Pen & Paper - Spielsysteme > Cypher System
[Numenera] Tableau-Wissen
aikar:
--- Zitat von: Rumpel am 28.07.2015 | 13:33 ---Ja, klar. Ist halt nur Technobabel, der für mich eine Vorstellung von dem erzeugt, was da passiert, was bei mir bei der Datasphäre irgendwie nicht funktioniert.
--- Ende Zitat ---
Das sei dir unbenommen und es ist auch eine schöne Lösung
Für mich ist die Datasphere halt wie Google (die Suchmaschine, nicht das Unternehmen). Ich stelle eine Anfrage, die ergiebt manchmal was Brauchbares, manchmal nicht und manchmal kann ich nur mit einem Teil des Ergebnisses was anfangen. Manchmal erhalte ich auch Ergebnisse, die zwar sicher richtig sind, aber mein persönliches Verständnis übersteigen (spezielle wissenschaftliche Papers z.B.)
Dabei weiß ich aber nicht, wie die Algorithmen bei Google wirklich funktionieren. Und ich bin ITler, ich schätze, für die meisten Menschen ist es noch viel geheimnisvoller. Und niemanden störts!
Wenn ich Google oft benutze, kriege ich ein Gefühl dafür, wie ich Suchbegriffe am besten formuliere um ein gutes Ergebnis zu bekommen. Aber ich weiß auch hier nur sehr eingeschränkt, warum dem so ist.
Und ich denke bei einem Nano und der Datasphere läuft das sehr ähnlich. Er schickt das, was er sieht und sich denkt an die Datasphere. Je besser er dabei die "Suchparameter" wählt (und nichts anderes ist für mich ein Training oder eine Spezialisierung in "Numenera"), umso eher wird er ein Ergebnis bekommen, mit dem er etwas anfangen kann. Er lernt also wie die "Maschine" Datasphere zu bedienen ist, aber nicht, wie sie funktioniert. Ebenso wie Millionen Menschen heute mit Google.
Nebenbemerkung: Auch die Maschinenpriester bei Warhammer 40.000 arbeiten ähnlich. Sie folgen alten quasi-religiösen Ritualen um die Maschinen in Stand zu halten und zu benutzen. Sie wissen was sie tun müssen, damit es funktioniert, aber nicht warum (und stellen auch diese Frage gar nicht). Und ich denke dass ist auch in vielen Fällen der neunten Welt genau so der Fall.
Antariuk:
--- Zitat von: aikar am 28.07.2015 | 13:20 ---Bis jetzt hat sich noch nie ein Spieler bei mir beschwert. Ich denke aber, dass Spieler, die für alles eine für sie nachvollziehbare Erklärung haben wollen, bei Numenera ohnehin falsch sind.
--- Ende Zitat ---
Ich finde es besteht ein Unterschied zwischen einem Gefühl von Mystik und Ungreifbarkeit und dem systematischen Verweigern von jeglichen Erklärungen. Ich rede hier ja auch nicht von einem Spiel wo alles 100%ig ergründbar sein soll, aber dieses "Numenera = Weird" Wischi-Waschi ist mir ehrlich gesagt zu billig auf Dauer. Die SCs sollten schon in der Lage sein ihre Entscheidungen zumindest teilweise mit konkretem Wissen über die Welt und die Interaktion ihrer eigenen Kräfte mit eben dieser Welt zu fällen, sonst läuft doch alles auf GottNumeneravertrauen und einfach aufs Beste zu hoffen hinaus.
Die Idee von Rumpel bietet doch genug Raum für beides. Anhand von Listen und Tabellen können die SCs einigermaßen klug im Nebel stochern und vielleicht irgendeinen Ablauf, der einmal funktioniert, woanders nochmal benutzen eben weil sie jetzt wissen dass bei Artefakten der Zivilisation XYZ bestimmte Zeichen für bestimmte Sachen stehen. Woanders klappt das dann halt nicht.
Achamanian:
--- Zitat von: aikar am 28.07.2015 | 13:47 ---
Und ich denke bei einem Nano und der Datasphere läuft das sehr ähnlich. Er schickt das, was er sieht und sich denkt an die Datasphere. Je besser er dabei die "Suchparameter" wählt (und nichts anderes ist für mich ein Training oder eine Spezialisierung in "Numenera"), umso eher wird er ein Ergebnis bekommen, mit dem er etwas anfangen kann. Er lernt also wie die "Maschine" Datasphere zu bedienen ist, aber nicht, wie sie funktioniert. Ebenso wie Millionen Menschen heute mit Google.
--- Ende Zitat ---
Klar ist das logisch. Es passt halt weniger gut zu dem Lobgesang-auf-Leibowitz oder Book-of-the-New-Sun-Flair, das ich bei Numenera vor allem schätze. Ich finde halt die Vorstellung von SC, die über Bauteilen und Tabellen brüten, reizvoller als die Vorstellung von SC, die die Augen nach oben verdrehen und anschließend etwas neues wissen (oder auch nicht). Wobei wie gesagt das eine das andere nicht ausschließt (vielleicht hat ein SC ein Talent für die Datasphere, der andere wälzt Bücher und Tabellen).
Ist ja auch nur ein Vorschlag. Das Numenera-Setting ist eben nur in so groben Zügen geschildert, dass man sich seinen eigenen Reim auf vieles machen muss. Was ich ja durchaus schätze und anregend finde.
aikar:
Ich denke auch, dass Numenera genug Platz für all diese und noch viele andere Varianten bietet. Das ist ja unter anderem auch das schöne an dem Setting.
Ein weiterer Einflussfaktor ist ja auch der Stil der Abenteuer bzw. Kampagne. Meine Runde ist eher Action-orientiert, die Charaktere sind eher Leute der Tat als des Buches.
Und da kommt es mir halt gelegen, wenn neue Cypher oder Artefakte recht flott mit "die Augen nach oben verdrehen und anschließend etwas neues wissen" durchschaut werden können. Der Reiz liegt für die Spieler dann meist eher darin, die Numenera einzusetzen.
Ewig über einem Gegenstand zu brüten ist eigentlich nur dann interessant, wenn das Rätsel um den Gegenstand Thema des ganzen Abenteuers ist, ansonsten bringen sie es, wenn sie selbst nicht dahinterkommen, eher zu einem Äonenpriester zum identifizieren.
Das mag bei anderen Runden wieder ganz anders sein.
Die Rätsel-durchschauen-Schiene habe ich übrigens in einem anderen Bereich dafür öfters: Bei der Interaktion mit anderen Wesen, deren Kommunikationswege und Art zu denken nicht auf den ersten Blick klar sind.
--- Zitat von: Antariuk am 28.07.2015 | 13:51 --- aber dieses "Numenera = Weird" Wischi-Waschi ist mir ehrlich gesagt zu billig auf Dauer. Die SCs sollten schon in der Lage sein ihre Entscheidungen zumindest teilweise mit konkretem Wissen über die Welt und die Interaktion ihrer eigenen Kräfte mit eben dieser Welt zu fällen, sonst läuft doch alles auf GottNumeneravertrauen und einfach aufs Beste zu hoffen hinaus.
--- Ende Zitat ---
Die Argumente sind mir bekannt (unter anderem von einem meiner Spieler, der inzwischen aber auch rundum zufrieden ist). Ich denke, dass hier zu sehr das Extrem befürchtet wird. Unklarheit muss nicht Beliebigkeit heißen.
Ich denke die SCs sind wie die meisten Menschen früher: Der mittelalterliche Bauer weiß nicht warum es blitzt, aber er weiß, dass er nicht getroffen werden sollte und sich von gewissen Baumformationen besser fern hält. Das sind (vermittelte) Erfahrungswerte ohne Verständnis der dahinterliegenden Gesetze.
Und jetzt stell dir vor, ein Wüstennomade sah zum ersten mal das Meer, ohne dass ihm jemals jemand etwas davon erzählt hat. Es musste für ihn ziemlich weird sein. Oder die spanischen Rüstungen und Pferde für die Atzteken.
Die meisten Menschen der neunten Welt werden wie mittelalterliche Menschen kaum weit von ihrem Dorf weggehen. Und für die Numenera in diesem Bereich haben sie Erfahrungswerte und mehr brauchen sie nicht.
SCs reisen hinaus in die Welt und treffen auf Dinge, die sie nie zuvor gesehen haben. Das ist nicht anders als ein Mensch im frühen Mittelalter, der von Europa nach Asien oder Afrika gereist ist. Wenn ihm niemand etwas erklärt bleibt nur Versuch und Irrtum (Wird mich das gepunktete Tier mit dem langen Hals angreifen oder nicht?).
Achamanian:
--- Zitat von: Antariuk am 28.07.2015 | 13:51 ---Ich finde es besteht ein Unterschied zwischen einem Gefühl von Mystik und Ungreifbarkeit und dem systematischen Verweigern von jeglichen Erklärungen. Ich rede hier ja auch nicht von einem Spiel wo alles 100%ig ergründbar sein soll, aber dieses "Numenera = Weird" Wischi-Waschi ist mir ehrlich gesagt zu billig auf Dauer. Die SCs sollten schon in der Lage sein ihre Entscheidungen zumindest teilweise mit konkretem Wissen über die Welt und die Interaktion ihrer eigenen Kräfte mit eben dieser Welt zu fällen, sonst läuft doch alles auf GottNumeneravertrauen und einfach aufs Beste zu hoffen hinaus.
--- Ende Zitat ---
Das ist noch ein anderes Thema, mir geht es da bei Numenera ähnlich: Dieses Bloß-nichts-erklären-Dogma finde ich auf die Dauer recht langweilig - und es passt für mich (ich glaube, das habe ich schon wo anders geschrieben) auch nicht so richtig zur Idee des "Erforschens" als Kernkonzept. Ich bin deshalb dazu übergegangen, in meinen Runden immer wieder Zusammenhänge zu stiften - beispiel einfach mal zu sagen, dass bestimmte Technologien ähnlich wie zuvor gefundene aussehen, wenn ein Spieler danach fragt.
Insofern bin ich mit dem Hintergrundmaterial aber auch wieder ganz glücklich, weil es mir halt die Möglichkeit gibt, die Zusammenhänge spontan und ganz nach Bedarf herzustellen bzw. auch einfach die Spieler-Ideen für Erklärungen zu übernehmen.
Numenera ist komischerweise ein Spiel, bei dem das ganze konkrete Material (Settingelemente, Regeln) mehr oder weniger perfekt meinen Bedürfnissen entgegenkommt, ich andererseits aber die meisten Spielleitertipps (z.B. dieses "Erklären Sie bloß nichts!") eher blöd finde. Bei den vorgefertigten Abenteuern geht's mir ähnlich - die Elemente, aus denen die zusammengebaut sind (Schauplätze, Grundideen, manchmal auch NSC) sind toll, aber bis auf einige Ausnahmen kommt da ziemlich deutlich und auch unabhängig von den Hinterlassenschaften der vorigen Welten eine "Ist doch egal, ob das einen Sinn ergibt"-Haltung durch. Das hat dazu geführt, dass ich jedes dieser Abenteuer, das ich bisher verwendet habe, komplett umgebaut habe - wo ich wiederum gar nicht unglücklich drüber bin.
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