Autor Thema: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen  (Gelesen 2698 mal)

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Forlorn

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Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« am: 9.12.2015 | 02:05 »
Mal angenommen, ich arbeite als Spielleiter mit den assoziativen Kognitionsmechanismen der Spieler.

Ich liefere einen Schlüsselreiz ("Vor euch steht ein Mann.") und erwarte, dass die Spieler durch Heuristiken eine Reaktion ihrer Charaktere auf diesen Reiz folgen lassen. Je unpräziser der Schlüsselreiz, desto geringer ist die Streuung der Assoziationsmechanismen - Hier greift die Logik, denn Heuristiken liefern keine ausreichenden Mittel: es müssen Kontextinformationen hinzugezogen werden , um der grobkörningen Situation Muster zu verleihen (Was kann dieser NSC von uns wollen? Was für Menschen haben wir vor diesem einen Mann getroffen? Waren sie bösartig oder gutmütig? In welchem Milieu der Stadt befinden wir uns gerade? usw...)

Liefere ich detailliertere Informationen (" Vor euch steht ein finster dreinblickender Mann in der Kluft eines Piratenkapitäns"), fordere ich die Assoziationen stärker und meine eigenen Denkmuster haben mein Bild dieser Figur auch nachträglich noch beeinflusst. Ich ändere sogar meine Körpersprache bei der Beschreibung (Stirnrunzeln, böser Blick, etc.). Die Reaktion der Spieler auf diesen NSC wird antizipierbar. Hier greift die mentale Schrotflinte - sie stellt Assoziationen an, die in ihrer Berechnung "über's Ziel hinaus ballern" : Pirat + böse gucken = fieser Möpp = eher umhauen.

Sind also detailreiche Beschreibungen gegenläufig zur Möglichkeit der Spieler, kreativ in ihrer Entscheidungsfindung zu sein?
 

« Letzte Änderung: 9.12.2015 | 02:11 von Forlorn »

Offline 1of3

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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #1 am: 9.12.2015 | 04:45 »
Ich versteh die Frage nicht. Du kannst natürlich explizit pullen.

"Vor euch steht ein Mann. Ilidan, woher kennst du ihn?"

Offline LushWoods

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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #2 am: 9.12.2015 | 08:02 »
Alter ...  ;D :headbang:

Luxferre

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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #3 am: 9.12.2015 | 08:16 »
Sind also detailreiche Beschreibungen gegenläufig zur Möglichkeit der Spieler, kreativ in ihrer Entscheidungsfindung zu sein?

Was willst Du denn?

Du ballerst grob gestreut in die Welt und wartest auf fünf Echos von vier Spielern.

Du schießt gezielt, um eine klare Ansage zu machen, und wartest auf die vier Reaktionen von vier Spielern?


Ersteres ist null zielführend. Es ist unkonkret und diffus. Du hinterlässt hilflose Spieler, die nichts wissen, außer: ein Mann; stehend; vor euch.
Das ist ein Anstoß, der zu sehr kreativen Re-Aktionen der Spieler führen kann. Aber diese werden dann auchz unkonkret und diffus sein. Willst Du das? Kannst Du das?

Zweiteres fördert eine konkretere Phantasie bei den Spielern.
Du wirst genauer und bist trotzdem noch ziemlich offen in der Beschreibung. Hat er ein Holzbein? Einen Papagei? Eine Pistole? Einen Säbel? Einen langen schwarzen Bart? Narben? Tattoos? Stinkt er? Nach Alkohol? Weibern? Furz?
Das bedeutet, dass Du noch immer genug Raum für freie Assoziation lässt.
Hast aber im Gegenzug etwas vorgegeben, womit Dein Gegenüber arbeiten kann.


Wenn mit ein SL sagt: "Vor dir steht ein Mann."
Scheiße Alter, der hat 'n Plasmarepetiergewehr und seine Augen versteinern. FAAAKKKK .... ich laufe weg, zickzack und duck mich. Meine Ritterrüstung behindert mich zwar, aber was soll mit einem Langschwert gegen solch ein Ungeheuer ausrichten?
 >;D

Offline Greifenklause

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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #4 am: 9.12.2015 | 08:25 »
Was man machen kann, ist auf Gegenfragen der Spieler zu warten und die kreativ zu nutzen.

SL: "Vor euch steht ein Mann!" (wahr)
A: "Woher kennen wir den?" (schlecht nutzbare Frage)
SL: "B kennt den!" (gelogen bzw willkürlich behauptet)
... jetzt dreht sich das Glücksrad....
B: "Kenne ich den von meinem Einbruch in der Burg?"
SL (sich ins Fäustchen lachend): "Ja! Hast du ne Ahnung, wer das sein könnte?"
Uswusf
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Offline KhornedBeef

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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #5 am: 9.12.2015 | 08:33 »
Mal angenommen, ich arbeite als Spielleiter mit den assoziativen Kognitionsmechanismen der Spieler.

Ich liefere einen Schlüsselreiz ("Vor euch steht ein Mann.") und erwarte, dass die Spieler durch Heuristiken eine Reaktion ihrer Charaktere auf diesen Reiz folgen lassen. Je unpräziser der Schlüsselreiz, desto geringer ist die Streuung der Assoziationsmechanismen - Hier greift die Logik, denn Heuristiken liefern keine ausreichenden Mittel: es müssen Kontextinformationen hinzugezogen werden , um der grobkörningen Situation Muster zu verleihen (Was kann dieser NSC von uns wollen? Was für Menschen haben wir vor diesem einen Mann getroffen? Waren sie bösartig oder gutmütig? In welchem Milieu der Stadt befinden wir uns gerade? usw...)

Liefere ich detailliertere Informationen (" Vor euch steht ein finster dreinblickender Mann in der Kluft eines Piratenkapitäns"), fordere ich die Assoziationen stärker und meine eigenen Denkmuster haben mein Bild dieser Figur auch nachträglich noch beeinflusst. Ich ändere sogar meine Körpersprache bei der Beschreibung (Stirnrunzeln, böser Blick, etc.). Die Reaktion der Spieler auf diesen NSC wird antizipierbar. Hier greift die mentale Schrotflinte - sie stellt Assoziationen an, die in ihrer Berechnung "über's Ziel hinaus ballern" : Pirat + böse gucken = fieser Möpp = eher umhauen.

Sind also detailreiche Beschreibungen gegenläufig zur Möglichkeit der Spieler, kreativ in ihrer Entscheidungsfindung zu sein?
Ich weiß auch ehrlich nicht, was du willst.
Du meinst, im ersten Fall haben die Spieler mehr Möglichkeiten zur kreativen Entscheidungsfindung? Im Gegenteil, wie soll ich mit weniger Information besser entscheiden? Bzw. da fehlt ja jegliche Notwendigkeit zur Entscheidung. Die ergibt sich ja höchsten daraus, dass die Spieler wissen, dass sie ein Rollenspiel spielen und du irgendwas von ihnen erwartest. Was tust du denn im realen Leben, wenn eine Mann vor dir steht? Eben.
Strenggenommen sind wir beim zweiten Beispiel nicht viel weiter, aber da sehe ich eine Chance, das Piraten im Spielkontext ein gewisse Reaktionen provozieren.
Vielleicht meinst du auch nicht Entscheidungsfindung, sondern freie Ausgestaltung der Story. Keine Ahnung.
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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #6 am: 9.12.2015 | 14:27 »
Normalerweise ist der gemeinsame Vorstellungsraum, in den du deine Eingabe hineinballerst, ja nicht leer. Allein dein Postulat, dass "Pirat + böse gucken = fiese Möpp" ist, hängt stark vom bisherigen Rahmen ab: In einem Setting, in dem die SCs mehr oder minder UN-Blauhelme spielen, könnte das richtig sein. Wenn sie selbst Piraten sind, dann ist das noch offen.

Außerdem weißt du nicht, welchen Teil der Vorstellungskraft du mit deiner Piraten-Schrotflinte triffst. Vielleicht gehen die Spieler erst mal davon aus, dass der Pirat zwar böse guckt, aber einen guten Grund dafür hat; oder dass er zwar böse guckt, sie ihn aber trotzdem für irgendwas brauchen.

Dein "hier ist ein böse guckender Pirat" schränkt die Spieler nicht in ihrer Entscheidungsfreiheit ein. Wenn du ihnen aber sagst "...und ihr denkt alle, dass der eine fiese Möpp ist", dann schon eher - was die SCs denken, sollten die Spieler schon selbst festlegen dürfen.
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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #7 am: 9.12.2015 | 14:38 »
Zitat
Sind also detailreiche Beschreibungen gegenläufig zur Möglichkeit der Spieler, kreativ in ihrer Entscheidungsfindung zu sein?

Rein mathematisch gesehen ja, denn wenn du vorgiebst das der ein Holzbein hat kann das keiner der Mitspieler dazu erzählen. Die Konsequenz daraus wäre aber das die Spieler gar keine Informationen bekommen, denn damit nimmst du ihnen dann den Gestalltungsspielraum. Ich bin zwar selbst überaus großzügig was die Entscheidungsfindung der Spieler angeht, das würde mir aber zu weit gehen zumal sich meine Spieler nicht eingeschränkt fühlen (deren Aussage)

Offline Boba Fett

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Re: Die mentale Schrotflinte sinnvoll nutzen
« Antwort #8 am: 9.12.2015 | 15:00 »
Ich erwähne das wichtigste immer als erstes, weil auch der Fokus des Menschen so Daten ans Gehirn liefert.

"Du siehst ein Messer und Blut! Der Mann der das Messer hält steht gebückt über seinem Opfer..."
"Eine Kanone zeigt auf Dich. Die Augen der Frau dahinter sind voller Hass (auf Dich) ..."
"Die Leiche baumelt über euch. Die Kette hängt am Dachbalken."
"BAMM! BAMM! BAMM! Ihr seid fast taub von den Schüssen auf Euch."
"gezogene Messer und Baseballschläger. Fiese Typen am Ende des Parks"

mehr braucht es doch nicht, um alles klar zu machen
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!