Autor Thema: Der SL muss sich an die Regeln halten, weil... je nun, weil was?  (Gelesen 145575 mal)

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Achamanian

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Kannst Du diese Annahme, bitte untermauern?
Warum hat ein Spieler die gleiche Neutralität wie ein Spielleiter ?
Bzw. warum kann ein Spielleiter deiner Meinung nach nicht neutraler sein als ein Spieler?

Vielen Dank ;)

Dafür muss doch erst mal geklärt werden, was mit Neutralität gemeint sein soll.
Ich kann mir darunter nur vorstellen: "So, jetzt sind Bedingungen gesetzt, und gemäß denen läuft es dann mechanisch ab." (siehe mein obiger Post.)

Aber die Bedingungen müssen ja erst gesetzt werden, im Spiel, unter maßgeblichem Einfluss der SL ... und was dabei "Neutralität" bedeuten soll, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen ... dass es mir als SL egal ist, was im Spiel passiert, ob das langweilig oder spannend oder was auch immer ist?

Wenn ich als SL einen viel zu mächtigen roten Drachen auftauchen lasse, weil der laut Settingbuch in der entsprechenden Region auftauchen kann, dann habe ich doch eine Entscheidung getroffen; ebenso, wie wenn ich ihn nicht auftauchen lasse. Und mit beiden Entscheidungen will ich irgendwas bezwecken. Von allein kommt in einer fiktiven Welt kein Drache daher, und er bleibt auch nicht weg, weil es ihn gar nicht gibt. Neutralität impliziert, dass es in der Spielwelt selbstlaufende Ereignisse gibt, auf die die SL nicht einwirkt. Dieses Selbstlaufende kann aber m.E. nur ganz begrenzt und punktuell erzeugt werden, und auf dem Weg davon sind unglaublich viele und niemals neutrale Entscheidungen nötig. Deshalb finde ich es ja so wichtig, dass an dem Punkt, an dem man sich offen dafür entschieden hat, das jetzt der mehr oder weniger selbstlaufende Mechanismus zum Einsatz kommt, sich auch daran hält.

Pyromancer

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Kannst Du diese Annahme, bitte untermauern?
Warum hat ein Spieler die gleiche Neutralität wie ein Spielleiter ?
Bzw. warum kann ein Spielleiter deiner Meinung nach nicht neutraler sein als ein Spieler?

In der klassischen Erzählonkel-Runde ist die SL weniger neutral als die Spieler. Die Spieler spielen halt ihre SCs vor sich hin, ohne große eigene Agenda. Die SL dagegen hat ihre Geschichte, hat den Plot, hat viel Geld und Zeit in die Vorbereitung des Abenteuers investiert, dass jetzt nicht durch blöde Regeln oder Würfelpech oder SC-Aktionen "kaputt gehen" darf. Das ist doch der Haupt-Grund, warum die SL "bei euch" die Regeln brechen darf - eben weil sie NICHT neutral ist und für sie ein so hoher Einsatz auf dem Spiel steht.

Offline Erg

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...die von Erg postulierte ... größere Neutralität der SL im Vergleich zu den Spielern...

Äh, nein ? Nachdem ich nocheinmal meine Beiträge durchgegangen bin, bin ich mir recht sicher, dies nirgends postuliert zu haben. Könntest Du mir auf die Sprünge helfen, welchen meiner Beiträge du dahingehend interpretierst ?

Offline Issi

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@ Rumpel
Ich kann nur versuchen ein Erklärung zu finden, was ich unter Neutralität verstehe...Ich versuchs mal.
Also Neutralität bezieht sich für mich auf- (Einen nicht ganz so persönlichen Blick auf etwas zu haben, emotional nicht so tief verstrickt sein, sich selbst zurücknehmen können)
Der Vorteil, den ich bei einem Spielleiter sehe, ist das er 1. Nicht mit einem eigenen Charakter am start ist, den er vielleicht schon sehr lange spielt und eine persönliche Verbindung aufgebaut hat. 2. Spielt er bei jenem Abenteuer neue Figuren, sogar eine Vielzahl von diesen. Wobei er vorwiegend böse Figuren spielt, mit denen er sich persönlich nicht zwingend so leicht identifizieren kann, wie mit einem selbst gewählten Charakter der seinen "Wunschvorstellungen entspricht."3. Hat er eine andere Aufgabe als der Spieler. Es ist nicht seine Aufgabe Erfahrungspunkte zusammeln und am Ende als Sieger über das Böse zu triumphieren, sondern das Spiel zu moderieren und Spiegel der Charaktere zu sein.

Offline Greifenklause

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... Dieses Selbstlaufende kann aber m.E. nur ganz begrenzt und punktuell erzeugt werden, und auf dem Weg davon sind unglaublich viele und niemals neutrale Entscheidungen nötig. Deshalb finde ich es ja so wichtig, dass an dem Punkt, an dem man sich offen dafür entschieden hat, das jetzt der mehr oder weniger selbstlaufende Mechanismus zum Einsatz kommt, sich auch daran hält.

Sorry für meine Korinthenkackerei, aber bevor hier Missverständnisse auftauchen:
Man muss sich weder offen entscheiden
noch muss man, wenn man sich offen entschieden hat, für einen selbstlaufenden Mechanismus entscheiden.
Ebenso kann man "ein Experiment mit Sicherungsnetz/Notaus" laufen lassen.

Wahrscheinlich neigst du eher zum "selbstlaufenden Mechanismus" und ich zum "Experiment mit Feuerlöscher in der Ecke".
Was vieles erklären würde  wtf? ^-^  :d
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros

Achamanian

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Sorry für meine Korinthenkackerei, aber bevor hier Missverständnisse auftauchen:
Man muss sich weder offen entscheiden
noch muss man, wenn man sich offen entschieden hat, für einen selbstlaufenden Mechanismus entscheiden.
Ebenso kann man "ein Experiment mit Sicherungsnetz/Notaus" laufen lassen.

Nee, das ist ja keine Korinthenkackerei, ich würde das auch nicht abstreiten, dass man es so machen kann ... ich wollte nur die Unterscheidung zweier Modi im Spiel (jetzt denken wir uns zusammen was aus/jetzt lassen wir einen Mechanismus entscheiden, welche Möglichkeit eintritt) deutlich machen; mir ist diese Unterscheidung halt wichtig und ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, diese beiden Modi halbwegs klar zu entmischen.

Offline Greifenklause

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In der klassischen Erzählonkel-Runde ist die SL weniger neutral als die Spieler. Die Spieler spielen halt ihre SCs vor sich hin, ohne große eigene Agenda. Die SL dagegen hat ihre Geschichte, hat den Plot, hat viel Geld und Zeit in die Vorbereitung des Abenteuers investiert, dass jetzt nicht durch blöde Regeln oder Würfelpech oder SC-Aktionen "kaputt gehen" darf. Das ist doch der Haupt-Grund, warum die SL "bei euch" die Regeln brechen darf - eben weil sie NICHT neutral ist und für sie ein so hoher Einsatz auf dem Spiel steht.

Dieser Schluss ist nicht zwingend. Wenn man das Abenteuer weniger als "Geschenk an sich selbst" bzw "Schau mal Mama, was ich schönes gebaut habe"  :Ironie: betrachtet, sondern mehr als "Geschenk an die Gruppe" bzw "Ich hoffe es gefällt euch, falls nicht sagt es bitte, dann tausche ich es um"  :Ironie:
ist nach der Logik schon wesentlich mehr "Neutralität" gegeben.

Zwischen Erzählonkel (labert gern und erzählt zum xten Mal aus dem Krieg und wie toll er früher war) und Erzählonkel (denkt sich super spannende und kindgerechte Geschichten aus und man besucht ihn deshalb gerne) bestehen himmelweite Unterschiede.
Auch wenn ich als EX-DSA-Faschist bezeugen kann, dass aus dem einen oft das andere wird, meist zum besseren hin.
Spielt Gnomberserker und Dachgaubenzorros

Offline Issi

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Zitat
In der klassischen Erzählonkel-Runde ist die SL weniger neutral als die Spieler. Die Spieler spielen halt ihre SCs vor sich hin, ohne große eigene Agenda. Die SL dagegen hat ihre Geschichte, hat den Plot, hat viel Geld und Zeit in die Vorbereitung des Abenteuers investiert, dass jetzt nicht durch blöde Regeln oder Würfelpech oder SC-Aktionen "kaputt gehen" darf. Das ist doch der Haupt-Grund, warum die SL "bei euch" die Regeln brechen darf - eben weil sie NICHT neutral ist und für sie ein so hoher Einsatz auf dem Spiel steht.

Bei einer falsch verstandenen Spielleitung, ja.
Doch welchen Vorteil hätte ein SL wenn er seinen Plot zwar durch gezogen, aber die Figuren tot wären?
Die Frage ist wirklich ernst gemeint.

Ich meine Erfahrungspunkte kriegt er nicht. Die Spieler sind unzufrieden.
Damit hat er doch auf ganzer Linie versagt. Was ist dann noch sein Vorteil?
Was zieht er raus?
« Letzte Änderung: 8.09.2016 | 13:40 von Issi »

Offline Greifenklause

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Nee, das ist ja keine Korinthenkackerei, ich würde das auch nicht abstreiten, dass man es so machen kann ... ich wollte nur die Unterscheidung zweier Modi im Spiel (jetzt denken wir uns zusammen was aus/jetzt lassen wir einen Mechanismus entscheiden, welche Möglichkeit eintritt) deutlich machen; mir ist diese Unterscheidung halt wichtig und ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, diese beiden Modi halbwegs klar zu entmischen.

Thx, sehr schön, jetzt sehe ich mal wieder klarer.
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Pyromancer

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Bei einer falsch verstandenen Spielleitung, ja.
Doch welche Vorteil hätte ein SL wenn er seinen Plot zwar durch gezogen, aber die Figuren tot wären?
Die Frage ist wirklich ernst gemeint.
Das passiert beim Erzählonkel-SL ja nicht. Der dreht ja die Würfel und bricht die Regeln, damit die Figuren nicht sterben - ob die Spieler das wollen oder nicht.

Achamanian

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Der Vorteil, den ich bei einem Spielleiter sehe, ist das er 1. Nicht mit einem eigenen Charakter am start ist, den er vielleicht schon sehr lange spielt und eine persönliche Verbindung aufgebaut hat. 2. Spielt er bei jenem Abenteuer neue Figuren, sogar eine Vielzahl von diesen. Wobei er vorwiegend böse Figuren spielt, mit denen er sich persönlich nicht zwingend so leicht identifizieren kann, wie mit einem selbst gewählten Charakter der seinen "Wunschvorstellungen entspricht."3. Hat er eine andere Aufgabe als der Spieler. Es ist nicht seine Aufgabe Erfahrungspunkte zusammeln und am Ende als Sieger über das Böse zu triumphieren, sondern das Spiel zu moderieren und Spiegel der Charaktere zu sein.

Du gehst dabei halt einerseits von Spielern aus, die sich gedanklich identisch mit ihren SC machen und so gar keine Metaperspektive einnehmen, und blendest gleichzeitig den von Pyromancer angesprochenen Punkt aus, dass die SL evtl. auch ein enorm hohes Investment hat - vielleicht nicht in eine einzelne Figur, aber in einen bestimmten Ablauf, den sie vorbereitet hat/sich wünscht, in bestimmte Elemente eines Settings (siehe Plotimmunität).
Ich sehe den "Neutralitätsunterschied" eigentlich wenn überhaupt bei einer SL, die streng Sandbox leitet mit einer Gruppe von Spielern, die alle ganz doll Charakterimmersion betreiben. Das ist schon ein ziemlicher Spezialfall und wahrscheinlich auch eine ziemlich Dysfunktionale Gruppenkonstellation, die einem um die Ohren fliegt; gerade bei einem Sandbox-SL braucht es nämlich Spieler, die im Blick behalten, dass sie nicht nur stur ihren jeweils eigenen Charakter spielen müssen, sondern dass man auch gemeinsam mit der Gruppe irgendwas erleben/reißen will.

Pyromancer

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Nochmal von der Diskussionslogik her:
Ich: Die SL ist nicht neutral, weil...
Issi: Aber was hätte die SL denn davon, wenn eine Figur stirbt?

Das ist nicht mal kein Eingehen auf Argumente, das ist ein völlig anderes THEMA.

Offline 1of3

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Ich glaube, Ergs Argument für die SL, ist, dass die SL nicht gewinnen kann. Also anders als die Charaktere, kann sie keine Schätze bekommen oder aufleveln oder die Welt retten. Issi scheint so etwas ähnliches zu meinen, wenn er sagt:

Zitat
Wobei ich mich schon frage, welchen persönlichen Vorteil ein Spielleiter daraus ziehen könnte, indem er das Spiel zu ungunsten der Spieler manipuliert? Was bringt es ihm denn eine unzufriedene Gruppe zu haben?

Das ist natürlich schief. Welchen Sinn sollte es für einen Spieler haben eine unzufriedene Runde zu haben? Das Argument ist letztlich zirkulär. Die SL ist neutral, weil sie SL ist und die SL neutral ist. Sie verwenden also ein festgefügtes Bild davon, wie eine SL zu sein hat.

Letztlich müssen wir aber doch festhalten, dass einen Regelverstoß nur die Runde feststellen kann, die spielt. Um nämlich regelwidriges Verhalten zu erkennen, müssen wir wissen was, die Spielenden bezwecken wollen. Die meisten Rollenspiele haben aber kein Spielziel solcher Art, dass man eine Vereitelung des Ziels erkennen kann.

Es kann also für eine Runde ein Problem sein, wenn ein Charakter mehr Items bekommt als ein anderer. Das war hier im Thema, glaube ich, ein Beispiel. Mir war das immer schnurzpiepegal. Ich hab bei D&D immer versucht möglichst wenig, Items zu haben, weil das zu viel Verwaltungsaufwand für meinen Geschmack ist.

Genauso wie wir also das Regelwerk nur am Spieltisch verorten können, können wir nur einen Bruch der Regeln nur am Spieltisch verorten. Das werden wir Issi und Erg aber schwer klar machen. Die wissen schon, was SL und Spieler und Regeln und Hintergrund sind und wie sie sich zueinander verhalten.

Offline Harlekin78

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Ja, als Beispiel für regelkonforme Unfairness. Da Du das nicht als unfair empfindest (war wohl kein besonders gutes Beispiel, ich hätte gleich ein anderes nehmen sollen), habe ich versucht es zu erklären, und vorsichtshalber noch ein anderes Beispiel regelkonformer Unfairness gebracht, da wir offenbar ein recht unterschiedliches Fairnessempfinden haben.
Das es ein Beispiel für Unfairness ist war mir klar, deswegen ja meine Frage, wie du einen Preis(!) (kein Geschenk) ingame fair verteilen würdest.

Ich sprach von zufälliger Auswahl, wer es bekommt.
Stimmt, mein Fehler. Aber es ist und bleibt ein Geschenk und kein Preis.

Das ist sicher eine Möglichkeit, die Fairness wieder herzustellen. Das Beispiel sollte verdeutlichen, daß es möglich ist, regelkonform unfair zu sein. Ob ich die Unfairness aufrechterhalte oder sie später ausgleiche, spielt für diesen Zweck keine Rolle
Nur um mal einen Begriff zu definieren: Fairness bedeutet nach "allgemeiner" Auffassung (ich weiß es gibt keine verbindliche Definition) im Bezug auf Spiele und Umgang, dass sich alle Teilnehmer an die , zuvor gemeinsam, definierten Regeln halten , sich regelkonform verhalten. (kursiv von mir hinzugefügt) Quellen: Duden, Wikipedia, https://de.wiktionary.org/wiki/Fairness
Deshalb ist die Aussage regelkonform unfair nicht richtig. Für mich folgt daraus, dass nicht die Regeln bzw. deren Anwendung an sich unfair ist bzw. sein kann, sondern der Plot, Geschichte oder wie das Kind auch immer heißt. Was nicht heißt, dass Regeln nicht als "falsch" wahrgenommen werden können und per Ruling(!) oder Hausregel(!) (wie auch immer herbeigeführt) ersetzt/ergänzt werden.  Um den Titel mal zu vervollständigen: "Der SL muss sich an die Regeln halten, weil er sonst unfair handelt." Es sei den es gibt am Tisch/in der Gruppe die implizite oder explizite Regel(!): SL du machst das schon! Diese Aussage wurde hier schon oft getroffen und ist meiner Meinung nach auch richtig, eben nach Präfernz der Gruppe. Ist es aber eben nicht vereinbart/geregelt oder es findet eine Fehleinschätzung einer Seite (besser eines Spielers, auch der Spielleiter ist ein Spieler) statt (bei Fehlen der expliziten Vereinbarung) dann liegt ein Regelbruch vor! Und dies ist ein Vertrauensbruch (siehe ebenfalls viele Antworten hier im Thread) und unfair.
« Letzte Änderung: 8.09.2016 | 14:18 von Harlekin78 »
“The baby has known the dragon intimately ever since he had an imagination. What the fairy tale provides for him is a St. George to kill the dragon.” - G.K. Chesterton

Offline Erg

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...Die SL dagegen hat ihre Geschichte, hat den Plot, hat viel Geld und Zeit in die Vorbereitung des Abenteuers investiert, dass jetzt nicht durch blöde Regeln oder Würfelpech oder SC-Aktionen "kaputt gehen" darf. Das ist doch der Haupt-Grund, warum die SL "bei euch" die Regeln brechen darf - eben weil sie NICHT neutral ist und für sie ein so hoher Einsatz auf dem Spiel steht.
hervorhebung durch mich

Nein. Das ist bei mir nicht nur nicht der Hauptgrund, sondern überhaupt gar kein Grund (vgl. meine Anmerkung zu meiner Art, zu leiten; weiter oben).

Für's Protokoll: Issi und ich mögen in manchen Punkten dieses Themenbereichs ähnliche oder teilweise gar identische Auffassungen haben. Das bedeutet nicht, daß ich mich allen Äußerungen Issis anschließe.

Offline Issi

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Zitat
Das passiert beim Erzählonkel-SL ja nicht. Der dreht ja die Würfel und bricht die Regeln, damit die Figuren nicht sterben - ob die Spieler das wollen oder nicht

Gut nehmen wir an, die Spieler sind mit diesem von Dir beschriebenen Spielstil unzufrieden. Was hat der SL davon?


Zitat
Das bedeutet nicht, daß ich mich allen Äußerungen Issis anschließe.
:o Nicht?? Wie jetzt Du hast eine eigne Meinung?- Das geht ja gar nicht! :D
« Letzte Änderung: 8.09.2016 | 14:04 von Issi »

Achamanian

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Gut nehmen wir an, die Spieler sind mit diesem Spielstil unzufrieden. Was hat er davon?

Gar nix. Deshalb wird ein kluger SL wahrscheinlich aufhören, Würfel zu drehen und Regeln zu brechen, sobald er das merkt, und mit seinen Spielern darüber reden, wie man das Spiel gemeinsam anders gestaltet.

Offline Harlekin78

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Aber das widerspricht sich doch:
-- Ingame, Immersion und Fairness können sich reiben
Ja, keine Widerworte meinerseits, die drei Punkte können sich reiben. Zum Widerspruch siehe unten.
-- Ingame ist alles geritzt, wenn der Ritter einen authentischen Wettbewerb bekommt mit einem ingame (!) angemessenen Preis. Ob auch die anderen Charaktere an einem Wettbewerb teilnehmen (können) oder im Gefängnis landen ist insoweit hupe
Kann dem Gefängnisteil nicht folgen, aber ansonsten ja, meine Aussage.

-- Immersion: Hier ist es schon wichtig, ob ich einfach nur einer vorgefertigten Geschichte (oder gar einer schlechten Geschichte) beiwohne oder ob ich mittels Würfelei eine spieltechnische Entsprechung habe. Und natürlich "wirkt es" spannender, wenn auch die anderen Spieler "irgendwas sinnvolles zu würfeln" bekommen....... Halt stop, wenn die Charaktere NUR am Wettbewerb teilnehmen, DAMIT die Spieler was zu tun haben, kann das der Immersion sogar schaden, wenn das ingame unauthentisch wirkt.
Ebenso kann die Immersion geschädigt werden, wenn der Hauptcharakter oder gar die Nebencharaktere auf Teufel komm raus gleichwertige Preise bekommen, sei es sofort oder zeitnah
Ja, auch das stimmt. Habe ich etwas anders geschrieben? Oder beziehst du dich nicht auf mich? Im Bezug zum Beispiel: Wenn nur der Ritter am Turnier (Wettkampf) teilnimmt bzw. echte Chancen auf den Sieg/Preis hat, ist das ok. So sollte meine Aussage verstanden werden. Das meinte ich mit Immersion und so. Wenn jetzt Hahnebüchen der Streuner eine echte Chance auf den Sieg herbei erzählt bekommt ist das sicherlich nicht Immerions fördernd und auch nicht Ingame-Konsistent.

-- Fairness und Balancing: Fair wäre das aber ....

Man kann ingame, Immersion und Fairness unter einen Hut bringen, aber deckungsgleich sind sie keinesfalls.

Was ingame ein verdienter Preis ist, kann outgame ein Geschenk sein. Die Immersion kann darunter leiden, muss aber nicht.
Fairness ist nochmal ein ganz anderer Schwerpunkt.
Für mich ist "schicker Preis(TM)" ingame ein Preis.

Ich kann den Widerspruch also nicht entdecken.
« Letzte Änderung: 8.09.2016 | 14:06 von Harlekin78 »
“The baby has known the dragon intimately ever since he had an imagination. What the fairy tale provides for him is a St. George to kill the dragon.” - G.K. Chesterton

Offline Issi

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Gar nix. Deshalb wird ein kluger SL wahrscheinlich aufhören, Würfel zu drehen und Regeln zu brechen, sobald er das merkt, und mit seinen Spielern darüber reden, wie man das Spiel gemeinsam anders gestaltet.

Genau! Denn die SPL zu übervorteilen lohnt sich für den SL nicht, schon gar nicht auf Dauer.
Er hat nichts davon seine Rolle zu missbrauchen.
Er schneidet sich damit nur selbst ins Fleisch.

Deshalb fehlt auf lange Sicht auch der Anreiz das überhaupt zu tun!

Achamanian

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Genau! Denn die SPL zu übervorteilen lohnt sich für den SL nicht, schon gar nicht auf Dauer.
Er hat nichts davon seine Rolle zu missbrauchen.
Er schneidet sich damit nur selbst ins Fleisch.

Deshalb fehlt auf lange Sicht auch der Anreiz das überhaupt zu tun!


Sorry, aber Hä?
Hast du deine Position gerade um 180 Grad gedreht? Oder kapiere ich es überhaupt nicht?

Wo ist der praktische Unterschied zwischen: "Die SL hat in einer Runde, die das nicht will, keinen vernünftigen Anreiz, die Regeln zu brechen?" und "die SL sollte in einer Runde, die das nicht will, nicht die Regeln brechen?"

Offline Erg

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Ich glaube, Ergs Argument für die SL, ist, dass die SL nicht gewinnen kann...
Da ich anscheinend den Faden verloren habe: dass die SL nicht gewinnen kann, ist mein Argument für was genau ?

Edit:

...
Genauso wie wir also das Regelwerk nur am Spieltisch verorten können, können wir nur einen Bruch der Regeln nur am Spieltisch verorten.
...

So wenig das eine gilt, so wenig gilt das andere. es wäre schon schön, wenn Du zumindest so tun könntest, als wärest Du gewillt, Dich für die Diskussion meiner Fragestellung auch meiner Begrifflichkeit zu bedienen. Oder habe ich den Eigentumsvermerk bei "Regel" übersehen: "nur gemäß Definition von 1of3 zu verwenden" ?
« Letzte Änderung: 8.09.2016 | 14:27 von Erg »

Offline Amromosch

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Ich glaube, in diesem Thread nehmen viele an, dass die SL die Regeln aufgrund des Plots bricht.
Erg hat allerdings ein Beispiel genannt, in dem es um Plausibilität und Konsistenz geht, die er als SL durch Regelbruch erhalten möchte.

Daraus lässt sich sehr einfach ein (absolut übertriebenes) Beispiel konstrutieren, dass aus meiner Sicht zeigt, warum ein SL die Regeln in solchen Situationen nicht brechen sollte (Thread-Thema):

Der Fluff der Spielwelt besagt, dass die Physik innerhalb der Welt exakt der unserer Erde entspricht.
Die Regeln sagen, ein menschlicher Charakter kann aus dem Stand 12 Meter weit springen, ohne eine Probe zu würfeln.

In diesem konstruierten Fall ist nun die Frage, ob die Regeln zur konsistenten Darstellung der Spielwelt genutzt werden sollten oder ob die konsistente Spielwelt das ist, was sich aus den Regeln ergibt.
In ersterem Fall müsste die SL bei jedem Sprung die Regeln brechen. Im zweiten Fall müssten alle akzeptieren, dass Sprünge in der Spielwelt eben nicht funktionieren, wie bei uns auf der Erde.

Ich bin da ganz klar auf dem zweiten Standpunkt. Die Regeln haben da mMn Vorfahrt! Nur dann können die Spieler ihre Eingriffe in die Spielwelt verlässlich durchführen.

Offline Amromosch

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Zu meinem Post muss ich noch anmerken, dass dieses Problem nahezu immer existiert.
Da die Regeln die Welt abstrakt simulieren, können sie niemals eine Wirklichkeit abbilden.

Wenn man da jetzt jedes mal die Regeln bricht, weil etwas ein bisschen unplausibel erscheint, dann würde das für mich erheblich zu weit gehen.

Offline Issi

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Sorry, aber Hä?
Hast du deine Position gerade um 180 Grad gedreht? Oder kapiere ich es überhaupt nicht?

Wo ist der praktische Unterschied zwischen: "Die SL hat in einer Grunde, die das nicht will, keinen vernünftigen Anreiz, die Regeln zu brechen?" und "die SL sollte in einer Runde, die das nicht will, nicht die Regeln brechen?"

Meine Frage war: Was hat der SL davon seine Rolle zu missbrauchen?
Deine Antwort war: Nix
Und das ist auch meine Antwort.

Wenn ich nichts davon habe, wenn es mir dauerhaft nur Ärger einbringt warum sollte ich es dann tun?
Es gibt keinen Grund. - Deshalb wird ein SL zumindest dauerhaft versuchen seine Gruppe nicht zu enttäuschen,
sie nicht zu übervorteilen.-Weil er schlicht und ergreifend nix davon hat.
Also wird er es folglich auch sein lassen, oder sogar extra vermeiden.
Denn nur die Zufriedenheit der Spieler ist sein Gewinn. Die sichert auch seine Rolle. Ansonsten sucht sich die
Gruppe nämlich schnell einen anderen SL.
Folglich ist es auch sein oberstes Ziel die Zufriedenheit der Gruppe sicherzustellen.
Allein das ist eine Kontrollinstanz, die jede Gruppe automatisch hat. Das ist auch der Grund, warum ein SL wirklich sehr dumm sein müsste um SL-rechte zu ungunsten der Gruppe dauerhaft zu missbrauchen.


Offline Harlekin78

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Ich glaube, in diesem Thread nehmen viele an, dass die SL die Regeln aufgrund des Plots bricht.
Erg hat allerdings ein Beispiel genannt, in dem es um Plausibilität und Konsistenz geht, die er als SL durch Regelbruch erhalten möchte.

Daraus lässt sich sehr einfach ein (absolut übertriebenes) Beispiel konstrutieren, dass aus meiner Sicht zeigt, warum ein SL die Regeln in solchen Situationen nicht brechen sollte (Thread-Thema):

Der Fluff der Spielwelt besagt, dass die Physik innerhalb der Welt exakt der unserer Erde entspricht.
Die Regeln sagen, ein menschlicher Charakter kann aus dem Stand 12 Meter weit springen, ohne eine Probe zu würfeln.

In diesem konstruierten Fall ist nun die Frage, ob die Regeln zur konsistenten Darstellung der Spielwelt genutzt werden sollten oder ob die konsistente Spielwelt das ist, was sich aus den Regeln ergibt.
In ersterem Fall müsste die SL bei jedem Sprung die Regeln brechen. Im zweiten Fall müssten alle akzeptieren, dass Sprünge in der Spielwelt eben nicht funktionieren, wie bei uns auf der Erde.

Ich bin da ganz klar auf dem zweiten Standpunkt. Die Regeln haben da mMn Vorfahrt! Nur dann können die Spieler ihre Eingriffe in die Spielwelt verlässlich durchführen.

Ja! Sehr gutes und passendes Beispiel zu meiner Aussage oben. Wenn es der Gruppe nicht passt, dass die (menschlichen) Charaktere 12 Meter aus dem Stand springen, dann wird das geändert, per Ruling/Hausregel. Wenn es nicht geändert wird, springen die Charaktere halt von einem Haus zum anderen über eine dreispurige Autobahn. Nicht schön, aber fair (=regelkonform). Beides ist konsistent. Ersteres ist konsistent, weil es der Erwartungshaltung entspricht aufgrund unserer realen Erfahrung. Das Zweite ist konsistent weil es aus den Regeln folgt. Konsistenz ist eine Frage des Standpunktes und dieser wurde bisher nicht definiert.
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