Und hier mein Beitrag:
Orriks Hand mit dem Bierkrug verharrt über dem Becher, als die Tür der Taverne mit einem Krachen auffliegt. Die Gespräche verstummen, und alle Köpfe wenden sich der gewaltigen Silhouette zu, die den Türrahmen zu sprengen scheint. Mit einem Grunzen bückt sich dort ein muskelstarrender, über und über behaarter Fremder, um einzutreten. Dennoch schrammen die stumpfen Hörner auf seinem breiten Schädel über das Holz – ein Geräusch, bei dem der eine oder andere im Raum schwer schluckt. Suchend gleitet das eine, blutrote Auge des haarigen Neuankömmlings über die späten Gäste Orriks. Eine Pranke, groß genug, einen menschlichen Kopf zu umfassen, liegt schwer auf dem Heft einer Axt an der Seite des Hünen.
Endlich bleibt sein Blick an Orrik hängen. Langsam stellt der Wirt den Bierkrug ab und langt unter den Tresen, ohne die Gestalt aus den Augen zu lassen, die in einem seltsam wiegenden Gang auf ihn zukommt. Seine Hand schließt sich fest um den Griff seines kurzen Schwerts, während er den Kopf immer weiter in den Nacken legen muss, um den Blick des Fremdlings zu halten. Totenstille herrscht in der Schenke, als sich der Wirt und ehemalige Abenteurer – immerhin ein Mann von mehr als sechs Spannen – und das Wesen mit dem zotteligen Pelz gegenseitig anstarren. Der Bauer, der eben noch vor Orrik saß, um ein gutes Dunkles zu trinken, hat sich schon längst lautlos verflüchtigt.
Auf Orriks Stirn glänzen Schweißtropfen. Das Auge des Fremden glüht in einem düsteren Rot, als er die haarige Pranke hebt und mit einem krallenbewehrten Finger auf Orrik zeigt. "DU!" brüllt er in markerschütternder Lautstärke, dass alles zusammenführt. "WEISST DU NOCH, WER ICH BIN? ERINNERST DU DICH AN DAS TAL DER KLAGENDEN BÄUME, UND WAS DORT GESCHAH?!" Orriks Blick flackert für einen Moment, doch er blickt dem hünenhaften Wesen in die Augen, ohne zurückzuweichen. Der stinkende Atem, der ihm zwischen den Hauern des Fremden entgegenweht, erinnert an fauligen Schlamm. "Ich erinnere mich" erwidert der Wirt ruhig. "Und ich bedauere nichts von dem, was ich damals tat."
Einige Herzschläge lang geschieht nichts. Sie stehen sich nur gegenüber, der fremde Riese und der verwitterte Wirt. Dann donnert der Gehörnte: "AUCH ICH ERINNERE MICH NOCH, ORRIK, ORGURDS SOHN!" Er beugt sich noch weiter nach vorn, bis seine aufgeworfene Nase fast die Nasenspitze Orriks berührt. Einem Bauern im Hintergrund entweicht ein leises Lüftchen, und der Mann verkriecht sich mit blassem Gesicht hinter seinem Becher. Keiner der beiden am Tresen beachtet ihn. Dann öffnet der Haarige den tierähnlichen Rachen und dröhnt: "JA, ICH ERINNERE MICH GUT... DU BIST SEIT DAMALS NOCH HÄSSLICHER GEWORDEN, DU ALTER HURENBOCK..!!" Mit einem brüllenden Lachen schlägt er dem Wirt auf die Schulter, dass es nur so kracht. Orrik grinst breit und fragt: "Bis ich dich erreicht habe, müssen noch mal zwanzig Jahre vergehen, du stinkender Bettvorleger! Was trinkst du?" - "WAS DER STINKER DA DRÜBEN HATTE. MUSS SICH JA MÄCHTIG GUT DURCH DIE EINGEWEIDE BRENNEN, WENN'S BEI DEM SCHON WIEDER HINTEN RAUSKOMMT!" Aus der Ecke des Bauern erklingt ein Seufzen, begleitet von einem trompetenartigen Laut, auf den alsbald ein Geruch nach Zwiebeln und Bohnen sich ausbreitet.