Pen & Paper - Spielsysteme > Dresden Files
Urbane Magie
Blechpirat:
@Kampfwurst: Das ist so radikal einfach, dass du vermutlich völlig recht hast. Ich schlafe mal drüber, ob das meine Vorstellungen trifft. Aber jedenfalls GENIAL.
@Wellentänzer: A Madness of Angels ist jetzt kein Meilenstein der Urban Fantasy, aber deutlich über dem Schnitt.
@Nørdmännchen: Inzwischen ist mir wieder aufgefallen, dass Neonlicht und Elektrizität eine wichtige Rolle in dem Buch spielen. Damit hätte man dann auch die Evokation am Start. Ich finde deine Elemente großartig, aber vielleicht haben wir zu kompliziert gedacht, wie uns Kampfwurst zeigt. Bleibt man bei dem Gedanken, ergibt sich ein Folgeproblem: Ein Magier, der Elektrizität beherrscht, beherrscht auch Geräte, insbesondere kann der Held des Buches auch Telefone abhören, durch sie hindurch reisen und zaubern; jedenfalls hat er nicht das Problem der Dresden Files Magier, die keine hochstufige Technik nutzen können. Ist das Technikverbot jetzt Fluff oder Balancing? Wenn letzteres, müsste man den Stadtmagier ja anderweitig einschränken. Andererseits kann auch der nur die 4 Aktionen von Fate machen - soviel Powergamingpotenzial bietet sich da ja nicht.
nobody@home:
Das "Technikverbot" ist bei Dresden Files erst mal Fluff -- menschliche Zauberer sind damit gestraft, weil's halt in den Romanen so steht. Feen, Vampire und dergleichen haben das Problem beispielsweise nicht, bei denen ist man nur nicht so daran gewöhnt, daß sie auch moderne menschliche Technik benutzen könnten...und dann tun sie's natürlich doch. ;) (Ich meine mich an Spekulationen erinnern zu können, nach denen der Unterschied darin besteht, daß Magie eben stark mit Glauben und Willen zusammenhängt, Menschen aber derart zu inneren Konflikten mit sich selbst neigen, daß ihre Magie im Gegensatz zu der unmenschlicherer Wesen eher mal "leckt"; könnte jetzt auf Anhieb allerdings nicht sagen, ob das tatsächlich aus einem Roman stammt.) Natürlich führt das auch zu einer gewissen Art von "Spielgleichgewicht": Magier haben ihre Tricks und Fast-schon-Superkräfte, dafür können Normalsterbliche Computer und Handys benutzen und müssen sich bei eventuelle Einlieferung ins Krankenhaus keine Sorgen darüber machen, daß sie vielleicht schon durch ihre reine Anwesenheit andere Patienten umbringen. Das ist ein bißchen wie mit den Gesetzen der Magie, von denen zumindest einige recht offensichtlich auch hauptsächlich darauf angelegt sind, magische Plotabkürzungen zu verbieten ("Nein, du darfst nicht mal eben in die Gedanken aller Verdächtigen hineinschnuppern, um den Mörder zu identifizieren, das ist dann gleich schwarze Magie und Kopf-ab!")...
Für unbedingt superwichtig, damit nicht gleich die ganze Spielwelt aus dem Tritt gerät, halte ich diese Einschränkungen aber auch nicht gerade. Schließlich dürfte in der typischen Rollenspielkampagne der Magier ohnehin Teil einer Gruppe sein, kann also die Dinge, die er selber nicht so drauf hat, zumindest im Routinefall schnell mal delegieren ("Hey, Murph, könntest du mal für mich im Internet nachschauen...?") -- und wird so, wie DF-Charaktere normalerweise aufgebaut sind, auf Gebieten, wo er nicht einfach mit seiner Magie mogeln kann, ohnehin ein bißchen hinter kompetenten Muggle-Experten herhinken.
Blechpirat:
Im letzten Buch hat Bob the Skull ja auch Breitbandinternet für sich entdeckt... :)
Nørdmännchen:
Tatsächlich ist Kampfwursts Vorschlag sehr elegant. Zumal die Stadt als Sponsor für mich ein so lautes Plothook-Feuerwerk abfeuert, dass ich meine mentalen Ohropax einstöpseln muss... :d
Auf der anderen Seite gehöre ich zu den Leuten, die gerne mit dem kompletten Wizard-Regeln experimentieren und rumbauen. (Womit ich wiederum manchmal meine Mitspielenden nerve.) Wer diese leichte Tendenz zum Intellektual-Masochismus nicht teilt oder einfach die von Blechpirat benannte Vorlage schön umsetzen möchte ist wahrscheinlich mit der Sponsored Magic gut bedient.
Zum Thema Technik, Balancing und Fluff: Der Balancing Faktor ist vielleicht nicht überwältigend, wenn die reine Regelmechanik betrachtet wird. Vom Standpunkt des dramatischen Spotlights, des "Fictional Positionings" und auch des narrativen Konfliktpotentials würde ich diesen Punkt allerdings nicht unterschätzen.
Auch die Dynamik innerhalb der SC-Gruppe lebt durch diesen "blinden Fleck" mMn auf.
Mal sehen - im Dresdenverse entspricht Magie doch grob vereinfacht einer "die Außenwelt formenden Kraft des Magie wirkenden Geistes"?
Aufgrund seines limitierten Wesens nutzt dieser Geist ein Konstrukt oder Erklärungsmodell, um die unfassbaren Wirkkräfte in für ihn verständliche Bildwelten zu übersetzen und sie so kontrollierbar zu machen. Die Modelle eines White Council Wizards widersprechen dabei den technologischen Modellen der Neuzeit so stark, dass beide inkompatibel sind. Damit sind Magie und Technik nicht a priori unvereinbar - sondern nur die jeweiligen Konzepte.
Welches Modell oder welche Bildwelten nutzt denn nun dein Urban Mage, egal ob per Sponsor oder nicht, um seine Geisteskraft zu kanalisieren?
Die Fähigkeiten des Menschen, seinen Lebensraum zu domestizieren, zu kontrollieren und zu dominieren?
Die Existenz des Kollektivs als größere Wesenheit oder eigenständige Identität?
Ich persönlich fände es z.B. cool, wenn ein Urban Mage während des Zauberns im Kopf Gebäude aufbaut, Straßenpläne entwirft und vielleicht sogar ungewollte Elemente einebnet. Das wäre insbesondere bei Thaumaturgie reizvoll. Für Evokationen würde er vielleicht auf bereits mental errichtete Gebäude und städtische Motive (Straßenbahnen, Einkaufsmeilen, Bevölkerungsgruppen) zurück greifen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)Ich möchte per Ritual einen Crime-Lord ausspionieren. Dazu visualisiere ich ihn in als Verwalter/Bürgermeisters eines Slums (der für seine Moral steht - nicht für seine Finanzen). Als Props nutze ich verrostetes Wellblech und gestampfte, faulige Erde. Nun beginne ich während des Rituals einen Platz im Slum zu asphaltieren (etwas Zement) und errichte an der Stelle schließlich einen neuen Funkturm, einen Mobilfunk-Sendemast oder ein paar Überwachungskameras. (Tja Harry, dein Stadtmodell würde neue Abnehmer finden...)
Will ich nur kurzfristig (per Evokation) etwas erfahren, genügt es vielleicht einen mentalen Ü-Wagen in den Slum zu schicken - da ich ein geistiges Fernsehstudio samt Pressebau bereits in meiner "inneren Stadt" etabliert habe.
Dann müsste aus diesem Konstrukt abgeleitet werden, welche Weltsicht damit inkompatibel ist - oder zumindest zu starken Störungen und Konflikten führt. Der Urban Mage könnte z.B. direkt mit der Magie von White Council Vertretern aneinander rasseln. Oder noch radikaler: Natur und Wildnis werden zum Widerstand. Pflanzen verwelken, Tiere laufen davon oder greifen ihn an und von den die Sidhe wollen wir gar nicht erst anfangen...
Alles nur Gedankenfetzen.
Bad Horse:
Ich hätte jetzt eh geschaut, ob man noch mehr von den True Believern abkupfern könnte: Der Effekt klingt ja eher wie ein verstärkter Threshold als was anderes, und ich bilde mir ein, das könnten die. :)
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