Stuttgart
Das ebenso ploetzliche wie tragische Ende der Bauarbeiten an Stuttgart 21 hat zu einer Veroedung der Innenstadt gefuehrt. Wegen der Kessellage als Wohngegend schon immer unattraktiv, ist es jetzt wegen des unsicheren Untergrunds auch als Gewerbegegend uninteressant geworden. Dafuer bluehen die Aussenbezirke: Um die Universitaet und die Max-Planck-Institute herum hat sich aus Ausgruendungen heraus eine aufstrebende und florierende Ansammlung von kleinen und mittleren Unternehmen gebildet. Entgegen dem allgemeinen Trend florieren hier auch Maschinen- und Fahrzeugbau. Der Hauptbahnhof wurde inzwischen in das Flughafengelaende verlegt (eine der urspruenglichen Planungen fuer Stuttgart 21), und zusammen mit der Messe sorgt auch das fuer pulsierendes Leben. Am Nordrand geht es etwas bescheidener zu, aber auch dort haben sich viele kleine vor allem Handelsunternehmen angesiedelt; auch die immer noch wachsende Wuestenrot-Zentrale in Ludwigsburg strahlt noch bis an den Stuttgarter Nordrand aus. Selbst fuer das veroedete Zentrum beginnt sich eine Loesung abzuzeichnen: Es entwickelt sich derzeit zu einer Mischung aus Mahnmal, Freiluft-Museum und Park. Viele Freiwillige, hauptsaechlich Betroffene der Baukatastrophe, beteiligen sich an der Pflege. Auch das sehr huegelige Umland von Stuttgart hat noch viel Gruen. Den massiv angewachsenen Verkehr hat man mit massivem Ausbau der lokalen Schienenwege sowie klugem Einsatz von Drohnen einigermassen in den Griff bekommen. Armut und Obdachlosigkeit gibt es derzeit kaum, aber kaum jemand weiss Bescheid darueber, was in den unterirdischen Teilen der Bauruine von Stuttgart 21 vor sich geht. Offiziell ist der Zutritt seit dem dritten Einsturz vollstaendig verboten. Doch Drohnen und autonome Fahreuge, die sie untersuchen sollen, verschwinden immer wieder.
OT-Kommentar: Ich bin mal davon ausgegangen, dass die Geologie unter Stuttgart noch komplizierter ist, als man bislang annimmt. Zum Anhydrit kommt dann noch sehr instabiler, nasser Kalkstein (das gibt es in der Gegend auch zuhauf); die Kombination erwies sich in diesem Szenario als schlicht unbeherrschbar. Na, und da unten hat sich dann halt der Abschaum niedergelassen; dort schaut eh keiner nach...