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Realismus von GURPS

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OldSam:

--- Zitat von: Irian am  7.04.2015 | 14:13 ---So kreativ sind 4 Attribute + Skills nun auch wieder nicht.
--- Ende Zitat ---

Da hast Du recht, aber das ist auch nicht das was das System auszeichnet.*

Es sind die durchdachten, logisch konsistenten Details und guten Hintergrund-Recherchen, die sich zeigen, wenn man in die Tiefe geht. Bei den meisten Systemen passiert sehr schnell u. häufig die Situation: Ich will xyz machen, aber es geht nicht vernünftig - bspw. ganz plump jemandem einen Stock auf den Kopf hauen oder vielleicht eine Situation, wo mein Char aus dem 3. Stock eines Hauses auf den Terassenboden fällt. Das was dann bei Regelsystem A passiert weicht sehr krass von den realistischen Erwartungen ab oder bei Regelsystem B bleibt es nur bei der Beschreibung, aber diese hat keinerlei Relevanz.

Und auch das sind ja für GURPS-Verhältnisse noch sehr triviale Beispiele, die eher noch einigermaßen "schaffbar" sind für die System-Konkurrenz. Spannend wird es (um nur ein Beispiel zu nennen) wenn Du etwa eine bestimmte Scharfschützen-Situation nachstellen willst (z.B. Dämmerung, leichter Wind, nur geringfügige Deckungen, 150m Distanz, Schuss zum Kopf) und diese auch noch in einer historischen Epoche realistisch verorten willst, bspw. in den 1930er Jahren. Du suchst jetzt ein zu der Zeit real existierendes Sniper-Rifle mit Scope aus dem High-Tech heraus und wirst feststellen, dass die Autoren insgesamt so im Detail abgegangen sind, dass die Werte der Waffe und der sauber angewendeten Umgebungsmodifikatoren am Ende eine Wahrscheinlichkeits-Voraussage abgeben mit der sich ein echter Militär- oder Polizei-Scharfschütze nicht verstecken müsste, wenn er sie IRL abgeben müsste (also meist sicherlich nicht so perfekt wie mit reiner Fachliteratur ohne Game-Bezug, aber dem schon ziemlich nah kommend). Das nenne ich mal Qualität...**


Die Autoren haben hier insgesamt einfach sehr viel persönlichen Einsatz gezeigt was IRL Playtests angeht. Bspw. hat der Martial Arts Autor (da war ich im Playtest) 1 Jahr in Japan verbraucht und viele alte Meister besucht, um bessere Informationen aus 1. Hand zu beziehen. Das Diskutieren von Systemdetails mit Leuten "vom Fach" im Rahmen der Playtests in Bezug auf die jeweiligen Bereiche ist dort auch Standard. Oder z.B. beim High-Tech hat der Autor selbst diverse Waffen-Statistiken auf dem Schießstand nachvollzogen usw. - das ist alles sehr, sehr freakig, aber eben auch enormer Einsatz der sich in der Detail-Qualität widerspiegelt. Bei anderen Sachen zeigt sich die Qualität oft leider darin, dass z.B. schon grundsätzliche Layout-Fehler in Tabellen enthalten sind o.ä., da braucht man dann nur noch 1+1 zusammen zu zählen... ;)

*Obwohl auch hier bereits die ersten wichtigen Qualitätsmerkmale zu entdecken sind, nämlich, dass die Definitionen, Maße, wechselseiten Bezüge und Abgrenzungen bei den Attributen und Skills deutlich prägnanter sind als bei vielen anderen Systemen, das hat die 4e wirklich gut gemacht.
**Und ja: Natürlich gibt es auch ein paar Stellen, wo man im System ärgerliche Fehler gemacht hat, aber die sind vergleichsweise ziemlich klein an der Zahl (man schaue allein nur mal die Errata an und schaue wie viele bzw. wenige relevante Einträge dort sind und wie viele bei diversen anderen Systemen mit hohem Detailgrad).

WeepingElf:
Ja, in den GURPS-Büchern sind Unmengen an detaillierter Recherche verbaut.  Angeblich soll GURPS Space schon Astronomieklausuren gerettet haben, und GURPS Cyberpunk war ja bekanntlich so realistisch, dass der U. S. Secret Service es für ein Handbuch für Hacker (in der wirklichen Welt!) hielt und konfiszierte.  Und so weiter und so fort.

Aber auch das System ist meiner Meinung nach sehr gut konzipiert.  Ein gesunder Mittelweg aus Einfachheit (denn bei Lichte betrachtet ist es gar nicht so kompliziert, wie viele Leute meinen, da kenne ich ganz andere Hausnummern!) und Realismus, und so flexibel, dass es ein beliebter Sport unter GURPS-Spielern ist, sich selbst als Charakter zu bauen - und solche Charaktere auch spielbar sind!

Aber dafür sollten wir einen eigenen Thread aufmachen, das hat mit dem (schon längst zu Grabe getragenen) Klonprojekt nichts mehr zu tun.

Kowalski:

--- Zitat von: WeepingElf am  7.04.2015 | 21:42 ---Ja, in den GURPS-Büchern sind Unmengen an detaillierter Recherche verbaut.  Angeblich soll GURPS Space schon Astronomieklausuren gerettet haben, und GURPS Cyberpunk war ja bekanntlich so realistisch, dass der U. S. Secret Service es für ein Handbuch für Hacker (in der wirklichen Welt!) hielt und konfiszierte.  Und so weiter und so fort.

--- Ende Zitat ---

Jo. Wenn man glaubt das das schreiben von "Ich hacke einen Account" auch einen lehrt wie man einen Account hackt.
Oder "Ich baue eine Atombombe" einem einen Nuklearingenieursabschluss verschafft.
Dilbert Principle at its best.


--- Zitat von: WeepingElf am  7.04.2015 | 21:42 ---Aber auch das System ist meiner Meinung nach sehr gut konzipiert.  Ein gesunder Mittelweg aus Einfachheit (denn bei Lichte betrachtet ist es gar nicht so kompliziert, wie viele Leute meinen, da kenne ich ganz andere Hausnummern!) und Realismus, und so flexibel, dass es ein beliebter Sport unter GURPS-Spielern ist, sich selbst als Charakter zu bauen - und solche Charaktere auch spielbar sind!

Aber dafür sollten wir einen eigenen Thread aufmachen, das hat mit dem (schon längst zu Grabe getragenen) Klonprojekt nichts mehr zu tun.

--- Ende Zitat ---

Ack!

YY:

--- Zitat von: Kowalski am  8.04.2015 | 12:40 ---Jo. Wenn man glaubt das das schreiben von "Ich hacke einen Account" auch einen lehrt wie man einen Account hackt.

--- Ende Zitat ---

 ;D

Bei GURPS Cyberpunk haben sich tatsächlich vor Allem die entsprechenden US-Behörden lächerlich gemacht, die dem ganzen Thema seinerzeit ziemlich rat- und hilflos gegenüber standen. Da gehört die Causa GURPS Cyberpunk ja "nur" als kleines Mosaikteilchen in ein ob seiner Absurdität ziemlich interessantes Gesamtbild ;)
Wie nah an der Realität und wie "terroristisch nutzbar" GURPS Cyberpunk faktisch ist, kann man sich ja denken.


Das mit den Astronomieklausuren kann ich mir allerdings gut vorstellen.
Von "Hilfe, ich habe gar keine Ahnung von überhaupt irgendwas und war nie in der Vorlesung" kommt man damit zumindest mal auf einige Grundlagen und hat - viel wichtiger - eine Liste von Büchern am Ende, die einen bei einigen Themen durchaus über eine Klausur retten können.
Es geht ja auch nicht um einen kompletten Studiengang, sondern das knappe Bestehen einer einzelnen Klausur über ein Thema, von dem man so wenig Ahnung hatte, dass man vor lauter verzweifelter Hilfesuche in ein Rollenspielquellenbuch geguckt hat ;) ;D


Ob man Sachen tatsächlich komplett aus GURPS-Büchern anwendungssicher lernen kann, sei mal dahingestellt.
Erst mal verstehen kann man sie damit jedenfalls schon.

Skyclad:
Klar haben sie sich lächerlich gemacht. Man sollte aber auch nicht vergessen, wie sie dazu kamen. Loyd Blankenship, der Author des Quellenbuchs, war in verschiedenen Hackergruppen aktiv, die unter FBI-Beobachtung standen.

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