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[13th Age] Fragen zur deutschen Version
Ginster:
--- Zitat von: Scimi am 20.08.2015 | 16:05 ---Übersetzer im Rollenspiel (und auch anderswo) sind nicht unbedingt Sprachprofis, sondern Enthusiasten oder Leute "die sowas schonmal gemacht haben". Da kommen Leute aus Kiel und Wien und Köln und Dresden. Dann ist da vielleicht einer, der sonst Geschäftskorrespondenz oder technische Anleitungen übersetzt. Und man darf auch nicht unterschätzen, dass viele meinen, wenn sie ein Rollenspiel auf Deutsch übersetzen, dann muss es sich lesen wie andere deutsche Rollenspiele (was durchaus auch Leser teilweise erwarten).
Und während man Sachen definitiv falsch übersetzen kann, ist es m.E. unmöglich, etwas "richtig" zu übersetzen, weil in Ästhetikfragen des einen Glück immer des anderen Graus sein kann. Deswegen ziehe ich persönlich das Original vor, weil es eigentlich keine Übersetzung gibt, die mir nicht an irgendeinem Punkt missfällt.
--- Ende Zitat ---
Weiß ich ja alles. Das Ding ist: ich bin ja selbst Laie. Deshalb finde ich es doppelt komisch, dass ich so oft stolpere und Sätze mehrfach lesen muss, weil es einfach komisch klingt. Und, keine Profis hin oder her: es ist trotzdem eine Arbeitskette bis zum Lektorat da finde ich es in manchen Fällen extrem komisch, dass ich als Konsument und Nicht-Sprachprofi, der in dieser Kette ganz am Ende steht, so viele Dinge bemerke, die eine ganze Reihe Leuten vor mir nicht gestört zu haben scheinen.
Lies doch noch mal die Trollische Regeneration durch. Die paar Zeilen bestehen zu einem großen Teil aus puren Füllwörtern, Spitzenreiter "so". Der ganze Absatz klingt extrem hölzern und steif.
--- Zitat ---"Wenn ein Troll schaden erleidet, so heilt sein gesundes Heilfleisch zu Beginn seiner Runde 10 Punkte Schaden. [...] Heilt er sich so allerdings bis zu seiner maximalen Anzahl an Trefferpunkten, so zählt diese Regeneration nicht zu dem Limit von fünf Regenerationen hinzu. [...] Wird ein Troll von einem Angriff [...] getroffen, so verliert er eine seiner [...]"
--- Ende Zitat ---
rubbery flesh = gesundes Heilfleisch??? wtf?
Jedes "so" ist unnötig. Der Satzbau dauernd der gleiche.
Zwischen "round" und "turn" wird offenbar nicht unterschieden.
Am Schluss nochmal ein "mögliche" als überflüssiges Füllwort eingeschoben, um dem "any" auch ja irgendwie gerecht zu werden.
Ich mag das so einfach nicht lesen. Tut mir sogar leid, ist aber so. Ich kann einfach nicht verstehen, wieso sowas in den Druck geht, nachdem X Leute drübergeschaut haben (sollten).
Ich hab nach wie vor riesigen Respekt vor den Leuten, die einen großen Teil ihrer Freizeit opfern, um solche Übersetzungen möglich zu machen. Dafür alle Daumen hoch. Ich habe selbst mal was (extrem kurzes) übersetzt und weiß, was es für eine Arbeit ist. Trotzdem finde ich, dass man sich nicht auf sowas wie "Fanwork" ausruhen sollte. Es geht hier nicht um ein kostenloses PDF aus dem Internet, sondern um ein Buch, das für 40 Ocken im Laden steht. Da darf man eine gewisse Professionalität und Liebe zur Sprache erwarten. Oder nicht?
Wohlgemerkt habe ich das Buch nur an ein paar Stellen aufgeschlagen und überflogen. Ich habe also nicht akribisch nach so etwas gesucht. Vielleicht habe ich auch einfach nur die falschen Seiten aufgeschlagen, wer weiß? ;)
Scimi:
--- Zitat von: kalgani am 20.08.2015 | 16:24 ---Sollten man nicht als allererstes versuchen den Stil des Originals zu kopieren?
--- Ende Zitat ---
Aber auch da kriegst du schnell Streit, was dieser Stil ist. Wenn z.B. ein Zitat amerikanischen Slang verwendet, versuche ich dann, das nachzubauen und mache den Sprecher damit zum Amerikaner oder ist deutsche Umgangssprache passender, auch wenn sie vielleicht Sinn und Stimmung sehr verändert? Wenn der Kontext eine Fantasywelt ist, dann gibt es ja keinen Grund, warum die Leute da offenbar Amis sein und die Orte englische Namen tragen sollen. Andererseits ist es ja auch nicht Deutschland, vielleicht passen dann die offenbar nichtdeutschen Namen wieder besser?
Wenn da irgendwo "Yo, man" steht, hast du schnell die Diskussion, ob "Yo, Mann", "Yo, man" oder "Ey, Alter" das Original am besten trifft.
--- Zitat von: Ginster am 20.08.2015 | 19:58 ---Weiß ich ja alles. Das Ding ist: ich bin ja selbst Laie. Deshalb finde ich es doppelt komisch, dass ich so oft stolpere und Sätze mehrfach lesen muss, weil es einfach komisch klingt.
--- Ende Zitat ---
Jetzt tippst du hier nur ein paar Worte und formulierst selbst komisch. ;)
"Keine Profis" heißt ja vor allem, "keine Zeit dafür". Wenn du abends nach einem Arbeitstag, Krieg im Busverkehr, Kochen und Kinder ins Bett bringen noch schnell zwei Seiten durchcheckst, bist du da vielleicht etwas müde und definitiv nicht so im Flow wie jemand, der da mal einen Nachmittag drauf konzentrieren kann. Früher habe ich mich auch so aufgeregt wie du, aber jetzt sitze ich an 13 True Ways, finde auch nach dem dritten Durchgang immer noch Fehler und muss darum die Klappe halten, was deutsche Textqualität angeht. ;)
Aber der Troll ist mir auch schon aufgefallen, hat mich in "Make Your Own Luck" schon im Lektorat genervt...
--- Zitat von: Ginster am 20.08.2015 | 19:58 ---Es geht hier nicht um ein kostenloses PDF aus dem Internet, sondern um ein Buch, das für 40 Ocken im Laden steht. Da darf man eine gewisse Professionalität und Liebe zur Sprache erwarten.
--- Ende Zitat ---
Sowas hört man immer wieder. Aber das Ding ist ein 350-seitiges, buntes, überformatiges Hardcover. Was denkst du, was eine Druckerei für sowas nimmt? Und der Händler und Pelgrane kriegen auch noch was ab, denn die wollen auch essen. Und der Staat greift mehrfach ab. Dazu sind beim Rollenspiel die Druckauflagen klein. Vielleicht 300 Stück oder 400 für ein Regelbuch. Wenn da pro Buch 10 € rausspringen, bringt der ganze Spaß 3000-4000 € ein. Und davon musst du noch den Lagerraum, die Website, die Übersetzer, Lektoren und die Layouter bezahlen.
Es hat schon seinen Grund, dass "echte" Verlage lieber Romane ohne Bilder, in Schwarz-Weiß für 16 € das Stück in 10.000er-Auflagen herstellen und Rollenspielbücher nur von Verrückten gemacht werden.
Und sieh es mal so: Von 40 € kann man gerade mal vernünftig Essen gehen. Nichtmal eine Tankfüllung gibt es dafür. Und Schlüsseldienst oder Abschleppwagen kostet locker das dreifache und macht viel weniger Spaß. ;)
D. M_Athair:
Dass Übersetzen echte Arbeit ist, zieht wohl niemand in Zweifel.
Es ist auch nicht immer so, dass man für ein zu übersetzendes Rollenspiel Übersetzer findet, die Spiel und Welt richtig gut und lange kennen (so wie das bei Alexander von Peschke-Pigulla und WFRP2 der Fall war) und die schon deswegen zu guten Lösungen kommen.
... ich werde - für meinen Teil - vorerst bei der englischen Version bleiben, zumal für 13th Age auch noch nicht sicher ist, dass es den Spieltisch erreichen wird.
Was ein Vorschlag für hier wäre: Ein Thema zu "Errata und Verbesserungen" für das deutsche Buch aufzumachen, bei dem "Übersetzungsklöpse" und Fehler gesammelt werden. Vielleicht kann das ja in (möglichen) weiteren Auflagen berückssichtigt werden.
Hat damals bei WFRP2 im Forum "Die Alte Welt" gut funktioniert, sodass die deutsche Ausgabe am Ende immer fehlerfreier/besser war, als die englische.
Ginster:
--- Zitat von: Scimi am 20.08.2015 | 20:30 ---"Keine Profis" heißt ja vor allem, "keine Zeit dafür". Wenn du abends nach einem Arbeitstag, Krieg im Busverkehr, Kochen und Kinder ins Bett bringen noch schnell zwei Seiten durchcheckst, bist du da vielleicht etwas müde und definitiv nicht so im Flow wie jemand, der da mal einen Nachmittag drauf konzentrieren kann. Früher habe ich mich auch so aufgeregt wie du, aber jetzt sitze ich an 13 True Ways, finde auch nach dem dritten Durchgang immer noch Fehler und muss darum die Klappe halten, was deutsche Textqualität angeht. ;)
--- Ende Zitat ---
Kann ich ja verstehen. Bestreitet auch alles niemand. Man wird ja auch selbst blind was den eigenen Text betrifft, deswegen ist das Lektorat ja so wichtig.
--- Zitat von: Scimi am 20.08.2015 | 20:30 ---Sowas hört man immer wieder. Aber das Ding ist ein 350-seitiges, buntes, überformatiges Hardcover. Was denkst du, was eine Druckerei für sowas nimmt? Und der Händler und Pelgrane kriegen auch noch was ab, denn die wollen auch essen. Und der Staat greift mehrfach ab. Dazu sind beim Rollenspiel die Druckauflagen klein. Vielleicht 300 Stück oder 400 für ein Regelbuch. Wenn da pro Buch 10 € rausspringen, bringt der ganze Spaß 3000-4000 € ein. Und davon musst du noch den Lagerraum, die Website, die Übersetzer, Lektoren und die Layouter bezahlen.
Es hat schon seinen Grund, dass "echte" Verlage lieber Romane ohne Bilder, in Schwarz-Weiß für 16 € das Stück in 10.000er-Auflagen herstellen und Rollenspielbücher nur von Verrückten gemacht werden.
--- Ende Zitat ---
Auch diese Probleme sind mir bekannt. Ich höre ja auch jetzt auf. :P
Ich betone nur noch einmal:
Es geht mir nicht um Spitzfindigkeiten, sondern um Fehler, die dermaßen ins Auge springen, dass ich mich frage, wie sie es in großer Zahl ins Endprodukt schaffen. Dass sich da Fehler einschleichen - klar. Dass nicht jede Formulierung meinen persönlichen Geschmack trifft - geschenkt. Kommafehler - wen interessiert's? Ich möchte eben glauben, dass es sich um Fehler handelt, die vermeidbar gewesen wären. Zumindestens in dieser Auffälligkeit.
Scimi:
--- Zitat von: Ginster am 21.08.2015 | 07:28 ---Man wird ja auch selbst blind was den eigenen Text betrifft, deswegen ist das Lektorat ja so wichtig.
--- Ende Zitat ---
Ich sitze ja am Lektorat - die Fehler, die du später im Buch finden wirst, gehen damit größtenteils auf meine Kappe. ~;D <- Kappe
Die Übersetzung hat schon eine gute Qualität, die auch nicht einfach nur so hingeworfen wurde, aber Vertipper, Flüchtigkeitsfehler und unsaubere Formulierungen findet man bei Texten dieses Umfangs immer. Dazu kommen noch die ganzen Regelelemente, bei denen Fehler nicht sofort auffallen und korrekt übersetzte Begriffe, die an anderer Stelle aber schonmal anders übersetzt wurden - da muss man es halt einfach wissen oder es muss zumindest genug auffallen, um zur Sicherheit nachzuschlagen. Und ohne das Layout, was der Kunde nachher sieht, ist das Ganze auch nicht so schön zu lesen, vor allem, was Werteblöcke und Tabellen angeht.
Ich bin jetzt in der dritten Phase beim Drübergehen. In der Ersten habe ich Übersetzungen, Sprache, Regeln und Konsistenz überprüft. In der Zweiten habe ich alles, was in alphabetischer Reihenfolge ist (Kräfte, Ikonenkram, Gegenstände, Unterkapitel etc.) in die deutsche alphabetische Reihenfolge gebracht. Ab dem Schritt ist es sehr viel aufwändiger, den Text mit der Englischen Vorlage abzugleichen. Jetzt gehe ich nochmal über den Kompletttext und bügle Flüchtigkeitsfehler heraus, die ich vorher übersehen oder während der anderen Schritte selber verursacht habe. Wenn ich jetzt das letzte Kapitel durch habe, gebe ich das nochmal in ein Endlektorat weiter.
Wenn das Ding rauskommt, ist das durch drei Paar Hände plus Layout gegangen. Und ich garantiere, dass da immer noch einzelne Fehler zu finden sein werden. Vom Ablauf her kann man da nicht mehr viel rausholen. Man könnte halt mich durch eine Person ersetzen, die besser Deutsch kann, besser Englisch kann und/oder sich dem Spielhintergrund und den Regeln besser auskennt oder mehr Zeit als ich in die Bearbeitung stecken kann.
So, liebe Kinder, jetzt wisst ihr, wo das Brot herkommt. ;D
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