#143: Drachenhort im SchneckenhausAutor: Michael Mohr, Lisa Schaude (jedenfalls laut Wiki Aventurica; in der Anthologie gibt Ulisses die Autoren ja nicht mehr an...)
System: DSA
Erschienen: 2022
Umfang: Kurz (5-7 Stunden Spielzeit)
Warum habe ich das AB gelesen?Siehe letzte Rezi.
PlotDie SC sollen die Erbin einer Kaufmannsfamilie wiederfinden, die von Abenteurer-Träumen beseelt ganz allein im Thasch spazierengeritten ist. Und dabei ist sie zielsicher in den größten Schlamassel geritten, den man sich vorstellen kann und bei dem ein kompletter Lindwurm noch nicht mal das größte Problem ist.
EindruckMit einem Wort: Interessant. Das Abenteuer ist definitiv mal was anderes und zeigt, dass man auch in Aventurien noch abgedrehte Sachen machen kann, die nicht gleich eine Globule erfordern. In diesem Fall sieht der Background so aus:
Ein Waschbär hat den Karfunkel eines Drachen aus dem Hort eines Lindwurms gestohlen. Dieser ist dann in einen unterirdischen Teich in einer verlassenen Zwergenbinge gefallen, wo er das Wasser in eine Art bewusstseinserschaffende Wunderbrühe verwandelt. Der Waschbär und diverse andere Tiere dort unten sind jetzt intelligent und haben ihre eigene kleine Parallelkultur aufgebaut. Ach ja, und dann wäre da noch die Blakharaz-Paktiererin, die einen Teil dieser Tiere dazu genutzt hat, die Kaufmannstochter gefangen zu nehmen, die sie wiederum dem Lindwurm (Stichwort Jungfrau, au, au,...) anzudrehen, um seine Unterstützung für ihren Racheplan zu gewinnen. Der Lindwurm wiederum will "seinen" Karfunkel zurück, ohne den aber die erweckten Tiere ihr Bewusstsein wieder verlieren würden...
In diesen ganzen Schlamassel stolpern nun die Helden und sollen versuchen, eine Lösung hinzukriegen, mit der alle leben können (und nein, "Wir schlagen einfach alles tot, was sich uns in den Weg stellt" scheitert wohl allein schon an der Kampfstärke des Lindwurms). Gar nicht so einfach - ich glaube, hier muss der Spielleiter deutliche Hinweise fallen lassen, dass der Lindwurm deutlich kompromissbereiter ist, als man es gemeinhin vermutet.
Ich mag das Abenteuer, weil ich ja ein Entdeckungs-Fan bin und es hier so viele schöne, teilweise auch skurille Details zu entdecken geht. Das reicht von den NSCs einschließlich der liebevoll gestalteten erweckten Tiere (die mehr Charakter haben als der durchschnittliche menschliche NSC) bis hin zu den ziemlich durchtriebenen Rätseln, die die SC in der Zwergenbinge lösen müssen. Auch der elegante Einbau eines Drachen (okay, eines kleinen, aber trotzdem) hat was.
Zugegeben, es gibt auch Passagen, die ich weniger überzeugend finde. So ist den Autoren für die eigentliche Anreise wohl nicht so viel eingefallen (oder sie hatten keinen Platz mehr, soll's bei Anthologie-Abenteuern ja geben). Und warum unbedingt eine NSC-Hexe eingeführt werden musste, die die Gruppe dann begleiten könnte, obwohl sie für das Abenteuer (so weit ich sehen kann) gar nicht gebraucht wird, erschließt sich mir auch nicht so richtig.
Trotzdem: Aus dem Einheitsbrei der "Hab ich alles schon hundert Mal gesehen"-Abenteuer sticht dieses hier auf erfreuliche Weise heraus. Und warum die einzige Bewertung auf der Wiki Aventurica dazu eine "4" ist, erschließt sich mir überhaupt nicht.