7. Sitzung: Verbessertes Untote Vertreiben
Heute hießen wir unseren Neuzugang willkommen, der ab jetzt die Klerikernische ausfüllen wird -- ein alter Bekannter von mir, mit dem ich vor Jahren schon regelmäßig gespielt hatte, insofern wusste zumindest ich, was uns erwartet.
Außerdem hatte EL seinen Charakter komplett umgeskillt, von vormals Factotum/Chameleon auf einen reinrassigen Psion(Kineticist). Somit ist also fortan mein Charakter der einzige Nicht-T1er der Gruppe. Von der zum Spielstart angesagten Zurückhaltung, was voll durchgeskillte Primärcaster anging, ist mittlerweile auch nichts mehr zu spüren. Sowohl Psion als auch Cleric sind jeweils Singleclass.
Dafür war heute unser Magierspieler nicht abkömmlich, daher wurde dekretiert, dass der Zwerg sich erfolgreich ins Delirium gesoffen hatte und daher erstmal mit Ausnüchtern beschäftigt war.
Das Kennenlernen verlief kurz und schmerzlos -- nicht ganz auf dem Niveau "You look trustworthy", aber ohne unnötige Komplikationen. Da wir mittlerweile schon einen gewissen Ruf in der Stadt genossen, hatte dieser reisende Kleriker allen Grund, uns bei unserem Relax-Abend in der Kneipe direkt anzusprechen, ob er sich uns anschließen solle. Fertig.
Am nächsten Morgen zogen wir los -- den komatösen Zwerg quer über sein Pony (oder was auch immer) gepackt; wir wussten ja nicht wie weit wir heute kommen würden. Die Reise in Richtung Dornenöde verlief relativ ereignislos -- nur einmal wurden wir von einer einzelnen Hieracosphinx angegriffen (Zufallsbegegnung), der Kampf war aber nicht der Rede wert.
Schließlich erreichten wir am dritten Tag recht früh die Dornenöde und gelangten in Sichtweite des Domizils des Geisterfürsten -- ein gewaltiger steinerner Löwe, der wohl aus einem Fels herausgehauen oder auf magische Weise erschaffen worden war, wie auch immer. In respektvollem Abstand umrundet, offenbarten sich genau zwei Eingänge: einmal das Maul des Löwen, zum anderen ein Eingang zu ebener Erde zwischen seinen Vorderpranken. Da wir in der Vergangenheit recht gute Erfahrungen mit einem Einstieg von Oben gemacht hatten, beschlossen wir, diese Taktik auch hier anzuwenden. Mittlerweile waren dazu auch keine langwierigen Kletteraktionen mehr vonnöten -- der Kleriker fasste uns einfach an den Händen und teleportierte uns mittels Dimension Door direkt in das Löwenmaul. Dieses war, wie üblich für einen Außenposten der Roten Hand, mit keinerlei Wachen bemannt. Den Weg in den Schlund des Löwen blockierte ein großes doppeltes Steinportal.
An dieser Stelle handelte ich taktisch etwas ungünstig, indem ich einfach mal an den Ringen rüttelte, ob das Portal sich vielleicht einfach öffnen ließe. Es ließ nicht, aber dadurch alarmierte ich offenbar die Besatzung, die im Raum jenseits des Tores saß. Ein Klopfer mit der Abrissbirne verfehlte ebenfalls seine Wirkung und schlug nur ein paar Steinsplitter aus dem Portal -- auf die Weise würde die Öffnung eine Weile dauern, und soviel Zeit wollten wir unseren Gegner nicht gönnen. Darum kürzte unser Kleriker die Operation signifikant ab und erschuf einfach einen Durchgang mittels Stone Shape.
Dahinter erwarteten uns zwei Hobgoblins einer uns bisher unbekannten Art: waffenlos und in roten Karate-Anzügen mit gelben Gürteln. Somit für uns als Spieler natürlich klar: Monks. An dieser Stelle erlaubte sich der Kineticist einen kleinen Spaß und drückte dem einen erstmal einen Control Body rein - somit konnte er nun dessen Körper wie eine Marionette steuern. Nachdem der andere erledigt war, hielten wir uns nicht mehr lange hier auf und nahmen die Wendeltreppe nach unten, angeführt von unserem neuesten (temporären) Teammitglied, liebevoll Robobob genannt.
Unten hörten wir Stimmen aus einem Nebenraum, und dank unseres Sir Clanksalot war hier an einen Überraschungsangriff nicht zu denken. Doch da die Tür offen stand, war es für unseren Kinetiker ein Leichtes, sich nach gewonnener Initiative in Position zu bringen und einen dicken fetten Energy Ball reinzuzünden -- auf Cold Damage gepolt, um die Evasion der Monks zu umgehen, für satte 7d6+7 Flächenschaden. Da der Nachbarraum nicht besonders groß war, aber dafür gesteckt voll mit Gegnern war, wurde hier wirklich eine Menge Schmerz verteilt. Danach lebten noch ungefähr zwei oder drei Gegner, darunter die Anführerin Ulwai Sturmrufer. Diese wirkte einen Zauber und *puff* war verschwunden.
Jetzt endlich war ich an der Reihe (ich hatte meinen Ini-Wurf verkackt), und in der Annahme, dass die Dame sich nur unsichtbar gemacht hatte, schaltete ich auf Bluthund-Stance um, wodurch sich mir offenbarte, in welcher Richtung sie jetzt stehen musste - offenbar direkt zwischen Kleriker und Psioniker. Doch im Trüben fischen liegt mir nicht, darum fischte ich eine Torch Bug Paste aus meinem Trankgürtel und pfefferte ihn in den fraglichen Bereich. Der phosphorisierende Glibber erwischte Nathan -- und Ulwai, die dadurch wieder deutlich erkennbar wurde. Sie erkannte, dass sie geschlagen war, und ergab sich.
Wieder lief das bekannte Muster ab: erst Verhör, bei dem die Dame sich ziemlich kooperativ gab, dann die Überlegungen, was wir mit ihr anstellen sollten: ich war diesmal dafür, sie gefangenzunehmen und mit zurück nach Brindol zu nehmen, sei es für weitere Verhöre, sei es als Verhandlungsmasse falls wir mal eines Gefangenenaustauschs bedürften. Den anderen war das zuviel Act, und sie schwankten zwischen sofort töten und freilassen. Dreimal dürft ihr raten, was es dann geworden ist. oÔ
Immerhin wies sie uns auf eine Geheimtür hin, die in Richtung des Arbeitsbereichs des Geisterfürsten führen sollte. Nachdem sie spitzbekommen hatte, dass wir gedachten, dem Lich seine Phylakterie zurückzugeben, bat sie lediglich darum, dass wir sie entweder vorher töteten oder laufen ließen, alles nur nicht sie ihm ausliefern. Sie verriet uns außerdem, dass der Lich den Auftrag hatte, für sie sogenannte (schwache) Knochentrinker herzustellen, und außerdem Geisterlöwen sein Eigen nannte.
Nachdem wir mit ihr fertig waren (ihr wurde letzten Endes vom immer noch kontrollierten Robobob der Hals umgedreht, zu meinem Bedauern), fanden wir also die angegebene Geheimtür und traten hindurch. Nach einem kurzen Gang gelangten wir in einen anderen Abschnitt, einen Raum mit einem komischen Becken, angefüllt mit einer krank-gelben Flüssigkeit die nur so nach Nekromantie roch. Außerdem befanden sich in den Alkoven die vorangekündigten Knochentrinker -- komische, kleine, tentakelbewehrte und ansonsten Ghoulähnliche Viecher. Ihr Masche war offenbar, einen mit ihren Tentakeln anzugreifen, und bei Gelingen einen Grapple-Versuch nachzuschieben (mit Improved Grab), welchem aber wiederum aufgrund ihrer mickrigen Körpergröße (Kleine Kreaturen erhalten einen -4 Abzug auf Grapple Checks) keine guten Erfolgschancen beschieden waren. Auch ihr Versuch, mich in die Zange zu nehmen, brachte ihnen nicht den erwünschten Vorteil, da ich über Improved Uncanny Dodge verfüge (sehr zum Ärger des SLs, dem deshalb ein paar Treffer durch die Lappen gingen).
An dieser Stelle packte unser Kleriker einen unerhörten Trick aus; nämlich führte er uns eine Verwendung für seine Turn Attempts vor, die wir nur noch aus vagen Legenden aus grauer Vorzeit kannten: er setzte seine Untote Vertreiben-Fähigkeit ein, nicht um Metamagie zu bezahlen oder sich Kampfboni zu verschaffen, sondern... um Untote zu Vertreiben!
Der erste Versuch ging fehl (gewürfelte 2); der zweite war schon besser (versetzte drei Stück in Panik) und dann schob er noch einen dritten nach und machte den Sack zu. Die in Panik kauernden Untoten zu vernichten haben wir dann nicht mehr ausgespielt.
Wir sahen uns nun noch ein wenig um; überlegten auch ob wir die komische Statue da zerstören sollten (so als "Gong" um den Herrn des Hausen anzulocken), und wurden schließlich im Nebenraum mit einer großen Kugel fündig, die von Schwaden durchzogen schien und die vermutlich etwas mit der Erschaffung der Geisterlöwen zu tun hatte (ganz reichte der Knowledge Check unseres Lexikons nicht).
Das erschien uns nun als geeigneter Gong, und ich klopfte mal mit Kraft drauf. Wider Erwarten zersprang das Teil nicht in 1000 Stücke, sondern gab nur einen widerhallenden Ton von sich und offenbarte ansonsten nur eine winzige Delle (es waren ca 35 Schaden von 700HP oder so).
Nun konnten wir uns erst nicht recht entscheiden, ob weitermachen oder abwarten, aber letzten Endes entschied ich mich dafür, einfach mal eine Minute zu warten -- und siehe da, aus dem Off kam ein offenbar sehr mies gelaunter Leichnahm angerauscht. Der uns aber immerhin nicht sofort auf Sicht angriff, sondern erstmal (sehr wütend) zur Rede stellte, was das sollte.
Somit waren die Verhandlungen eröffnet -- zunächst gelang es mir, seine Neugier zu erhalten, indem ich ihm in Aussicht stellte, die Rote Hand loszuwerden. Dann eröffneten wir ihm, dass wir sein Seelengefäß hätten und mit ihm über eine Rückgabe verhandeln wollten.
Dabei stellten wir sehr simple Bedingungen: er sollte nur jegliche Unterstützung für die Rote Hand zurückziehen, und sich ansonsten weiterhin nicht in die Belange der Lebenden einmischen. Letzteres hatte er ohnehin die letzten 200 Jahre nicht getan, ersteres wiederum war genau das was er selber wollte. Er lobte daraufhin unsere Vernunft, und dass man mit uns arbeiten könne.
(Würden wir nicht mit automatischem WBL spielen, hätten wir hier auch noch versucht ein paar Goodies rauszukitzeln, aber das hatte sich soweit erübrigt. Wohlgemerkt hatte auch Ulwai zuvor versucht, sich mit der Aussicht auf ein paar Extra-Items freizukaufen, die sie woanders versteckt hatte, aber auch das wurde durch unsere WBL-Regelung nicht unterstützt.)
Wohlweislich hatten wir behauptet, die Phylactery sei "an einem sicheren Ort", damit der Kerl nicht etwa auf die Idee käme, sie uns einfach mit Gewalt abzunehmen, oder zu versuchen uns zu seinen Dienern zu machen, sobald wir sie ihm ausgehändigt hätten. Stattdessen versprachen wir, ihm das Teil bis zum nächsten Tag im Maul des Löwen zu deponieren, womit er einverstanden war. Somit verabschiedeten wir uns höflich und traten den Heimweg an. Das Seelengefäß ließen wir einfach direkt dort zurück.
Achja, außerdem hatte der Lich uns von einem weiteren Verbündeten der Roten Hand erzählt, der am Haupteingang des Löwen lauerte (den wir zufälligerweise umgangen hatten): einen Fiendish Behir (ich kann mir nie merken, wie die Fiendish-Viecher auf deutsch heißen), von dem uns übrigens Ulwai nichts erzählt hatte, als ich sie gefragt hatte, ob sie auch einen Drachen oder sowas im Schlepptau hätte. Wortklauberisches Weib, das hatte sie nun davon!
Den Behir mussten wir dann auch gar nicht mehr selber bekämpfen -- das erledigte der Lich selber mit dem allergrößten Vergnügen für uns. Dazu verwandelte er sich in einen Untoten Schreckenslöwen und stürzte sich auf das Scheusal, während wir aus bequemer Entfernung zusahen und das Spektakel mit Chips und Popcorn genossen, ehe wir uns endgültig auf den Heimweg machten.
Damit beendeten wir dann auch die Sitzung.
Meta-Gedöns:
Die XP reichte für den Levelup auf 8. Dazu sei angemerkt, dass der SL uns XP-technisch etwas kürzer hält als vorgesehen (eigentlich sollte die Gruppe bereits beim Kampf gegen Ulwai auf Stufe 8 und außerdem natürlich zu viert sein), was uns aber powertechnisch bisher keinen Abbruch tut (lediglich halt etwas schade wegen den Spielsachen, die wir schon haben könnten). Vermutlich hätten wir auch den Geisterfürsten (CR13) im direkten Kampf zuverlässig besiegen können, und die Option stand durchaus zur Debatte. Wäre natürlich dreist gewesen, mit nur 3 Stufe 7 SCs einen CR13 Lich zu plätten, der vom ganzen Modul mit riesengroßen Neonbuchstaben als unbesiegbar dargestellt wird, "Danger, Positively Do Not Attack" so in etwa.
Ich habe da gemeint, wir sollten dem Modul vielleicht wenigstens diese Würde lassen -- aber mal unter uns, ich glaube wenn wir gestern zu viert gewesen wären, hätte ich dafür gestimmt ihn uns zu packen.
Der Kampf gegen Ulwais Truppe war ja auch ziemlich billig, obwohl das Modul hier massenweise Warnhinweise für den SL einstreute, von wegen er solle den Encounter "nicht zu hart" ausspielen und wie man ihn ggf entschärfen könnte. Wie gesagt, es handelte sich dabei um eine Truppe Level 4 Monks (die armen Schweine) und ein paar Level 4 Clerics (oder sowas). Ulwai in ihrer Eigenschaft als Bardin hätte die Truppe ja etwas aufbohren können, aber sie folgte ihrerseits einem vom Modul vorgegebenen, offensichtlich ziemlich ineffektiven Skript (erstmal Control Weather und so…).