Autor Thema: [Rant] Charaktere hochspielen  (Gelesen 32884 mal)

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Offline Timberwere

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #100 am: 6.12.2015 | 17:07 »
Ich finde zum Beispiel auch ganz interessant, wie es in Fate geregelt ist. Da gibt es Meilensteine unterschiedlicher Größe. Beim kleinsten, der nach jeder Sitzung/jedem Abenteuer passiert, kann man Dinge herumschieben (Aspekte ändern, Skills hin- und hertauschen, Stunts wechseln), beim mittleren Meilenstein bekommt man einen Skillpunkt dazu, und beim größten, der wirklich nur nach bedeutsamen Einschnitten passiert, bekommt man auch einen weiteren Punkt "Refresh" (sprich einen zusätzlichen Punkt für Powers, Stunts etc). So entwickelt man sich weiter, lernt auch neue Dinge dazu, aber eben nicht so schnell, und trotzdem bleibt der Charakter im Fluss und wird nicht langweilig.
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
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Zitat von: Shield Warden
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Offline Rhylthar

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #101 am: 6.12.2015 | 17:10 »
@ Timberwere:
Frage, weil ich mich mit Fate so gar nicht auskenne:
Heisst das, dass ich theoretisch Skills verlernen kann?
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Pyromancer

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #102 am: 6.12.2015 | 17:15 »
Frage, weil ich mich mit Fate so gar nicht auskenne:
Heisst das, dass ich theoretisch Skills verlernen kann?

Ja.

Offline Timberwere

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #103 am: 6.12.2015 | 17:17 »
Nicht komplett verlernen als solches. Aber du kannst Skills, die du schon mal hattest, auf 0 setzen. Wenn du einen Skill nicht, sprich auf 0, hast, kannst du das immer noch "so la la". Heißt nicht, dass du es GAR nicht mehr kannst plötzlich. Aber dann hast du es halt wenig geübt und bist schlechter darin geworden.
Zitat von: Dark_Tigger
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Offline Arkam

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #104 am: 6.12.2015 | 17:38 »
Hallo zusammen,

der Thread startete als Rant und meine Antwort ist dementsprechend etwas rantiger ausgefallen als sonst bei mir üblich. Von da aus finden sich merkbare Anteile von Sarkasmus, Ironie und bitterer Galle in diesem Text. Sollten Sie gegen einen der Bestandteile allergisch sein so verzichten Sie bitte auf den Genuss. - Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen viel Spaß beim Posting Ihrer Wahl.

Steigerungen Beschränken mich - Ja und die Schwerkraft auch?
Ja sobald ich etwas in Regeln festlege lege ich mir Beschränkungen auf. Aber diese Beschränkungen legt sich die Runde ja selbst auf. Ich muss nicht mit Stufe 1, den festgelegten 100 Start Generierungspunkten oder den maximalen möglichen Werten steigern. Ich kann an allen Stellschrauben drehen. Allerdings bringt das bei allen Systemen die ich kenne auch einen gewissen Verwaltungsaufwand mit sich. DSA 1. Edition kann ich nach 10 Jahren Pause immer noch im Kopf verwalten. Bei Pathfinder und Shadowrun ist das immer noch ein mühsames Geschäft. Ich denke da hat jeder Spieler sein System das er in und auswendig kennt und sich damit wohl fühlt. - Ich denke den Supermann ganz ohne Grenzen will auch keiner Spielen.

Akira Effekt
Der Akira Effekt ist natürlich bei strikt starken Stufen, die Stufe bringt also nicht nur ein paar Punkte sondern Chancen etwas zu erreichen können sich manchmal etwa verdoppeln bzw Optionen nur über die jeweilige Stufe zu erreichen sein, Trefferchancen oder Feats bei Pathfinder, extrem. Aber man kann solche Systeme auch entstufen, das haben wir in unserer Runde etwa mit den Regeln für das Robotech Rollenspiel gemacht. OK Pathfinder zu entstufen stelle ich mir auch kompliziert vor. Da nehme ich persönlich dann lieber ein anderes System. Shadowrun versucht sich daran einen ausufernden Akira Effekt über mehrere Grenzen zu verhindern. Da bestimmt eben nicht nur mein Fertigkeitswert das Ergebniss sondern auch verschiedene Attribute oder die Ausrüstung geben Schranken vor. Auch die maximalen Werte und die über Magie und Ausrüstung zu erhaltenen Boni sind beschränkt. Ja ich kann gut werden aber als Charakter Seattle zu zerstören ist nach bisherigen deutschen Regelstand nicht möglich.

Effiziens vs. Spiel
Bei den verschiedenen D&D Ablgern kann dieses Phänomen tatsächlich aufkommen. Da hat es aber auch einen ordentlichen Nährboden. Das Spiel geht von einem Team von Spezialisten aus. Es gibt eine recht starke Magie die Schwächen, kann aufgrund zu weniger Skillpunkte nicht Klettern oder Schleichen, ausbügelt. Den Sicherheitsgurt bietet das System mit Artefakten und Magiern in der Runde sogar zwei Mal. Hinzu kommt das ein Hilfsconstrukt, der Grad der Herausforderung, manchmal zu einem Goldenen Kalb wird. Da jammern dann die Spieler das es zum Auslöschen der Gruppe kommen wird weil der Spielleiter stärkere Gegner in einer für sie unpassenden Gegend genommen hat, die Spielleiter tricksen um ihre optimierte Mörderrunde noch etwas entgegen zu setzen und die Anfängern schlottern vor Angst weil sie den Charakter eben nicht mit der genauen Kenntniss aller Quellenbände, einem Generierungsprogramm und voller Forenunterstützung gebaut haben. Hilfe mein 1. Stufen Barbar kann keinen uralten roten Drachen mit einem Schlag erledigen! - Wir werden alle sterben!
Aber jenseits dieser speziellen Spielewelt sieht das schon ganz anders aus. Aber auch da werden gerne Schongehege aufgebaut. In fertigen Abenteuern gerne dadurch das man verschiedenste Wege einbaut damit auf jeden Fall ein Weg für die Gruppe möglich ist. Von Spielleitern gerne weil sie keine Lust haben sich mit Regelkonstrukten wie der Magie oder dem Hacken zu beschäftigen. Teilweise liegt es auch daran das man sich einfach nicht mit den grundlegenden Möglichkeiten nicht auseinandersetzt.
Da den richtigen Grad zwischen langweilig - herausfordernd - extrem schwierig zu wählen und wird noch schwieriger wenn man mehrere Gebiete etwa Kampf, Fernkampf, Magie, Hacking und Cyberware im Auge behalten soll.
Der vorstürm und plattklopp Barbar auf einem Hofball befindet sich eben auch in gefährlichen Gewässern.
Neue Optionen müssen auch nicht neue Sonderregeln mit sich bringen. Neue Optionen können auch einfach nur die Chancen auf einen Ausgang im Sinne des Charakters erhöhen oder neue Gebiete, etwa Magie oder Cyberware freischalten, Heredium zeigt wie man das auch ohne neue Regeln schaffen kann.

Regeln oder Geschichte wo liegt der Fokus? - Such Bello such!
Wenn ich Charakterspiel und Story basiertes Spiel höre stellen sich bei mir aus Reflex die Nackenhaare hoch und ich knurre leise. Das liegt daran das ich zu häufig erlebt habe das das Ansagen sind die entweder zu einem Egotripp von Spielleiter oder einzelnen Spielern führen. Da gelten dann Regeln plötzlich, ohne vorherige Absprache und unabhängig von der Zustimmung des Spielers, nicht mehr weil sie ja der coolen Story im Wege stehen oder als finsteres Powergaming gebranntmarkt werden. Tatsächlich hat die Dumpfbacke einfach nur keine Ahnung von den Regeln, gerade bei angeblich leichten Systemen, Cthulhu etwa, trifft man gerne auf solche Typen. Oder aber der liebe Mitspieler nutzt seinen Egotripp, mein Charakter ist eben so, die Runde in die Scheiße zu reiten oder verträgt die Antwort nicht wenn mein Charakter auch einfach Mal so ist.
Was für Geschichten spielt ihr also und wie bindet ihr die Charaktere ein? Denn vielleicht sind meine schlechten Erfahrungen ja auch einfach meinem persönlichen Rollenspiel Umfeld und meiner Art zu spielen geschuldet? Denn dieses Gefühl der Charakter spielt sich alleine und man steckt ganz in seinem Charakter ist klasse. Aber da müssen dann eben meine Stimmung, die Stimmung meiner Mitspieler, die gespielte Geschichte und auch der passende Zeitrahmen zusammen kommen.
Richtiges Charakterspiel erfordert aus meiner Sicht das alle Mitspieler erst Mal eine gesicherte Vorstellung von ihrem Charakter haben und dieses dann auch vermitteln können. Ja dazu kann auch eine unterfütterung durch Regelkonstrukte, Fertigkeiten, Vorteile oder Attribute gehören. Gerade bei den Mitspielern die auf einem Egotrip sind sind die Reaktionen erhellend wenn der Egotrip plötzlich Punkte kostet und auch Mal von der Spielleitung zum Nachteil des Charakters eingebracht werden kann.
Den Vergleich mit Filmen finde ich unpassend. Das liegt daran das sich Charaktere im Film eben nicht langweilen wenn sie in einer Szene Nichts oder nur wenig zu tun haben. Während Gandalf also bei der Schlacht um Minas Tirith, wenn das Mal so geschrieben wird ;-), ein Heer kommandiert, mehrere Kämpfe besteht und motivierende Reden hält läuft der Hobbit nur als Bote hin und her, landet einen Überraschungstreffer und springt auf einen Scheiterhaufen. Gerade wenn ich von einer kleinteiligeren Auflösung ausgehe würde ich als Hobbit Spieler auf jeden Fall mein Tablet und meinen EBook Leser mitnehmen damit ich bei den Pausen etwas zu tun habe. - Oder eben ich habe mir Gedanken dazu gemacht wo wohl ein Krieg um eine Welt enden mag und habe eben auch Schlachten lenken, Nahkampf oder Sabotage von Kriegsmaschinen gelernt.

Gruß Jochen - Änderungen: Es fehlten ein paar " " Stellen.
« Letzte Änderung: 25.08.2020 | 05:41 von Arkam »
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Offline ArneBab

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #105 am: 6.12.2015 | 23:23 »
Ehrlich, Leute, denen das Hochspielen und Steigern so wichtig ist, sollten lieber Diablo oder irgendwas anderes am Computer spielen - denn für sowas braucht es nun wirklich keinen menschlichen Spielleiter. Zahlen Schubsen und Statistiken verwalten kann ein Computer besser... Mir als SL ist dafür meine Zeit und Energie zu schade...
Ich spiele gerne hoch. Und nach 10 Jahren (outgame Zeit) mit den gleichen Charakteren zurückzublicken zu den Anfängen finde ich auch spannend.

Dadurch ändern sich Charaktere, und es bildet sich eine Art Heldensaga: Am Anfang zeigt sich ein Teil der Welt, an den man noch nicht herankann, und nach einiger Zeit kann man sich dem stellen.

Meine langlebigste Charakterin wurde von Raumpilotin, Kämpferin und Psionikerin mit der Zeit größtenteils zur Heilerin, weil sie irgendwann erkannt hat, dass der direkte Kampf schon lange nicht mehr das ist, was sie am besten beherrscht. Das hat ihre Vorstellung ihrer selbst völlig umgekrempelt, und ich konnte diese Charakterentwicklung miterleben.

(Wenn es dich interessiert, kannst du fast die gesamte Geschichte nachlesen: http://1w6.org/deutsch/kampagnen/friedenszwang/aufzeichnungen/sskreszta-log )
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Offline ArneBab

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #106 am: 7.12.2015 | 00:35 »
Hochspielen ist eine gute Möglichkeit, allmählich das Setting kennen zu lernen.

Statt epischer Schlachten um das Schicksal der Welt spielt man erstmal einen sehr zerbrechlichen Charakter, der sich an die Probleme herantastet. Diese Erfahrung (NICHT Charakter-Erfahrung, sondern SPIELER-Erfahrung, welche mindestens genauso wichtig ist) ist dann auch nützlich für die Bewältigung von Problemen größerer Magnitude - durch ihren "Welpenstatus" sollten die Konsequenzen innerhalb der Spielwelt (wenn der SL sein Handwerk versteht) erstmal weniger schlimm sein, als die Konsequenzen wenn die Halbgötter mal Mist bauen (so man kann evtll. noch erklären, dass der BBEG den armen, kleinen Akira schwer verwundet zurücklässt, ohne ihm den Rest zu geben - nachdem Akira aber ganz Tokio verwüstet hat, wäre das nicht mehr vertretbar, ohne die Glaubwürdigkeit des Settings massiv zu untergraben).
Die Erklärung finde ich klasse!
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Offline ArneBab

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #107 am: 7.12.2015 | 00:45 »
Sind die Geschichten und ihre Auswirkungen auf den Charakter des Charakters wirklich so egal...?

Der Charakter des Charakters ist sehr schwer in Zahlen zu fassen. Die Fähigkeiten, die aus dem Charakter resultieren und ihn mitformen lassen sich dagegen sehr viel einfacher festhalten — und es ist klar, wann sie zum Tragen kommen (nachdem Spieler oder Spielerin eine entscheidung getroffen hat).
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Offline pharyon

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #108 am: 7.12.2015 | 05:40 »
Ich bin der Ansicht, dass aus bestimmten Gründen vor allem die Kompetenzen der Charaktere in Zahlen gefasst werden, dafür die Persönlichkeit eher weniger bis nicht. Meine Argumente:

1. Spieler möchten ungern, die Persönlichkeit des eigenen Spieler-Charakters (SC) durch etwas anderes als ihre Entscheidungen festlegen. Für manche würde es die Kontrolle über "ihren" SC mindern, und damit den Spaß diesen SC zu spielen. Daher gibt es keine Werte für Persönlichkeit, diese würden den eigenen Entscheidungsspielraum nur "unnötig" einschränken.
2. Wir sind gewohnt, dass Kompetenzen in Zahlen gefasst werden (Noten). Bei Persönlichkeit sind wir es nicht in gleichem Maße gewohnt.
3. Für die meisten Designer ohne Einarbeitung in das Thema dürfte es schwierig sein, Persönlichkeitswerte in das Spiel einzubinden. Wie sollen diese sich im Spiel auswirken, wie verändern können? Wenn die Designer ebenfalls 1. annehmen, werden sie sich um diesen Aspekt kaum kümmern (wollen).
4. Menschen mögen (in unterschiedlichem Ausmaß) Veränderungen. Zum einen sind da die Geschichten, die man erlebt (erspielt). Diese lassen sich kaum in Zahlen fassen. Wenn es ein emotional bewegendes Erlebnis war, benötigen wir dafür aber auch keinen Charakterbogen. Kompetenzen in bestimmten Bereichen haben für uns aber einen emotional geringeren Wert (je nach Präferenzen fast null). Daher ist in vielen Spielen eine Veränderungsmöglichkeit gegeben, damit der Zahlenaspekt nicht allzuweit von den Geschichten abgehängt wird.

Soviel zu meinen Argumenten/Ansichten, viel Spaß beim Zerpflücken.

p^^
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Offline Oberkampf

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #109 am: 7.12.2015 | 06:46 »
Die Antwort ist doch eigentlich ganz einfach: Passt Hochleveln zur Geschichte oder nicht? Wenn ja, in welchem Ausmaß passt es?

Mit den meisten D&D-Regelwerken erzählt man eine Geschichte über einen Charakter, der vom Zauberlehrling (bzw. Viehdieb bzw. Milizionär) über den Meistermagier (bzw. Verbrecherkönig bzw. Elitesoldat) zum Halbgott wird. Da passt ein starres Stufensystem mit gewaltigem Anstieg der Fähigkeiten prima dazu.

Will ich Geschichten über eine Gruppe von Profis spielen, die Experten auf ihren Gebieten sind, sich aber nur langsam entwickeln und in dieser Entwicklung eher aushilfsweise in die Gebiete der anderen hineinschnüffeln, also sowas wie die Leverage-Serie beispielsweise, dann passt D&D dazu nicht. Dann lieber gleich Leverage (Cortex+) oder eine FATE-Variante.

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Online Arldwulf

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #110 am: 7.12.2015 | 08:44 »
Der Charakter des Charakters ist sehr schwer in Zahlen zu fassen. Die Fähigkeiten, die aus dem Charakter resultieren und ihn mitformen lassen sich dagegen sehr viel einfacher festhalten — und es ist klar, wann sie zum Tragen kommen (nachdem Spieler oder Spielerin eine entscheidung getroffen hat).

Das ist sicher richtig, doch er lässt sich in Aktionen erfassen. Und an dieser Stelle kann das System auch eingreifen und den Charakteren passende Aktionen für verschiedene Charaktereigenschaften bereitstellen.

Offline Thandbar

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #111 am: 7.12.2015 | 09:03 »
Ganz unabhängig von der Story: Das Verbessern des eigenen Charakters triggert offenbar ein Belohungssystem beim Spieler selbst. Man freut sich auf das nächste "Upgrade" und fühlt sich positiv bestärkt, wenn man zB XP ausgegeben hat, um ein neues Talent zu kaufen.

In Computerspielen hat man diese sogenannten "Rollenspielelemente" nach und nach in Spielsysteme eingebracht, wo diese eigentlich ursprünglich gar nichts zu suchen hatten. Selbst in Shootern und dergleichen gibt es mittlerweile zum Beispiel so Sachen wie Account-Levelups, um die Spieler zusätzlich zu motivieren und umso enger an das eigene Produkt zu binden.

Dieses Aufleveln stört mich persönlich überhaupt nicht, in den meisten Fällen ist es während einer Session auch gar nicht relevant. Builds verfolgen, Levelups vollziehen, neue Talente kaufen sind für mich eher eine Sache, die vor oder zwischen den Sitzungen stattfindet.   
"Du wirst direkt in diesem Moment von einer Zilliarde grünkarierter Kakerlakeneinhörner in Tweedanzügen umzingelt, die mit Fallschirmen aus gebeiztem Vanillepudding aus der nächstgelegenen Dattelpalme springen und dich zu ihrer Avonberaterin krönen - und die Krone ist aus Dr. Frankensteins bösartig mutiertem Killernougat! Streich dir 78000 Hirnschadenspunkte ab und mach sofort eine Jodelimprovisation!"

eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #112 am: 7.12.2015 | 09:20 »
1. Spieler möchten ungern, die Persönlichkeit des eigenen Spieler-Charakters (SC) durch etwas anderes als ihre Entscheidungen festlegen. Für manche würde es die Kontrolle über "ihren" SC mindern, und damit den Spaß diesen SC zu spielen. Daher gibt es keine Werte für Persönlichkeit, diese würden den eigenen Entscheidungsspielraum nur "unnötig" einschränken.

Ich verstehe, was du meinst. Leider - so zynisch das klingt - geht es meiner Erfahrung nach in den meisten Fällen einer "in-Character" Entscheidung allerdings nicht darum, den Charakter möglichst charakteregetreu zu spielen, sondern nach belieben Charaktereigenschaften so auszulegen, dass sie in der gegebenen Situation möglichst positive Auswirkungen haben. Und das scheint ja nicht nur mir so zu gehen, denn schließlich werden ja selbst in den Systemen, die mehr auf charakterspiel fokussieren, für das Ausspielen eines Charakters mit negativen Auswirkungen Gummipunkte vergeben, um es "wieder gut" zu machen. *Kopfschüttel* Spielen, um zu gewinnen... Ich versteh das nicht.

Letztlich nehmen solche Leute es doch auch in Kauf, wenn ihnen Systeme (vor allem die, in denen man von der Geschichte her nichts anderes spielen kann, als die "Hero's Journey / Monomyth") künstlich Fertigkeiten klein halten. Warum soll es denn dann ein Problem sein, wenn die eigenen Entscheidungen, die man für seinen Charakter-Charakter trifft, einem einen Rahmen liefern?

Und was die "Fallwind-Fallacy" angeht: Natürlich kann man trotz eines Systems Charakterspiel betreiben. Deswegen tut man es aber nicht automatisch gleich wegen eines (jeden!) Systems. Meine Behauptung war nicht, dass bei gewissen RPGs (und Entschuldigung wenn ich mit einem (!) Beispiel da offensichtlich einen Nerv getroffen habe) *kein* Rollenspiel möglich ist. Aber im Umkehrschluss zu behaupten, die Struktur und der Aufbau eines RPGs - bei denen geschätzte 90% der Bücher sich mit Kompetenzen statt mit Charakter beschäftigen, und die in einer SItuation angewandt werden, in der nicht unendliche Ressourcen (sei es Zeit oder Aufmerksamkeit der Spieler und des SL) habe keinen Einfluss auf das Charakterspiel ist logischer Nonsens und - ganz weihnachtlich formuliert - Humbug.

Also bleibt es dabei: Die allermeisten "Rollen"Spiele spielt man, um zu steigern und um zu gewinnen.
« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 09:24 von HEXer »

Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #113 am: 7.12.2015 | 09:25 »
Aber hier klingt in vielen Posts durch, dass sich die Charaktere nur durch ihre Spielwerte (Attribute, Fertigkeiten, Talente) entwickeln. Ihre Persönlichkeit und ihre Erfahrungen scheinen ziemlich außen vor... Es geht nur darum, was sie können, nicht um ihre persönlichen Erfahrungen (im Sinne von Erlebnissen) - außer, wenn sie sich in Powerleveln niederschlagen.

Sind die Geschichten und ihre Auswirkungen auf den Charakter des Charakters wirklich so egal...?  :o

War 48 Stunden offline und konnte daher nicht direkt antworten:

Nein, bestimmt nicht. Es haben auch Leute (ich zum Beispiel) genau das geschrieben. Da ist aber keiner drauf eingegangen (du auch nicht).

Wie zum Glück seither einige geschrieben haben: Im Idealfall bilden Charakter und Werte eine Einheit. In der Praxis gibt es tatsächlich viele Spieler, bei denen das nicht so ist, aber für die, bei denen es so ist, ist "Hochleveln" weniger ein Ausmaxen der eigenen Fertigkeiten als vielmehr ein Teil der Charakterentwicklung. Da wird der Schlagetot vom Anfang eben mit der Zeit auch besser darin, Leute zusammenzuflicken oder sogar ein Schiff zu segeln, einfach weil es das ist, was er in seinen Abenteuern wirklich erlebt hat. Ich finde das reizvoll und würde es nicht missen wollen.
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eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #114 am: 7.12.2015 | 09:42 »
War 48 Stunden offline und konnte daher nicht direkt antworten:

Nein, bestimmt nicht. Es haben auch Leute (ich zum Beispiel) genau das geschrieben. Da ist aber keiner drauf eingegangen (du auch nicht).

Wie zum Glück seither einige geschrieben haben: Im Idealfall bilden Charakter und Werte eine Einheit. In der Praxis gibt es tatsächlich viele Spieler, bei denen das nicht so ist, aber für die, bei denen es so ist, ist "Hochleveln" weniger ein Ausmaxen der eigenen Fertigkeiten als vielmehr ein Teil der Charakterentwicklung. Da wird der Schlagetot vom Anfang eben mit der Zeit auch besser darin, Leute zusammenzuflicken oder sogar ein Schiff zu segeln, einfach weil es das ist, was er in seinen Abenteuern wirklich erlebt hat. Ich finde das reizvoll und würde es nicht missen wollen.

(Ich kam auch das WE über nicht zum Antworten und der Thread wurde ja sehr aktiv - daher kam ich noch nciht dazu, auf deinen Post einzugehen...)

Das akzeptiere ich ja durchaus auch (notgedrungen). Wenn es aber das einzige ist, was durch das Spiel befördert wird, nervt mich das und ödet mich an. Denn letztlich hat man keine regeltechnische Handhabe, um Spieler dazu zu bringen, Charaktertreue Handlungen durchzuführen und eine Spielfigur wird von den Werten her eher auf die Eindimensionalität eines Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Männchens reduziert, an das man zusätzliche Pömpel schrauben kann. Was er erlebt hat, prägt aber doch auch seine Persönlichkeit, nicht nur seine Kompetenzen! Das spiegelt sich aber in den Regeln / "Werten" eben kaum wieder. Ich cross-poste mal aus einem anderen Thread:

Ein Teil der traits in The One Ring, die sog. distinctive features (z.B. determined, forthright, merry) beschreiben die Persönlichkeit eines SC. Skill rolls, bei denen ein trait einem SC zum Vorteil gereicht, sind automatisch Erfolge. Außerdem ermöglichen traits skill rolls in Situationen, in denen eigentlich kein Wurf möglich wäre und helfen beim Verdienen sog. advancement points.

Was mir bei der Beschreibung gerade auffällt ist, dass wenn man denselben Detail-Level auf die nicht-Charaktereigenschaften anwendete, man lediglich eine kleine Anzahl grober Attribute hätte. Soll heißen: Wenn einem doch solche groben Kriterien für den Charakter des Charakters (also das, was das Drama liefert) reichen, warum reichen sie dann nicht auch für die "Kompetenzen"? Oder andersherum: Warum wird nicht bei den Charaktereigenschaften genauso ins Detail gegangen, wie bei den Kompetenzen? Ginge gut und einfach über ein "Cue-System", wie es Cosmic Patrol bietet, ohne irgendwie einzuschränken. Wendete man den derzeitigen Detailgrad an Charakterbeschreibungen auch auf die kompetenzen an, so hätte man nur noch die Werte "Stärke", "Geschicklichkeit", "Intelligenz" o. ä. auf dem Charakterbogen und keinerlei weitere Details. Wem dieser Level für den Charakter reicht, wer aber gleichzeitig so viele Details für Kompetenzen braucht, dem geht es doch schlciht beim Spielen mehr um das Game als um das Play... (im Sinne von "Roleplaying Game). Das meine ich ja gar nicht abwertend, aber das muss doch als solches angesehen werden.

Und da helfen störrische Verteidigungen einer apologetischen Hypothese zum Fehlschluss bezüglich eines Zusammenhanges zwischen den beiden Aspekten einfach nicht weiter.
« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 09:44 von HEXer »

Offline Crimson King

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #115 am: 7.12.2015 | 09:53 »
1. Spieler möchten ungern, die Persönlichkeit des eigenen Spieler-Charakters (SC) durch etwas anderes als ihre Entscheidungen festlegen. Für manche würde es die Kontrolle über "ihren" SC mindern, und damit den Spaß diesen SC zu spielen. Daher gibt es keine Werte für Persönlichkeit, diese würden den eigenen Entscheidungsspielraum nur "unnötig" einschränken.

qft


Ich verstehe, was du meinst. Leider - so zynisch das klingt - geht es meiner Erfahrung nach in den meisten Fällen einer "in-Character" Entscheidung allerdings nicht darum, den Charakter möglichst charakteregetreu zu spielen, sondern nach belieben Charaktereigenschaften so auszulegen, dass sie in der gegebenen Situation möglichst positive Auswirkungen haben.

Was verstehst du unter positiven Auswirkungen?

Ggf. spielst du auch einfach mit den falschen Leuten. Auf der anderen Seite finde ich es vollkommen ok, seinen Charakter so zu spielen, dass er seinen Zielen und Motivationen folgt und gemessen an diesen Vorgaben erfolgreich ist. Sowohl in meinen festen Runden als auch in den Runden auf dem T-Treffen habe ich allerdings auch in diesem Jahrtausend noch nichts anderes erlebt. Da driften unsere Erfahrungen  möglicherweise deutlich auseinander.


Also bleibt es dabei: Die allermeisten "Rollen"Spiele spielt man, um zu steigern und um zu gewinnen.

Wenn das deine Erfahrung ist, spielst du wirklich mit den falschen Leuten. Gewinnen will man bei uns üblicherweise aus dem Blickwinkel des Charakters heraus. Und genau das ist Bestandteil von Charakterspiel.
« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 10:08 von Crimson King »
Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

J.W. von Goethe

Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #116 am: 7.12.2015 | 10:03 »
Das akzeptiere ich ja durchaus auch (notgedrungen). Wenn es aber das einzige ist, was durch das Spiel befördert wird, nervt mich das und ödet mich an. Denn letztlich hat man keine regeltechnische Handhabe, um Spieler dazu zu bringen, Charaktertreue Handlungen durchzuführen und eine Spielfigur wird von den Werten her eher auf die Eindimensionalität eines Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Männchens reduziert, an das man zusätzliche Pömpel schrauben kann. Was er erlebt hat, prägt aber doch auch seine Persönlichkeit, nicht nur seine Kompetenzen! Das spiegelt sich aber in den Regeln / "Werten" eben kaum wieder.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dich da richtig verstehe: Du würdest dir ein Regelwerk wünschen, in dem das Verhalten der Charaktere durch Spielwerte codiert ist? Es wird dann beispielsweise gewürfelt (oder gleich vom Charakterbogen abgelesen), welche Verhaltensweise die Figur wählt, und der Spieler darf das dann nur noch beschreiben? OMG... :o

Nein, ich selbst möchte schon die Freiheit haben, die Handlungen meiner Figuren selbst zu bestimmen. Und Freiheit impliziert immer auch, dass jemand die Dinge nicht so handhabt wie ich. Spieler, die ohnehin nichts anderes spielen können als sich selbst, sind eine Realität. Ebenso wie Spieler, die an Charakterspiel ohnehin nicht interessiert sind und erst aufwachen, wenn es was wegzumoschen gibt. Muss halt jeder entscheiden, mit wem er zusammenspielen mag und mit wem nicht. Aber dem Hochleveln jede Existenzberechtigung komplett abzusprechen, nur weil es Leute gibt, die darüber den Rest vom (Rollen!-)Spiel vergessen, greift mir zu kurz.

Lass mich mal ein Beispiel wählen, um zu erklären, was ich meine. Nehmen wir mal an, ich will sowas wie Indiana Jones spielen. Das ist jetzt aber so eine verkappte Superheldenfigur - hochintelligent, gebildet, durchtrainiert, gutaussehend, bla, bla, bla. Fehlt eigentlich nur noch unsterblich. Ich finde es schwierig, mit so einer Figur anzufangen. Der ist vierzig Jahre alt, hat vieles erlebt, um an den Punkt zu kommen, an dem er jetzt ist. Da kann ich mich nicht reindenken. Da fange ich lieber mit dem jungen Indiana Jones an und erlebe selbst, wie er langsam zu dem wird, was er in den späteren Filmen ist. Dabei geht es bestimmt nicht darum, sich auf die Spielwerte zu beschränken. Aber es ist auch künstlich, es von den Spielwerten zu trennen.

Zitat von: HEXer
Und da helfen störrische Verteidigungen einer apologetischen Hypothese zum Fehlschluss bezüglich eines Zusammenhanges zwischen den beiden Aspekten einfach nicht weiter.

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« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 10:15 von Weltengeist »
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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #117 am: 7.12.2015 | 10:04 »
Leider - so zynisch das klingt - geht es meiner Erfahrung nach in den meisten Fällen einer "in-Character" Entscheidung allerdings nicht darum, den Charakter möglichst charaktergetreu zu spielen, sondern...

Naja, geht man nach Laws Spielertypen, so spielt eigentlich nur einer - der Method Actor - gemäß der von Dir erwünschten Prämisse.
Und ganz ehrlich: Ich spiele seit 1984 und bisher ist mir nur ein Rollenspieler untergekommen, den ich in diese Schublade stecken würde und derjenige ist ein (guter) ernsthafter Laienschauspieler.

Rollenspiel ist nur ein Spiel und die Hauptprämisse wird immer sein, daß man sich einen Unterhaltungswert generiert.
Wo jeder seinen Unterhaltungswert findet, ist nun mal individuell.
Ein "Problem" des Rollenspiels ist nun einmal, dass es nicht "gelabelt" ist.
Bei Brett- und Gesellschaftsspielen steht meistens inwzischen dran, dass es ein taktisches Spiel ist, oder ein Sammel und Ablege Spiel, oder oder...
Wenn dort jemand Mitspieler sammelt, weiss jeder, worauf er sich einläßt, wenn er bei Ligretto oder Warhammer TT oder Siedler mitspielt.
Rollenspiel ballert alles in eine große Schublade, vor allem, weil man auch das Warhammer TT Pendant unter den Rollenspielen nicht zwangsweise so spielen muß, wie ein taktisches Spiel,
sondern eben auch als Storytelling Spiel spielen kann. Deswegen wird es immer das Problem geben, dass der Buttkicker und der Method Actor nebeneinander sitzen und es blöd finden, wie der andere spielt.
(ersetze wahlweise die Spielertypen mit anderen Spielprämissen)

Insofern muß Einigkeit in einer Runde herrschen, was und wie denn gespielt werden soll.
Und das ist äußerst schwierig, denn die wenigsten sind sich der Tatsache unterschiedlicher Prämissen Spielweisen überhaupt bewußt  und selbst dann fällt noch die Komunikation äußerst schwer, weil die richtigen Vokabeln und manchmal schlicht die Akzeptanz fehlt. Und es liest auch nicht jeder im Tanelorn mit und/oder beschäftigt sich mit sowas - es will (und soll) auch gar nicht jeder. Schließlich ist es nur ein Spiel.


« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 10:07 von Boba Fett »
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Ucalegon

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #118 am: 7.12.2015 | 10:09 »
Mit dem Thema Hochspielen hat das halt nix mehr zu tun.

« Letzte Änderung: 7.12.2015 | 10:14 von Ucalegon »

Offline Boba Fett

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #119 am: 7.12.2015 | 10:14 »
Der Themenstarter bestimmt das Thema.
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Ucalegon

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #120 am: 7.12.2015 | 10:16 »
Der Themenstarter bestimmt das Thema.

Na klar. Deswegen wird ja gerade in zwei Threads dasselbe verhandelt.  ;)

eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #121 am: 7.12.2015 | 10:18 »
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dich da richtig verstehe: Du würdest dir ein Regelwerk wünschen, in dem das Verhalten der Charaktere durch Spielwerte codiert ist? Es wird dann beispielsweise gewürfelt (oder gleich vom Charakterbogen abgelesen), welche Verhaltensweise die Figur wählt, und der Spieler darf das dann nur noch beschreiben? OMG... :o

Nein, ich selbst möchte schon die Freiheit haben, die Handlungen meiner Figuren selbst zu bestimmen. Und Freiheit impliziert immer auch, dass jemand die Dinge nicht so handhabt wie ich. Spieler, die ohnehin nichts anderes spielen können als sich selbst, sind eine Realität. Ebenso wie Spieler, die an Charakterspiel ohnehin nicht interessiert sind und erst aufwachen, wenn es was wegzumoschen gibt. Muss halt jeder entscheiden, mit wem er zusammenspielen mag und mit wem nicht. Aber dem Hochleveln jede Existenzberechtigung komplett abzusprechen, nur weil es Leute gibt, die darüber den Rest vom (Rollen!-)Spiel vergessen, greift mir zu kurz.

Lass mich mal ein Beispiel wählen, um zu erklären, was ich meine. Nehmen wir mal an, ich will sowas wie Indiana Jones spielen. Das ist jetzt aber so eine verkappte Superheldenfigur - hochintelligent, gebildet, durchtrainiert, gutaussehend, bla, bla, bla. Fehlt eigentlich nur noch unsterblich. Ich finde es schwierig, mit so einer Figur anzufangen. Der ist vierzig Jahre alt, hat vieles erlebt, um an den Punkt zu kommen, an dem er jetzt ist. Da kann ich mich nicht reindenken. Da fange ich lieber mit dem jungen Indiana Jones an und erlebe selbst, wie er langsam zu dem wird, was er in den späteren Filmen ist. Dabei geht es bestimmt nicht darum, sich auf die Spielwerte zu beschränken. Aber es ist auch künstlich, es von den Spielwerten zu trennen.

1. Indiana Jones ist (quasi) unsterblich (Holy Grail und so...) ;)
2. Nein, ich meine ja gar nicht drauf würfeln. Aber ein bisschen mehr den Charakter und die Erfahrungen (nicht Erfahrungsstufe in Kompetenzen) einbringen, oder zumindest mehr Stützen für ein gutes Charakterspiel. WIe ind em anderen Thread gesagt, finde ich, dass Cosmic Patrol da viel macht, um seinen Charakter gut und unterhaltsam zu spielen:



Da wurde sogar von einem meiner Mitspieler schon empfohlen, das für unsere SR3 Runde zu übernehmen, weil das echt gut für das Charakterspiel ist. Besser und effektiver als viele lange Hintergrundgeschichten, in denen nichts effektiv brauchbares steht. Aber - und das ist ja mein Punkt - in den allermeisten Regelwerken wird einem kaum eine solche Hilfestellugn geboten, bzw. solche Methoden zum Charakterspiel angeboten. Und wenn dann nur sehr rudimentär.

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass es eine ganze Reihe von systemneutralen Ratgebern zum "richtigen/guten" Spielleiten gibt, aber keine (mir bekannten) fürs "richtige/gute" Spielen?

Denkt bitte daran, dass das hier auch von Anfang an von mir als Rant bezeichnet wurde - wenn ich also gefrustet bin, dass meiner Meinung anch zu wenig Charakterspiel stattfindet und die meisten Systeme und Spieler bis heute nciht über den Ursprung des Rollenspiels (im Sinne von den Wurzeln D&Ds - Jahaa, ich hab wieder das böse Beispiel gebracht - als "Wargaming, aber meine Püppchen haben alle eigene Namen") hinausgekommen sind, so ist das in seiner Absolutheit natürlich nicht zutreffend. Aber das in den Meisten (und bei den meisten Spielern) spielen der Fokus deutlich woanders liegt, ist auch nicht von der Hand zu weisen.

Und ursprünglich bezog sich mein Rant ja auch noch darauf, dass man in (zu) vielen Spielen durch das Hochspielen dazu genötigt wird, die "Hero's Journey" zu spielen, obwohl man das vielleicht weder vom Charakter her noch von der Geschichte her möchte...

Störrische Verteidigung? I think not.

Bezog sich auch nciht auf dich...

eldaen

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #122 am: 7.12.2015 | 10:19 »
Mit dem Thema Hochspielen hat das halt nix mehr zu tun.

Hehe... hat sich zeitlich überschnitten, ich hab das gerade ja auch nochmal gepostet. Und ind em anderen Thread versuche ich auch grad, die Diskussion darüber mehr hierher zu lenken...

Offline Weltengeist

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #123 am: 7.12.2015 | 10:23 »
Und weil mich das gerade noch umtreibt, hier noch der Hinweis, dass es zwar wie oben erwähnt etliche Figuren im Fantasy-Genre gibt, bei denen keine Werteentwicklung während der Charakterentwicklung stattfindet. Aber es gibt eben auch genug Figuren, bei denen genau das der Fall ist.

Conan, Indiana Jones, Legolas oder Han Solo gehören nicht dazu.
Merry und Pippin, Luke Skywalker oder Harry Potter dagegen schon.

Das eine schließt das andere nicht aus. Und die Unterstellung, alle Rollenspieler würden nur Figuren vom Typ A spielen, beschreibt die Realität nach meiner Erfahrung nur sehr unzureichend.

Zitat
Und ursprünglich bezog sich mein Rant ja auch noch darauf, dass man in (zu) vielen Spielen durch das Hochspielen dazu genötigt wird, die "Hero's Journey" zu spielen, obwohl man das vielleicht weder vom Charakter her noch von der Geschichte her möchte...

Ah, jetzt verstehe ich dich besser. Du willst also eher Figuren vom Typ A spielen und dich nicht in Richtung Typ B zwingen lassen. Wobei sich DAS ja leicht lösen lässt. Erstellt euch einfach Figuren auf dem gewünschten Level und vergebt einfach keine XP.
Ich fürchte nur, du wirst nicht allzu viele Mitspieler für diesen Ansatz finden ;).
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Achamanian

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Re: [Rant] Charaktere hochspielen
« Antwort #124 am: 7.12.2015 | 10:30 »

Denkt bitte daran, dass das hier auch von Anfang an von mir als Rant bezeichnet wurde - wenn ich also gefrustet bin, dass meiner Meinung anch zu wenig Charakterspiel stattfindet und die meisten Systeme und Spieler bis heute nciht über den Ursprung des Rollenspiels (im Sinne von den Wurzeln D&Ds - Jahaa, ich hab wieder das böse Beispiel gebracht - als "Wargaming, aber meine Püppchen haben alle eigene Namen") hinausgekommen sind, so ist das in seiner Absolutheit natürlich nicht zutreffend. Aber das in den Meisten (und bei den meisten Spielern) spielen der Fokus deutlich woanders liegt, ist auch nicht von der Hand zu weisen.

Und ursprünglich bezog sich mein Rant ja auch noch darauf, dass man in (zu) vielen Spielen durch das Hochspielen dazu genötigt wird, die "Hero's Journey" zu spielen, obwohl man das vielleicht weder vom Charakter her noch von der Geschichte her möchte...

Bezog sich auch nciht auf dich...

Ich verstehe da jetzt aber auch nicht mehr den Zusammenhang zum Hochleveln ...
Es gibt Spiele, die Charakteraspekte interessant verregeln (Fate ist da wohl das geläufigste Beispiel) und dadurch auch dazu anregen, sie kreativ auszuspielen - und eine Entwicklung in den Charakter auch jenseits seiner Fähigkeiten reinzubringen. Und es stimmt, dass solche Systeme meistens nicht die sind, in denen es eine starke Fähigkeits-Progression gibt.

Andererseits schließt eine starke Fähigkeitsprogression nicht aus, dass auch der SC interessante Entwicklungen macht.

Wenn überhaupt, sehe ich hier eher einen relevanten Gegensatz zwischen Systemen, die relativ offene Charaktererstellung/-progression erlauben und welchen, bei denen der Entwicklungsweg sehr klar vorgezeichnet ist (D&D und so). Bei letzteren kann es dann gut sein, dass die neuen Fähigkeiten mit dem kollidieren, was als Charakterentwicklung eigentlich gerade passend wäre. Auch das ist aber wiederum ein Punkt, an dem ich sagen würde, dass deine Trennung zwischen Kompetenz- und Charakterentwicklung völlig künstlich ist. Aus gutem Grund wird z.B. bei Fate beides maßgeblich über Aspekte geregelt - weil "ich bin der beste Autoknacker von Detroit" eben nicht nur eine Fähigkeit ist, sondern auch eine Eigenschaft, die viel über die Person aussagt.