Sodele, nun mal ausgehend von
dieser Frage meine erster Erfahrunsbericht:
Letztlich konnten sich 7 SchülerInnen im Alter von 14 und 15 Jahren für das Projekt "Rollenspiel" begeistern - 2 mehr als ich ursprünglich zulassen wollte, da sich meiner Erfahrung nach allzu große Runden sehr schwer (an)leiten lassen. Wohl gemerkt: alle SuS kommen aus einer einzigen Klasse, kennen sich also auch bereits recht gut und somit lässt sich die "spontane Begeisterung" mal bei 25% festschreiben (nicht schlecht würde ich meinen, obwohl das sicher auch am Lehrer liegen kann
).
Wir hatten Zeit von 12.45h bis 15.30 und ich habe das Ganze erstmal mit spendierter Pizza begonnen ... die Kleinen sollten ja nicht hungrig dasitzen. Tatsächlich begannen wir also um 13.15h und endeten um 15.30. Und diese zeit haben wir dann tatsächlich für die grundlegenden Fragen/Regeln und den Großteil der Charakterfindung/Erschaffung benötigt.
Meine Gruppe besteht aus vier Mädchen und drei Jungen, zwei der Kinder haben Migrationshintergrund (Kanada und Polen) ; Kanada ist seit Juli 2015 in der BRD und spricht ein gutes Deutsch mit Akzent, Polen ist seit September 2014 in der BRD und sprachlich noch etwas unsicherer, spricht daher recht wenig. Der Rest ist hier geboren und daher normale Sprachkentnisse. Da das Regelwerk nur in englischer Sprache vorliegt sollte es da aber zunächst weniger Barrieren geben (Kanada ist da klar im Vorteil).
Zunächst einmal gab ich eine grobe Einführung in "was ist ein Rollenspiel", da keiner meiner SuS bisherige Erfahrungen (jenseits des PCs) mit diesen Spielen hatte, lediglich eine Schülerin berichtete, dass ihre Mutter sehr begeistert von dem Projekt sei, da sie früher auch mal D&D gespielt habe. Berührungspunkte gab es jedoch - jenseits der Vorabinformation zweier Schülerinnen (wegen denen ich das Projekt überhaupt gestartet habe), die sich das PHB ausgeliehen hatten - noch nicht.
Zum "Vorher": einige Schülerinnen unterhielten sich auf dem Pausengelände über die Big-Bang-Theory (Fernsehserie) und dort fiel der Begriff "Dungeons&Dragons": ein colles Spiel, dass es der Meinung der Schülerinnen nach wohl leider nur in USA gebe, oder das wahlweise wohl eigens für die Serie "erfunden" wurde. Nachdem ich der Irrtum geklärt hatte wurde ich massiv bedrängt ihnen dieses Spiel mal zu zeigen ... die Terminfindung war zwar schwierig, aber letztlich hat es ja dann doch geklappt.
Zurück zu gestern: nach den "Basics" lies ich die SuS zunächst eine Rasse und eine Klasse aussuchen, wobei es sich als Vorteilhaft herausstellte, dass ich vier PHBs habe - so konnten je zwei bequem durch ein buch blättern, während ich Anmerkungen und Erläuterungen von mir gab (unter anderem habe ich auch gleich die Gelegenheit genutzt drauf hinzudeuten, weshalb der Begriff "Rasse" im deutschen oftmals durch "Volk" ersetzt wird usw.). Im Vorfeld hatte ich mich bewusst gegen vorgefertigte Charaktere entschieden, da ich
a) die Fantasie der Kleinen nicht bereits zu Beginn stark beschneiden wollte und
b) Ziel ja ist, dass sie in einer nahem Zukunft ohne Lehrer spielen sollen und es daher sinnvoll ist die Charaktererschaffung auch zu erlernen
Gewählt wurden: (w)Tiefling , (w)Waldelfe, (m)Halbork, (m)Mensch, m(Waldelf), (w)Wolven [siehe anderer Thread] und (w)Halbelf mit den Klassen:
Barde Barbar Barbar Warlock Druide Druide Paladin
Ich wollte - wie gesagt - eine freie Wahl und habe entsprechend nichts über "Ausgewogenheit", "Gruppenbalance", "Rollenbesetzung" und sonstigen "Unsinn" von mir gegeben, damit sich die Fantasie möglichst frei entfalten konnte. Meiner Meinung nach ist dies die "richtige" Entscheidung. gerade auch die beiden Dopplungen sehe ich in der 5E eher unproblematisch, da sich über die späteren Pfade innerhalb der Klassen genügend Varianz anbahnt. Auch in der wahl der fertigkeiten und Hintergründe gabe es Dopplungen - die zunächst jenseits von regeltermini stattfand und nun sehr interessante Konzepte verspricht. Die SuS haben bereits in diesem Teil rollenspielerische Entscheidungen und Absprachen gefunden, z.B. dass die beiden Waldelfen eventuell Geschwister sein könnten und sich die Druiden aus der Ausbildung kennen. Ebenso wurden Gemeinsamkeiten bei den Hintergründen festgestellt und als Ansatzpunkte "gespeichert":
Criminal Sage Hermit Criminal Hermit Criminal Soldier
So war bei den Kriminellen schon im Gespräch, ob sie aus einer Bande stammen würden und die beiden Einsiedler überlegten, ob sie sich in der Wildniss bereits begegnet seien. Als Leherer/Spielleiter finde ich gerade die Kombinationen unglaublich toll, oder hatte hier schonmal jemand einen weiblichen Waldelfen-Barbar, die eine Gelehrte ist?
Im Anschluss wurden die Attribute verteilt (Standard: 15/14/13/12/10/8) wobei ich hier schon ein wenig beraten und helfen musste, modifiziert und eingetragen. Es folgten Erläuterungen zu Rettungswürfen und Fertigkeiten, die dann auch gewählt wurden, sowie die Anpassung des Charakterbogens durch Hintergrund/Klasse/Rasse ... mit den Rassenmerkmalen jenseits der Attribute sind wir dann auch nicht abschließend fertig geworden, als die Klingel uns ob der fortgeschrittenen Uhrzeit ermahnte.
Nach meinem Vorschlag einigten wir uns darauf, dass fehlende Merkmale von mir nachgetragen werden, damit wir zum nächsten Termin quasi direkt losspielen können. Alle weiteren Mechaniken plane ich so auch im laufenden Spiel zu erklären, wobei ich da den Hintergrund von Neverwinter-Nights: Shadows of Undernzit verwenden zu gedenke, also der "Schule für Abenteurer" die von einem zwergischen Harfner geleitet wird; die SuS sollen also bereits im Spiel z.B. ihre Zauber, oder den Einsatz der Fertigkeiten, bzw. das Kampfsystem kennen lernen und dann durch den Angriff der Kobolde und die Vergiftung ihres Meisters auf ihre "erste Mission" geschickt werden.
Ich hatte zuletzt den Eindruck, dass sieben sehr sehr sehr begeisterte junge Menschen sehr sehr sehr traurig waren, dass die Schule an diesem Tag zu Ende war - zumindest konnte man die Begeisterung deutlich spüren: selbst die beiden, die nur Freunden zuliebe mitgekommen waren schwärmten bereits vom nächsten Termin und diejenigen welche ich noch auf die Busse wartend vorfand, waren berits tief ins Gespräch über "meinen Charakter" vertieft. Entsprechend groß ist dann auch meine Vorfreude auf den nächsten termin in 14 Tagen.
So das Interesse hier besteht, berichte ich dann auch gerne weiterhin vom Projekt.