Pen & Paper - Spielsysteme > D&D4E
Kann mir die 4E besser gefallen als die 5E?
Arldwulf:
Um mal zurück zu "was kann einem an der 4E besser gefallen" zu kommen: Ein sehr wichtiger Punkt sind wohl die Spielleiterhilfsmittel.
Ich merke das inzwischen recht häufig, seit ich wieder vermehrt verschiedene Editionen parallel spiele. Es ist einfach viel häufiger, dass 4E Spielleiter alternative Ideen der Spieler aufgreifen und ins Spiel einbringen. Was weniger an diesen selbst liegt, sondern daran, dass das System es ihnen einfach macht. Gerade die Gleichstellung von Nichtkampf und Kampfencountern macht da eine Menge aus, das System ist viel stärker auf das Überwinden von Herausforderungen als auf das Besiegen von Monstern ausgerichtet.
Durch mehr Regeln für Nichtkampfherausforderungen, und eine verstärkte Einbindung der Gruppe dabei ist es halt auch weniger so, dass bei alternativen Herangehensweisen die Spannung verloren geht. Und am Ende verringert dies dann auch den Drang zum Railroading, weil man als Spielleiter dazu gebracht wird von vorn herein alternative Vorgehensweisen anzubieten, und es leicht fällt neue einzubauen.
Ich habe schon sehr oft die Situation erlebt, dass Spieler Terrain betreten welches vom SL nicht bedacht war, und ob dann "äh, ok..." kommt, oder ob der SL in der Lage ist darauf schnell zu reagieren hängt auch davon ab wie gut ihn das System unterstützt.
Die 4E ist ein Spielleitersystem. Mehr und bessere Hilfsmittel findet man für diesen im D&D Bereich nicht, und das fördert eine Menge Improvisation.
Mr. Ohnesorge:
--- Zitat von: Arldwulf am 17.03.2015 | 22:26 ---Die 4E ist ein Spielleitersystem. Mehr und bessere Hilfsmittel findet man für diesen im D&D Bereich nicht, und das fördert eine Menge Improvisation.
--- Ende Zitat ---
Sagst Du. Feuersänger sagt daraufhin 3.5 und Archo AD&D. Läuft. 8]
Arldwulf:
^^ ja, wahrscheinlich, auch wenn ich sicher nicht der erste bin der z.B. in 3.5 höhere Level als sehr arbeitsintensiv für den SL wahrnimmt.
Und es ist ja auch nach nun fast 7 Jahren auch nicht mehr so ganz neu, dass die 4E neue Hilfsmittel einführte. Aber in erster Linie sollte das oben nur eine persönliche Meinung sein, ich merk es einfach sowohl als Spieler als auch als Spielleiter bei mir selbst, dass diese Hilfsmittel mir etwas bringen und den Spielleitern unter denen ich spiele.
Inzwischen geht das so weit, dass ich selbst in meiner Lieblings AD&D Runde ab und an denke: Mensch...wenn man die Szene jetzt anders aufzieht wäre es viel spannender und vielseitiger. Und da mag ich den SL und die dahinterstehenden Stories eigentlich sehr, auch die Charaktere.
Aber, damit das nicht falsch verstanden wird: Es gab und gibt natürlich auch in anderen Editionen tolle Spielleiter, die viel auf die Ideen ihrer Spieler eingehen - und teilweise sind die Dinge welche die 4E bringt auch nix neues und wurden von anderen Spielleitern schon als Hausregeln in ähnlicher Form gemacht.
Am Ende sind solche Dinge halt wirklich nur Hilfsmittel, die dafür sorgen das etwas häufiger und einfacher angewendet werden kann.
Thandbar:
Hm, das Wort "Spielleitersystem" sagt mir nicht so zu. Obwohl ich das Argument nachvollziehen kann, fand ich in der 4E schon, dass ein Shift vom Spielleiter an den Spieler stattgefunden hat. Das heißt, die Spieler haben mehr Kontrolle darüber, was ihre Charaktere können und an welche magischen Gegenstände sie herankommen. Anders als die 5E gibt es keine absichtlichen Leerstellen im Regelwerk, damit der DM sich in ihrer Ausdeutung als Schiedsrichter ermächtigen kann. Deshalb finde ich gerade als Spieler die 4E attraktiv. Als Spielleiter finde ich die 5E gut, weil es sehr einfache und schnelle Regeln hat.
--- Zitat von: Grinder am 18.03.2015 | 10:50 ---Sagst Du. Feuersänger sagt daraufhin 3.5 und Archo AD&D. Läuft. 8]
--- Ende Zitat ---
Erinnert mich an ein Nabokov-Zitat, das ich neulich gelesen habe: "diese unendlich geschmeidige und gefügige russische Sprache". (Ein Hohn für jeden Russischlernenden. :P)
Ob etwas einfach zu bedienen ist, hängt offenbar sehr stark davon ab, wie sehr man sich in das System eingefuchst hat.
Es ist schwer, dazu objektiv etwas zu sagen. Viele Spielleiter haben sich offenbar oft von dem Element der Skill Challenges abgeschrecken lassen und sie als Störung ihres Leitstils angesehen, als Gegenmoment zum frei ausgelebten Rollenspiel insgesamt sogar.
Die Antwort auf die Frage "Skill Challenge - Fluch oder Segen?" scheint also sehr stark von den Einzelpersonen abzuhängen.
Was das Erschaffen von Monstern und NPCs angeht, höre ich fast immer nur, dass das in 3.X zu kompliziert sei. In der 4E ist das sehr einfach, man kann einfach was refluffen oder ein Template auf ein bestehendes Monster draufschrauben.
Fallen, um ein Einzelbeispiel herauszugreifen, finde ich in der 4E unendlich viel interessanter als in der fünften Edition. Es gibt eine viel größere Auswahl, und das Fertigkeitensystem passt sehr gut dazu, jede Falle auch unterschiedlich angehen zu können.
Die Artefaktregeln finde ich in der 4E auch schlicht besser, weil sie von selber eine Story erschaffen. Das heißt nicht, dass ich die magischen Gegenstände in der 5E oder deren Präsentation sägig fände - ganz im Gegenteil sogar, aber gerade Artefakte sind für mich eher durchschnittlich umgesetzt.
Arldwulf:
--- Zitat von: Offler am 18.03.2015 | 11:45 ---Hm, das Wort "Spielleitersystem" sagt mir nicht so zu. Obwohl ich das Argument nachvollziehen kann, fand ich in der 4E schon, dass ein Shift vom Spielleiter an den Spieler stattgefunden hat. Das heißt, die Spieler haben mehr Kontrolle darüber, was ihre Charaktere können und an welche magischen Gegenstände sie herankommen. Anders als die 5E gibt es keine absichtlichen Leerstellen im Regelwerk, damit der DM sich in ihrer Ausdeutung als Schiedsrichter ermächtigen kann. Deshalb finde ich gerade als Spieler die 4E attraktiv.
--- Ende Zitat ---
Ich denke das ist durchaus kompatibel mit dem was ich meine. Als Spielleiter möchte ich meinen Spielern ermöglichen ihre Ideen umzusetzen. Deshalb empfinde ich es als hilfreich, wenn das System mir hierzu Mittel bereitstellt. Die gleichen Mittel bedeuten für die Spieler aber eben auch mehr Kontrolle - mehr Sicherheit, dass ihre Idee ins Spiel finden kann. Improvisierte Aktionen sind da so ein Beispiel. Improvisation konnte man ja immer schon durchführen, wozu also Regeln? Bringt dies nicht nur Spielern Sicherheit, dass ihre Idee klappen wird? Nein - es gibt auch dem SL eine Hilfestellung um festzulegen wann etwas klappen sollte, und um dies schnell zu entscheiden.
Weiter oben spreche ich ja das Thema Railroading an, dies ist ein ganz ähnliches Beispiel. Denn ganz offensichtlich bringt eine Herangehensweise mit mehr Handlungsoptionen und der Vermeidung von Railroading für die Spieler erst einmal mehr Dinge die ein SL berücksichtigen muss, und mehr Möglichkeiten für die Spieler. Die diese auch einfordern. Doch je bessere Hilfsmittel der Spielleiter hat, umso eher kann er dies anbieten.
Das ist also durchaus die gleiche Beobachtung, nur aus einer anderen Perspektive. Ich würde das so formulieren: Die 4E gibt dem Spielleiter Mittel in die Hand um auf Spielerideen einzugehen.
"Spielleitersystem" meint da also nicht zwingend "davon profitiert nur der Spielleiter", sondern eher "Es ist für Spielleiter leichter ihre Spieler profitieren zu lassen."
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