Autor Thema: Welche verfuegbaren Settings sind unangemessen bis geschmacklos  (Gelesen 41011 mal)

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Offline Ludovico

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Ausgehend von [ur=lhttp://www.tanelorn.net/index.php/topic,93724.0.html]diesem Thread[/url], in dem ueber die moegliche Unangemessenheit der Tour of Darkness (Vietnamkriegssetting) diskutiert wird, moechte ich hier fragen, welche Settings, die in Rollenspielen behandelt werden oder wurden, fuer euch nicht spielbar sind, weil ihr sie als unangemessen oder geschmacklos erachtet.

ChaosAmSpieltisch

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Für mich: Vermutlich gibt es welche, die mir persönlich zu geschmacklos wäre.

Generell: Keines. Es sind Worte und Gedanken, damit sollte jeder umgehen können, der Erwachsen ist.

Offline Grimtooth's Little Sister

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Alles, was Nazi- oder ähnliche Realweltbösewichte aus deren Sicht bespielt wäre vermutlich für mich nicht spielbar. Damit meine ich jetzt nicht so Zeugs wie Mafia und co, das spiele ich recht gerne.
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Offline Antariuk

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Settings? Bisher keine, aber ich kenne natürlich auch nur wenig von dem was es insgesamt alles gibt.
Wenn man Regelsysteme mit reinnimmt (was man wegen implizierter Settings denke ich machen kann), fallen mir spontan F.A.T.A.L. und Black Tokyo ein. Ist beides nicht meins, so gar nicht (wobei man F.A.T.A.L auch nicht 100% Ernst nehmen kann, bzw. weigere ich mich dass zu tun).
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Offline smerk

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Als ich letztens ein Engel-OneShot geleitet habe, fand es einer der Spieler äußerst geschmacklos, einen fundamentalistischen Kindersoldaten einer Theokratie zu spielen und hat das Setting insgesamt in Frage gestellt.

Offline Feuersänger

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Was ich von der Alten Welt in Warhammer mitbekommen habe, würde ich unter geschmacklos bis abstoßend sortieren. Jedenfalls so wie das Setting vom damaligen SL rübergebracht wurde. Ich hatte mich damals sogar hier im Forum darüber ausgekotzt, und da kamen dann sogar Kommentare wie "Naja, ist halt Warhammer, da passt das eigentlich". Jedenfalls hatte ich nach dieser Erfahrung keinerlei Bedarf mehr, nochmal a) in diesem Setting und b) mit diesem SL zu spielen.
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Zitat von: ErikErikson
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Offline ElfenLied

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Jetzt mal abgesehen von FATAL, RaHoWa und Konsorten gibts eigentlich nichts, was ich als unangemessen oder Geschmacklos ablehnen würde.

Bzw kommt es auf die Definition von Unangemessen/Geschmacklos an. Ich finde z.B. die Diktatur des Autoren Metaplots in offiziellen Abenteuern in Aventurien weder angemessen noch Geschmackvoll.

Ich bin gegenüber Horror, Gewalt und den üblichen Grimdark Konsorten allerdings derart abgehärtet, dass ich diese eigentlich nie aus Prinzip ablehne.
The belief that a cosmic Jewish Zombie who was his own father can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree... yeah, makes perfect sense.

Offline Tigerbunny

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Serials fand ich übel und unspielbar.
Bei Kult kann man leicht Grenzen überschreiten(ich bin da recht unempfindlich, aber das gilt ja nicht für jeden).
Game of Thrones schaue ich zwar gern, würde ich aber nicht spielen wollen.
Warum Kinder im Nebenzimmer beim Rollenspiel schwierig sind: "Der alte Magier blickt erwartungsvoll von einem zum anderen, ihr wisst bereits was er fragen will, als er ansetzt: Kann ich was Süsses?"

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Der Rote Baron

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Was war'n da los, Sänger des Feuers? Die Alte Welt gehört zu meinen Lieblingssettings und klar ist das düster (und manchmal ein wenig albern), aber es atmet für mich auch einen gewissen historischen Realismus jenseits der üblichen Fantasywelten.

Zu geschmacklosen Settings könnte ich befügen:
ReichStar - SciFi-Spiel im Jahre 2300-Piependeckel nach einem Sieg von Nazi-Deutschland und Japan; man spielt aber die Rebellen
Operation Dead Drop - D20 Modern Abenteuer, in dem man Saddam ausschalten muss, denn hier hat er die Bombe (geschichtsverfälschende Propaganda - und dazu ein sehr schlechtes Railroading-Abenteuer ohne jede Spannung, was ich schlimmer finde)
Afghanistan D20 - ging 2002 in dieselbe Richtung und verurscahte damsl so den einen oder anderen Seufzer - aber ganz gutes Quellenbuch

Ich komme persönlich mit den ganzen 40K-Rollenspielen nicht so klar. Wenn das, was ich da spilen soll, die "Guten" sind, dann muss das Böse aber schon mächtig auf die Pauke hauen, um da noch Land klar zu machen.

Online Sashael

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Wird manchen wundern, aber ich finde Kleine Ängste grenzüberschreitend.
Mit Kindesmißbrauch und -mißhandlung sollte man imho nicht spielen.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


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Offline aikar

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Wird manchen wundern, aber ich finde Kleine Ängste grenzüberschreitend.Mit Kindesmißbrauch und -mißhandlung sollte man imho nicht spielen.
Deshalb wurden diese zu recht kritisierten Themen auch schon vor jahren aus der aktuellen 2. Fassung gänzlich rausgenommen. Die "neue" ist ein wunderschönes Märchen-Horror-Setting. Das ist auch die Version die auf deutsch als "Alptraum-Edition" erhältlich ist.
« Letzte Änderung: 2.05.2015 | 21:07 von aikar »
Für Fans von Aventurien, denen DSA zu komplex ist: Aventurien 5e: https://aventurien5e-fanconversion.de/

Offline Feuersänger

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Was war'n da los, Sänger des Feuers? Die Alte Welt gehört zu meinen Lieblingssettings <snip>

Uoch, lange Geschichte. Ganz arg verkürzt lief es auf "ein Menschenleben ist nichts wert" hinaus. Ich hab ja nun prinzipiell eigentlich kein Problem mit Gewalt und Gemetzel, aber wenn einem als SC ein Mord an einem komplett Unbeteiligten Zufallsziel abverlangt wird, wohlgemerkt nicht als moralisches Dilemma oder um den Auftrag zu hinterfragen, sondern einfach weil das in dieser Welt so läuft (angeblich), setzt es bei mir aus.
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Offline Medizinmann

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im US SR4A Band War! gabs 2 untragbare Szenarios, die im deutschen zurecht rausgelassen wurden
das eine ist ein Run, in dem Char in Ausschwitz ein magisches Artefact holen sollen. Dabei sollen Sie die Geister der vergasten Juden nochmal vernichten, wenn diess sich ihnen in den Weg stellen und das Skalpell von Mengele aus dem KZ holen, dieses Artefakt dient dazu die Geister von Menschen (verstorbenen Juden )
erneut zu versklaven
das andere ist ein Run in dem es darum geht zu verhindern das irgendwelche Zigeuner irgendwelche Brunnen vergiften
das erste Szenario hab Ich mir angelesen, vom zweiten weiß Ich nur indirekt
für Mich extrem Grenzwertig (hat die Grenze schon überschritten) aber den Göttern sie dank hat sich Pegasus dazu entschlossen diese beiden Runs rauszulassen

Ich persönlich würde bei jedem "SAW" oder "Hostel" Szenario dem SL den Stinkefinger zeigen und so einen Scheiss gar nicht erst spielen

der noch vor der Grenze tanzt
Medizinmann

Offline ElfenLied

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im US SR4A Band War! gabs 2 untragbare Szenarios, die im deutschen zurecht rausgelassen wurden
das eine ist ein Run, in dem Char in Ausschwitz ein magisches Artefact holen sollen. Dabei sollen Sie die Geister der vergasten Juden nochmal vernichten, wenn diess sich ihnen in den Weg stellen und das Skalpell von Mengele aus dem KZ holen, dieses Artefakt dient dazu die Geister von Menschen (verstorbenen Juden )
erneut zu versklaven
das andere ist ein Run in dem es darum geht zu verhindern das irgendwelche Zigeuner irgendwelche Brunnen vergiften
das erste Szenario hab Ich mir angelesen, vom zweiten weiß Ich nur indirekt

Ach die fehlen im deutschen Band? Was fehlt eigentlich noch (außer Slow)?
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Offline Medizinmann

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ausser den beiden unsägliche Runs und dem Zauber der der Richtlinie widerspricht ,das man mit Zauberei weder Zeit noch Raum manipulieren darf ?
Ad Hoc erinnere Ich mich an nichts weiteres , nur an viele viele ! Erratta

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Supersöldner

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Jemand hat Engel als setting in frage gestellt? Aber es Sir so so..SCHÖN. So dicht ausgearbeitet gefüllt mit so viel Deteiß über die Welt soviel Interessanten Sachen orten Personen usw. Es wird wenn es um ein lebendige stimmungsvoll Welt geht doch eigentlich von SR übertroffen.

Eulenspiegel

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Ich komme persönlich mit den ganzen 40K-Rollenspielen nicht so klar. Wenn das, was ich da spilen soll, die "Guten" sind, dann muss das Böse aber schon mächtig auf die Pauke hauen, um da noch Land klar zu machen.
Bei Warhammer 40k spielst du nicht die "Guten".

Im TableTop kann man zumindest die Eldar bzw. Tau spielen, die man in gewisser Weise noch als die "Guten" bezeichnen könnte. Aber normalerweise spielt man "Böse vs. Böse". Und das setzt sich auch im RPG um. Man spielt dort eine böse Fraktion, die gegen andere böse Fraktionen kämpft.

Und wenn man gegen unregistrierte Psyker kämpft oder einen Exterminatus anordnet, weil ein Planet Eldar beherbergt, dann kämpft man sogar gegen die Guten. - Auch sehr interessant: Wir hatten letztens einen recht volksnahen Gouverneur gestürzt, weil er so absurde Ideen wie "mehr Unabhängigkeit vom Imperator" und "keine Psyker als Menschenopfer mehr liefern" hatte. Hmm, irgendwie habe ich mich während des ganzen Abenteuers wie ein amerikanischer CIA-Agent gefühlt.

alexandro

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Ich habe kein Problem damit die Bösen (oder auch moralisch nicht klar identifizierbaren) zu spielen, solange das reflektiert passiert. Leider habe ich wohl schlechte Erfahrungen mit der Mehrzahl von Warhammer/40k-Runden in denen ich mitgespielt habe gemacht, in denen die besagte Reflexion eben nicht vorhanden war und Spieler tatsächlich auf mich wütend geworden sind, als ich nach dem Spiel mal gesagt habe, wie unmenschlich ich ihre Charaktere fand (aus ihrer Sicht, das wurde in der darauf folgenden Diskussion recht schnell deutlich, war ihr Verhalten absolut gerechtfertigt).  ::)

Offline ElfenLied

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Ich habe kein Problem damit die Bösen (oder auch moralisch nicht klar identifizierbaren) zu spielen, solange das reflektiert passiert. Leider habe ich wohl schlechte Erfahrungen mit der Mehrzahl von Warhammer/40k-Runden in denen ich mitgespielt habe gemacht, in denen die besagte Reflexion eben nicht vorhanden war und Spieler tatsächlich auf mich wütend geworden sind, als ich nach dem Spiel mal gesagt habe, wie unmenschlich ich ihre Charaktere fand (aus ihrer Sicht, das wurde in der darauf folgenden Diskussion recht schnell deutlich, war ihr Verhalten absolut gerechtfertigt).  ::)

WH40k ist halt ein Grimdark Setting, in dem die meisten Fraktionen aus Psycho-/Soziopathen bestehen. Wenn ich dieses System spielen würde, hätte ich ehrlich gesagt auch keine große Lust mich mit der moralischen Reflexion einer psychisch konditionierten, genetisch veränderten 2,50m großen Killermaschine in Servorüstung auseinanderzusetzen. Das Setting ist nunmal so absurd, dass es nur dann Spaß macht, wenn man sich bewusst dem suspension of disbelief aussetzt.

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Offline Chiarina

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Bei den brisanteren Themen kann man zumindest mal kurz über Adorno nachdenken: "Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch." Die Schlussfolgerungen überlasse ich den werten Mitforianern.

Was mich angeht:

Beim Holocaust als Spiel wäre ich ausgestiegen. Das geht für mich einfach nicht. Dafür bin ich dann doch zu sehr Deutscher.

Schwer schlucken muss ich auch bei der Vorstellung, wie beim Setting "Die Grenzer" aus der Fate Core Weltenbandchallenge das Abschmettern von Flüchtlingen thematisiert wird. Solche Sachen (oder zumindest ähnliche) passieren genau jetzt und Menschen sterben. Die Vorstellung, dass man ein paar Würfel wirft, um zu checken, ob ein Illegaler überlebt, während im Mittelmeer wieder mal Dutzende oder gar Hunderte Boatpeople ertrinken finde ich unerträglich. Wenn Rollenspieler so ein Setting wählen, dann finde ich es wichtig, dass den Spielern bewusst ist, dass das eben kein Spiel mehr ist. Wenn dieses Bewusstsein gegeben ist und sich daraus konkrete politische Handlungen ergeben, könnte ich es eventuell akzeptieren. Mein (möglicherweise etwas provokanter) Vorschlag: Gruppen, die das wirklich spielen wollen, zahlen pro Sitzung 10€ an Amnesty International. Das wäre dann der Nachweis dafür, dass das Thema eines solchen Spiels nicht beim Wunsch nach Entertainment stehen bleibt, sondern konkrete Folgen aufzuweisen hat. Eine derartige Runde unterscheidet sich dann allerdings extrem von allem, was ich in Sachen Rollenspiel bisher erlebt habe. Das ist keine Freizeitveranstaltung mehr, sondern politischer Anschauungsunterricht. Das Rollenspiel wird so zu einer politischen Plattform mit der Absicht, ein Bewusstsein für Missstände zu schaffen. Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Spieler nicht die Opferrolle, sondern die Rolle ihrer Gegner einnehmen. Ich bin skeptisch, ob sich unter diesen Umständen ein politisches Bewusstsein herausbilden lässt, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.
[...] the real world has an ongoing metaplot (Night´s Black Agents, The Edom Files, S. 178)

Offline murksmeister

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Ich habe tatsächlich noch keine untragbaren Settings gespielt. Man kann in jedem Spiel in jede beliebige Richtung übertreiben. Es gab mal für DSA ein Solo-Abenteuer wo man einen Holberker vor einem wütenden Mob retten musste, hat man sich dem Mob angeschlossen oder den Holberker seinem Schicksal überlassen wurde das Abenteuer beendet und der Spieler als Rassist bezeichnet. Finde ich nun etwas übertrieben...
Generell halte ich es für gefährlich Politik in ein Rollenspiel zu bringen. Das kann zwar zu interessanten Situationen führen (wir hatten mal ein VtM Abenteuer, was zur Zeit der Rassenunruhen spielte bei dem wir eine RaHoWa Gruppe infiltrieren und ausschalten mussten), aber hier ist nun mal für viele Menschen die Grenze erreicht.
Abenteuer die die Shoa thematisieren würde ich auch nicht spielen wollen. Ich habe mich sogar geweigert bei VtM nach dem offiziellen Quellenband meine Berlin-Runde zu spielen, da ich weder Bock auf guter Westen, böser Osten noch auf untote Nazis hatte. Generell denke ich aber, dass Rollenspiele häufig von erwachsenen Menschen gespielt werden, die sich gemeinsam als Gruppe entscheiden müssen, was sie gerne spielen wollen.

Ich spiele auch gerne mal einen Charakter der Machiavellis Lehren folgt oder auch mal einen durchgeknallten Psychopathen, wenn es eben ins Setting passt (mein alter SR Charakter hat seine Getöteten Feinde eingesammelt um sie an Organhändler zu verkaufen, wenn's kein Kopfgeld für sie gab).

Man sollte das Hobby nicht verpolitisieren und nicht zu ernst nehmen. Wenn wir das Hobby moralisch betrachten möchten sollten wir uns vielleicht auch fragen, ob es ok ist Probleme mit dem Schwert zu lösen? Gibt es überhaupt böse Rassen (Orks etc)? Wer sind wir, dass wir entscheiden dürfen, was das Beste für die (Fantasy)Welt ist?
Schlimmer als Blind-Sein ist nicht sehen wollen.

Pyromancer

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Es gibt Dinge, die mag ich nicht spielen, das hat aber mehr mit Präsentation, Intention und den beteiligten Leuten zu tun, als mit dem Thema des Settings an sich.

Offline La Cipolla

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Erstmal: Extreme Ansichtssache. Ich denke nicht, dass man bei dem Thema irgendwas verallgemeinern sollte. Tabus sind tückisch.

Prinzipiell hab ich da (denk ich?) eine ziemlich harte Resistenz, aber WoD Gypsies ging mir einen Tacken zu weit. Wahlweise nicht pulpig genug oder wirklich viel zu krass dämlich mit seinen ernst genommenen Stereotypen. Vampire Berlin ist übrigens ein gutes Gegenbeispiel, wo das Ganze schon wieder so lächerlich war, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, es ernst zu nehmen. :D Oder Wraith: The Great War, was im krassen Gegensatz den ernsten Weg richtig fährt.

Außerdem das Abenteuer Death Love Doom für LotFP. Das hat eine persönliche Perversionsgrenze übertreten, die das GRW für mich bspw. nur ankratzt, auch wenn ich das auch schon nicht sonderlich angenehm finde.

Alles keine richtigen Settings. Da fällt mir auf Anhieb tatsächlich nichts ein. Am ehesten noch der ganze Pulp-Kram, der sich nicht sicher ist, ob er seine Inhalte nicht doch lieber glorifizieren möchte. Aber selbst da hab ich zumindest kein "hartes" Beispiel, das jünger als 20 Jahre ist, sondern nur viele, die ich persönlich zu uninteressant finde, um sie als problematisch einzuordnen.

Edit: Ach ja. nWoD Slayers macht alles richtig und schafft es damit für mich, haarscharf an der Grenze vorbeizuschlittern. Damit finde ich es fast schon schwieriger (und interessanter, und problematischer) als solche stumpfen Sachen wie LotFP und Pulp, die es vorrangig und offensichtlich auf Provokation anlegen oder einfach auf eventuelle Probleme scheißen. Slayers provoziert natürlich auch, aber es ist nicht nur ein "Geschmäckle" wie bei LotFP, sondern es ist tief mit einem wirklich guten Spiel verankert, und inhaltlich wertvoll.

Prinzipiell halte ich keine Themen für "unspielbar" oder so (wir haben ja nicht mal in der Schule harte Themenverbote), aber die Umsetzung ist halt der Punkt, wo die eigene Ansicht kritisch wird.
« Letzte Änderung: 3.05.2015 | 14:27 von La Cipolla »

Offline Oberkampf

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Geschmacksfragen sind natürlich immer persönliche Entscheidungen und nicht verallgemeinerbar, während die Frage nach etwas Unangemessenem schon auf einer höheren Ebene ansetzt und auf sowas wie einen rationalen Konsens zwischen möglichst vielen Teilnehmern abzielt. Darum beantworte ich nur, was mir persönlich an Settings, die ich kennengelernt habe, als geschmacklos erschien.

Berlin by Night von V:tM - nun haben es V:tM-Settings bei mir generell nicht leicht, einen Blumentopf zu gewinnen, aber das fand ich besonders hohl.

Warhammer 40K schafft es auch nicht wirklich mit Humor und Ironie auf die positive Seite der Toleranzgrenze zu kommen.

Ansonsten gibt es eine Menge Sachen, die ich nur einmal ansehe und schon ahne, dass sie nichts für mich sind. Die vermeide ich dann einfach. Das oben genannte Afghanistan d20 war so eine Angelegenheit. Es kann natürlich sein, dass mein erster Eindruck falsch ist, aber da es genug Settings gibt, mit denen ich gut zurecht komme, muss ich nicht nachprüfen, ob entsprechende Fälle wirklich geschmacklos sind oder ich mich getäuscht habe.

Generell vermeide ich Sachen, die mir zu militaristisch vorkommen und bei denen ich das Gefühl habe, dass der Autor die erprobten Problemlösungsstrategien eines Actionrollenspiels für die angemessenen Problemlösungsstrategien der wirklichen Welt hält.
Dans un quartier qui est triste à tuer
Prends des bombes de peinture et bombe tout
Ecris se que tu penses sur les murs!
Couleurs sur Paris...nanana...
Il est temps de changer... na nana na

Offline Ludovico

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Schwer schlucken muss ich auch bei der Vorstellung, wie beim Setting "Die Grenzer" aus der Fate Core Weltenbandchallenge das Abschmettern von Flüchtlingen thematisiert wird. Solche Sachen (oder zumindest ähnliche) passieren genau jetzt und Menschen sterben. Die Vorstellung, dass man ein paar Würfel wirft, um zu checken, ob ein Illegaler überlebt, während im Mittelmeer wieder mal Dutzende oder gar Hunderte Boatpeople ertrinken finde ich unerträglich. Wenn Rollenspieler so ein Setting wählen, dann finde ich es wichtig, dass den Spielern bewusst ist, dass das eben kein Spiel mehr ist. Wenn dieses Bewusstsein gegeben ist und sich daraus konkrete politische Handlungen ergeben, könnte ich es eventuell akzeptieren. Mein (möglicherweise etwas provokanter) Vorschlag: Gruppen, die das wirklich spielen wollen, zahlen pro Sitzung 10€ an Amnesty International. Das wäre dann der Nachweis dafür, dass das Thema eines solchen Spiels nicht beim Wunsch nach Entertainment stehen bleibt, sondern konkrete Folgen aufzuweisen hat. Eine derartige Runde unterscheidet sich dann allerdings extrem von allem, was ich in Sachen Rollenspiel bisher erlebt habe. Das ist keine Freizeitveranstaltung mehr, sondern politischer Anschauungsunterricht. Das Rollenspiel wird so zu einer politischen Plattform mit der Absicht, ein Bewusstsein für Missstände zu schaffen. Besonders brisant ist die Tatsache, dass die Spieler nicht die Opferrolle, sondern die Rolle ihrer Gegner einnehmen. Ich bin skeptisch, ob sich unter diesen Umständen ein politisches Bewusstsein herausbilden lässt, lasse mich aber gern vom Gegenteil überzeugen.

Das ist aber doch insbesondere bei postapokalyptischen Szenarien eine eher uebliche Aufgabe fuer Spielercharaktere, oder?