Autor Thema: [Renaissance] Dark Streets und dessen cthuloide Anteile  (Gelesen 907 mal)

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Offline D. Athair

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Vorhin habe ich das Abenteuer "Hellfire" fertig gelesen ... und ich frage mich:
Hat schon wer Dark Streets gespielt? Ich finde das Setting (georgianisches London/Bow Street Runners) unglaublich reizvoll.
Allerdings bin ich nicht davon überzeugt, dass das Spiel mehr als eine Prise Lovecraft braucht.

Warum weniger Mythos in meinen Augen mehr ist:
London stellt sich um 1750 als Stadt voller Laster und Unmoral dar:

Freudenhäuser noch und nöcher, Glücksspiel, Korruption, Diebstahl, massenweise Ausbeutung, ...
Agrarrevolution => Landflucht => Pauperismus
Beginn der organisierten Esoterik in Geheimbünden, Logen, ...

Damit sind viele interessante Konfliktmöglichkeiten, die auf unmenschlicher Grausamkeit menschlicher Art basieren, im Setting angelegt.
Der Mythos ist brauchbar, um hin und wieder zu zeigen, dass das verdorbene menschliche Tun noch nicht alles ist, dass es Wahnsinn und Schmerz jenseits von Wahnsinn und Schmerz gibt. Auf alles, was über einige selten auftauchende Zauber und Artefakte hinausgeht, kann mMn weitestgehend verzichtet werden. (Wobei es nicht verkehrt ist in den Büchern die Option zu mehr Mythos zu haben.)

Meinungen?
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Der Rote Baron

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Re: [Renaissance] Dark Streets und dessen cthuloide Anteile
« Antwort #1 am: 22.11.2015 | 09:59 »
Bin 100% deiner Meinung. Das Setting bietet mehr als genug Horror, ohne dass auch nur ein Monster, früher Jack the Ripper oder sonts ein Schrecken von jenseits der Sterne durch die gammelikegn Gassen der Themsemetropole schleichen muss.

Zudem bin ich den Mythos langsam leid - nicht, dass mir Cthuluhu und Co gar nicht mehr gefallen, aber man muss doch nicht in jedes Spiel auf Tiefe Wesen treffen.

Als Option okay, aber Abenteuer sollten lieber darauf verzichten oder eine Mythosauflösung und eine Nicht-Mythosauflösung bereit halten.

Offline D. Athair

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Re: [Renaissance] Dark Streets und dessen cthuloide Anteile
« Antwort #2 am: 22.05.2016 | 03:42 »
So. Dark Streets 2nd gibts seit kurzem als reguläre Printausgabe im (leider nicht fadengehefteten) Hardcover.

Die Unterschiede zu vorher:
Es ist ein vollständiges Regelwerk, das an das Setting angepasste Renaissance-Regeln beinhaltet.

Im Vergleich zu dem Settingband, der von Cubicle7 herausgegeben wurde und im Vergleich mit den PoD von OBS (Referenz ist hier meine Ausgabe von Clockwork & Chivalry 2nd), ist das Papier dünner. Die Schrift scheint nicht kaum durch, sodass das Leseerlebnis dadurch nicht getrübt wird. Das ist lediglich bei den Beispielcharakteren, bei denen keine Hintergrund"grafik" benutzt wird, ein (kleineres) Problem.
Schriftsatz, Struktur und Index sind besser geworden und auch die "Hintergrundgrafik" ist aufgehellt. Außerdem hat der Text jetzt mehr Luft zum Atmen bekommen. Liest sich insgesamt besser als zuvor. Auch ein Charakterbogen findet sich nun im Buch.

Die Regeln im Detail habe ich mir noch nicht angeschaut, aber für mich eine gravierende Veränderung ist, dass die Factions, bzw. deren Regeln ganz rausgeflogen sind. Die Gruppen heißen jetzt "Organisations" und haben keine spielmechanische Bedeutung mehr. Die Aufteilung der Organisations in zwei Bereiche (für "SC geeignet" und eher "nur für NSC") finde ich sehr gelungen. Hier wurden manche aus der Vorgängerversion weggelassen ("The Association") und neue eingeführt ("The Guardians of the Toad").
Ich denke ich werde die Faction-Regeln aus dem Renaissance-Buch in angepasster Form wieder einführen. Die jetztige "Nicht-Regelung" ist mir zu unverbindlich. Als Beriff werde ich statt "rightousness" (Renaissance) dann "loyalty" nehmen, da letzerer sich im Kapitel zu den Organisations fast schon aufdrängt.

Es gibt jetzt mehr Monster. Zu den Mythos-Wesen und gewöhnlichen Tieren sind quasi Untote dazugekommen (wohl die aus Renaissance Deluxe). Außerdem findet sich eine NSC-Liste (Dockers, Bully, Prostitute) jetzt direkt im Anschluss daran. Würde ich ob der Erweiterung der Möglichkeiten als Verbesserung werten.

Das ausführliche Abenteuer ("Gin & St. Giles") ist rausgeflogen und wird zusammen mit dem bisherigen Einzelabenteuer "Hellfire" zu einem Abenteuerbuch zusammengefügt werden. Das soll bald als separater Band erhältlich sein. Die Abenteueraufhänger/skizzen sind erhalten geblieben.
   Dass die Autoren das Abenteuer rausnehmen macht mMn Sinn. Ein GRW braucht kein so umfangreiches Abenteuer (32 Seiten). Zumal eines mit starkem Mythos-Bezug. Aber ich hätte mir trotzdem mindestens ein 12-seitiges Abenteuer am Ende des Buches gewünscht (Clockwork & Chivalry 2nd hat davon zwei). Eines, das in das Setting einführt und erstmal ohne Mythos-Bezug (gern aber mit Schnittstelle dafür, sodass SL, die das wollen, damit weiterarbeiten können) auskommt.

Die leichte "Unschärfe", welche die Grafiken erhalten haben, tut den Zeichnungen ganz gut, die Karten wirken schlechter, irgendwie verwaschen (obwohl die Leserlichkeit kaum nachlässt). Und dann sind ein paar ganz schlimme Illus dazu gekommen und vereinzelt richtig gute. Auf der Illu-Seite ist also mMn eine leichte Verschlechterung zu verbuchen.

Dazu kommt: Zumindest bei meiner Ausgabe gibt es einen häßlichen "Schönheitsfehler". Ein weißer, ca. 4mm starker Rand an der unteren Seitenkante. Das sollte einem Publisher wie Studio2 Publishing nicht passieren! (Vor allem: Die PoD-Sachen von Cakebread & Walton haben sowas nicht.)


Bin ich zufrieden mit der neuen Edition?
Eigentlich ja. Und uneigentlich ist es komplizierter: In Punkto Lesbarkeit und Strukturierung ist das Ding eine klare Verbesserung. Bei der Bebilderung (den "normalen Illustrationen") sehe ich Rückschritte. Bei den Inhalten bin ich gespalten. Hier halten sich Verbesserungen und Verschlimmerungen die Waage (außerhalb der Kernregeln, die hab ich noch nicht angeschaut). 

Momentan würde ich ne Kaufempfehlung aussprechen. Wer Dark Streets 1 hat, bekommt mit Dark Streets 2 ein paar neue Inhalte und ein deutlich besser benutzbareres "Grundbuch" (welches auch die Basis für "Five Points NY" werden wird).
Wer die 1st Ed. noch nicht hat, dem sei Dark Streets 2nd PLUS die SRD von Renaissance als PDF ans Herz gelegt. Das Letzere hilft weiter, wenn man mehr selbst basteln mag und reicht, um Factions wieder in Dark Streets zu implementieren.
« Letzte Änderung: 29.05.2016 | 02:45 von Contains Diseases »
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan