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Daredevil the Series [Netflix]
Yerho:
Was mir aufgefallen ist, nachdem ich kurz nach der Serie noch mal Nolans "Dark Knight"-Trilogie gesehen habe: Nolans Batman-Kinoverfilmung verliert massiv gegenüber der Daredevil-Serie, obwohl sie schon einen der finstersten DC-Helden in einer seiner düstersten Iterationen behandelt. Die Vergleichbarkeit ist ja durchaus gegeben: Die Protagonisten sind auf die Schicksale ihrer Familien und dabei insbesondere auf die Väter fixiert, beide setzen darauf, ihre Gegner nicht nur aufzumischen, sondern schon durch ihren Auftritt einzuschüchtern. Beide haben sehr ambivalente Antagonisten mit ausgefeiltem Hintergrund.
Nur, die Serie macht gegenüber dem Kinofilmen so ziemlich alles besser. Das geht damit los, wie die Protagonisten versuchen, mit ihrem Zorn umzugehen; über die Charakterisierung des/der Antagonisten bis hin zu vergleichsweise banalen Details wie dem, dass die Kämpfe in Nolans Batman-Filmen im Vergleich wie Ringelpiez mit Anfassen wirken und die Getriebenheit bzw. Skrupellosigkeit aller Beteiligten überhaupt nicht zum Ausdruck bringen. Der Kingpin ist durchtriebener als Ra's al Ghul, hat mehr körperliche Präsenz als Bane, ist volatiler als Two-Face und sein tragischer Werdegang wird dem Zuschauer verständlicher als der von Talia al Ghul.
Kurz, Nolans Batman hätte es nicht geschadet, ein wenig mehr wie Daredevil zu sein. Angesichts dessen, dass Marvel im großen und Ganzen immer die buntere und DC die düstere Comic-Hemisphäre darstellten, ist das schon ein starker Tausch.
Quill:
Das stimmt wohl. Wobei man, finde ich, Serie und Film immer ganz schwer vergleichen kann, einfach aus dem Unterschied der zur Verfügung stehenden Screentime heraus. Daredevil ist mehr oder weniger ein 13-Stunden-Film, so lang sind ja die 3 Batmanfilme zusammen nicht ;) .
Aber den Umgang von Matt mit seinem "inneren Teufel" fand ich auch sehr gut. Ebenso wie den ganzen Hintergrund des Kingpin, auch wenn mir seine Labilität am Ende fast ein wenig zu viel war (schlicht aus dem Grund, dass ich mich fragte, wie ers in diesem geistigen Zustand - so KOMPLETT anders kann der vor Vanessa nicht gewesen sein - an die Spitze der Unterwelt geschafft hat. Aber vermutlich kann man da mit Unberechenbarkeit und Brutalität viel erreichen ;) )
Umso bedauerlicher, dass der innere Konflikt von Matt im Finale auf einmal keine Rolle mehr spielt. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass er sich am Ende entscheiden muss, ob er als Matt Murdock oder als Devil of Hell's Kitchen gegen Fisk antritt. Dass er ganz komfortabel beides machen kann, fand ich ziemlich verschenkt.
Meine liebste Nebenfigur war ja übrigens Leeland. Diese herrlichen verkniffen-sarkastischen Kommentare - großartig.
Deep_Impact:
--- Zitat von: Quill am 18.05.2015 | 22:48 ---Meine liebste Nebenfigur war ja übrigens Leeland. Diese herrlichen verkniffen-sarkastischen Kommentare - großartig.
--- Ende Zitat ---
Bin sehr gespannt, ob "The Owl" wohl noch mal thematisiert wird. :D
Yerho:
--- Zitat von: Quill am 18.05.2015 | 22:48 ---Das stimmt wohl. Wobei man, finde ich, Serie und Film immer ganz schwer vergleichen kann, einfach aus dem Unterschied der zur Verfügung stehenden Screentime heraus. Daredevil ist mehr oder weniger ein 13-Stunden-Film, so lang sind ja die 3 Batmanfilme zusammen nicht ;) .
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Klar, das kommt natürlich zum Tragen, wenn es um Charakterentwicklung geht, zieht aber nicht, wenn schon eine einzelne Serienepisode mehr leistet als ein ganzer Film. Und bei der bloßen Charaktergestaltung, der Choreographie und bildlicher Intensität ist es schon ein wenig peinlich, wenn eine Kino-Trilogie mit deutlich höherem Budget vergleichsweise abstinkt. Andererseits hat Nolan auch viel "Wumms" dadurch verschwendet, dass er das ganze Setting unbedingt erden/versachlichen wollte und dafür viel zu oft den Erklärbär tanzen ließ. Batman wirkt ja eigentlich gerade durch Leerstellen, also im Prinzip dadurch, dass er Verblüffendes und manchmal nahezu Unmögliches vollbringt und auf die Frage, wie er das gemacht hat, nüchtern antworten kann: "Ich bin Batman.". - Und natürlich, dass sich das immer wie eine absolut ausreichende Antwort anfühlt.
Der Daredevil ist da eigentlich eine dankbarere Figur für eine Realverfilmung, weil er im Grunde von vornherein ein geerdeter Vigilant ist, der relativ schnörkellos nachts maskiert loszieht, um Gangster zu vermöppeln. Für alles, was darüber hinaus geht, muss man als Zuschauer nur einmal grundsätzlich die Geschichte mit der supersensiblen Wahrnehmung gefressen haben.
Ich denke, es hat hauptsächlich damit zu tun, dass Kinofilme eine möglichst große Zielgruppe erreichen sollen und sich dabei schnell verzetteln können. Eine Serie im Spartenprogramm kann sich ganz aufs Wesentliche konzentrieren.
Xemides:
Ich lese gerade die ersten DD-Comics, und muss sagen, die sind grauenhaft. In fast jedem Bild erklärt er, welche Supersinne er nun gerade benutzt und was er damit wahrnimmt, er kann alles, überlebt alles, etc. Von Erdung merke ich da zumindest nichts. Ich lese nur die ersten 11 Bände und springe dann zu Frank Miller.
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