Ich behaupte, der Unterschied zwischen Smartphone nicht auf dem Tisch/in der Tasche und in einem anderen Raum geht abseits von Laborbedingungen in den normalen Tagesformschwankungen unter.
Ich behaupte, es beeinflusst das Spiel.
Dass du in deinen Runden den Effekt höchstwahrscheinlich nicht robust nachweisen kannst … (du bräuchtest vergleichbare Messungen aus etwa 15 Spielrunden, um außerhalb von zwei Standardabweichung zu sein — also um einen Effekt von der Signifikanz einer 1 auf dem W20 zu bekommen — und schon die Messungen machen wir ja normalerweise nicht. Das wäre ein Effekt mit deutlich geringerer Signifikanz als im Experiment, aber ausreichend, um zu sagen, dass man das untersuchen sollte)
… bedeutet nicht, dass die Auswirkungen auf dein Spiel nicht spürbar sind, sondern nur, dass du den Effekt nicht sicher genug von den anderen Effekten unterscheiden kannst.
Du würdest vielleicht bemerken: „seit wir unsere Smartphones auf dem Tisch haben, ist das Spiel irgendwie flacher geworden“. Daraufhin könntest du entscheiden, dass da mal ein sauberes Experiment gemacht werden sollte, um zu prüfen, ob das wirklich an den Smartphones liegt, oder ob einfach die Arbeit stressiger wurde o.ä.. Das saubere Experiment haben nun schon andere gemacht, aber eine Wiederholung ist sicher sinnvoll (wenn auch mit viel Arbeit verbunden).
Spannend ist übrigens auch, dass Leute, die Smartphone-Abhängig sind, nicht schlechter abschneiden als andere — allerdings nur, wenn das Smartphone weg ist. Sie scheinen also keine permanente Aufmerksamkeitskapazität verloren zu haben, sondern haben nur einen situationsabhängigen Malus.
Allerdings /spiele/ ich mit dem Teil auch nicht rum.
Das ist ein wichtiger Unterschied: Für dich ist das Tablet vermutlich Teil des gemeinsamen Spiels — ein Werkzeug für den Spielabend — und nicht etwas, das dich mit Sachen außerhalb verbindet.
Ein SL der sich eine Deutungshoheit über die Gegenstände in meiner Tasche erträumt, bekommt ganz grundsätzlich nen (imaginären) Vogel gezeigt.
Es geht nicht um eine Deutungshoheit (die Ergebnisse sind eindeutig, mit einer Wahrscheinlichkeit von gerade mal 1% dass sie zufällig zustande gekommen sind und der Effekt doch nicht robust ist — das ist, was t-value <0.01 bedeutet).
Eher ist es was ähnliches, wie dass ich Leute bitten würde, sich beim Spielen nicht zu betrinken, weil dadurch für die anderen oft der Spielspaß leidet (mit dem Unterschied, dass ein unbenutztes Smartphone auf dem Tisch liegen zu haben anders als sich zu betrinken nicht einmal Spaß macht — oder?). Zumindest haben wir das in unseren Runden gemerkt, deswegen betrinken sich Leute nicht mehr. Wenn alle sich betrinken wollen (oder es aus anderen Gründen das Spiel nicht stört), ist das was anderes, aber hier geht es ja gerade darum, dass die Aufmerksamkeit durch das Smartphone auf dem Tisch statistisch signifikant leidet.
Das Symptom ist die geringere Aufmerksamkeit. Eine Ursache dafür ist das Smartphone in der Nähe. Wenn du mehr Aufmerksamkeit willst, ist es ein Schritt in die Richtung, der für niemanden besonderen Aufwand bedeutet, die Smartphones aus dem Raum zu nehmen.
Der wichtige Punkt ist, dass es den meisten Leuten nicht bewusst sein dürfte, dass ihre Aufmerksamkeit auch dann leidet, wenn sie das Smartphone nur in der Nähe haben, ohne es zu verwenden.
Symptombekämpfung wäre es, sich zu beklagen, dass Leute nicht aufpassen. Das ist zwar viel einfacher (es würde Diskussionen wie denen hier im Thread ausweichen), hilft aber nicht. Das Smartphone in einen anderen Raum zu legen (vermutlich reicht es schon, es außerhalb der direkten Armreichweite zu bringen, z.B. es in die Tasche in der Ecke zu legen) ist ein konkreter Weg, die Aufmerksamkeit zu erhöhen.
Eine weitere Ursache für geringere Aufmerksamkeit kann übrigens sein, dass jemand neben dir mit dem Smartphone rumspielt. Bei Computernutzung gibt es dazu ebenso Studien. Beispiel: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0360131512002254 ← wenn jemand während der Vorlesung neben dir twittert, kannst du selbst schlechter lernen.
Wenn es niemanden stört, dass jemand weniger aufmerksam ist als er oder sie sein könnte (ohne negative Folgen: Benutzt würde das Smartphone, wenn die Effekte hier wichtig werden, sowieso schon nicht), dann gibt es kein Problem. Wenn es aber Leute stört, dann sollte das in der Gruppe offen besprochen werden.
Manchmal ist die Diskussion auch zu kompliziert. Dann fragt man am besten auch nach den Kosten, nicht nur dem Nutzen. Deren Größenordnung entscheidet das doch schnell. Notdienst? Äh, ja. Weiter. Keine dringenden Gespräche oder sonstiger Kram? Einfach woanders hinlegen und gut, warum nicht? Doch dringende Gespräche? Äh, wie wärs du führst die statt hier tippeln am Tisch zu sitzen?
Dann bleiben halt die Grenzfälle über, wo das Handy Nutzen am Tisch hat, oder nur einmal kurz eine Interaktion geplant ist. Da muss man dann aushandeln, ob es das wert ist.
Genau das meine ich.
Hier geht es mir nur um den Fall, in dem das Smartphone sowieso nicht genutzt würde: Du könntest wahrscheinlich aufmerksamer sein, ohne dass es dich irgendetwas kosten würde.