermutet das bei den Laranipriestern etwas im argen liegt und wir vorsichtig sein müssen. Sie denkt sogar daß der gesamt Klerus in Scinaret Morgathanhänger sein könnten. Wir anderen sind nicht überezugt davon, obwohl es uns natürlich missfällt, dass wir wie gefangene Behandelt werden. Immerhin haben wir gemeinsam diese Morgathanbeter getötet und diese Vorgänge erst ans Licht gebracht. Kobar wird uns als Bewacher zugeteilt, was aber nur ein Vorwand ist, wie wir glauben. Sir Pavers und Sir Vandor begeliten uns und werden auch in Scinaret übernachten, das auf dem halben weg nach Fenak liegt, um am nächsten Tag früh aufbrechen zu können.
In Scínaret angekommen werden wir vom Obasaran, einem dicken und fröhlichen Mann mit dichtem schwarzem Bart und rundem Gesicht, begrüßt. Die bettlägerige Lerena wird zur Krankenkammer gebracht und darf in einem richtigen Bett schlafen; Sir Vandor und Sir Pavers werden im Hauptgebäude untergebracht. Alle anderen müssen auf dem Heuboden über dem Stall übernachten. Ausser dem vorlauten Bryan, der lautstark seinen Missmut über die Behandlung zum Ausdruck bringt. Damit er Demut lernt wird er in eine Einzelzelle gesperrt. Udine fühlt sich wie ein eingesperrtes Tier das auf den Schlachter wartet und Hilda hat den ganzen Tag fast kein Wort gesprochen. Hoffentlich kommen Sir Pavers, Baron Xelados, Sir Vandor und der Serolan Morgen zu dem richtigen Schluss, dass wir keine Schuld an den Kindesentführungen tragen und nichts mit den Morgathanbetern zu tun hatten. Falls nicht kann es uns übel ergehen, ich will gar nicht an eine Befragung durch einen glaubensfesten Laraniserolan denken.