#136: Clockwork Demons (Drift Hackers 2)
Autor: Quinn Murphy
System: Starfinder
Erschienen: 2023
Umfang: Mittel (15 Stunden Spielzeit)
Warum habe ich das AB gelesen?
Teil 2 des "Drift Hackers"-Abenteuerpfads. Siehe oben.
Plot
Die SC müssen drei Vertreter der verschiedenen Fraktionen der Triune-Kirche zur Zusammenarbeit bewegen. Danach müssen sie ein "gehacktes" Uhrwerkmuseum von aggressiven Tick-Tock-Monstern säubern. Und zu guter Letzt dürfen sie endlich durch den Hintereingang in das Zentralheiligtum der Triune-Kirche vordringen.
Eindruck
Kurz gesagt: Ich bin immer noch nicht überzeugt von diesem Abenteuerpfad. Die Probleme, die ich im ersten Band bereits angesprochen habe, bleiben hier weiter bestehen. Es wirkt noch immer, als hätte die Aufgabe gelautet: "Schreib mal irgendwelche Szenarien, die in Alluvion spielen und irgendwas mit Triune zu tun haben" und nicht "Schreib ein Abenteuer, das den epischen Abschluss der Drift Crisis bildet".
Erstes Beispiel (Vorsicht, massive Spoiler): Den ersten Teil des Abenteuers bringt die Gruppe im Wesentlichen damit zu, ein Treffen von drei Vertretern der drei Fraktionen in der Triune-Kirche zu organisieren. Das hätte grundsätzlich mein Ding sein können, aber nicht so, wie es umgesetzt ist. So erleben wir nicht etwa Intrigen innerhalb der Kirche, sondern schlicht drei bockige Vertreter (und sie sind nicht mal irgendwie hochrangig), die man an einen Tisch bringen soll. Und es bleibt eigentlich vorher genau wie hinterher völlig unklar, warum man das tun soll, denn wenn man es schafft, sie irgendwie zur Zusammenarbeit zu bewegen, passiert exakt: Nichts. Schön, dass die SC das jetzt gemacht haben, aber Auswirkungen auf das Abenteuer hat es schlicht keine.
Zweites Beispiel (ebenfalls Spoiler): Der nächste Teil schließt sich unmittelbar an. Das Treffen mit den Kirchenvertretern hat nämlich in der Stammkneipe der Brigh-Fraktion stattgefunden (Pathfinder-Kenner ahnen: das ist der Aspekt von Triune, der sich mit Mechanik befasst). Und daneben steht eben auch das Uhrwerk-Museum. Dort laufen gerade die Ausstellungsstücke Amok. Und da könnten doch die SC, wo sie einmal da sind, ein bisschen aufräumen gehen? Auch das hat im engeren Sinne nichts mit dem Abenteuer zu tun - es ist eine reine Sidequest. Klar, sie ist ganz cool (ich würde dafür plädieren, sie hier auszubauen und in einem ganz anderen Abenteuer einzusetzen). Aber sie macht an dieser Stelle einfach keinen Sinn. Schon allein deshalb, weil wir uns eben gewissermaßen im Hauptquartier des Brigh-Aspekts befinden: da ist alles voller Triune-Priester, Mechaniker etc., und keiner von denen fühlt sich berufen, ihre Uhrwerke zu reparieren. Stattdessen ist irgendwie gesetzt, dass das die Auswärtigen machen sollen. Meine Suspension of Disbelief setzt da völlig aus.
Ein weiteres Problem, das ich mit dem Abenteuer an verschiedenen Stellen habe, sind die Zufallsbegegnungs-artigen Kämpfe, die da immer wieder eingebaut sind. Natürlich sind es keine echten Zufallsbegegnungen, sondern sie sind genau so eingeplant, aber sie werden eben mit "zuuuufällig passiert jetzt gerade, als ihr vorbeigeht, dies und das" begründet. Teilweise so, dass man sich fragt, wie in der Stadt eigentlich gerade irgendwer überlebt, der nicht Stufe 10 ist. Wo da doch alle Nase lang irgendeine Kreatur aus dem Drift hinteleportiert wird und dann (weil man das ja so macht) sofort auf alles eindrischt, was in der Nähe steht. Typischerweise eben die SC. Mit so etwas kann ich persönlich überhaupt nicht.
Und die dritte Sache, über die ich mich an anderer Stelle schon wiederholt aufgeregt habe, sind die mitwachsenden Schwierigkeiten. Wir sind jetzt Stufe 10, also müssen halt alle Herausforderungen entsprechend angepasst werden. Überreden ist jetzt eben Schwierigkeit 30. Im Boot rumgeschleudert werden verursacht 2d12 Schaden. Ein Schwarm von Uhrwerk-Käfern ist CR8. Da weiß man doch, warum man sich auf Superheldenniveau hochgelevelt hat - damit der Spielleiter für genau die gleichen Challenges, die vor ein paar Monaten noch DC 15 oder CR 1/2 waren bzw. 2d4 Schaden verursacht haben, jetzt größere Würfel nehmen kann und mir klar zu verstehen gibt, dass ich noch genau so ein kleines Würstchen bin wie früher. Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber mir leuchtet absolut nicht ein, warum man ums Verrecken ein "From Zero To Hero"-Paradigma fahren muss, wenn man die Heroes dann doch nur wie Zeroes behandelt.
Außerdem ärgert mich an diesem Abenteuerpfad bisher zum einen, dass die NSC mal wieder durchgängig als nicht lebenfähige Trottel beschrieben werden, die zwar hohe Stufen und hohe Ämter bekleiden, aber sich ohne die Hilfe der SC irgendwie nicht die Schuhe zubinden können. Vor allem aber trauere ich den Möglichkeiten hinterher, die es hier gegeben hätte. Die Drift Crisis ist das größte offizielle Meta-Event, das es bisher im Starfinder-Spiel gegeben hat. Man hätte hier zum Abschluss (und mit hochstufen SC) richtig cooles Zeug machen können - echte Intrigen zwischen den Triune-Fraktionen einschließlich der Architekten, Einblicke in die Wahrheit hinter der dreiteiligen Gottheit und dem Drift, Wechselspiel zwischen Realität und virtueller Welt... Aber man hat all das liegengelassen und stattdessen ein paar Standard-Szenarien zusammengeschraubt und um Gadgets, Nebenquests und Kämpfe mit Zufallsmonstern ergänzt. Ich finde das ziemlich traurig.
Zum Abschluss aber dann doch noch eine gute Nachricht: Ganz am Ende dürfen die SC dann endlich (nach einer Bootsfahrt, die bei objektiver Bewertung eine echte Herausforderung für Stufe-2-Charaktere wäre und dann eben künstlich geboostet wurde) ins Heiligtum der Triune-Kirche eindringen und sich dort ans Dataverse ankoppeln. Das wirft zwar die Frage auf, warum um alles in der Welt das bisher noch niemand gemacht hat (es ist einfach die absolut sinnvolle Vorgehensweise für jeden verdammten Triune-Gläubigen, der die Drift Crisis beenden will), aber es gibt uns wenigstens die Hoffnung, dass im letzten Teil endlich das passiert, was zumindest ich von dem ganzen Abenteuerpfad erwartet habe: Die SC befassen sich endlich damit, wie man die Drift Crisis tatsächlich löst. Und was ich bisher vom 3. Teil gelesen habe, macht Hoffnung: Hier kriegen wir ein TRON-artiges Abenteuer in der virtuellen Welt, das endlich mal zu dem passt, das der Abenteuerpfad verspricht. Schauen wir mal, ob die dritte Rezi (gebt mir mal noch 1-2 Wochen) dann versöhnlicher klingt.