Autor Thema: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting  (Gelesen 5330 mal)

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Offline Nørdmännchen

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[Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« am: 12.05.2016 | 23:58 »
Jaja, ich eröffne dieser Tage viele Threads in diesem Bereich...
Da ich derzeit viele Baustellen aufrolle und an mehreren Ecken rumstöbere (bis sich mein Langzeitprojekt durch die nächste Testphase gequält hat) ist mir tatsächlich ein Setting in die Hände gefallen, welches ich Euch gerne vorstellen möchte. (Auch wenn die Systemideen dazu ebenfalls gedeihen).

Vorab dazu...
Ich bin eigentlich überhaupt nicht der Meinung, Welten oder Settings für das Spiel anderer Menschen schreiben zu müssen. Meine Begeisterung für Weltenbau ist groß, vorausgesetzt es dient meinen eigenen Runden und findet vor allem in Kooperation mit meinen Mitspielern statt. Zwei Punkte haben mich dazu bewogen, mich doch einmal an ein "öffentliches" Setting zu wagen.

1. - Nostalgisch verklärtes Spiel
Meine Hauptmotivation beim Design der Welt war, dass ich auch nochmal "Rollenspiel wie früher" erleben möchte. Dank nostalgischer Verzerrung genügt es mir aber nicht einfach alte Spiele oder OSR-Systeme zu benutzen. Ich will die Gefühle animieren, die meine Erinnerungen auszeichnen - anstatt die Tatsachen von damals zu reaktivieren.
Es geht also um Klischees, gemeinsames Erleben und sicherlich auch das Image, dass deutsches Fantasy-TischrollenspielTM erschaffen hat. Ich würde es also gerne mit der Szene teilen - an die es gewisser Maßen eine Hommage darstellt.

Auch wenn ich ein eigenes System in Arbeit habe, sollte das Setting passabel mit Dungeon World, Burgen & Backwaren, TSoY oder RuneQuest bespielbar sein. So könnten die Ideen darauf getestet werden, inwieweit sie zielführend sind.

2. - Ein inhärent modulares Setting
Die Idee des Settings bedingt, dass jede Spielrunde ihre eigene Version kreiert. Es liegt gewissermaßen in der Natur der Welt (Arbeitstitel: Aeris), dass sie keine feste Form annehmen kann und im laufenden Spiel erschaffen, erforscht und ausgestaltet wird.
Anregungen sind dabei der Planarch Codex, die "World Generation" von Traveller und Vornheim - sowie in deutlich begrenzterem Rahmen 13th Age (mit den modularen Icons) und Splittermond (mit seinen Schnellwander-Mondpfaden). Ich denke außerdem, ich sollte mal einen Blick auf Ryuutama werfen?
Im Spiel soll es sich Aeris als mystische EDO-Fantasy mit einem Schuß Postapocalypse (siehe: Earthdawn) und der Dynamik explorativer SciFi anfühlen.

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Hier sammle ich eine  Pinterest-Wand
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Im nächsten Post stelle ich das Konzept zu Aeris ausführlich vor - und dann hoffe ich auf:
  • Intuitive Reaktion
  • Kritik
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« Letzte Änderung: 13.05.2016 | 10:49 von Nørdmännchen »
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Offline Nørdmännchen

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #1 am: 13.05.2016 | 00:02 »
Konzept
Das Bekannte: Die Welt Aeris bedient prototypisch tolkieneske Fantasy - Die freien Völker: Menschen, Elfen, Zwerge, Halblinge. Europäisches Fäntelalter, verwinkelte Metropolen, gewaltige Wildnis, Ruinen untergegangener Kulturen, mystische Kräfte, mächtige Herrscher und epische Bedrohungen...
Das Aber: In der Vorzeit hat ein vergessener Kataklysmus die Substanz der Welt selbst aufgelöst. Seitdem ist die Aeris flüchtig geworden. Die meisten Landschaften werden beständig von Nebelschwaden durchzogen. Eine feste Geographie ist in diesen Bereichen nicht auszumachen. Mal mag ein Ruine nur einen Katzensprung neben einer alten Quelle liegen, mal erstrecken sich Tagesreisen unwirtlicher Wälder zwischen ihnen.
Reisen in diesen Nebelweiten folgen eher den Gesetzmäßigkeiten des Unterbewußten oder des Traums, als denen weltlicher Navigation. Der Nebel scheint einen eigenen Willen und eine eigene Macht zu haben. Er formt die Landschaft, kommuniziert mit den Lebewesen und bringt eigene Geschöpfe hervor - gute wie finstere.
(Ihr könnt Euch das ganze wie eine überdimensionale Version des Alten Waldes aus dem Herrn der Ringe vorstellen - so wie ihn die Hobbits zu Beginn ihrer Reise erleben.)
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Wie hält sich Zivilisation?
Wie Inseln in den Nebelweiten, liegen die Siedlungen der kulturschaffenden Völker: Menschen, Elfen, Zwerge und Halblinge.
Die Menschen trotzen dem Nebel: dort wo sie siedeln ziehen sich seine verformenden Schwaden zurück. Auch befestigte Straßen und Wege scheinen durch das kollektive Bewusstsein eine gewisse Stabilität zu erhalten.
Die Elfen kennen den Nebel: ihre zurückgezogenen Enklaven liegen inmitten seiner Weiten und sie scheinen sich seiner schwer fassbaren Magie bemächtigen zu können.
Die Zwerge fliehen den Nebel: indem sie ihre Stollen, Kavernen und stolzen Städte tief unter die Erde treiben, wo der graue Dunst nicht hin zu gelangen vermag.
Die Halblinge ignorieren den Nebel: ihre kleinen Siedlungen werden von ihm hin und wieder durchstreift, bleiben aber - wie das bodenständige Wesen der Halblinge selbst - von seiner Wirkung unbeeindruckt.

Was tun die SC?
Die SC sind Nebelstreifer: Angehörige der kleinen Kaste, die sich in die ungewissen Nebelweiten vorwagen. Als Boten, Forscher, Händler oder Spione verdingen sie sich ihren Lebensunterhalt. Als Glücksritter suchen sie die gewaltigen Ruinen längst untergegangener Kulturen auf, stöbern Schätze auf, spüren dem Rätsel des Kataklysmus nach und erschließen neue Kontakte und Kraftquellen.
Dabei fühlen sich die Streifer vom Nebel "gerufen" - sie nennen sich selbst auch schlicht Pilger. In Graden werden sie in seine Geheimnisse eingewiesen. (Eine InTime-Erklärung für eine Art Stufen-System, aus Nostalgie versteht sich...)
Schließlich verleiht der Nebel seinen Pilgern verschiedene Kräfte, je nachdem, welchen Metiers sie sich besonders widmen.
Die Streifer sind in Orden organisiert. Jeder Orden hat eine eigene Zuflucht: eine befestigte Heimstatt, die von den ansässigen Pilgern per mystischer Versenkung in den Nebelweiten "navigiert" wird. (Der Aufbau des eigenen Ordens und die Zuflucht als eine Art "Schiff" sollen ein eigener Teil des Spiels werden.)

Archetypische Herausforderungen und Konflikte wären:
1. Kämpfe (...selbstredend)
2. Abenteuer-Situationen (physische Bedrängnis)
3. Reisen und die Erforschung der Nebelweiten
4. soziale Interaktion (als Boten, Diplomaten und mit mystischen Wesenheiten)
5. Untersuchung und simples Handwerk (quasi Fantasy-Archäologie)
6. Heimlichkeit, Spionage, Diebeshandwerk
(Diese 6 Bereiche sollen natürlich im Regelsystem gespiegelt werden.)

Narrative Elemente

Die vier Völker
Menschen, Elfen, Zwerge und Halblinge sollen besondere Eigenschaften erhalten, die ihre Haltung zum Nebel (siehe oben) reflektieren. Auch das Verhältnis der Völker untereinander wird von dieser Haltung geprägt und entspricht weitgehend dem tolkienesken Klischee.

Die Stadtstaaten
Es gibt Königreiche in Aeris - in Form riesiger Metropolen, die sich meistens an herausragende Landmarken klammern. Letzteres scheint die Stabilität der Geographie weiter zu begünstigen. Die Stadtstaaten sind also menschlich dominiert, von kleinen Dörfern und Feldern umgeben und unterhalten über befestigte Handels- oder Millitär-Routen Kontakt zu anderen.
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Auch die Zwerge können eigene Metropolen Untertage gründen, wohingegen die elfischen Gesellschaften nahezu so schwer zu umreißen sind, wie der Nebel. Die Hablinge bilden nur kleine Dörfer in relativer Friedlichkeit. (Erwähnte ich schon Tolkien...? ;).)

Untergegangene Kulturen
Mystik und epische Motive sollen durch die verschollenen Kulturen etabliert werden, die vor dem Kataklysmus existierten. Ihre Erforschung und die Ergründung der Katastrophe soll einen wichtigen Teil einer improvisierten Kampagne stellen.

Reisen und "übersinnliche Navigation"
Die Nebelstreifer können Ereignisse und Bilder, die ihnen in den Nebelweiten begegnen interpretieren - um so neue Wege zu angepeilten oder unbekannten Zielen zu finden.
Ein Beispiel: "Hört, der Ruf eines Kuckucks. - Und seht den frischen Tau auf den Blättern. Der Frühlingswald scheint nah zu sein."

Magie als beseelte Natur
Echte Magier sind die absolute Ausnahme. Die Magie Aeris ist selten, wird oft argwöhnisch betrachtet und äußert sich seltenst im "Sprüche-Werfen". Stattdessen beruht sie auf einer Personifizierung von Orten und Objekten - und der Kommunikation mit eben diesen. Ihre Wirkung gleicht dann mehr einem festen Effekt oder einem langsamen Wachsen.
Vergleiche: Den Ring der Macht, den alten Weidenmann, die Seele des Caradhras, Glamdring, Stich, Elbenmäntel & -seil usw. usf.
« Letzte Änderung: 13.05.2016 | 00:21 von Nørdmännchen »
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Offline Arkam

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #2 am: 13.05.2016 | 06:27 »
Hallo Nørdmännchen,

mir fehlen da noch die humanoiden Gegner. Also die Orks die den Nebel mit Opfern zurückdrängen und deshalb als Fluch der Menschen gelten. Die Rattenmenschen die es den Zwergen gleichtun und mit ihnen konkurrieren, ich mag die Warhammer Skaven einfach. Die Echsenmenschen als Fluch der Elfen. Sie beherrschen Magie aus der Zeit vor dem Kataklysmus und die Elfen befürchten das diese Magie ihre Verbindung mit dem Nebel kappt. Die Untoten und ihre legendären Herrscher. Jeder auf der Welt weis das wer immer im Nebel stirbt und nicht ordentlich beerdigt wird, als Untoter zurück kommt. Hartnäckig halten sich allerdings Gerüchte von Herrschern der Untoten die natürlich im Nebel leben und mit ihm ihr Herrschaftsgebiet ausweiten.
Vielleicht könnte man auch noch die Legende der Nebelkarte einfügen. Diese Karte soll die sichere Navigation im Nebel ermöglichen. Immer wieder tauchen Gerüchte über Fundstätten oder gar Besitzer auf. Diese Geschichten sorgen immer wieder für verdeckte Operationen oder gar kleinen Kriegen.

Gruß Jochen
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eldaen

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #3 am: 13.05.2016 | 09:32 »
Konzept
Das Aber: In der Vorzeit hat ein vergessener Kataklysmus die Substanz der Welt selbst aufgelöst. Seitdem ist die Aeris flüchtig geworden. Die meisten Landschaften werden beständig von Nebelschwaden durchzogen. Eine feste Geographie ist in diesen Bereichen nicht auszumachen. Mal mag ein Ruine nur einen Katzensprung neben einer alten Quelle liegen, mal erstrecken sich Tagesreisen unwirtlicher Wälder zwischen ihnen.
Reisen in diesen Nebelweiten folgen eher den Gesetzmäßigkeiten des Unterbewußten oder des Traums, als denen weltlicher Navigation. Der Nebel scheint einen eigenen Willen und eine eigene Macht zu haben. Er formt die Landschaft, kommuniziert mit den Lebewesen und bringt eigene Geschöpfe hervor - gute wie finstere.

Ich denke, hier versuchst du, die Mentalität von DamalsTM wegzurationalisieren. Früher haben wir uns nicht darum geschert, ob eine Ruine irgendwo Sinn macht - es war cool, dass sie da war, und wir sie erforschen konnten. Du schaffst nun damit eine Erklärung für etwas, was damals schlicht egal war. Besser fände ich, so etwas in einem Guide for Players anzusprechen - eine Art "10 Gebote fürs nostalgische Rollenspiel": Du sollst nicht den Sinn einer Ruine hinterfragen...

weißt schon... ;)

Ein Freund von mir ist Comic-Zeichner, und der sagt immer, Comics zeichnen sei die "Kunst des Weglassens". Ich glaube, beim Settingbau (vor allem beim nostalgischen) ist es ähnlich. Sonst tötet man den Zauber.

Luxferre

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #4 am: 13.05.2016 | 09:44 »
Nostalgie steht nicht im Widerspruch zu plausiblen Elementen. Finde ich ;)

Ich weiß aber, was Du meinst, HEXer. Dennoch finde ich gerade diese Idee ganz hervorragend, um alles zu erklären. "Der Nebel wars ..." Fertig! Hast noch etwas romantisch-transsylvanischen Gothic Einfluss und's passt scho'.

Ich mag dieses grob umrissene Setting. Auch die Nebelkinder, Pilger, Wanderer, ach herrje, da springt mein Kreativzentrum schon in altgewohnter ADHS Manier im Quarree  :smash:

Offline Grey

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #5 am: 13.05.2016 | 10:02 »
Meine Hauptmotivation beim Design der Welt war, dass ich auch nochmal "Rollenspiel wie früher" erleben möchte. Dank nostalgischer Verzerrung genügt es mir aber nicht einfach alte Spiele oder OSR-Systeme zu benutzen. Ich will die Gefühle animieren, die meine Erinnerungen auszeichnen - anstatt die Tatsachen von damals zu reaktivieren.
:d :d :d Noble Zielsetzung. Gefällt mir!

... und deine Settingidee gefällt mir erst recht. Das mit den Nebeln klingt nach einer spannenden Prämisse. Der Umgang der vier verschiedenen Völker mit dieser Einschränkung gibt jedem davon Individualität und eine eigene Magie. Großartiger Ansatz!

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Achamanian

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #6 am: 13.05.2016 | 10:25 »
Mir gefällt das auch recht gut! Ich sehe auch kein Problem darin, das, was man früher einfach so hingenommen hat, weil es einen nicht scherte, nun durch ein Settingelement plausibler erscheinen zu lassen ... denn mal ehrlich, die meisten von uns sind in der Beziehung sicher heute unwillkürlich etwas kritischer geworden, was grobe Unplausibilitäten im RSP angeht, und das kann man nicht einfach abschalten; bzw. kann man es schon bewusst abschalten, aber dann spielt man eben in einem halbironischen Nostalgiemodus; und das Ziel des Settings ist so, wie ich das verstehe, ja nicht ein ironischer Modus, sondern ein Wiedereinfangen des alten Zaubers. Ganz kann das natürlich nicht gelingen, aber wenn es gelingen soll, dann braucht man erfahrungsgemäß etwas andere Mittel dafür als früher.

Ansonsten würde ich Arkam unterstützen: Humanoide Gegner wären gut für so ein Setting. Ich hätte spontan an eher etwas Koboldartige Orks gedacht (also der Variante aus dem kleinen Hobbit, die unter den Bergen lebt), und vielleicht als etwas gruseligeres Element grausame, evtl. barbarische Menschenvölker, die den Nebel mit Blutritualen auf Abstand halten (den Boden mit menschlichem Blut zu tränken könnte ja gegen sein Vordringen helfen ...)

Ich denke ansonsten spontan an einen großen, wuchernden, uralten Wald, der sich durch die Nebel erstreckt und dessen Bäume an uralte Burgen herangerückt sind und deren Mauern geknackt haben. In den Burgen leben vielleicht noch die Nachfahren alter Herrschergeschlechter, abgeschnitten von der Welt, und trauern ihrer alten Größe nach ... so ein bisschen Gormenghast halt. Unter dem Waldboden vielleicht ein Waldgnomvolk, das Gangsysteme zwischen den Wurzeln gräbt und damit auch geheime Wege durch den Nebel anlegt - die Bäume geben ihnen als Ankerpunkte Orientierung.

Ein Punkt, den ich etwas problematisch finde: Traumartige Elemente sind zwar sehr reizvoll, aber auch schwer umzusetzen, und sie nutzen sich schnell ab. Wenn jedes Mal, wenn man durch den Nebel reist, alles irgendwie gedämpft, symbolisch aufgeladen und voller Schatten und Schemen ist, dann wird das schnell öde und auf seine eigene Art vorhersehbar. Da sollte man zumindest drüber nachdenken ...

Offline 1of3

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #7 am: 13.05.2016 | 11:03 »
Zitat
Was tun die SC?
[...]

Was tun die Leute am Tisch? ;)

Achamanian

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #8 am: 13.05.2016 | 11:04 »
Noch ein paar Fragen, weil die Settingidee mich neugierig macht:

Was hältst du davon, den Elfen und Zwergen eine etwas mystischere Qualität zu verleihen, als das im RSP üblich ist? Bei den Elfen deutet es sich ja an ... hilfreich dafür wäre es vielleicht, beiden durchaus nicht nur einen Haufen Geheimnisse mitzugeben, sondern sie auch ein wenig unheimlich/zwielichtig zu machen. Die Elfen kennen den Nebel - sind sie seine Geschöpfe? Sind sie vielleicht sogar erst mit ihm in die Welt gekommen (das wäre mal ein kleiner Twist, dass die Elfen nicht ein besonders altes, sondern ein besonders junges Volk sind) - und ziehen deshalb vielleicht auch viel Feindseligkeit und Misstrauen auf sich (vielleicht teilweise zu recht?).

Was die Zwerge angeht: Wenn die Substanz der Welt selbst flüchtig geworden ist, würde es doch Sinn ergeben, dass davon auch das feste Erdreich betroffen ist, oder? Bzw. wenn es das nicht ist, hängt das vielleicht mit den Bemühungen der Zwerge zusammen, es zu stabilisieren? Haben sie eine Magie, mit dem sie den Fels (durch Runen o.Ä.) Vor der Verflüchtigung im Nebel schützen können? Dann wären die Plätze über ihren Stollen sicher sehr beliebte Orte für Siedlungen ... vielleicht kann man darüber Konfliktpotenzial reinbringen.

Ansonsten: wenn du LeGuin als Inspiration nennst, denke ich natürlich gleich an Inseln ...

Offline Chruschtschow

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #9 am: 15.05.2016 | 13:22 »
Ich mag die Idee mit dem Nebel und die "mystische Navigation". Siedlungen, Städte und Staaten funktionieren  nicht wie gewohnt, sondern als Enklaven oder Gebilde, die auf seltsamen, magischen Wegen zusammen gehalten werden. Staaten gibt es eigentlich nicht als große landgreifende Gebilde. Weil es auch einfach keine Karte gibt...

Elfen haben ja auch gerne einen ätherischen Touch und passen da als Gestalten des flüchtigen Nebels auch gut rein. Toll. Entsprechend würde ich da auch nicht allzu sehr eine homogene Elfenheit mit Elfenkönig und Elfenhof anstreben mit irgendwelchen großen Strukturen, sondern auf hier gerade auf kleine Sippen. Flüchtig wie der Nebel.

Das kann stereotypischen Zwergen natürlich nur unfassbar auf die Nüsse gehen. Die sind der Antagonist zum Nebel, während die Elfen ihm folgen und sich die Menschen anpassen. Die Zwerge leben nicht unter den Bergen, weil Zwerge das so machen, sondern weil die massiven Berge dem ewigen Wandel trotzen. Zwergensteelen bilden Straßen durch den Nebel. Aber diese Wege sind lang, so lang wie die Geografie der Altvorderen. Und da man nicht einfach vom Weg abbiegen kann, um sich vom Land zu ernähren, das ja im Nebel liegt, ziehen die Zwerge mit ihren Karavanen entlang der Zwergenwege und müssen alles mit sich führen, was sie brauchen. Und wehe ein paar Banditen mit einem Nebelstreifer hauen vor und hinter einer Karavane die Steelen um.

Und der Nebel selbst ist natürlich auch lebendig (?) Manchmal kommt er bis an die Häuser des Dorfes heran. Und als er sich das letzte Mal wieder zurück zog, war da dieser Hügel eine Meile vom Dorf entfernt. Und darauf dieser schwarze Turm.

Ich könnte sofort loslegen. ;)

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« Letzte Änderung: 15.05.2016 | 13:25 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Offline Nørdmännchen

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #10 am: 15.05.2016 | 21:47 »
Hallihallo - ick froi mia über die vielen Rückmeldungen! :D Tatsächlich ist doch "gemeinsames Weltenspinnen" auch ein nostalgischer Trigger.
Dann werde ich mal versuchen, der Reihe nach drauf einzugehen:

@Arkam: Das ist wirklich eine wichtige Baustelle. Blutopfer gegen den Nebel klingen sehr gut. Echsenmenschen habe ich persönlich nicht so auf dem Schirm. Rattlinge könnten u.U. Einfluss in ein Gnomenvolk finden?
Ich finde aber besonders die Idee schön, dass die "dunkle Seite" der Humanoiden quasi ein Spiegel der "freien Völker" darstellt! Könnte das noch eindeutiger ausgebaut werden?

@HEXer: I hear you! Die Frage für mich ist, an welcher Stelle ich meine persönlichen Lücken lassen kann. Tatsächlich ist eins meiner Probleme, dass Nostalgie (auch im Vergleich zu Old-School) eine Extremform der Subjektivität darstellt. (Siehe auch Rumpels ersten Beitrag und meine Antwort darauf.)
Der Nebel verschiebt die innere Logik mMn nur etwas - seine Ursache wird nicht weiter erklärt. Für mich ist er außerdem ein starkes Motiv in sich selbst (also nicht nur Mittel zum Zweck Wie-FrüherTM).

@Luxferre: Wenn Du Gedanken oder Bilder zu den Pilgern hast, bitte nur her damit!!! (Du stehst doch auch auf Gemini, oder?) Lass uns an deinem ADHS-Kreativzentrum teilhaben. Notfalls in einzelnen, wild durchmischten Wortbrocken!  ;D

@Grey: Danke - das motiviert!  :)

@Rumpel (die Erste): Du beschreibst sehr schön wie ich meine "erlebte Nostalgie" empfinde. Ich habe versucht Wie-FrüherTM zu spielen, aber für mich funktioniert es leider nicht. Der Rollenspieler in mir ist eine ganz andere Person geworden - und grundsätzlich begrüße ich viele Innovationen jüngerer Systeme. Außerdem muss ich ehrlich zu mir sein: meine reale Vergangenheit ist nicht deckungsgleich mit dem, was ich bei meinen Erinnerungen empfinde.
Zum Inhaltlichen: Koboldartige Orks gefallen mir gut. (Gegenstück zu den Zwergen?) Dazu vielleicht so etwas wie Bilwissmenschen oder gar trollartige Gestalten (Arbeitstitel: Stierreißer) - die grade in ihrer relativen Einzelgängerschaft eine Antithese zu den Menschen bilden?
Der Wald ist gekauft! Die Gnomen müssten schön "bizarr" werden und könnten der anarchische Gegenpol zu den Halblingen werden (für beide Spezies wäre die Freiheit von Einfluss ein Leitthema).
Dann hege ich noch den Wunsch nach einem Geister- bzw. Nazgûl-artigen Volk, die vielleicht die unheimlichste Bedrohung sind. Ich schreibe in der Antwort zu deinem zweiten Beitrag noch was...
Die Warnung zu den Traum-Themen nehme ich ernst - aber ich möchte gerne am Grundtenor festhalten. Ich werde mich bemühen die Nebelweiten mit fremdartigen aber verlässlichen Regeln und Bildwelten auszustatten. Vielleicht könnten Reisen so ähnlich funktionieren wie die Magiesysteme von Mage oder Ars Magica?

@1of3: Guuuute Frage! Nächste Frage...  ;) ... ernsthaft: genau das Thema beschäftigt mich noch so sehr, dass ich noch kein ganzes Spiel vor Augen habe. Einige Punkte sind klar, anderes ist wackelig - ich werde dem wohl einen eigenen Beitrag widmen müssen.

@Rumpel (die Zweite): Die mystische Ebene für Elfen und Zwerge klingt gut. Hmm - wenn der Kataklysmus vergessen ist, könnten die Elfen behaupten, das Alte Volk zu sein. Doch um so hartnäckiger hält sich das Gerücht sie seien nur die jungen "Nebelkinder"?
Ich würde ihnen gerne ein Nazgûl-artiges Volk gegenüber stellen. Dann könnten die Gerüchte sogar soweit gehen, Elfen und "Schattenstreifer" seien eigentlich ein und dieselbe Spezies?
Für die Zwerge erklärst Du mit dem Ansatz auf jeden Fall ihre große Handwerkskunst - das gefällt mir. (Siehe auch die Zwergenstelen bei Chruschtschow.) Aber für die Mystik würde ich gerne noch fragen: Warum haben die Zwerge eine besonders große Angst vor dem Nebel? oder auch: Wussten die Zwerge, dass sie sich im Erdreich verschanzen können? Woher?

@Chruschtschow: Die Natur des Nebels selbst würde ich final gerne unbeantwortet lassen. Allerdings ist die Beschreibung des Nebels als lebendig sehr kraftvoll. "Seit diese Fremden bei uns sind, wagt sich der Nebel näher an unsere Ställe heran... findet ihr nicht auch?"  :d
Die Idee von den Zwergenstelen ist super! Vor allem das Bild einer Zwergenkarawane inspiriert mich sehr. Haben die riesige Wagen dabei? Wer oder was zieht diese Dinger? Mit welchen Maßnahmen schützen die Karawanen ihre Nachtlager? Und wie unterscheiden sich die Zwergenstraßen noch von den Handelswegen der Menschen?



Nochmal als allgemeine Fragen an alle:
Welche Gerüchte würdet Ihr potentiellen Spielern hinwerfen? (Über Orte im Nebel? Oder über seltsame Kräfte/Verhaltensweisen des Nebels?)
Aus reinem Interesse: Mit welchem System würdet Ihr das Setting derzeit bespielen?
« Letzte Änderung: 16.05.2016 | 16:45 von Nørdmännchen »
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Offline Chruschtschow

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #11 am: 15.05.2016 | 22:09 »
@Erdmännchen:
Ich will auch gar nicht die Natur des Nebels erklären. "Der Nebel ist lebendig" war eher so gemeint, wie du es beschreibst. So ein bisschen wie in Feuerwehrfilmen a la Backdraft, wenn Feuerwehrmänner ins Feuer starren und ihm eine Intelligenz unterstellen. Der alte Nebelstreifer, der davon berichtet, wie er den Eindruck hat, dass der Nebel ihn beobachtet, ihn in der letzten Zeit immer wieder im Kreis schickt. Und dann ist der alte Mann weg. Ein alter Veteran, einfach weg. Der Nebel selbst? Bah, kein Sterbenswörtchen zur Erklärung. Der ist eine mystische Kraft. Die nasskalte Luft gewordene Allegorie auf die Flüchtigkeit allen Seins. ;)

Und bei den menschlichen Handelswegen wäre ich davon ausgegangen, dass so etwas durch den Nebel unter der Führung von Nebelstreifern läuft. Mit den entsprechenden Erfolgsaussichten und Fehlerquoten, die das Nebelstreifen mit sich bringt. Die Zwerge bauen feste Wege, die Menschen stapfen ins Ungewisse.

Bei der Systemfrage sage ich dieses Mal nur halblaut Fate. Beyond the Wall bietet ja ein OSR-System mit Erschaffung für nahe drumherum. Sozusagen der Ausgangspunkt für die jungen Leute, die den Ruf des Nebels hören. Und OSR ist ja an sich schon nostalgische Verklärung pur. ;) Torchbearer ist fies, kann aber sehr gut Abenteuer mit starkem Expeditionscharakter. Das würde ich gegeneinander abwägen und dann wieder bei Fate landen, weil ich da ein echtes One-Trick-Pony bin und Fate toll zum Erzählen der romantisch-verklärten Geschichten geeignet sein könnte, die ich mir hier vorstelle. ;)
« Letzte Änderung: 15.05.2016 | 22:12 von Chruschtschow »
Tolles Setting, würde ich aber mit Fate spielen. Und jeder Thread ist ein potentieller Fate-Thread. :d

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #12 am: 16.05.2016 | 11:30 »
Ah - sehr schöne Umschreibungen für die unerklärte Lebendigkeit des Nebels, ich darf davon was klauen oder?  o:)

Zu den Straßen hatte ich bis jetzt durchaus etablierte, menschliche Handelsrouten im Kopf - allerdings sollten die recht kurz und instabil ausfallen, also eher wie aneinander gekettete Bojen in einem aufgewühlten Meer. Zusätzlich müssen diese Routen patrouilliert und mit regelmäßigen Ansiedlungen, Nachthäusern und Wachposten versehen sein. Vielleicht wären die Kaste der Pfadwächter auch besonders misstrauisch / neidisch gegenüber echten Nebelstreifern?
...
Auf jeden Fall muss ich da ein paar Gedanken investieren, da mir die Idee der uralten Zwergenstraßen so zusagt.
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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #13 am: 16.05.2016 | 11:49 »
Ah - sehr schöne Umschreibungen für die unerklärte Lebendigkeit des Nebels, ich darf davon was klauen oder?  o:)

Bedien dich gern an allem, was du gebrauchen kannst. Mich freut's, wenn es zum Setting passt. :)
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Luxferre

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Re: [Nebelstreifer] Nostalgisches Fantasy-Setting
« Antwort #14 am: 16.05.2016 | 19:13 »
Ich schreibe gern noch ein paar Gedanken dazu. Aber "leider" hat mich das RL gerade sehr fest im Griff ...